Sebastian Kurtz

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Sebastian Kurtz, latinisiert Sebastianus Curtius, (* 1. September 1576 in Windsheim; † 28. Oktober 1659 in Nürnberg) war ein deutscher Rechenmeister in Nürnberg.

Kurtz kam um 1590 nach Nürnberg und war ein Schüler des Rechenmeisters Wirsing. Er war Buchhalter in Nürnberg bei einem Kaufmann, 1594 ein Jahr beim Stadtschreiber von Frankenthal beschäftigt und 1594 ein Jahr mit dem Solmschen Regiment auf einem Feldzug in Frankreich als Schreiber. 1597 war er wieder in Windsheim und gründete dort eine Schule und ab 1603 eine Schreib- und Rechenschule in Nürnberg nahe der Fleischbrücke. Er war mit seiner Schule und als Rechenmeister in Nürnberg sehr erfolgreich und blieb in der Stadt den Rest seines Lebens (außer eine kurze Zeit 1611). 1643 wurde er in den Größeren Rat der Stadt aufgenommen. 1614 stand er den Rechenmeistern von Nürnberg vor. Nach seinem Tod übernahm sein Schwiegersohn Ulrich Hoffmann (1610–1682) die Schule.

Er stand mit Briefwechsel mit dem Rechenmeister Johann Faulhaber aus Ulm. Er konnte Niederländisch (was er in seiner Zeit im Solmschen Regiment erlernte) und übersetzte niederländische Werke zur Landvermessung von Johan Sems und Jan Pieterszoon Dou ins Deutsche (erschienen in Amsterdam 1616) und er übersetzte auch ein Geometrie-Buch (Hondert geometrische questien met hare solutien) von Sybrandt Hansz. Cardinael (1578–1647, auch Sybrand Hansen), das 1617 in Amsterdam in Deutsch erschien.[1]

Von ihm stammen mehrere Bücher über Rechenkunst, Landvermessen und Geometrie. Er gab auch eine Euklid-Ausgabe heraus und das Rechenbuch von Adam Riese. Da er kein Latein konnte beauftragte er Gelehrte mit der Übersetzung von lateinischen mathematischen Werken. Er trug zur weiteren Verbreitung der Kenntnis von Dezimalbrüchen in Deutschland bei. Er verbesserte auch selbst Instrumente.

Er war zweimal verheiratet (in zweiter Ehe mit Ursula Schrödel, Heirat 1641 oder 1642) und hatte mehrere Kinder.

  • Johann Gabriel Doppelmayr: Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern, Nürnberg: Peter Conrad Monath 1730, S. 168–170, Digitalisat.
  • Kurt Hawlitschek: Sebastian Kurz (1576–1659). Rechenmeister und Visitator der deutschen Schulen in Nürnberg, in: Rainer Gebhardt (Hrsg.): Rechenbücher und mathematische Texte der frühen Neuzeit. Schriften des Adam-Ries-Bundes Annaberg-Buchholz, Band 11. Annaberg-Buchholz:Adam-Ries Bund 1999, S. 257–266.

Schriften und Herausgeberschaft

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  • Ein Newes Wolgegründtes Rechenbuch. Nürnberg: Baur 1604.
  • Adam Risens Rechenbuch auff den Linien und Ziffern. Nürnberg: Fuhrmann 1610.
  • Von dem gebrauch der Geometrischen Instrumenten. Amsterdam: Janß 1616.
  • Practica des Landmessens. Amsterdam: Janß 1616.
  • Tractat vom machen und Gebrauch eines Neugeordneten mathematischen Instruments. Amsterdam: Janß 1616.
  • Tractatus Geometricus. Amsterdam: Janß 1617.
  • Die sechs ersten Bücher Euclidis. Amsterdam: Janß 1618.
  • Compendium Arithmeticae. 13. Auflage. Nürnberg: Endter 1716.

Einzelnachweise

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  1. M. H. Sitters: Sybrandt Hansz. Cardinael (1578-1647). Een eigenzinnig meetkundige tussen Stevin en Huygens, Gemina, Band 27, 2004, S. 14–32.