Schrae
Die Alte Schrae (gesprochen: Schrah, das e ist ein Dehnungs-e), Name des Alten Stadtbuches, ist eine Hauptquelle zur Stadtrechtsgeschichte der Stadt Soest und damit eine wichtige Quelle zum deutschen Stadtrecht überhaupt.
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1315 gab die Stadt Soest einem Maler den Auftrag, das Buch der Nichtsnutze anzufertigen. Jedem sollte eindringlich vor Augen geführt werden, welche drastischen Strafen ihm drohen, wenn er sich nicht an Recht und Ordnung hält.[1]
Die um 1350 begonnene Schrae ergänzt die ursprünglichen Soester Rechtsaufzeichnungen der Alten Kuhhaut (ca. von 1226) und der Neuen Kuhhaut (nach 1281), letztere beiden benannt nach dem ursprünglichen Trägerstoff der Aufzeichnung.
Eine weitere bedeutende Rechtsquelle der Stadt Soest ist das berühmte Acht- und Schwurbuch der Stadt, das Nequambuch (Nequam = lat. „Nichtsnutz“, Buch zwischen 1315 und 1421), in dem Missetaten und ihre anschließende Bestrafung anschaulich illustriert sind, darunter auch die heute vielleicht kurios anmutende Wippstrafe.
Die ersten Rechtsbücher aus dem Soester Stadtarchiv inklusive der Schrae wurden bereits 1749/1755 von T.G.G. Emminghaus, Professor in Jena, herausgegeben.[2]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Um 1160 entwickelte sich aus dem Soester Stadtrecht das Lübische Recht.
- Die Nowgoroder Schra ist die mittelalterliche Ordnung des Peterhof, eines von vier Kontoren der Hanse.
- Zur Wortherkunft von Schrae siehe hier.
Belege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Soest und die Hanse von Hans Rudolf Hartung ISBN 3-924966-06-0 S. 27
- ↑ Quelle: Hubertus Schwartz: Die Straßennamen der Stadt Soest, Stand 1. April 1966, Soest 1966, S. 23
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Emminghaus, Theodor Georg Wilhelm: Memorabilia Susatensia quibus origo fata iudicia magistratus privilegia pacta statuta mandata ordinationes politicae ac iudiciales recessus iurisdictionales aliaque inclutae reipublicae Susatensis notabiliora hactenus partim inedita ad illustrandam iurisprudentiam Germanicam recensentur variisque observationibus ac documentis declarantur. Jena 1748, S. 137–245 (nbn-resolving.org [abgerufen am 9. September 2022]).
- Thomas Schöne: Das Soester Stadtrecht vom 12. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts. Zugleich ein Beitrag zur Entwicklung deutscher Stadtrechte im hohen und späten Mittelalter (= Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte. Bd. 34). Bonifatius, Paderborn 1998, ISBN 3-89710-016-9 (Zugleich: Bonn, Univ., Diss., 1996).
- Wilhelm Kohl (Hrsg.): Das Soester Nequambuch (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen. Bd. 14). Neuausgabe des Acht- und Schwurbuchs der Stadt Soest. Wiesbaden 1980, ISBN 3-88226-089-0.
- Walter Wilkes (Hrsg.): Die Miniaturen des Soester Nequambuches von 1315. Mit stadtgeschichtlichen Erläuterungen von Gerhard Köhn. Technische Hochschule, Darmstadt 1976.
- Anne-Luise Stech: Die Soester Stadtrechtsfamilie. Göttingen 1965 (Göttingen, Univ., Diss., 1964).
- Klaus Welt: Das alte Soester Stadtrecht in seinem Verhältnis zum Kölner Recht. Kramer, Münster 1960 (Münster, Univ., Diss., 1960).
- Die alte Soester Schrae. In: Johann Suibert Seibertz: Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogthums Westfalen. Band 2: 1300 bis 1400 (= Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogthums Westfalen. Bd. 3). Ritter, Arnsberg 1843, S. 387–417.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Besprechung des oben genannten Buchs von Thomas Schöne
- Seite zur Gerichtsgeschichte in Soest mit Abbildungen aus dem Nequambuch
- Die stadtrechtliche Verflechtung Westfalens, Karte beim Internetportal Westf. Geschichte, LWL
- Seite der Stadt Soest mit Bildbeispiel zum Nequambuch ( vom 2. April 2009 im Internet Archive)