Schloss Boyadel
Schloss Boyadel (polnisch Pałac w Bojadłach) befindet sich im polnischen Bojadła, nahe der historischen Grenze zwischen Brandenburg und Großpolen. Heute liegt das Schloss im Powiat Zielonogórski in der Woiwodschaft Lebus.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es war zeitweise im Besitz der Jesuiten aus Glogau. Um 1650 erwarb Adam Wenzel von Kottwitz den Ort, in dessen Familienbesitz dieser bis 1904 blieb. Im Jahr 1702 teilte dieser die Güter unter seinen Söhnen, wobei Adam Boyadel erhielt.[1] Letzterer ließ 1707 ein Barockschloss errichten, das 1720 sein Bruder David Heinrich erbte. Bei einem Brand wurde das Schloss 1731 fast völlig zerstört, woraufhin das heutige Barockschloss errichtet wurde.
Nach Verwüstungen des Siebenjährigen Krieges wurde das Schlossinnere im Stil des Rokoko neu stuckiert. Um 1894 gehörte das Anwesen mit den Gutsbezirken Boyadel, Kerne, Mesche und sieben gutsherrlichen Vorwerke dem Baron Leopold von Kottwitz, seit 1857 mit Anna von Oertzen-Roggow liiert.[2] Bevollmächtigter vor Ort war für den Gutsherrn der Amtsvorsteher, die Gutsverwaltung leiteten zwei Inspektoren.[3] Zwischendurch war der Besitz immer wieder in Pacht gegeben und wurde als Gut nicht direkt selbst betrieben.[4]
Nach 1904 war das Schloss in Besitz von Reinhard von Scheffer-Boyadel. Scheffer selbst war erst 1890 in Preußen nobilitiert und 1906 dort in den Freiherrenstand erhoben worden, gebunden an den Fideikommiss Boyadel und mit dem Namenszusatz von Scheffel-Boyadel. Der spätere General und Träger des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler und des Pour le Mérite war zweimal verheiratet, jeweils mit der Tochter eines Kommerzienrates. Aus erster Ehe stammte der Boyadel Erbe, Adolf von Scheffer (1886–1945), der mit seiner zweiten Frau in den letzten Kriegstagen in Berlin starb. Ihre Nachfahren lebten dann zumeist in Hessen.
1937 gehörten zum Herrensitz die Waldgüter Boyadel und Kern, das Vorwerk Alexanderhof, das Rentamt als Verwaltungseinheit, eine Ziegelei und eine Zementfabrik, Gesamtfläche 2690 ha. Die Brennerei, die Molkerei und einige Ländereien davon waren verpachtet.[5]
Nach Übernahme der Region durch polnische Kommunisten wurde das Schloss als Grundschule und als Ferienheim genutzt. Nach Privatisierung 1989 verfiel die Anlage. Heute kümmert sich die Stiftung Fundacja Pałac Bojadła[6] um die Restaurierung der Anlage, die u. a. als Museum genutzt werden soll.
Bauwerk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das zweigeschossige, dreiflügelige Schloss ist von einem Walmdach gedeckt. Mit dem cour d’honneur und zwei kubischen Wachhäusern mit Zwiebelhauben öffnet sich die Anlage zur Straße. Jenseits der Straße befindet sich der noch als barocke Anlage erkennbare Garten. Der Hauptbau des Schlosses hat einen Mittelrisalit, dessen Tympanon mit einer Inschriftkartusche ausgefüllt ist. Bemerkenswert sind das von ionischen Doppelpilastern gerahmte Hauptportal und die Fenster, die üppige Rokokostuckaturen tragen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kleine Kulturgeschichte der schlesischen Schlösser Band 1 Niederschlesien, Hrsg. Arne Franke, Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn, Görlitz 2015, S. 311–312. ISBN 978-3-87057-336-2.
- Hans Friedrich von Ehrenkrook, Jürgen von Flotow, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser B (Briefadel), Band II, Band 16 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1957, S. 418–420. ISSN 0435-2408
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Peter Maser: Hans Ernst von Kottwitz. In: Ostkirchenausschuss der Evangelischen Kirche in Deutschland (Hrsg.): Kirche im Osten. Studien zur osteuropäischen Kirchengeschichte und Kirchenkunde. Band 21. Studien zur Erwecksbewegung des frühen 19. Jahrhunderts in Schlesien und Berlin. Online-Res. Auflage. A. I. Die schlesischen Jahre (1757-1777), 1. Kindheit und Jugend. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1990, ISBN 3-525-56439-2, S. 12–13 (google.de [abgerufen am 28. November 2022]).
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. 1894. 44. Auflage. Kottwitz, II. Boyadeler Linie. Justus Perthes, Gotha 8. November 1893, S. 464–465 (google.de [abgerufen am 28. November 2022]).
- ↑ Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichnis der sämmtlichen Rittergüter und selbstständigen Guts-und Forstbezirke. 1894. In: GAB. 5. Auflage. Regierungsbezirk Niederschlesien, Kreis Grünberg. I. Selbstständige Gutsbezirke. Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau November 1894, S. 251–252 (google.de [abgerufen am 28. November 2022]).
- ↑ Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Liegnitz für das Jahr 1874. In: Öffentliche Bekanntmachungen. 64. Auflage. Wilh. Berens, Liegnitz 1874, S. 4–5 (google.de [abgerufen am 28. November 2022]).
- ↑ Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter sowie der größeren Landgüter der Provinzen Nieder- und Oberschlesien. 1937. In: GAB. 15. Reprint Klaus D. Becker Potsdam Auflage. Niederschlesien. Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis Grünberg. 2657. Boyadel. Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1937, ISBN 978-3-88372-245-0, S. 429 (google.de [abgerufen am 28. November 2022]).
- ↑ Stiftung Fundacja Pałac Bojadła. Abruf am 28. November 2022.
Koordinaten: 51° 57′ 15″ N, 15° 48′ 40,4″ O