Sebastian Schlüsselburg

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Sebastian Schlüsselburg, 2017

Sebastian Schlüsselburg (* 7. Februar 1983 in Berlin) ist ein deutscher Politiker (parteilos, bis 2024 Die Linke). Er ist seit 2016 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin.

Leben und Ausbildung

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Sebastian Schlüsselburg wuchs zunächst in West-Berlin auf. Nach der Trennung seiner Eltern zog er mit seiner Mutter nach Bad Segeberg. Dort besuchte er die Heinrich-Rantzau-Grundschule und das städtische Gymnasium.

1997 zog er zurück nach Berlin und machte den Realschulabschluss an der Alfred-Wegener-Oberschule in Dahlem.

Von 2000 bis 2002 besuchte er die Oberstufe der Sophie-Charlotte-Oberschule, bevor er nach Frankfurt am Main umzog. Dort machte er 2004 das Abitur an der Helmholtzschule. Im selben Jahr nahm er an der juristischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin das Studium der Rechtswissenschaften auf. Er absolvierte dort den Schwerpunktbereich 2 „Rechtspolitik und Rechtsgestaltung“. In seiner Studienarbeit befasste er sich mit dem Thema Anforderungen an das Verfahren privater Standardsetzung erläutert am Beispiel der International Financial Reporting Standards. 2015 legte er die Erste Juristische Prüfung am GJPA Berlin-Brandenburg ab. Anschließend verlieh ihm die juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin den akademischen Grad „Diplom-Jurist“.

Am 2. Februar 2018 wurde Sebastian Schlüsselburg Vater einer Tochter.

Politischer Werdegang

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Schülervertretung und Bildungspolitik

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Schlüsselburg begann sein politisches Engagement in der Schülervertretung. Er war Klassen- und Schulsprecher an der Alfred-Wegener-Oberschule. Von 2000 bis 2002 war er Mitglied des Landesvorstandes der Landesschülervertretung Berlin. In diese Zeit fielen die ersten Diskussionen über eine grundlegende Novellierung des Schulgesetzes und der Berliner Bankenskandal, an dem die Koalition zwischen SPD und CDU zerbrach, so dass es zu vorgezogenen Neuwahlen kam. Schlüsselburg war auf Vorschlag von Bündnis 90/Die Grünen einer von sechs Trägern des Volksbegehrens für die Auflösung des Abgeordnetenhauses.[1] Er setzte sich auch für eine Stärkung der Mitbestimmung von Schülerinnen und Schüler und die rechtliche Anerkennung der Landesschülervertretung ein.[2]

Von 2001 bis 2002 war er zugleich Mitglied des Bundesvorstandes der Bundesschülervertretung (BSV). In dieser Funktion begleitete er die Diskussion um die Ergebnisse der ersten PISA-Studie und setzte sich für ein integratives Schulsystem nach skandinavischem Vorbild[3] sowie die Abschaffung des Sitzenbleibens ein.[4] Zudem engagierte er sich für die BSV in der Friedensbewegung im Zuge des Auslandseinsatzes der Bundeswehr in Afghanistan.[5]

2002 wurde Schlüsselburg Mitglied im parteiunabhängigen Jugendverband JungdemokratInnen/Junge Linke und war dort bis 2005 in verschiedenen Positionen tätig, unter anderem als stellvertretender Bundesvorsitzender.

2004 wurde er Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

Im Jahr 2005 trat Sebastian Schlüsselburg in die Partei des demokratischen Sozialismus (PDS) ein. Im gleichen Jahr absolvierte er ein Praktikum bei der PDS-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin. Im Rahmen seiner Tätigkeit entwickelte er zusammen mit Carola Bluhm und anderen ein Konzept zur Einführung der Gemeinschaftsschule[6] und war nach den Wahlen auch Mitglied der Verhandlungsgruppe für Bildungspolitik der zweiten rot-roten Koalition. Von 2006 bis 2011 arbeitete er als studentischer Mitarbeiter in der Fraktion Die Linke. im Abgeordnetenhaus von Berlin im Fachbereich Bildung und zuletzt im Fachbereich Haushalt und Finanzen. 2012 wurde er studentischer Mitarbeiter und später wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten Gesine Lötzsch.

Von 2007 bis 2010 war Sebastian Schlüsselburg Mitglied im Landesvorstand der Linken in Berlin. Seit 2012 ist er stellvertretender Vorsitzender des Bezirksverbandes Lichtenberg, dem mitgliederstärksten Kreisverband der Linken.[7] Im Jahr 2013 leitete Schlüsselburg den Bundestagswahlkampf des Bezirksverbandes Lichtenberg für die Wiederwahl von Gesine Lötzsch.[8]

Schlüsselburg ist Gegner des Weiterbaus der A100 von Treptow nach Lichtenberg und versucht dies gemeinsam mit dem Aktionsbündnis A100 stoppen zu verhindern[9].

Im September 2016 wurde er als Direktkandidat im Wahlkreis Lichtenberg 4 mit 32,8 Prozent der Erststimmen in das Abgeordnetenhaus von Berlin gewählt und erzielte damit landesweit das beste Erststimmenergebnis für DIE LINKE.[10] In der Fraktion DIE LINKE ist er Sprecher für Rechtspolitik und Datenschutz.[11] Er ist Mitglied in den Ausschüssen für Verfassungs- und Rechtsangelegenheiten, Geschäftsordnung, Verbraucherschutz, Antidiskriminierung sowie Verfassungsschutz und Wissenschaft/Forschung.[12] Darüber hinaus wurde er zum Mitglied des Richterwahlausschusses gewählt.[13]

Bei der Abgeordnetenhauswahl 2021[14] und der Wiederholungswahl 2023 erhielt er jeweils erneut das Direktmandat im Wahlkreis Lichtenberg 4.[15]

Schlüsselburg trat am 23. Oktober 2024 zusammen mit Elke Breitenbach, Carsten Schatz, Klaus Lederer und Sebastian Scheel aus seiner Partei aus.[16][17][18]

Commons: Sebastian Schlüsselburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Julia Haak: Koalitionsbruch – Die Liberalen hoffen auf den Wiedereinzug ins Abgeordnetenhaus. In: berliner-zeitung.de. 9. Juni 2001, abgerufen am 1. Juli 2022 (Paywall).
  2. Schüler fordern mehr Mitspracherecht. In: berliner-zeitung.de. 5. Oktober 2001, abgerufen am 18. September 2022.
  3. Carsten Heckmann: Pisa-Studie: „An uns Schülern liegt’s am wenigsten“. In: spiegel.de. 7. Dezember 2001, abgerufen am 7. März 2023.
  4. Herbert Reinke-Nobbe: Der Traum aller Schüler. Focus, 4. Februar 2002, abgerufen am 21. September 2016.
  5. Ullrich Schulte: Im Unterricht ist Krieg kein Thema. taz, 10. Oktober 2001, abgerufen am 21. September 2016.
  6. Carola Bluhm, Elke Brosow, Siglinde Schaub, Sebastian Schlüsselburg: Berlin wird skandinavisch schlau. (PDF) In: archiv2007.sozialisten.de. Fraktion Die Linke.PDS im Abgeordnetenhaus von Berlin, 17. Januar 2006, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. September 2016; abgerufen am 21. September 2016.
  7. Die Linke. Lichtenberg: Bezirksvorstand. In: www.die-linke-lichtenberg.de. Abgerufen am 21. September 2016.
  8. Moritz Herrmann: Die Linke in Ost-Berlin Wahl ohne Kampf. 22. September 2013, abgerufen am 21. September 2016.
  9. Autobahn A 100 könnte noch teurer werden. 8. April 16, abgerufen am 21. September 2016.
  10. Bert Schulz: Berlin hat gewählt. In: taz. 20. September 2016, S. 23 (taz.de [abgerufen am 9. August 2018]).
  11. Sebastian Schlüsselburg. In: www.linksfraktion.berlin. Abgerufen am 29. Dezember 2016.
  12. Abgeordnetenhaus von Berlin – Schlüsselburg, Sebastian. Abgerufen am 20. Februar 2017 (deutsch).
  13. Präsident/in des Abgeordnetenhauses von Berlin: Abgeordnetenhaus Berlin - PARDOK. Abgerufen am 20. Februar 2017.
  14. Abgeordnetenhauswahl 2021, Gewählte. Landeswahlleiterin Berlin, 14. Oktober 2021, abgerufen am 7. Januar 2022.
  15. Gewählte Wiederholungswahl zum 19. Abgeordnetenhaus von Berlin am Sonntag, dem 12. Februar 2023 (Hauptwahl vom 26.09.2021) in Berlin. In: wahlen-berlin.de. 12. Februar 2023, abgerufen am 3. März 2023.
  16. Darunter Lederer, Breitenbach und Scheel: Prominente Berliner Linke-Politiker verlassen Partei nach Antisemitismus-Eklat. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 23. Oktober 2024]).
  17. dpa: Parteiinterner Streit: Mehrere Berliner Abgeordnete verlassen Linkspartei. In: Die Zeit. 23. Oktober 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 23. Oktober 2024]).
  18. Erik Peter: Linke in Berlin: Parteiaustritte nach Antisemitismus-Streit. In: Die Tageszeitung: taz. 23. Oktober 2024, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. Oktober 2024]).