Sebastian Langhans

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Sebastian Langhans (* 15. Jahrhundert; † nach 1543) war Möllenvogt in Magdeburg. Bekannt ist er für von ihm angefertigte Aufzeichnungen über die Einführung der Reformation in der Stadt.

Über die Herkunft Langhans gibt es keine genaue Nachrichten. Es wird vermutet, dass er aus dem Raum Thüringen oder Halle (Saale) stammte. Als Magdeburger Möllenvogt wurde er erstmalig 1517 erwähnt. Er lebte im Dienstsitz der Möllenvogtei, im heute als Alte Möllenvogtei bezeichneten Anwesen. 1519 belehnte ihn Erzbischof Albrecht, wegen treuer Dienste, mit fünf Vierteln Land im Schrotdorfer Feld und einem Haus in der Magdeburger Neustadt. Das Amt als Möllenvogt hatte er zumindest bis 1538 inne. 1543 wurde er als alter Möllenvogt erwähnt. Er war verheiratet und hatte Kinder. 1546 werden seine Lehen an Hans und Sebastian Langhans neu vergeben. Vermutlich handelte es sich um seine Söhne, die die Güter nach dem Tod ihres Vaters erhielten.

In seine Amtszeit als Möllenvogt fiel die 1524 erfolgte Einführung der Reformation in Magdeburg. Die Möllenvogtei war eine Behörde des katholischen Erzbischofs und hatte in Teilen der Stadt und den Vorstädten Polizeigewalt, auch Langhans selbst war katholisch. Er und seine Vogtei gerieten so in die religionspolitischen Auseinandersetzungen der Zeit, die in der sich bald als protestantische Hochburg verstehenden Stadt Magdeburg besonders ausgeprägt waren.

Luther als Junker Jörg darstellendes Bild von Lucas Cranach dem Älteren; Langhans beschreibt das von ihm beschlagnahmte Bild mit: Brustbilde Martin Luthers von Wittenberg Contrefactur mit dem Schwerte vnnd barte In einer schwarzen Jopen

Kurz vor dem 16. Februar 1523 beschlagnahmte Langhans beim Magdeburger Buchführer Nickel Apfelstedt ein Bild, das Martin Luther als Junker Jörg zeigte. Das Bildnis Luthers war dabei hinter einer Darstellung der Lucretia verborgen. Bei dem Bild könnte es sich um ein heute bekanntes Bild von Lucas Cranach dem Älteren gehandelt haben.[1][2]

In der Neustadt gab es das Spottlied vom Ochsentreiber, das die Neustädter beim Erscheinen des Kardinals oder des Möllenvogts sangen.[3] Am 2. Juli 1524 schoss jemand um 21.00 Uhr mit einer Handfeuerwaffe auf ein Kammerfenster von Langhans. Ein Teil der Bleieinfassung des Fensters wurde dabei beschädigt, Verletzte waren jedoch nicht zu beklagen.

1524 gelang es Langhans die Gemeinde von Burg (bei Magdeburg) mit ihrem Bürgermeister Casper Blume zu versöhnen.

Aufzeichnung Historia

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Die Aufzeichnungen Langhans sind eine wichtige Quelle der Magdeburger Stadtgeschichte und umfassen den Zeitraum vom 6. Mai 1524 bis zum 3. Februar 1525. Sie sind in der Form eines Tagebuchs verfasst. Wenn auch nicht täglich so wurden die Aufzeichnung jedoch jeweils in enger zeitlicher Nähe zu den notierten Ereignissen gefertigt. Der Zweck der zum Teil persönlich wirkenden Texte war kein amtlicher im Sinne eines Berichts, sondern wohl der Wunsch nach persönlicher Aufzeichnung.[4] Die Aufzeichnungen sind allerdings nicht im Original erhalten, sondern in einer 1601 durch Heinrich Findemann vorgenommenen Abschrift. Findemann übertrug dabei den ursprünglich in Niederdeutsch abgefassten Text ins Hochdeutsche. Andere von Langhans direkt erhaltene Berichte sind jeweils in Niederdeutsch verfasst. Die Übersetzung gilt jedoch als ungenau. Zum Teil konnte Findemann wohl auch Worte nicht entziffern und schrieb dann unsinnige Worte bis Sätze.[5] Vermutlich waren die jetzt unvermittelt abbrechenden Aufzeichnungen auch länger. Auch der Titel des Werks dürfte nicht von Langhans selbst, sondern später hinzugefügt sein.[6]

  • Historia. Was im Anfangk der Lere des Heiligen Evangelii vom Anfange des Jahres 1524 bis 1525 auf Blasii zu allen drei Stedten zu Magdeburgk sich begeben. Beschrieben durch Sebastian Langhans, Mollenvoigten daselbst, 1524/1525; veröffentlicht bei Gustav Hertel, Die „Historia“ des Möllenvogtes Sebastian Langhans, betreffend die Einführung der Reformation in Magdeburg (1524) in Magdeburger Geschichtsblätter, 28. Jahrgang, 1893, Seite 290 ff.
  • Gustav Hertel, Die „Historia“ des Möllenvogtes Sebastian Langhans, betreffend die Einführung der Reformation in Magdeburg (1524) in Magdeburger Geschichtsblätter, 28. Jahrgang, 1893, Seite 283 ff.
  • Karl Janicke: Langhans, Sebastian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 17, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 687.

Einzelnachweise

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  1. Schreiben Sebastian Langhans an Erzbischof Albrecht von Brandenburg vom 26. April 1523, Staatsarchiv Sachsen-Anhalt, Standort Magdeburg, A2, 617, fol. 23r.
  2. Martin Luther als „Junker Jörg“ (ab 1521) auf lucascranach.org
  3. Gustav Hertel, Die Möllenvögte von Magdeburg in Magdeburger Geschichtsblätter, 36. Jahrgang, 1901, Seite 65
  4. Gustav Hertel, Die „Historia“ des Möllenvogtes Sebastian Langhans, betreffend die Einführung der Reformation in Magdeburg (1524) in Magdeburger Geschichtsblätter, 28. Jahrgang, 1893, Seite 287
  5. Gustav Hertel, Die „Historia“ des Möllenvogtes Sebastian Langhans, betreffend die Einführung der Reformation in Magdeburg (1524) in Magdeburger Geschichtsblätter, 28. Jahrgang, 1893, Seite 289
  6. Gustav Hertel, Die „Historia“ des Möllenvogtes Sebastian Langhans, betreffend die Einführung der Reformation in Magdeburg (1524) in Magdeburger Geschichtsblätter, 28. Jahrgang, 1893, Seite 288