Schloss Esterházy (Eisenstadt)
Das Schloss Esterházy ist ein Schloss in der burgenländischen Landeshauptstadt Eisenstadt. Es steht im Besitz der F. E. Familienprivatstiftung Eisenstadt.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An der Stelle des heutigen Schlosses stand eine gotische Burg, deren Ursprünge auf das 13. Jahrhundert zurückgehen. Es war im Besitz der Familie Gutk, die zahlreiche Güter in Westungarn besaß. Im Jahr 1364 wurde die Burg von der Familie Kanizsay erworben und großzügig ausgebaut. Aufgrund einer Erlaubnis des ungarischen Königs Ludwig des Großen baute die Familie um den ganzen Ort Eisenstadt eine Mauer, die Burg war dabei Teil der Stadtbefestigung.
Zwischen 1445 und 1464 kam die Burg mit der ganzen Stadt in den Besitz der niederösterreichischen Kammergutsadministration. Von dieser wurde die Burg vorerst nur verpfändet, weshalb keine Umbauten vorgenommen wurden. Der Versöhnung Kaisers Friedrich III. mit dem ungarischen König Mathias Corvinus zufolge kehrte die Stadt mit der Gesamtheit des damaligen Westungarns vorübergehend zum Königreich Ungarn zurück.
Im Jahre 1622 kam die Burg als Pfandleihe in die Verwaltung der Familie Esterházy – als Tauschobjekt nach dem Frieden von Nikolsburg, bei dem Nikolaus Graf Esterházy die Herrschaft Munkács (in der heutigen Ukraine) an Gábor Bethlen abtrat. 1649 kaufte Nikolaus’ Sohn Ladislaus die Burg von Ferdinand III.; seither steht das Areal in ununterbrochenem Eigentum der Esterházy. Da ihnen die Stadt Eisenstadt (innerhalb der Stadtmauern) nicht untertan war, sondern sich 1648 den Rang einer königlich-ungarischen Freistadt erkauft hatte, veranlasste die Familie Siedlungstätigkeit in geringer Entfernung westlich des Schlosses (Zunächst noch östlich des Schlosses siedelte sich im 18. Jahrhundert u. a. die jüdische Gemeinde an.).
Nach dem Tod Ladislaus’ ließ sein Bruder Paul I. die Burg zwischen 1663 bis 1672 zu einem Barockschloss umbauen, das 300 Jahre lang eine der Hauptresidenzen der bald in den Fürstenstand erhobenen Familie blieb. Mit der Planung wurde Carlo Martino Carlone beauftragt, Steinmetzarbeiten wurden an die Meister Hieronymus Bregno, Ambrosius Ferrethi und die Brüder Ambrosius und Giorgio Regondi aus Kaisersteinbruch vergeben. Der Umbau dauerte ungefähr zehn Jahre. Die später noch notwendigen Arbeiten kamen durch die Zweite Türkenbelagerung 1683 ins Stocken.
Im 18. Jahrhundert wurde das Schloss äußerlich nur wenig verändert. Die meisten Umbauten betrafen das Innere. Lieferungen von hartem Stein aus Kaisersteinbruch, dem „Kaiserstein“, erfolgten 1745/1746 für die steinerne Brückenkonstruktion über den Schlossgraben, 1761 von Meister Johann Michael Strickner für die neue Hauptstiege.[1][2] 1790–1794 wurden die gegenüber liegenden Stall- und Wachgebäude errichtet.
Unter Nikolaus II. wurde der Bau Anfang des 19. Jahrhunderts (1805–1815) von Karl Ehmann zu einem klassizistischen Schloss, nach Plänen des Architekten Charles de Moreau, umgebaut. Im Zuge dessen wurde der Wassergraben zugeschüttet. Allerdings mussten die Arbeiten wegen der Besetzung Eisenstadts durch die napoleonischen Truppen abgebrochen werden und konnten aufgrund der finanziellen Belastung der Esterházy durch den Krieg gegen die Franzosen nicht mehr weitergeführt werden. Deshalb besteht heute nur der Mittelteil der von Moreau mehr als doppelt so groß geplanten Fürstenresidenz. Ende des 19. Jahrhunderts wurden größere Renovierungsarbeiten durchgeführt, die aber am Erscheinungsbild nicht viel änderten.
Gegenwart
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde während der Besatzungszeit ein Teil der burgenländischen Landesregierung im Schloss untergebracht. Nach 1969 wurden Teile des Schlosses vom Land Burgenland gepachtet[3] und in einer landeseigenen Betriebsgesellschaft verwaltet. Diese Pacht, die umfangreiche Renovierungs- wie Adaptierungsarbeiten mit einschloss,[3] ging mit 31. Dezember 2009 zu Ende,[4] da das Land nicht bereit gewesen war, sich an den ambitionierten Ausbauplänen der Esterházyschen Stiftungen finanziell zu beteiligen.[5]
Bei der bis 2021 durchgeführten Sanierung der gesamten Dachlandschaft wurden in vier Abschnitten alle vier Türme, der Wendelgang samt Kaminen, Balustraden, Zieraufsätzen, Zwiebeldächern sowie Sonnen- und Turmuhr umfassend erneuert.[6][7] Bei der Sanierung wurde die Anwendung bestimmter historischer Putztechniken wieder aufgegriffen und die Wiederausbildung „verschwundener“ Gesimse oder die Rückführung der Portale auf ihre ursprüngliche, barocke, Lage umgesetzt.[8]
Der historische Festsaal des Schlosses (im 17. Jahrhundert als "Großer Saal" bezeichnet) ist seit der Mitte des 20. Jahrhunderts als Haydnsaal bekannt und wird oft als Konzertsaal verwendet. Joseph Haydn stand von 1761 bis 1803 als Hofmusiker, Kapellmeister und Komponist im Dienst am Fürstenhof der Esterházy. Darüber hinaus richtete er Werke für den Spielbetrieb in Schloss Esterházy (Fertöd) ein und leitete als Kapellmeister mehr als 1000 Aufführungen. Seit 2009 ist die Dauerausstellung „Haydn explosiv“, die dieser kunstvollen Epoche gewidmet ist, in der Sala Terrena des Schlosses in Eisenstadt zu besichtigen.[9]
Das Schloss Esterházy war ab 1986 auch Sitz des Vereins der Burgenländischen Haydn Festspiele, die von 1989 bis 2016 im Schloss stattgefunden haben.[10] Seit 2017 veranstalten die Esterhazy Betriebe mit HERBSTGOLD ein jährliches, im September stattfindendes Nachfolgerfestival der Haydn Festspiele, das mit einem Mix aus Jazz, Roma-, Balkan- und klassischer Musik sowie Kulinarik in Eisenstadt verstärkt junges Publikum ansprechen soll. Das Schloss Esterházy dient dabei zusammen mit der Orangerie im Schlossgarten als Schauplatz des Festivals. Im Fokus des musikalischen Ereignisses stehen zudem Werke von Haydn, Beethoven, Mozart und Schubert.[11][12][13] 2024 fand erstmals das Pianofestival "Keys to Heaven" statt.[14]
Neben wiederkehrenden kulturellen Veranstaltungen finden sich im Schloss Esterházy auch zahlreiche Ausstellungen, die von den Esterhazy-Betrieben geleitet werden. Das Ausstellungskonzept setzt auf umfassende Dauerausstellungen sowie zusätzlich wechselnde Jahresausstellungen. Die Themen reichen dabei von der 300-jährigen Baugeschichte des Schlosses, der Lebensweise der Esterházy-Fürsten und Melinda Esterházy sowie zur Lebensgeschichte von Josef Haydn. Im Untergeschoss befindet sich das größte Weinmuseum Österreichs, welches über 700 Exponate zeigt, darunter die älteste Baumpresse des Burgenlandes.[15]
Anlage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Schlosskomplex umfasst das Hauptgebäude mit Schlosskapelle und das ehemalige fürstliche Stall- und Hauptwachgebäude im Eingangsbereich (1793 nach Plänen des Architekten Johann Henrici vom fürstlichen Baumeister Joseph Ringer errichtet). Dort findet sich auch ein denkmalgeschütztes Portal und der Emerikusbrunnen (Ende des 19. Jahrhunderts).
Schlosspark Esterházy
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der zum Schloss Esterházy dazugehörige Schlosspark wurde im Jahr 1624 von Graf Nikolaus Esterházy angelegt und erstreckt sich über 50 Hektar Fläche.[16] Er zählt zu den bedeutendsten Landschaftsgärten des 19. Jahrhunderts[17] und steht wie auch das Schloss Esterházy seit 1925 unter Denkmalschutz.[16] Aufgrund der Blumenvielfalt sowie den Orangerie-Anlagen gilt der Schlosspark als Oase und grüne Lunge der Stadt. Der im östlichen Teil des Parks liegende Leopoldinentempel hat sich als beliebte Hochzeitslocation etabliert.[16] 1962 schloss die Stadt Eisenstadt mit dem Eigentümer Paul Esterházy einen Vertrag ab, womit ein großer Teil des Parks für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Durch den „Verein zur Pachtung, Erhaltung und Pflege des Esterhazy Schlossparks“ und den „Verein der Freunde des Eisenstädter Schlossparks“, der 1987 gegründet wurde, wurde seit 1996 der Schlosspark Esterházy regelmäßig renoviert und revitalisiert. Am 30. September 2021 ist der Pachtvertrag, der 1996 unterzeichnet wurde, zwischen der Stadt Eisenstadt und Esterházy allerdings ausgelaufen. Anstelle des „Verein zur Pachtung, Erhaltung und Pflege des Esterházy Schlossparks“ gründeten die Stadt Eisenstadt und die Esterházy Betriebe eine gemeinnützige Gesellschaft. Die Schlosspark GmbH regelt bis 2051 die Zusammenarbeit im Schlosspark wie dessen Erhalt und Weiterentwicklung. Der Schlosspark bleibt weiterhin öffentlich zugänglich.[17]
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 9. November 1962 brachte die Österreichische Post zu diesem Motiv eine Dauermarke der Briefmarkenserie Österreichische Baudenkmäler im Wert von 3,50 Schilling heraus.
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Haydnsaal im Schloss Esterházy
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Roter Salon
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Innenhof von Schloss Esterházy
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Ansicht der Rückseite vom Schlosspark aus
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Eingangsportal zum Schlossplatz
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Die ehemaligen Stallungen am Schlossplatz
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Orangerie Schlosspark Esterházy
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Leopoldinentempel im Schlosspark Esterházy
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]alphabetisch geordnet
- Cornelia Ehmke: Der Landschaftsgarten von Eisenstadt. In: Die Gartenkunst 6 (1/1994), S. 110–116.
- Géza Hajós: Der Schlosspark von Eisenstadt – Bemerkungen zur kunsthistorischen Bedeutung und zu denkmalpflegerischen Problemen. In: Die Gartenkunst 2 (1/1990), S. 99–106.
- Stefan Kalmár: Der Eisenstädter Schlosspark. In: Die Gartenkunst 16 (1/2004), S. 49–72.
- Brigitte Krizsanits: Kaufen, tauschen und tractieren. Der Eisenstädter Hofgärtner Anton Niermayer im fachlichen Austausch mit anderen Hofgärtnern. In: Die Gartenkunst 2020/2, S. 323–332.
- Milhály Möcsenyi: Dokumente im Ungarischen Staatsarchiv über den historischen Garten in Eisenstadt. In: Die Gartenkunst 2 (1/1990), S. 107–120.
- Franz Prost (Hrsg.): „Der Natur und Kunst gewidmet“: Der Esterházysche Landschaftsgarten in Eisenstadt. Böhlau, Wien 2001. ISBN 3-205-99211-3
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Homepage der Familie Esterházy
- Esterházy Betriebe GmbH
- Schloss Esterházy
- Eisenstadt – Schloss Esterházy. In: burgen-austria.com. Private Website von Martin Hammerl
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Fürstl. Esterházysches Familienarchiv Burg Forchtenstein, Rentamtsabrechnungen Herrschaft Eisenstadt (Josef Altenburger von St. Margerethen für das Steinmetzmuseum Kaisersteinbruch)
- ↑ Helmuth Furch, Kaiserstein in Palästen und Kirchen - Schloss Esterházy. In: Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch Nr. 9, Fronleichnam 1991, S. 3 f., ISBN 978-3-9504555-3-3.
- ↑ a b Esterházy-Schloß wird Kulturzentrum. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 1. Dezember 1970, S. 10, Mitte rechts.
- ↑ Auszug aus dem Schloss Esterházy. In: burgenland.orf.at, 24. November 2009, abgerufen am 21. Mai 2022.
- ↑ Schloss Esterházy: Differenzen über Sanierung. In: burgenland.orf.at, 18. März 2008, abgerufen am 21. Mai 2022, sowie
Schloss-Streit: Esterházy verwalten privat. In: oesterreich.orf.at, 31. März 2008, abgerufen am 21. Mai 2022. - ↑ Lifting für's Schlossdach. In: bvz.at. 22. August 2018, abgerufen am 14. März 2022.
- ↑ Schloss Esterhazy: Aufwendige Sanierung. In: orf.at. 14. Juli 2017, abgerufen am 21. Mai 2024.
- ↑ Schloss Esterházy: Start für umfassende Sanierung. In: bvz.at. 13. Juni 2017, abgerufen am 21. Mai 2024.
- ↑ Joseph Haydn am Hofe Esterházy. Abgerufen am 14. März 2022.
- ↑ Aus für Haydntage im Schloss bestätigt. In: burgenland.orf.at. Abgerufen am 14. März 2022.
- ↑ Esterhazy startet 2017 neues "Herbstgold-Festival" in Eisenstadt. In: derstandard.at. Abgerufen am 14. März 2022.
- ↑ 7500 Besucher bei erstem Herbstgold-Festival. In: bvz.at. Abgerufen am 14. März 2022.
- ↑ HERBSTGOLD - Festival in Eisenstadt. Schloss Esterhazy Management GmbH, abgerufen am 21. Mai 2024.
- ↑ Neues Festival "Keys to Heaven" mit Yogamatten im Barockschloss. In: derstandard.at. 19. März 2024, abgerufen am 30. April 2024 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Ausstellungen. In: esterhazy.at. Abgerufen am 14. März 2022.
- ↑ a b c Der Schlosspark in Eisenstadt. In: orf.at. 30. September 2020, abgerufen am 14. März 2022.
- ↑ a b Schlosspark: Eisenstadt und Esterhazy gründen GmbH. In: orf.at. 13. September 2021, abgerufen am 14. März 2022.
Koordinaten: 47° 50′ 46,3″ N, 16° 31′ 10″ O