Schulz-Knaudt
Blechwalzwerk Schulz Knaudt Actien-Gesellschaft | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 19. Dezember 1855[1] |
Auflösung | 18. Mai 1914 |
Auflösungsgrund | Fusion mit den Mannesmannröhren-Werken |
Sitz | Essen, Deutschland |
Leitung | Carl Julius Schulz, Adolf Knaudt |
Mitarbeiterzahl | 1150 (im Jahr 1906)[2] |
Branche | Puddlings- und Blechwalzwerk |
Schulz-Knaudt war ein deutsches Unternehmen, das 1855 unter dem Namen Puddlings- und Blechwalzwerk Schulz, Knaudt & Cie. in Essen gegründet und 1889 als Blechwalzwerk Schulz Knaudt Actien-Gesellschaft zur Aktiengesellschaft umgewandelt wurde; es ging 1914 durch Fusion auf die Mannesmannröhren-Werke AG über.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ursprünglichen, ab 1856 errichteten Produktionsanlagen befanden sich in Essen im heutigen Ostviertel nahe der Innenstadt zwischen der Berne-, der Varnhorst-, der Steeler Straße und der Trasse der Bergisch-Märkischen Eisenbahn, auf dem Gebiet links und rechts der damals noch nicht existierenden Hollestraße. 1909 wurde ein neues Werk in Duisburg-Huckingen am Rhein in Betrieb genommen und die Anlagen in Essen aufgegeben.
Das Unternehmen wurde am 19. Dezember 1855 von dem Kaufmann Carl Julius Schulz und dem Ingenieur Adolf Knaudt in Essen mit einem Kapital von 60.000 Talern gegründet.[3] Mit zwei Puddelöfen begann die Herstellung von Schweißeisen, das in Form von Schmiedestücken an Maschinenfabriken geliefert wurde. Das Unternehmen machte sich besonders durch technische Neuerungen im Kesselbau einen Namen. 1866 war es das erste Werk, das die Fertigung nur gezogener Kesselböden mittels Maschinen einführte.[4] Adolf Knaudt führte die Wassergas-Pressschweißung ein. Am 21. März 1879 wurde mit der Produktion von Metall-Wellrohren begonnen, so dass man 1895 die Fertigstellung des 25.000. Wellrohres feierte.[1] Im Jahr 1883 waren im Durchschnitt 648 Personen im Essener Werk beschäftigt.[5]
Am 1. Mai 1889 veröffentlichte die Firma Schulz Knaudt, dass die Ehefrauen der beiden inzwischen gestorbenen Firmengründer jeweils 30.000 Mark zur Bildung der nun so genannten Carl-Adolf-Stiftung zur Verfügung stellten. Diese Stiftung sollte Mitarbeitern und deren Angehörigen Unterstützung in der Not bieten.[6]
Nach dem Tod der Gründer erfolgte 1889 die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft.[7] Da das Werksgelände in Essen nicht ausreichte, wurde 1907 ein 136 Hektar großes Gelände in der damaligen Honnschaft Huckingen (im heutigen Duisburger Stadtteil Hüttenheim) vom Grafen Spee erworben.[8] Am 1. Oktober 1909 nahm das neue Werk seinen Betrieb auf.[9] In Hüttenheim wurden von 1910 bis 1912 ein Siemens-Martin-Stahlwerk, ein Grobblechwalzwerk und ein Rohr- und Bodenwerk (Kesselböden) gebaut. Zu dieser Zeit gab es dort etwa 1000 Beschäftigte.[10] Dazu wurde die heute unter Denkmalschutz stehende Arbeitersiedlung Hüttenheim zwischen 1911 und 1939 in vier Bauabschnitten errichtet.[11] Als Zugeständnis an die damalige Gemeinde Mündelheim wurden auch Schulen gebaut.[10]
Am 4. April 1913 wurde mit dem Abbruch des Essener Werks begonnen.[12] Als letztes folgte am 1. April 1914 der Abriss des höchsten Kamins, für das ein neues Verfahren angewandt wurde. Mit einer Dampfspritze der Feuerwehr wurde der Kamin von außen mit einer ätzenden Flüssigkeit besprüht, die den Mörtel vollständig auflöste. Dadurch erhielten die Steine eine neuwertiges Aussehen und konnten, da es durch das langsame Zusammenfallen des Kamins wenig Bruch gab, wieder verwendet werden.[13] Teile des freigewordenen Grundstücks wurden zur Erweiterung der Bahnanlagen des Essener Hauptbahnhofs mit Rangier- und Wagenaufstellplatz genutzt. Dazu war eine erheblich Geländeaufschüttung notwendig. Am 29. April 1914 nahm die Eisenbahn hier auch eine neue Gasanstalt in Betrieb.[14]
Am 18. Mai 1914 erfolgte mit einer Beschlussfassung auf der Hauptversammlung beider Werke die Fusion mit der Mannesmannröhren-Werke AG[15], denn Schulz-Knaudt brauchte Kapital von Mannesmann zur Erweiterung des Werks. So wurde das Huckinger Werk innerhalb des Konzerns als Abteilung Schulz-Knaudt geführt. Heute befinden sich hier die Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Horst A. Wessel: Die Entwicklung des Huckinger Hüttenwerkes, in: Bürgerverein Duisburg-Huckingen e. V. (Hrsg.): Huckinger Heimatbuch, Geschichte und Geschichten, Band I, 2., erweiterte Auflage, Duisburg 2009, S. 119–184.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Gedenkblatt zur Fertigstellung des 25.000. Wellrohres; Blechwalzwerk Schulz Knaudt AG, Essen, 22. Oktober 1895 (im Stadtarchiv Essen)
- ↑ Essener Volkszeitung vom 18. Juli 1907
- ↑ Adolf Knaudt und die fabrikmäßige Herstellung von Böden, Wellrohren und sonstigen Blechteilen für Dampfkessel. In: Beiträge zur Geschichte der Technik und Industrie. Jahrbuch des Vereins Deutscher Ingenieure. Band 1, 1909, S. 74.
- ↑ Tony Kellen: Die Industriestadt Essen in Wort und Bild. Geschichte und Beschreibung der Stadt Essen. Zugleich ein Führer durch Essen und Umgebung. Essen Ruhr 1902, Druck und Verlag von Fredebeul & Koenen, S. 103–104 (online)
- ↑ Essener Volkszeitung vom 24. September 1884
- ↑ Essener Volkszeitung vom 2. Mai 1889
- ↑ Das Werk Huckingen. Mannesmann-Hüttenwerke AG, Duisburg ca. 1970.
- ↑ Stadt Duisburg (Hrsg.): Denkmal Siedlung Hüttenheim. Duisburg 2010, S. 9 ff. (PDF ( des vom 1. Mai 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , 3,4 MB).
- ↑ Günter von Roden: Geschichte der Stadt Duisburg – Die Ortsteile von den Anfängen, Die Gesamtstadt seit 1905. Duisburg 1974, S. 320f.
- ↑ a b Schulz & Knaudt legten die Wurzeln; In: Neue Ruhr Zeitung vom 15. April 2009
- ↑ KuLaDig: Denkmalbereich „Siedlung Schulz-Knaudt-Straße“
- ↑ Essener Volkszeitung vom 4. April 1913
- ↑ Der Abbruch des Schulz-Knaudtschen Werkes; In: Essener Volkszeitung vom 1. April 1914
- ↑ Essener Volkszeitung vom 30. April 1914
- ↑ Essener Volkszeitung vom 25. April 1914
Koordinaten: 51° 27′ 14,2″ N, 7° 1′ 9,9″ O