Schmied
Schmied ist die Berufs- und Handwerksbezeichnung für Personen, die Metall durch Schmieden (Freiform- oder Gesenkschmieden) bearbeiten. Schmiede können in handwerklichen oder industriellen Unternehmen arbeiten. Das Schmieden gehört zum Fertigungsverfahren der Umformtechnik. Die Werkstatt eines handwerklich tätigen Schmieds ist die Schmiede.
Berufsbeschreibung (Deutschland)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch heute ist eine Ausbildung in diesem Handwerk möglich. Allerdings hat sich die Bezeichnung des ehemals Kunstschmied genannten Berufs geändert. Heute heißt der Ausbildungsberuf Metallbauer, Fachrichtung Metallgestaltung. Dennoch bezeichnen sich – aus dem kulturellen Selbstverständnis heraus – die neu ausgebildeten jungen „Metallbauer“ häufig selbst als Schmied, Kunstschmied oder Metallgestalter.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schmied ist ein seit der Bronzezeit praktiziertes Handwerk. Den Schmieden haftet seit dem Altertum immer etwas Magisches und Mystisches an. Siehe hierzu: Schmied in der Kultur.
Schmiede wurden vor allem als Waffenschmied, Werkzeug- und Gerätehersteller geschätzt und gesucht. Gute Schmiede warben sich die Territorialherren auch gegenseitig ab. Im ländlichen Raum war der Schmied noch im späten 20. Jahrhundert ein unverzichtbarer Handwerker mit breitem Spektrum, zum Beispiel als Beschlagschmied für Wagen und Ackergeräte, als Hufschmied, Kunstschmied, Schlosser und Werkzeughersteller. Eine Spezialisierung gab es schon früh, besonders in den Städten mit ihren Zünften und in bestimmten ländlichen Regionen (z. B. Remscheid, Solingen, Schmalkalden, im Sauerland, im Siegerland und im Lahn-Dill-Gebiet). Dort etablierten sich Spezialisten wie Waffenschmiede, Messerschmiede, Nagelschmiede, Harnischmacher und Kupferschmiede. Daraus entwickelten sich alsbald bedeutende Manufakturen.
Das Schmiedehandwerk lebt neben der guten Ausbildung vor allem von der eigenen Praxis; das ist seit dem Beginn der Eisenherstellung durch das Volk der Hethiter vor etwa 3800 Jahren und in Mitteleuropa seit der Eisenzeit vor etwa 2800 Jahren so geblieben. Der Berufserfahrung, die sich an der Qualität der Werkstücke zeigte, kam eine besondere Bedeutung zu. In früheren Zeiten war die Bedeutung der Haltbarkeit und Zuverlässigkeit viel größer als heute, was den Einsatz von Gebrauchsgegenständen ebenso wie Waffen und unterschiedlichen Werkzeugen angeht. Erschwernisse wie schwankende Rohstoffqualität und fehlendes metallurgisches Fachwissen (worüber wir heute verfügen) konnten meist durch Erfahrung ausgeglichen werden.
Als der Handel immer größere Gebiete bediente, spezialisierten sich Schmiedemeister. Mit Gründung von Manufakturen verfeinerte sich die Spezialisierung immer weiter. Ein Schmied erledigte dort in vielen Fällen nur noch wenige Handgriffe. Die damit erlernte Routine erlaubte zwar eine gleichbleibende Qualität, ging aber auf Kosten der handwerklichen Breite. Dass Schmiedemeister nicht mehr selbständig arbeiteten, ist ein Phänomen der Industrialisierung. Schmiede hatten sich bei einem Brand gemäß Anordnungen zur Brandverhütung des 18. Jahrhunderts im Kurfürstentum Trier und in weiteren Kurfürstentümern des Heiligen Römischen Reiches mit ihrem Werkzeug zur Brandstelle zu begeben, um dort fachmännisch zu helfen.[1]
Einzelne Regionen erlangten aufgrund ihrer Schmiedeerzeugnisse weltweit Bekanntheit, so ab dem frühen Mittelalter im Vorderen Orient mit Damaskus als berühmtem Zentrum oder ab dem Spätmittelalter im deutschen Raum die Stadt Solingen mit Blankwaffen und Messern. In Frankreich waren das vor allem Thiers und Nogent, in England Sheffield, das lange mit Solingen konkurrierte. Bis weit ins 19. Jahrhundert fertigten Messerschmiede in relativ kleinen Betrieben ihre Schneidwaren. Solingen ist ein Paradebeispiel für die Manufakturfertigung. Es gab dort noch im 20. Jahrhundert für jeden einzelnen Arbeitsgang einen eigenen Handwerksberuf mit Meistern und Gesellen. Die Spezialisierung der Ausbildungsberufe wurde mit abnehmender Zahl der Auszubildenden mehrfach reduziert.
Dennoch gibt es nach wie vor Schmiede im nationalen und internationalen Raum, die neben fundiertem historischem Fachwissen wie Treiben, Feuerschweißen, Spalten, Lochen[2] oder auch Stilkunde die modernen Techniken der Metallbearbeitung beherrschen. Ein guter Schmied stellt somit in Bezug zur kreativen Metallgestaltung heute – wie früher – fast ein Universalgenie dar.
Spezialisierungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]nach Material und Objektart
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nach Fertigung und Objektsart
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nach Umfeld
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Historische Abbildungen aus dem 16. Jahrhundert von Jost Amman
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Schmied
Mythen und Legenden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mythos – Hephaistos, Ilmarinen, Vulcanus, Ucuetis, Tubal-Kain, Teljawelik, Kothar, Reginn, Kaveh Ahangar
- Sagen – Wieland der Schmied, Der Schmied von Kochel
- Volksmärchen – Der Schmied von Jüterbog
- Legenden – Wehrhafter Schmied, Pythagoras in der Schmiede
- Schutzpatron – Eligius
Berühmte Schmiede
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Schmiedemuseen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Beckedorfer Schmiedemuseum – kleines Schmiedemuseum mit voll funktionsfähiger Schmiede mit Esse, Blasebalg und historischen Werkzeugen in der 1812 gegründeten „Wildhackschen Waldschmiede“
- Deutsches Schmiedemuseum im LWL-Freilichtmuseum Hagen in Hagen, Nordrhein-Westfalen
- Tobiashammer in Ohrdruf, Thüringen – historische Hammerschmiede mit fünf Fallhämmern sowie Ausstellung zeitgenössischer Metallplastik und jährlichem Schmiede-Symposium
- Toggenburger Schmiede- und Werkzeugmuseum Bazenheid, Schweiz
- Burg Helfštýn in Tschechien – einzigartiges Museum künstlerischer Schmiedekunst des 20. und 21. Jahrhunderts und Ausstellung moderner Metallplastik
- Schmiedemuseum in Warschau
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Faber (Familienname)
- Schmieden
- Schmiedehammer, Amboss
- Eisenschwamm (oder auch Luppen)
- „Hefaiston“ (das größte internationale Treffen der zeitgenössischen Kunstschmiede in Europa, jährlich zum letzten Wochenende im August, in Tschechien)
- Ring der Europäischen Schmiedestädte
- Bergschmied
- Schmidt (vom Beruf zum Nachnamen)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hermann Hundeshagen: Der Schmied am Amboss. Ein praktisches Lehrbuch für alle Schmiede. Volk und Wissen, Berlin (DDR) 1957; Nachdruck: Manuela Kinzel Verlag, Göppingen 2019, ISBN 978-3-95544-120-3.
- Walter Melzer (Hrsg.): Schmiedehandwerk in Mittelalter und Neuzeit. Beiträge des 6. Kolloquiums des Arbeitskreises zur archäologischen Erforschung des mittelalterlichen Handwerks. (=Soester Beiträge zur Archäologie, Band 5) Westfälische Verlagsbuchhandlung Mocker & Jahn, Soest 2004, ISBN 3-87902-304-2 ((PDF; 9,9 MB))
- Hanno Trurnit: Eierstock & Winkler oder „… solange es heiß ist“. Geschichte(n) bayerischer Schmiedefamilien. Trurnit & Partner, Ottobrunn 2012, ISBN 978-3-9813382-1-8.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- „Der Schmied“ (1992), Filmdokumentation über das alte Schmiedehandwerk und Alfred Habermann, Film ist über die Medienstelle ausleihbar.
- Schmieden von Forstwerkzeugen mit Federhammer und Schwanzhammer. Der Schmied Johann Feiner bei der Herstellung von Schrägsappeln 1976.
- Fachzeitschrift „HEPHAISTOS“ zum Schmieden und Metallgestaltung
- Eisenbibliothek (Schweiz), online abrufbar
- Museum in der Alten Schmiede Groß Neuendorf auf Facebook
- Toggenburger Schmiede- und Werkzeugmuseum Bazenheid
- Hammerschmiede Burghausen (nachweislich seit 1465)
- Museum Geiserschmiede Bühlertal mit Videos, Bildern und Texten über den Schmiedeberuf und die Werkstatteinrichtung
- Das Europäische Zentrum für zeitgemäße Metallgestaltung e. V.
Einzelnachweise und Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Franz-Josef Sehr: Brandschutz im Heimatgebiet vor 300 Jahren. In: Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg (Hrsg.): Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2022. Limburg 2021, ISBN 3-927006-59-9, S. 223–228.
- ↑ Hermann Hundeshagen: Der Schmied am Amboß. Ein praktisches Lehrbuch für alle Schmiede. Abb. und Erläuterung „Lochen mit Lochdorn“ siehe S. 121, ISBN 3-88746-430-3 (Vorschau in der Google-Buchsuche, abgerufen am 19. Oktober 2015)
- ↑ Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1881), Bd. VII (1889), Sp. 8, Z. 23., Online-Ausgabe abgerufen am 27. März 2021
vgl. auch Wilhelm Wackernagel: Ueber den Ursprung und die Entwickelung der Sprache. Academische Festrede, gehalten am 8. November 1866, bei der Jahresfeier der Universität Basel. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Beiträge zur deutschen Alterthumskunde und Kunstgeschichte. Leipzig 1872, S. 50, Anm. 114 (bei Google Books)