Schloss Belvedere

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Schloss Belvedere
Oberes Belvedere

Oberes Belvedere

Staat Österreich
Ort Wien 3.
Entstehungszeit 1714–1716 (Unteres Belvedere);
1721–1723 (Oberes Belvedere)
Erhaltungszustand Erhalten
Ständische Stellung Hoher Adel
Geographische Lage 48° 12′ N, 16° 23′ OKoordinaten: 48° 11′ 36,2″ N, 16° 22′ 49,9″ O
Schloss Belvedere (Wien)
Schloss Belvedere (Wien)

Das Schloss Belvedere ([bɛlveˈdeːɐ̯] anhören/?;[1] von italienisch „schöne Aussicht“) in Wien ist eine von Johann Lucas von Hildebrandt (1668–1745) zwischen 1714 und 1723 für Prinz Eugen von Savoyen (1663–1736) erbaute Schlossanlage (seit 1850 im Bezirk Landstraße). Das Obere Belvedere und das Untere Belvedere (benannt aufgrund der Lage auf einem südlich der damaligen Stadt ansteigenden Hang) bilden mit der verbindenden Gartenanlage ein barockes Ensemble. Die beiden Schlossbauten beherbergen heute die Sammlungen des Belvederes (Österreichische Galerie Belvedere) und Räumlichkeiten für Wechselausstellungen. Am 15. Mai 1955 wurde im Oberen Belvedere der Österreichische Staatsvertrag unterzeichnet.

Unteres Belvedere

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Unteres Belvedere
Haupttor zum Unteren Belvedere; Zugang vom Rennweg

Prinz Eugen hatte sich, beginnend 1697, in der Himmelpfortgasse in der ummauerten Stadt Wien von Johann Bernhard Fischer von Erlach sein Stadtpalais errichten lassen. 1702 wurde Johann Lucas von Hildebrandt vom Bauherrn beauftragt, das Palais fertigzustellen.

Nachbarn und „Architektentausch“

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Das Winterpalais war erst teilweise fertiggestellt, als Prinz Eugen 1714 Hildebrandt beauftragte, für ihn nunmehr zusätzlich ein Gartenpalais außerhalb der ummauerten Stadt zu errichten. Der Prinz hatte dazu ab 1697, unmittelbar neben einem seiner militärpolitischen Gegner, Heinrich Franz von Mansfeld, ein Grundstück angekauft. Mansfeld ließ sich von Hildebrandt ein Palais errichten, dessen Rohbau bis 1704 fertiggestellt war. Graf Mansfeld verstarb 1715, ohne sein Palais fertiggestellt zu haben. Sein Areal wurde von 1717 bis 1728 zu Palais und Garten der Fürstenfamilie Schwarzenberg ausgebaut.

Fürst Schwarzenberg ließ diese Umgestaltung bzw. Fertigstellung nicht weiter von Hildebrandt betreuen, der nun für seinen Nachbarn Prinz Eugen tätig war, sondern beauftragte Eugens früheren Auftragnehmer Johann Bernhard Fischer von Erlach.

Sommerwohnsitz von Prinz Eugen

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Ein 1694–1697 errichtetes Lustgebäude, das Prinz Eugen mit dem Grundstück erworben hatte, wurde von Hildebrandt 1714–1716 zum Unteren Belvedere umgebaut. Prinz Eugen pflegte dann im Sommer hier zu wohnen (Baudetails siehe unten). Nach dem Tode des Prinzen kam das Schloss von seiner Erbin an das Kaiserhaus. 1806, als Napoleon I. in Tirol einzumarschieren drohte, wurde die so genannte Ambraser Sammlung der Habsburger aus Tirol im Unteren Belvedere untergebracht; 1890 wurde diese Sammlung zusammen mit anderen kaiserlichen Kunstsammlungen in das damals neu erbaute Kunsthistorische Museum Wien übertragen.

1903 begann mit der Unterbringung der Modernen Galerie, seit 1909 Österreichische Staatsgalerie, die durchgehende museale Nutzung, die nach dem Ersten Weltkrieg auch auf das Obere Belvedere erstreckt werden konnte. Sie wird von der Österreichischen Galerie Belvedere, einem Bundesmuseum, wahrgenommen.

Prinz Eugens letzte Tage und der Löwe im Belvedere

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Eugens letzte Tage und der Löwe im Belvedere, Franz Wacik, 1913

Hugo von Hofmannsthal schrieb:

„… der König von Frankreich, den er so oft besiegt hatte, verehrte ihm einen afrikanischen Löwen … endlich kamen drei Tage, wo der Löwe seinen Herrn nicht mehr sah, er verweigerte alles Fressen und lief unruhig im Käfig auf und nieder … gegen drei Uhr morgens stieß er ein solches Gebrüll aus, daß der Tierwärter hinauslief in die Menagerie um nachzusehen. Da sah er Lichter in allen Zimmern des Schlosses, zugleich hörte er in der Kapelle das Sterbeglöcklein und so wußte er, daß sein Herr, der große Prinz Eugen, zu eben dieser Stunde gestorben war.“

Prinz Eugen der edle Ritter, sein Leben in Bildern. Erzählt von Hugo von Hofmannsthal und Franz Wacik.[2]

Steinmetzaufträge erhielten die Meister Johann Georg Haresleben[3] und Elias Hügel aus Kaisersteinbruch.[4]

Das heute so genannte Untere Belvedere wurde bereits 1716 fertiggestellt. Nur ganz wenige Räume waren als Wohnräume geplant; den größten Platz nahmen die Orangerie und der Prunkstall ein.

Der Marmorsaal (nicht zu verwechseln mit dem auch so genannten Prunksaal im Oberen Belvedere) ist das Zentrum des Unteren Belvederes und diente ursprünglich dem repräsentativen Empfang von Gästen.

Das Deckengemälde von Martino Altomonte zeigt Prinz Eugen als jugendlichen Helden und als Apoll umringt von Musen. Im Westen schließt das Paradeschlafzimmer und im Osten das Tafelzimmer an. Das Deckengemälde des Paradeschlafzimmers ist ebenfalls von Altomonte, (Abend und Morgen), mit Scheinarchitektur von Marcantonio Chiarini und Gaetano Fanti. In einem westlichen Raum sind Groteskmalereien von Jonas Drentwett zu sehen.

2007 wurden die Orangerie (damals Pomeranzenbau mit verschiebbarem Dachstuhl) adaptiert und das Untere Belvedere umgebaut. Dort finden seither Sonderausstellungen der Österreichischen Galerie Belvedere statt.

Belvederegarten, rechts Kuppel der Salesianerkirche; im Hintergrund der Turm des Stephansdoms
Ansicht von Wien, vom Belvedere aus gesehen, der sogenannte „Canaletto-Blick“: dominant links Karlskirche, Mitte Stephansdom, rechts Salesianerkirche, um 1760 als der Garten öffentlich zugänglich wurde

Der Garten ist der älteste Teil der Anlage. Er wurde schon knapp nach dem Grundstückskauf um 1700 vom Le-Nôtre-Schüler Dominique Girard angelegt und war 1725 vollendet. Zum Gartenbau gehörte auch die wassertechnische Infrastruktur; Prinz Eugen hatte die Genehmigung erhalten, die kaiserliche Hofwasserleitung mitzubenützen und ließ zahlreiche Brunnen installieren. Die zwölf Brunnen wurden von 2005 bis 2010 restauriert, nachdem die Anlagen zwischen dem Oberen und Unteren Belvedere seit 1994 wegen hoher Wasserverluste nicht mehr betrieben werden konnten.[5]

Da das Obere Belvedere um etwa 23 Meter[5] höher liegt als das Untere, ist das Thema der Skulpturen der Aufstieg aus der Unterwelt in den Olymp. Zwischen den beiden Bereichen wurde eine Freitreppe gebaut. Der Garten ist in ein oberes, mittleres und unteres Parterre gegliedert. Seitlich des Unteren Belvederes liegt im Bereich der Orangerie der Kammergarten, der vom Rest des Gartens abgetrennt ist. In diesem Bereich wurde auf Anregung von Friedrich Carl Emil von der Lühe eine Abteilung ausschließlich „für die Pflanzen der österreichischen Monarchie“ angelegt. Diese stand unter der Leitung von Nicolaus Thomas Host (1761–1834); sie wurde schon 1827 als „etwas in Unordnung geraten“ beschrieben wurde.[6]

Belvedere in den 1920er (Heinrich Tomec)

Die Niveauunterschiede werden von zwei skulptural reich ausgestatteten Kaskadenbrunnen markiert. Der obere der beiden (Brunnen 4) wird als „Großer Kaskadenbrunnen“ oder auch nur als „Kaskadenbrunnen“ bezeichnet. Er besteht aus zwei Becken, die durch eine fünfstufige Kaskade verbunden sind. Der untere wird „Muschelbrunnen“ (Brunnen 7) genannt, da in seiner Mitte Tritonen ein muschelbesetztes Becken halten. In allen drei Parterren sowie im Kammergarten befinden sich jeweils zwei kleinere Brunnen mit Putti und Najaden, wobei die im oberen Parterre und im Kammergarten rund, die vier anderen regelmäßig gegliedert sind. Zu den zwölf Brunnenanlagen werden zudem noch der Wandbrunnen an der Orangerie (Brunnen 12) und das „Große Bassin“ (Brunnen 1, auch „Großer Teich“) südlich des Oberen Belvederes gezählt.[5]

Während das obere Parterre in seiner skulpturalen Ausstattung von Sphingen bestimmt ist, gibt es im unteren Parterre ein kompliziertes Programm. An den seitlichen Alleen befinden sich Statuen von acht Musen, während die neunte, Kalliope, gemeinsam mit Herkules dargestellt ist. Dazu kommen noch Allegorien des Feuers, des Wassers und eine Darstellung von Apoll und Daphne. Geschaffen wurden diese Statuen von Giovanni Stanetti.

Am Rand des mittleren Parterres befindet sich jeweils eine Rampe mit einer Balustrade, die von allegorischen Monatsdarstellungen in Form von Putti gesäumt wird. Sie wurden 1852 anstelle älterer Figuren geschaffen.

Östlich des Oberen Belvederes befinden sich die Reste der halbkreisförmigen Menagerie. In der halbrunden Mauer befinden sich sieben Götterstatuen in Nischen.

Seit 1780 ist die Anlage der Öffentlichkeit zugänglich. (In diesem Jahr übernahm Joseph II. nach dem Tod Maria Theresias die Alleinregentschaft in Österreich.) Nach den UNESCO-Weltkulturerbeauflagen wird die Gartenanlage unter beträchtlichem Mitteleinsatz sukzessive restauriert, ebenso die große Fontäne.

Eingang zum Alpengarten

Der Alpengarten beim Oberen Belvedere mit rund 2.500 m2 ist einer der ältesten Alpengärten in Europa und hat eine rund 150-jährige Geschichte. Die Sammlung, als Alpinum bezeichnet, geht auf Erzherzog Johann, den Bruder des Kaisers Franz II., zurück. Sie wurde ursprünglich 1803 im Schlosspark Schönbrunn gegründet. 1865 legte man das Alpinum mit dem Host’schen Garten (Flora Austriaca), eine Sammlung von Pflanzen aus den österreichischen Kronländern im ehemaligen Küchengarten des Belvedere, zusammen.[7][8] Mit Kriegsende 1918 kam der Belvederegarten in den Besitz der Republik Österreich; er wird seitdem von den Bundesgärten verwaltet. 1930 übernahm die Universität Wien den Host’schen Garten und gliederte ihn in den Botanischen Garten der Universität Wien ein. Der Alpengarten verblieb beim Belvederegarten und somit unter der Verwaltung der Bundesgärten.[7]

Oberes Belvedere

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Oberes Belvedere, vom Hauptteil des Gartens aus gesehen
Haupttor zum Oberen Belvedere mit Löwen, die das Wappen des Prinzen von Savoyen tragen; Zugang vom Landstraßer Gürtel

Das Obere Belvedere war ursprünglich nur als kleines Gebäude konzipiert, das den Garten optisch abschließen sollte. Nach weiteren Grundkäufen des Prinzen erweiterte Hildebrandt die Planung und baute es 1720–1723 im heutigen Umfang; der Abschluss der Bauarbeiten erfolgte 1725/1726. Der Prinz lebte weiterhin im Unteren Belvedere, während das Obere Belvedere der Repräsentation diente. Östlich des Oberen Belvederes wurde auch die Menagerie des Prinzen in einem halbkreisförmigen Areal (der Grundriss ist heute noch gut zu sehen) untergebracht, die nach Eugens Tod in den kaiserlichen Tiergarten Schönbrunn gelangte.

Die Alleinerbin des Prinzen, Anna Viktoria von Savoyen, seit 1738 verehelichte Prinzessin von Sachsen-Hildburghausen, ließ das gesamte Inventar und die Bibliothek versteigern, sodass heute nichts mehr an die ursprüngliche Ausstattung erinnert.

Nachdem das Obere Belvedere während des Zweiten Weltkriegs durch Luftangriffe beschädigt worden war, wurde es im März 1950 durch einen Brand in der Goldenen Kammer im Obergeschoss weiter beschädigt. Mehrere Prunksäle wurden zerstört und nie wieder aufgebaut.[9] Eines davon, der Spiegelsaal, war 1926 Gegenstand eines detaillierten Gemäldes des Künstlers Josef Pögl (1867–1956), das sich heute in einer Privatsammlung befindet.

Das obere Schloss wurde in Kommunikation mit der umgebenden Natur 1721 bis 1723 gebaut. Ursprünglich gab es auch viel mehr offene Säle und Galerien. Vor der südlichen Eingangsseite befindet sich ein Teich, in dem sich das Schloss spiegelt. Das Gebäude löst sich in mehrere Blöcke auf („Pavillonsystem“), dadurch erhält die Silhouette einen sehr bewegten Eindruck. Jeder dieser Blöcke ist mit einer eigenen Dachkonstruktion versehen, wodurch mancher Beobachter schon an „Türkenzelte“ erinnert wurde.

Atlanten in der Sala Terrena (2006)

Die Sala terrena im unteren Bereich war ursprünglich offen und als einheitlicher Saalraum konzipiert. Bald nach der Errichtung kam es zu baulichen Problemen, weshalb sie umgebaut und die Decke mit den heute noch existenten vier Atlanten abgestützt werden musste. Auch hier ist der Marmorsaal in der Beletage das Zentrum des Baus. Er ist mit einem zentralen Deckengemälde von Carlo Innocenzo Carlone ausgeschmückt, während die Scheinarchitektur dem Quadraturisten Marcantonio Chiarini zugeschrieben wird. Rundherum befanden sich Wohn- und Repräsentationsräume, in denen heute die Sammlungen „Barock“ sowie Jahrhundertwende (um 1900) und „Wiener Secession“ gezeigt werden. Hier waren auch Teile der legendären Bibliothek sowie der Gemäldesammlung des Prinzen Eugen untergebracht. In der Kapelle finden sich ebenfalls Fresken von Carlone, das Altarbild stammt von Francesco Solimena.

Bei den verwendeten Steinen handelt es sich um Sankt Margarethener Stein, Eggenburger Stein (heute als Zogelsdorfer Stein bezeichnet), festen Kaiserstein aus Kaisersteinbruch, Mannersdorfer Stein, oolithischer Kalkstein (Jura) von Savonnières in Lothringen, Adneter Kalkstein (Lienbacher Stein) und auch Kunstmarmor. In der Sala Terrena bestehen die Atlanten aus Zogelsdorfer Stein, die Sockel aus Kaiserstein.

Marmorsaal

Der Marmorsaal ist der größte und prachtvollste Raum des Oberen Belvederes. Sein Originalzustand, unter anderem mit einem Deckenfresko von Carlo Innocenzo Carlone, hat sich bis heute weitgehend erhalten.

Der Prunksaal (Marmorsaal) wird von Adneter Marmor (Lienbacher Stein) und auch von Kunstmarmor beherrscht. Hofsteinmetzmeister Elias Hügel leitete in Kaisersteinbruch die Arbeiten für diesen Auftrag, zum Gebäude kamen noch die Steinmetzarbeiten für die Brunnenanlagen mit der Kaskade im Garten hinzu. In Kameradschaft arbeiteten die Meister der Bruderschaft Johann Paul Schilck, Johann Baptist Kral, Simon Sasslaber, Joseph Winkler und Franz Trumler.

Prunkvolles Stiegenhaus mit Stufen aus Kaiserstein

Das prunkvolle Stiegenhaus aus Zogelsdorfer Stein weist eine reiche Dekoration von Laub- und Bandelwerk kombiniert mit Kartuschen und Emblemen auf. Die Stufen sind aus Kaiserstein mit intensiven blauen Einschlüssen, die Bodenplatten beim Mittelabsatz sind aus Mannersdorfer Stein und die Putten aus Savonnières-Kalkstein. Diese sind mit (Theodor) Friedl bezeichnet, einem Bildhauer des 19. Jahrhunderts. Bemerkenswert ist, dass diese Stiege nach beiden Seiten hin offen war. Erst 1904, beim Umbau zur Residenz von Thronfolger Franz Ferdinand,[10] erhielt sie eine Abschließung in Form verglaster Türen und Fenster.[11]

Nutzungen nach Prinz Eugen

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Anna Viktoria verkaufte das gesamte Belvedereareal 1752 an Kaiserin Maria Theresia, Herrscherin der Habsburgermonarchie von 1740 bis 1780. Sie übertrug den ursprünglichen Privatkauf 1754 dem k.k. Ärar, also dem Staatsvermögen, behielt aber ihrer Familie die Entscheidung über die Nutzung vor (Hofärar). Maria Theresias Sohn Joseph II., damals Mitregent, ließ 1775–1777 die bis dahin in der Stallburg verwahrte kaiserliche Gemäldegalerie in das Obere Belvedere transferieren. Seit 1890 befindet sie sich im damals neu erbauten Kunsthistorischen Museum. Das Hofärar, darunter das Belvedere, ging am 12. November 1918 in das Eigentum der an diesem Tag ausgerufenen Republik über.

Thronfolger Franz Ferdinand

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Nach vierjährigem Leerstand residierte und arbeitete hier zuletzt 1894–1914, nach seiner mit großem Gefolge unternommenen Weltreise, vom Kaiser mit diesem Sitz versehen, Erzherzog Franz Ferdinand, seit 1896 Thronfolger, der 1914 ermordet wurde. Im April 1894 stellte Franz Ferdinand über 18.000 ethnographische Objekte seiner Weltreise im Belvedere aus. Der zur Disposition des Allerhöchsten Oberbefehls gestellte Thronfolger und General unterhielt im Unteren Belvedere von 1899 an seine Militärkanzlei, die ihren offiziellen Höhepunkt erlebte, als Franz Ferdinand 1913 von Franz Joseph I. zum Generalinspektor der gesamten bewaffneten Macht ernannt wurde. Im letzten Lebensjahrzehnt von Kaiser Franz Joseph I. empfanden hohe Staatsfunktionäre das Belvedere Franz Ferdinands als Nebenregierung,[12] die nicht außer Acht gelassen werden durfte, da der Thronfolger als sehr kritischer Geist bekannt war und sehr schroff sein konnte. Die Mitglieder dieser Militärkanzlei waren mit der Vorbereitung der zukünftigen Regierung des Thronfolgers beschäftigt. Da diese Offiziere nicht immer der Gesinnung von Kaiser Franz Joseph I. folgten, gab es Anlass zu Kritik. Die Treue des Thronfolgers seinem Onkel gegenüber in Zweifel zu ziehen konnte jedoch nicht belegt werden.[13]

Von seiner Heirat, 1900, an lebte der Thronfolger mit seiner nicht ebenbürtigen Frau, Fürstin Sophie von Hohenberg, seit 1909 Herzogin, und den 1901, 1902 und 1904 geborenen Kindern Sophie, Max und Ernst im Oberen Belvedere, wenn sich die Familie nicht im eigenen Schloss Konopischt in Böhmen aufhielt. Franz Ferdinand genoss das Familienleben, da zu Hause das ihn und seine Frau rangmäßig trennende Hofzeremoniell keinen Einfluss hatte.[14]

Nach der Ermordung der Eltern in Sarajewo mussten die Kinder das Belvedere verlassen. Vom 30. November bis 5. Dezember 1914 wurde die Inventur der Verlassenschaft durchgeführt. Der neue Thronfolger, Erzherzog Karl Franz Joseph, stellte keine Ansprüche bezüglich des Schlosses. Erst 1917 zog Erzherzog Maximilian Eugen, der Bruder Kaiser Karls, mit seiner Familie ein.[15] Im Zuge dessen wurden sämtliche im Belvedere verbliebenen privaten Gegenstände der Familie Franz Ferdinands in ihr Schloss Artstetten gebracht und dort provisorisch deponiert. Deshalb sind sie 1918 / 1919 nicht, wie sämtliche Bestände in Franz Ferdinands Schloss Konopischt in Böhmen, der Enteignung zum Opfer gefallen und stellen einen Großteil des Fundusses des heutigen Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museums dar.[16]

Da der Komponist Anton Bruckner in seinen letzten Lebensjahren mit Gehbehinderungen zu kämpfen hatte und keine Treppen steigen konnte, ermöglichte ihm Kaiser Franz Joseph I. 1895, eine Wohnung im Belvedere zu beziehen. Es handelte sich um Räume im ebenerdigen Kustodentrakt südlich des Oberen Belvederes, dem so genannten Kustodenstöckl in der Prinz-Eugen-Straße 27. Bruckner starb hier am 11. Oktober 1896.[17]

Dienstwohnung der Diktatur

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Der diktatorisch regierende Bundeskanzler des „Ständestaats“, Kurt Schuschnigg, wohnte bis 1938 in einer Dienstwohnung im Oberen Belvedere, nach dem „Anschluss“ an NS-Deutschland im März 1938 unter Hausarrest, von der Gestapo überwacht, bevor er verhaftet wurde.

Nutzung während der NS-Diktatur

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Während des nationalsozialistischen Regimes blieb ab dem 22. März 1938[18] die Moderne Galerie mit den Kunstwerken des 20. Jahrhunderts geschlossen. Die dort ausgestellten Kunstwerke wurden deponiert, wodurch der Bestand an sogenannten „entarteten“ Werken unangetastet blieb. Die Galerie des 19. Jahrhunderts und das Barockmuseum blieben zunächst geöffnet und wurden erst 1944 geschlossen, um die dortigen wertvollen Kunstsammlungen zu schützen. Das NS-Regime nutzte das Obere Belvedere für Konferenzen wie das Wiener Diktat vom 2. November 1938 und 30. August 1940 und Empfänge.

Österreichische Galerie Belvedere

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Das republikanische Österreich nützt(e) das Obere Belvedere für seine Österreichische Galerie Belvedere. Bis heute ist das Schloss Hauptgebäude dieses Bundesmuseums, das 2013 bis 2017 um die Prunkräume im Stadt- bzw. Winterpalais erweitert war. Das Museum bezeichnet sich kurz als Belvedere.

Staatsvertrag 1955

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Die Unterzeichnung des Staatsvertrags, der Österreich 1955 frei von Besatzungsmächten und anderen Souveränitätseinschränkungen machte, fand am 15. Mai 1955 im Marmorsaal des Oberen Belvederes statt. Der Wochenschaubericht von der riesigen Menschenmenge, die im Belvederegarten auf das Erscheinen der Vertragsunterzeichner auf dem Balkon des Schlosses wartete und in Jubel ausbrach, als Außenminister Leopold Figl den unterzeichneten Vertrag in die Höhe hob, zählt zu den Ikonen der österreichischen Zeitgeschichte. Figls berühmte Worte „Österreich ist frei!“ fielen allerdings nicht auf dem Balkon, auf dem keine Lautsprecheranlage vorhanden war, sondern zuvor unmittelbar nach der Leistung der Unterschriften im Marmorsaal.

Neues Stadtviertel

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Aufgrund des hohen Bekanntheitsgrades des Belvederes wird ein dem Belvedereareal südwestlich benachbartes neues Stadtviertel, dessen Bau um 2010 begann, als Quartier Belvedere bezeichnet. Es befindet sich um den 2012 teilweise und 2015 voll in Betrieb genommenen neuen Wiener Hauptbahnhof im 10. Wiener Gemeindebezirk. Die frühere S-Bahn-Station Südbahnhof wurde am 9. Dezember 2012 in Haltestelle Wien Quartier Belvedere umbenannt.

Das Schloss und die Gärten wurden auch als Filmkulisse verwendet:

alphabetisch geordnet

  • Maria Auböck, Ingrid Gregor: Das Belvedere. Der Garten des Prinzen Eugen in Wien. Holzhausen 2004, ISBN 3-85493-070-4.
  • Hans Aurenhammer, Gertrude Aurenhammer: Das Belvedere in Wien. Bauwerk, Menschen, Geschichte. ISBN 3-7031-0222-5.
  • Helmuth Furch: Steinkundliche Begehung mit Andreas Rohatsch, TU Wien, Ingenieurgeologie, Belvedere, usw. In: Mitteilungen des Museums- und Kulturvereins Kaisersteinbruch. Nr. 54, Juni 1999, S. 21–33.
  • Helmuth Furch: Kaiserstein in Wiener Bauten, 300 Beispiele. In: Mitteilungen des Museums- und Kulturvereins Kaisersteinbruch. Nr. 59, Dezember 2000.
  • Claudia Gröschel: Ausländische Thiere und frembde Gewächse. Menagerie und Orangerie des Prinzen Eugen von Savoyen in seinem Sommerpalais am Rennweg in Wien. In: Die Gartenkunst. Jahrgang 20, Nr. 2, 2008, ISSN 0935-0519, S. 335–354.
  • Heiko Laß, Maja Schmidt: Belvedere und Dornburg. Imhof, Petersberg 1999, ISBN 3-932526-45-7.
  • Helmut Nemec: Belvedere. Schloss und Park des Prinzen Eugen. ISBN 3-210-24871-0.
  • Ulrike Seeger, Gerbert Frodl: Das Sommerpalais des Prinzen Eugen Belvedere. Brandstätter, Wien 2007, ISBN 3-902510-97-8.
  • Ulrike Seeger: Stadtpalais und Belvedere des Prinzen Eugen. Entstehung, Gestalt, Funktion und Bedeutung. Böhlau, Wien 2004, ISBN 978-3-205-77190-6, doi:10.26530/oapen_574810.
  • Stefan Schmidt: Parkpflegewerk Belvedere-Garten in Wien. In: Die Gartenkunst. Jahrgang 4, Nr. 2, 1992, ISSN 0935-0519, S. 168–186.
  • Peter Stephan: Das Obere Belvedere in Wien. Architektonisches Konzept und Ikonographie. Das Schloss des Prinzen Eugen als Abbild seines Selbstverständnisses. Böhlau, Wien 2010, ISBN 978-3-205-77785-4.
  • Peter Stephan: Prinz Eugens „Wunderwürdiges Kriegs- und Siegslager“. Das Obere Belvedere in seiner ursprünglichen Gestalt. Freiburg 2000 (PDF; 12,4 MB).
  • Prinz Eugen und sein Belvedere. Mitteilungen der Österreichischen Galerie (Sonderheft), Wien 1963.
Commons: Schloss Belvedere – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. trotz Herkunft aus dem Italienischen, wo das e gesprochen wird, lokale italienische bzw. traditionelle österreichische Aussprache ohne Schluss-e durch französischen Einfluss; vgl. BMBF: Österreichisches Wörterbuch. Österreichischer Bundesverlag, 42. Auflage, Wien 2012, ISBN 978-3-209-06884-2, S. 106.
  2. Prinz Eugen der edle Ritter, sein Leben in Bildern. Erzählt von Hugo von Hofmannsthal und Franz Wacik. Verlag Seidel und Sohn, Wien 1913.
  3. Helmuth Furch: In: Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch.
    Die Familie Haresleben. Nr. 3, 1990, S. 6–13.
    Hans Georg Haresleben, Heiligenkreuzer Untertan und Steinmetzmeister in Steinbruch. Nr. 36, 1995, S. 10–40.
  4. Andreas Rohatsch: Leithakalk aus Kaisersteinbruch, Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse. Verwendungsbeispiele Schloss Neugebäude, Unteres Belvedere. In: Elfriede Iby (Hrsg.) Schloss Schönbrunn: Zur frühen Baugeschichte (= Wissenschaftliche Reihe Schönbrunn, Bd. 2). 1996, S. 41.
  5. a b c Generalsanierung der Brunnenanlagen. (PDF) Burghauptmannschaft Österreich, abgerufen am 6. April 2014.
  6. Joseph August Schultes: Donau-Fahrten: Handbuch für Reisende auf der Donau. 2. Doll, 1827 (google.com [abgerufen am 26. Oktober 2022]).
  7. a b Alpengarten, Österreichische Bundesgärten. Abgerufen am 26. Oktober 2022.
  8. Belvedere Museum Wien | Alpengarten. Abgerufen am 26. Oktober 2022.
  9. Erwin Hainisch: Baugedanken des Oberen Belvedere-Schlosses in Wien. Rohrer, Wien 1954, S. 205-211, 27.
  10. Verwaltungsarchiv, Stadterweiterungsfonds.
  11. Peter Tölzer: Scalalogia Schriften zur internationalen Treppenforschung, Treppen in Wien. 1990, S. 102.
  12. Friedrich Weissensteiner: Franz Ferdinand. Der verhinderte Herrscher. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1983, ISBN 3-215-04828-0, S. 158.
  13. Archiv Schloss Artstetten / Belvedere / Militärkanzlei / Korrespondenz + ident Aussagen des Thronfolgers und Pläne
  14. Weissensteiner: Franz Ferdinand. Der verhinderte Herrscher. 1983, S. 147/148.
  15. Wladimir Aichelburg: Der Thronfolger und die Architektur. Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este als Bauherr. (anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museum, Artstetten erschienen) Neuer Wiss.-Verlag, Wien / Graz 2003, ISBN 3-7083-0125-0, S. ?.
  16. Gründung 1982 durch den Franzosen Graf Romée de La Poëze d’Harambure mit Hilfe des Historikers Wladimir Aichelburg betreffend das private Leben in Schloss Belvedere. Orag, ISBN 3-7015-0010-X.
  17. Sterbehaus von Anton Bruckner, 1926. In: timelineimages (Bilderforum der SZ), abgerufen am 23. September 2018.
  18. ANNO, Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 1938-03-22, Seite 14. Abgerufen am 7. September 2024.
  19. Museums-Check: Belvedere Wien. In: Fernsehserien.de. Abgerufen am 12. November 2020.