Schnefler

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Ziehmesser

Schnefler ist die Schwarzwälder Bezeichnung für ein Handwerk bei dem vornehmlich mit dem Ziehmesser auf einem Schneidstuhl Holz zu Geräten, Werkzeugen und anderen Gebrauchsgegenständen verarbeitet wurde. Mit dem Aufkommen industrieller Fertigung solcher Gebrauchsgegenstände mit anderen Werkstoffen entwickelte sich der Schnefler mehr zum Schnitzer und zum Produzenten von Holzspielzeug und kunstgewerblichen Erzeugnissen.

Die Berufsbezeichnung Schnefler leitet sich von schneflen, schnefeln oder schnipfeln ab. In Abgrenzung zum Schnitzer war der Schnefler ein Holzwarenfertiger, der hauptsächlich mit dem Ziehmesser arbeitete. Aus der Spezialisierung auf bestimmte Produkte ergaben sich im Schwarzwald und in anderen Regionen weitere Berufsbezeichnungen (z. B. Löffelschnitzer). Der Schnitzer benötigte kunsthandwerkliche Fähigkeiten um mit Schnitzmessern feinere und eher dekorative Werke zu fertigen. Durch Weiterentwicklung des Schnefler-Handwerks wurde die Abgrenzung unschärfer.

Schnefler-Produkte

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Ursprüngliche Produkte waren einfache „Alltagsgegenstände aus Holz: Bürsten, Schachteln, Fässer, Schindeln, Löffel, Mausefallen, Hobel oder Blasebälge.“[1]

„Aus den einstigen Schneflergewerben hat sich ein leistungsstarkes holzverarbeitendes Handwerk in Bernau entwickelt. Gefertigt werden Holzspielzeug, kunstgewerbliche Erzeugnisse, Schnitzereien, Haushaltsgeräte, Schwarzwald-Möbel, Zulieferteile für die Möbelindustrie und sogar Massivholz-Häuser.“[2]

Der Ausdruck schneflen findet sich erstmals in Hochfürstlich Reichs-Stift-St. Blasische Forst- und Wald-Ordnung von 1766 des Klosters St. Blasien.[3]

Die Holzwarenfabrikation der Schnefler hatte ihren Schwerpunkt in den badischen Bezirksämtern Schönau, St. Blasien und Säckingen.[4] Hier wiederum war Menzenschwand (im 18. Jahrhundert) und im 19. Jahrhundert Bernau das Zentrum der Schneflerei.[5] Ende des 19. Jahrhunderts zeichnete sich, dass durch die industrielle Produktion von Gebrauchsgegenständen unter Verwendung neuerer Werkstoffe die bisherige Holzwarenfabrikation künftig der bäuerlichen Bevölkerung des Hochschwarzwaldes keinen ausreichenden Zusatzverdienst mehr bringen würde. Ein solcher Zusatzverdienst war bei den kargen Böden, die nur Viehwirtschaft zuließen, notwendig. Zu Beginn der 1890er-Jahre wurde in Bernau eine Schnitzereischule gegründet um die Entwicklung zu höherwertigen Produkten zu fördern.

Am 7. Februar 1898 gründeten die Bernauer Schnefler die Holz-Rohstoff-Magazin- und Absatzgenossenschaft Bernau um ihre wirtschaftliche Not zu lindern, die aus ihrer bisherigen Abhängigkeit von Händlern resultierte.[6]

1977 wurde in Bernau das Holzschneflermuseum Resenhof eingerichtet und auch das Heimethus Todtmoos präsentiert das Schnefler-Handwerk.

  • Heinrich Bernheim: IX. Die Hausindustrien des südlichen Schwarzwaldes. A. Die Holzverarbeitungsindustrie (Schneflerei) im Bernauthale. In: Verein für Socialpolitik (Hrsg.): Hausindustrie und Heimarbeit in Deutschland und Österreich: Erster Band: Süddeutschland und Schlesien, Leipzig 1899, Duncker und Humblot reprints, 2014, S. 359–384 Google Digitalisat
  • Johann Baptist Trenkle: Geschichte der Schwarzwälder Industrie von ihrer frühesten Zeit bis auf unsere Tage. § 53 Die Schnefler. Aelteste Industrie des Schwarzwaldes. Karlsruhe : Braun'sche Hofbuchhandlung., 1874, S. 192–193 Google-Digitalisat und S. 285 Google-Digitalisat

Einzelnachweise

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  1. Eintrag Schwarzwälder Holzschneflermuseum Resenhof auf www.schwarzwald-tourismus.info
  2. Schönes aus Holz: Bernauer Schnitzer, Drechsler und Handwerker auf www.bernau-schwarzwald.de; abgerufen am 4. Oktober 2024.
  3. Martin Gerbert (Hrsg.), Benediktinerabtei Sankt Blasien (Hrsg.): Hochfürstl. Reichs-Stift-St. Blasische Forst- und Wald-Ordnung: (Gegeben in Unserem Reichs-Stift St. Blasien den 25. Hornung 1766) — Sankt Blasien, 1766 (VD18 14298791), S. 4, Nr. 15 Digitalisat der UB Heidelberg
  4. Johann Baptist Trenkle: Geschichte der Schwarzwälder Industrie von ihrer frühesten Zeit bis auf unsere Tage. Karlsruhe : Braun'sche Hofbuchhandlung., 1874, S. 285 Google-Digitalisat
  5. Siehe Bernheim S. 362 Google-Digitalisat
  6. Siehe Bernheim S. 376 Google-Digitalisat