Sebastian II. Grabner zu Rosenburg

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Sebastian II. Grabner zu Rosenburg und Pottenbrunn (* im 16. Jahrhundert; † 1610[1]), auch Sebastian von Grabner oder Sebastian Grabner der Jüngere war ein Adeliger des Erzherzogtums Österreich unter der Enns. Während der Reformation war Grabner einer der führenden Protestanten des Landes, Deputierter der Stände sowie Unterzeichner des Horner Bundes. Zwischen den Jahren 1593 und 1597 baute er die Rosenburg zum prächtigen Renaissanceschloss um,[1] und war auch für den Umbau von Schloss Pottenbrunn verantwortlich. Die Grabner zählten im Laufe des 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts zu den reichsten und angesehensten Familien Österreichs,[2] und zu den bestimmenden protestantischen Adelsfamilien des Landes.[3] Grabner war Herr von Rosenburg, Pottenbrunn, Siebenbrunn, Judenau, Schlickendorf in Niederösterreich sowie von Joslowitz in Mähren.

Sebastian Grabner war der Sohn von Leopold Grabner zu Rosenburg aus der Zweiten Niederösterreichischen Linie der Grabner zu Rosenburg der weitverzweigten Herren von Graben und der Freiin Ehrentraud von Königsberg. Die unter anderem mit den Herrschaften Rosenburg, Zagging und Pottenbrunn ausgestattete Familie Grabner stand aufgrund ihrer aktiven Förderung des Protestantismus in Opposition zu den Habsburgern.[4]

Sebastian Grabner ehelichte in erster Ehe mit Johanna von Polheim (* 14. 6. 1561, † 15. 6. 1593), Tochter von Maximilian von Polheim und Wartenberg (* 1525, † 20. 4. 1570) und Judith von Weißpriach († 5. 11. 1578). Die Familie Polheim war mit den bedeutendsten Familien der Habsburgermonarchie und darüber hinaus verwandt. Johanna entstammte via ihrer Großmutter Elisabeth Gräfin von Öttingen (* 1503) dem Haus Öttingen, und mittels ihrer Urgroßmutter Johanna von Borsselen, Gräfin von der Veer (* 1476; † 1509) den Geschlechtern Borsselen und Bourbon-Montpensier, letztere Abkömmlinge von König Ludwig dem Heiligen von Frankreich. Ihre Schwager entstammten den Geschlechtern Althann, Abensberg-Traun und Salm. Sebastian Grabner und Johanna von Polheim hatten vier Kinder:

Aus seiner zweiten Ehe mit Margaretha (Marusch) von Zelking wurden ihm keine Nachkommen geboren. Nach Grabners Tod versuchte sie das Exekutionsverfahren über die mit hohen Schulden belegte Herrschaft Pottenbrunn durch Ansuchen an das Verordeten Kollegium einzustellen.[9]

Nach dem Tod seines Vaters erbte Sebastian Grabner dessen bedeutenden Grundbesitz in Niederösterreich und Mähren, namentlich die Herrschaften Rosenburg, Pottenbrunn, Siebenbrunn, Judenau und Schlickendorf resp. Joslowitz.[2][4] Zwischen 1593 und 1597 baute er um die immense Summe von 50.000 Gulden[10] die Rosenburg von einer gotischen Burganlage zum heutigen Renaissanceschloss mit 13 Türmen um, dass unter ihm zu einem Zentrum des Protestantismus in Österreich wurde. In einer eigens auf der Burg eingerichteten Druckerei wurde protestantische Literatur gedruckt.[11] Eine Steintafel auf der Rosenburg, mit den Wappen der Grabner und deren Verwandten umrandet, erinnert an den Umbau:

„Anno MDLXXXXIII (1598) nach unseres Erlösers und Seligmachers Jesu Christi Geburt hat dieses uralte Schloss Rosenburg am grossen Kamp meistentheils von Neuem erbaut und renoviert der Edel und Gestreng Herr Herr Sebastian Grabner zu Rosenburg und Pottenbrunn auf Siebenbrunn Fürstlich Durchlauchtigkeit Erzherzog Mathias von Österreich Fuerschneider und Frau Johanna Grabnerin, eine geborene Freyn von Polheims und Wartenberg sein ehlich Gemahl.“[12]

Die Wappen neben der Inschrift der Steintafel zeigen die des Sebastian Grabner und seiner Frau Johanna (rechts [heraldisch] das Grabnerische und links das Pollheim—Wartenbergische). Um diese herum gruppieren sich die Wappen der mit den Grabnern verbundenen Adelsgeschlechter: das der Grabner selbst, Königsberg, Enenkel, Polheim, Teufel, Weißpriach, Öttingen und Langew;[13] gemeint ist das Geschlecht der Lónyay mittels Barbara Lónyay (* 1505), Obersthofmeisterin, die mit Johann von Weißpriach verehelicht war.

Sebastian Grabner war auch für die entscheidenden Umbauten von Schloss Pottenbrunn verantwortlich, als er um 1600 die Vorburg zum zweiflügeligen Wohnschloss ausgebauten ließ. 1593 wurde er als Vorschneider von Erzherzog Matthias, dem nachmaligen Kaiser, genannt.[14] 1608 gehörte er gemeinsam mit seinem Sohn Johann Leopold zu den Unterzeichnern des Horner Bundes. 1609 und 1610 war er Deputierter der evangelischen Stände Niederösterreichs, saß im Ausschuss der von ihnen geforderten Religionsfreiheit und stand dadurch auch in diplomatischen Verhandlungen mit Kaiser Matthias.[2] 1604 musste Grabner die Rosenburg aufgrund hoher Schulden, die er in den Umbau zum prachtvollen Renaissanceschloss gesteckt hatte, an Hans Jörger zu Tollet verkaufen.[2]

  • 1590 wird Sebastian Grabner als Besitzer von 57 Häusern und der Ortsobrigkeit für Zellerndorf erwähnt, des Weiteren von 13 Häusern in Watzelsdorf und 14 Häusern sowie der Ortsobrigkeit in Dietmannsdorf. 1604 überlässt er das Amt einem Albrecht Hoffmann zu Unternalb, der alles wiederum 1605 an Ludwig von Starhemberg verkauft.
  • Sebastian Grabner wurde fälschlicherweise auch als Sebastian Grabmayr erwähnt.[15]

Die Daten zu diesem Artikel wurden aus der Von Graben Forschung von Matthias Laurenz Gräff übernommen.[16]

  • Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking. Eine Spurensuche. Melk 2016.

Einzelnachweise

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  1. a b Notizenblatt: Beilage zum Archiv für Kunde Österreichischer Geschichtsquellen. Band 4, S. 349 (books.google.at).
  2. a b c d e Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste. Band 77, Leipzig 1864, S. 220–222 (books.google.at).
  3. Pottenbrunn in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
  4. a b Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking. 2016, S. 458.
  5. Gabriel Bucelinus: Germania topo-chrono-stemmato-graphica sacra et profana opera … Band 3, 1671, S. 310 (books.google.at).
  6. Friedrich Schiller: Geschichte von Württemberg bis zum Jahr 1740. S. 7 (books.google.at).
  7. Historisches und genealogisches Adelsbuch des Königreichs Württemberg. 1, S. 14 (books.google.at).
  8. Burg Rappottenstein atf.at.
  9. Franz Karl Wißgrill: Schauplatz des landsässigen Nieder-Oesterreichischen Adels vom …. Band 3, S. 371 (books.google.at).
  10. Rosenburg (Rosenburg-Mold) in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
  11. Gustav Reingrabner: „Als man um die Religion stritt …“ Reformation und katholische Erneuerung im Waldviertel 1500–1660. Ausstellung im Höbarthmuseum der Stadt Horn. Horn 2000.
  12. Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich. Redigiert von Dr. Anton Mayer. XXVI. Jahrgang 1892, S. 65.
  13. Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich. Redigiert von Dr. Anton Mayer. XXVI. Jahrgang 1892, S. 66.
  14. Adolph Schmidl: Reisehandbuch durch das Erzherzogthum Oesterreich mit Salzburg. S. 167 (books.google.at).
  15. Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst. Band 4, 1847, S. 281.
  16. Von Graben Forschung