Schloss Hainewalde

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Blick von Osten auf die Terrassen mit Haupteingang zum Neuen Schloss (2022)

Das Neue Schloss Hainewalde steht in der sächsischen Gemeinde Hainewalde. Es befindet sich in Besitz der Nachbargemeinde Großschönau. Der Hainewalder Schlossverein bemüht sich um den Erhalt und nachhaltige Nutzungskonzepte sowie die touristische Vermarktung des Gebäudes.

Historische Darstellung des Alten Schlosses (Torhaus, rechts) und des Neuen Schlosses (links), um 1840/50
Torhaus des Alten Schlosses
Blick vom Westen auf die Hauptzufahrt zum Neuen Schloss mit neuaufgesetzter Turmspitze (2022)
Neues Schloss, Südportal mit den Wappen der Familien von Kanitz und Kyaw

In unmittelbarer Nachbarschaft der heutigen Schlossanlage befand sich ein von einem Wassergraben umgebener Rittersitz, der 1392 als im Besitz von Nicolaus diclus de Warnsdorf erwähnt wurde.

Die alte Wasserburg wurde 1564 von Hans Ulrich von Nostitz durch ein Renaissanceschloss, das sogenannte Alte Schloss, ersetzt. Dabei handelte es sich um eine vierflügelige Anlage, die einen Innenhof umschloss. Die Fassade war reich mit illusionistisch wirkenden Dekorationen in Sgraffitotechnik versehen. Aufgrund Baufälligkeit wurde das Alte Schloss 1780 abgebrochen. Einzig der Flügel des Torhauses blieb erhalten und wurde bis 1857 als Gerichtsgebäude und Gefängnis genutzt. Er befindet sich in Privatbesitz und ist nicht öffentlich zugänglich (Stand 2014). Das Wappen über dem Portal erinnert an die Bauherrenfamilie von Nostitz.

Der königlich-preußische Kammerherr Samuel Friedrich von Kanitz ließ 1749 bis 1755 in Nachbarschaft des Alten Schlosses die heutige Schlossanlage (Neues Schloss) im Barockstil errichten. Bemerkenswert ist die Lage des Neuen Schlosses, das in den Talhang der Mandau erbaut wurde. Vom Talgrund führt eine Terrassenanlage mit fünf Absätzen zum Hauptgebäude des Schlosses. Das Hauptportal wird von toskanischen Säulen gestützt, der Schlussstein zeigt das Doppelwappen der Familien von Kanitz und von Kyaw. Zwei Seitenflügel bilden einen Vorhof zum Hauptgebäude. Auch der am Hang gelegene Schlossgarten war mit Gartenteich, Hecken, Mauern, Gärtnerei, Orangerie und mehreren Pavillons im barocken Stil gestaltet. Zum damaligen Zeitpunkt hatte das Schloss den Beinamen Sanssouci der Oberlausitz.

Im Jahre 1781 erhielt das Schloss aufgrund mehrfacher Blitzeinschläge, als eines der ersten Gebäude in der Oberlausitz, einen Blitzableiter.[1] Dieser ist auch noch auf der historischen Ansicht des Schlosses von 1840 ersichtlich. Grundbesitzer jener Zeit waren Ernst August Rudolf von Kyaw, Majoratsherr auf Hainewalde, Spitzkunnersdorf und Anteil Oderwitz, Amtshauptmann des Fürstentum Görlitz,[2] dann sein Sohn aus erster Ehe Ernst August Wilhelm von Kyaw (1770–1821). Ihm folgten in direkter genealogischer Linie[3] als Fideikommissherren Gustav von Kyaw sen. (1806–1882) und Gustav von Kyaw jun. (1830–1917), liiert mit Anna von Döring-Purschwitz.

1882/83 erfolgten umfangreiche Umgestaltungsarbeiten nach Plänen des Zittauer Architekten Hugo Müller, bei denen die barocken Formen weitgehend verloren gingen. Die Fassade erhielt eine Sgraffitobemalung.

1927 verkaufte Moritz Joachim Ernst von Kyaw (1865–1945), verheiratet mit Melitta[4] von Döring-Purschwitz, das Schloss samt dem 511 ha Gut[5] an die Gemeinde Großschönau. Vom 26. März bis 10. August 1933 diente das Schloss als Schutzhaftlager KZ Hainewalde und von 1933 bis 1945 als Wehrertüchtigungslager.

Bis 1972 fand noch eine Teilnutzung als Wohngebäude statt, von 1972 bis 2004 stand es leer. 2000 wurde der „Förderverein zur Erhaltung des Kanitz-Kyawschen Schlosses Hainewalde e. V.“ gegründet, durch den 2007 die Sanierung des Ostflügels begann.

2013 wurde im Schloss Hainewalde ein Teil des Films Grand Budapest Hotel gedreht.[6]

Während der schrittweisen Restaurierung des Schlosses wurde am 24. Juni 2020 die nach altem Vorbild neu gebaute Laterne auf das Gebäude aufgesetzt.[7][8] Die alte Turmhaube wurde etwa 23 Jahre zuvor abgenommen, da sie schief stand und einzubrechen drohte. An der Nordseite des Schlosses wurde am Anbau das Dach, das schon mal heruntergebrochen und zwischenzeitlich nur behelfsmäßig mit Blech abgedeckt war, erneuert. Die Sgraffitoarbeiten am Nordanbau wurden zum Teil komplett erneuert oder restauriert. Dabei wurden unter anderem die Fensterbögen, die Eckquarderung, Brüstungsornamente, die Spiegelflächen mit Rollwerk (Kartuschen) und 6 Wappen (je drei der Familie von Döringk und drei der Familie Kyaw) neu hergestellt oder restauriert. Der Putz des Schlosses wurde erneuert, die Fassade erhielt eine Fassung. Für die Sanierung investierte die Gemeinde 800.000 Euro, zu 90 Prozent Fördermittel.[9]

Sanierung Innenräume

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Auch die Innenräume wurden nach und saniert und können bei Schlossführungen zum Tag des offenen Denkmals besichtigt werden. Dabei werden die Innenräume möglichst in den historischen Zustand versetzt. Eine weitere Aufgabe ist die Erneuerung der elektrischen Anlage des Schlosses.[10] Die Decke des Jagdzimmers kann auch heute noch in dem originalen Zustand bewundert werden.[11] Im Grünen Saal, der seine Bezeichnung wegen der Ausstattung mit grünen Polstermöbeln erhalten hatte und für Festempfänge genutzt wurde,[12] wurde in der Zwischenzeit das Parkett wieder renoviert. Auch im linken Seitenflügel, wo die Baronin, die Tochter des Moritz Joachim Ernst von Kyaw[13] ihre Wohnräume hatte,[14] laufen derzeit Sanierungen für die Innenausstattung. Andere Räumlichkeiten, wie der Rittersaal im 3. Stockwerk,[15] sind für eine zukünftige Nutzung vorbereitet. Viele originale Schlossgegenstände, wie z. B. die originale Wetterfahne, die Kuppel oder Details von dem Blitzableiter aus dem Jahr 1781 werden innen bei Schlossführungen mit präsentiert. Von den Einrichtungsgegenständen sind so gut wie nichts mehr vorhanden, sie wurden durch Einrichtungen von Museen aus der Umgebung ergänzt.

Es werden regelmäßig Schlossführungen angeboten. Jährlich findet ein Schlossfest statt und der Schlossverein beteiligt sich am jährlichen Tag des offenen Denkmals. Außerdem wurde ein Schlosskalender und andere Erinnerungsstücke vom Schlossverein herausgegeben. Als zukünftige Benützung sind Ausstellungen, z. B. im Rittersaal oder im Grünen Salon, oder Konzertaufführungen im Grünen Salon gedacht.[16]

Der Schlosspark ist Mitglied des Gartenkulturpfades beiderseits der Neiße.[17] Dies verbessert die Möglichkeiten der Pflege (Parkseminare) und die Aussichten auf Förderung sowie die touristische Erschließung. Im Schlosspark finden gelegentlich Konzerte statt.[16] Zum Herrensitz gehört neben dem Park auch eine Erbbegräbnisstätte auf dem Friedhof.[18]

nach Autoren alphabetisch geordnet .

  • Lars-Arne Dannenberg, Matthias Donath: Schlösser in der südlichen Oberlausitz. in: Schlösser in der Oberlausitz, Band 2, Edition Sächsische Zeitung, Redaktion- und Verlags-Gesellschaft Elbland, Meißen 2008. DNB
  • Kirsten Krepelin, Thomas Thränert:
    • Die Hainewalder Schloss- und Gartenanlage. In: Die Gartenkunst 15 (2/2003), S. 355–374.
    • Schloss und Gartenanlage Hainewalde. Hrsg. Zittauer Geschichts- und Museumsverein e.V., G. Oettel, Görlitz 2010, ISBN 978-3-938583-54-8.
    • Schloss und Park Hainewalde. Der Herrschaftssitz als Denkmal. In: Lars-Arne Dannenberg, Kai Wenzel (Hg.): Zwischen mächtigen Fürsten. Der Adel in der Oberlausitz in vergleichender Perspektive (16. bis 19. Jahrhundert). G. Oettel, Görlitz/Zittau 2016, S. 176–206.
  • NN: Die südöstliche Oberlausitz mit Zittau und dem Zittauer Gebirge (= Werte der deutschen Heimat. Band 16). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1970.
  • Gustav Adolf Poenicke: Hainewalde. In: Markgrafenthum Oberlausitz. (= Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section.), Leipzig o. J. (1854–1861), Seite 89–90. (Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource).
Commons: Neues Schloss Hainewalde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften: Provinzialblätter, oder Sammlungen zur Geschichte Naturkunde, Moral und anderen Wissenschaften, Seite 388 ff., Leipzig und Dessau 1782.
  2. Alexander von Dachenhausen: Genealogisches Taschenbuch der Ritter- u. Adels-Geschlechter 1881. 6. Auflage. Kyaw, Stammfolge. Buschak & Irrgang, Brünn, Wien 1881, S. 359 ff. (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 6. März 2023]).
  3. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1904. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. K. In: "Der Gotha" GGT. 5. Auflage. Kyaw, Haus Hainewalde. Justus Perthes, Gotha 1903, S. 474 f. (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 6. März 2023]).
  4. Helene Michel: Zimmermädchen im Schloss Hainewalde. Meine Erinnerungen an das Leben auf dem Schloß Hainewalde. Dresden 2000.
  5. Ernst Ullrich, Ernst Seyfert: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band IX. 1925. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Güter und Wirtschaften im Freistaat Sachsen. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter und Güter bis zur Größe von ungefähr 15 ha herab mit Angabe der Gutseigenschaft, der Grundsteuereinheiten, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts, der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung der Ldw. K. des Freistaates Sachsen und anderer Behörden, nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben (Hrsg.): Standardwerk der Forst-und Landwirtschaft. 3. Auflage. Amtshauptmannschaft Zittau, Hainewalde. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1925, S. 64–65 (slub-dresden.de [abgerufen am 6. März 2023]).
  6. The Grand Budapest Hotel – Filming Locations. Internet Movie Database, abgerufen am 22. Mai 2015 (englisch).
  7. Endlich: Schloss Hainewalde wird gekrönt. In: Sächsische Zeitung. 16. Juni 2020 (saechsische.de [abgerufen am 9. Juli 2020]).
  8. Hainewalder Schloss ist wieder gekrönt. In: Sächsische Zeitung. 24. Juni 2020 (saechsische.de [abgerufen am 9. Juli 2020]).
  9. Jana Ulbrich: Schloss Hainewalde: Die Krönung beginnt. In: Sächsische Zeitung. 18. Oktober 2019 (kostenpflichtig online [abgerufen am 12. Januar 2020]).
  10. Anzeige über die Sanierung der Elektrik der Innenräume auf www.99funken.de
  11. Roland Zimmermann: Das Kanitz-Kyawsche Schloß zu Hainewalde. Förderverein zur Erhaltung des Kanitz-Kyawschen Schlosses e. V., Hainewalde 2006, S. 10.
  12. Roland Zimmermann: Das Kanitz-Kyawsche Schloß zu Hainewalde. Förderverein zur Erhaltung des Kanitz-Kyawschen Schlosses e. V., Hainewalde 2006, S. 11.
  13. Roland Zimmermann: Das Kanitz-Kyawsche Schloß zu Hainewalde. Förderverein zur Erhaltung des Kanitz-Kyawschen Schlosses e. V., Hainewalde 2006, S. 14.
  14. Roland Zimmermann: Das Kanitz-Kyawsche Schloß zu Hainewalde. Förderverein zur Erhaltung des Kanitz-Kyawschen Schlosses e. V., Hainewalde 2006, S. 9.
  15. Roland Zimmermann: Das Kanitz-Kyawsche Schloß zu Hainewalde. Förderverein zur Erhaltung des Kanitz-Kyawschen Schlosses e. V., Hainewalde 2006, S. 12.
  16. a b Internetseite des Fördervereins zur Erhaltung des Kanitz-Kyawschen Schlosses Hainewalde e. V. zu den Veranstaltungen im Schloss
  17. Homepage Gartenkulturpfad beiderseits der Neiße, Mitglieder und Kooperationspartner, abgerufen am 4. Juni 2018
  18. Kanitz-Kyaw'sche Gruft.

Koordinaten: 50° 54′ 54,7″ N, 14° 42′ 28,1″ O