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Sechste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung

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Die sechste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU VI) war eine Studie zur evangelischen Kirchenmitgliedschaft in Deutschland.

Mit der KMU VI führte die Evangelische Kirche in Deutschland zum sechsten Mal eine Studie zur Kirchenmitgliedschaft durch. Unter dem Titel Wie hältst du's mit der Kirche? erschienen die ersten Ergebnisse im Herbst 2023 in einem vorläufigen Band, der auf etwa 100 Seiten einen groben Überblick gab.[1] Der ausführliche Auswertungsband erschien im Dezember 2024 und liefert auf über 600 Seiten vertiefte Einblicke in verschiedene Untersuchungsbereiche. Sein Ziel ist es, „die Bedeutung von Religion und Kirche in der pluralen Gesellschaft in vielfältigen Facetten wahrzunehmen und näher zu beleuchten“.[2]

Die erste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung wurde im Jahr 1972 durchgeführt.[1] Organisationen, die sich selbst beforschen, stehen immer in der Kritik, dass dies nicht neutral möglich sei. Die Kirche behalte dadurch die Deutungshoheit über ihre Ergebnisse und könne sie mit ihrer eigenen Brille reflektieren. In der Einleitung des Auswertungsbandes wird das kritisch reflektiert und betont, dass Rechenschaft über die Methoden und Einordnungen abgelegt werden müsse. Außerdem wird betont, dass eine „Schönung“ der Ergebnisse für kirchliches Leitungshandeln keinerlei Vorteil wäre. Dies sei eine wichtige Grundlinie, um die Forschung valide zu machen.[2]

Die Studie wurde wissenschaftlich vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD in Hannover verantwortet. Dazu kam ein wissenschaftlicher Beirat von 26 Experten aus unterschiedlichen Bereichen.[3]

Die Grundgesamtheit der KMU hat sich im Laufe der Zeit verändert. Befragt wurden bei der KMU VI erstmals Personen aus der Gesamtbevölkerung, die in Privathaushalten leben und mindestens 14 Jahre alt waren. In früheren Untersuchungen waren teilweise nur Personen mit deutscher Staatsbürgerschaft und nur Evangelische bzw. Kirchenmitglieder im Blick. Eine zusätzliche Veränderung in der Erhebung ist, dass die Methodik modifiziert wurde, um Verzerrungen der Repräsentativität in früheren Untersuchungen zu reduzieren.[3]

Die Erhebung fand im Zeitraum zwischen dem 14. und dem 22. Oktober 2022 statt. Die Stichprobenziehung findet seit der dritten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung in einem dreistufigen reinen Zufallsauswahlverfahren statt. Dabei wird als erstes ein zufälliger räumliche Startpunkt gesucht. Zweitens wird mit einem einheitlichen Algorithmus zufällig eine Route zum Zielhaushalt gefunden. Drittens wird in dem Haushalt eine Person zufällig ausgesucht. Von den kontaktierten Personen in der fünften Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung konnten nur noch 30 % tatsächlich für die Teilnahme an der Befragung gewonnen werden. Dies verzerrte die Ergebnisse, da kirchennahe Personen eher dazu bereit sind an der Umfrage der Kirche teilzunehmen.[3] Die Stichprobenziehung wurde nun in der sechsten Untersuchung verändert und im Rahmen des „Omninet“ von Forsa durchgeführt. Dies ist eine Gruppe von 100.000 zufällig durch Telefonbefragungen rekrutierten Befragten, die bereits in einer früheren Befragung ihre Bereitschaft zur Teilnahme signalisierten.[3]

Um die Verzerrungen weiter zu reduzieren, wurden einige weitere Maßnahmen ergriffen. Erstens wurde die EKD nicht als Auftraggeber genannt und die Erhebung mit Fragen zum Klimawandel eingeläutet, erst später wurde nach religiösen und kirchlichen Themen gefragt.[3] Ein genauer Blick in den Fragebogen zeigt allerdings, dass bereits die zweite Frage Antwortmöglichkeiten mit Bezug zur Religion enthält und in der dritten Frage nach der Religionszugehörigkeit gefragt wird.[4] Der Fragebogen wurde so angepasst, dass er abwechslungsreich und attraktiv ist und die Fragen sich gegenseitig möglichst wenig interferieren. Der Fragebogen konnte zudem online ausgefüllt werden. Weil 95 % der Menschen in Deutschland einen Internetzugang haben, ist die Beeinflussung der Ergebnisse durch diese Einschränkung akzeptabel.[3]

Um die Verzerrung der Ergebnisse zu prüfen, wurde ein Vergleich mit der ALLBUS-Studie gemacht. Sie enthält ebenfalls religiöse Fragen, den Befragten wird dies aber nicht bereits bei Befragungsbeginn gesagt. Ein Vergleich mit dem Item der ALLBUS-Studie, dass man mehrmals im Jahr in die Kirche geht, zeigt, dass die KMU VI mit der ALLBUS-Ergebung übereinstimmt, während frühere Kirchenmitgliedschaftsuntersuchungen deutlich neben den Werten des ALLBUS lagen.[3]

Des Weiteren wurden bewusst junge Menschen und Personen aus Ostdeutschland überrepräsentativ befragt, um die Fallzahl für Kontrastgruppen groß genug zu halten. In der späteren Analyse wurde diese Ungenauigkeit durch einen Gewichtungsfaktor in Bezug auf Ost/Westdeutschland, Alter, Geschlecht und Konfessionszugehörigkeit angepasst, sodass sie repräsentativ für die Gesamtbevölkerung sind. Insgesamt haben 5228 Personen einen Fragebogen vollständig ausgefüllt. Bei einem Signifikanzniveau von 95 % liegt die statistische Ungenauigkeit damit für die Gesamtbevölkerung bei ±1 %.[3]

Weil Personen mit Migrationshintergrund in repräsentativen Erhebungen deutlich unterrepräsentiert sind (z. B. aufgrund von Sprachproblemen), wurde auch hier mit einem Gewichtungsfaktor die Repräsentativität sichergestellt. Bei den sozialen Milieus wurden geringfügige Verzerrungen festgestellt, die aber nicht durch eine Gewichtung angepasst wurden, da soziale Milieus nur unscharf erfassbar sind.[3] Die Gewichtung ist in der Sozialwissenschaft ein wichtiges Tool, um eine abweichende Verteilung von Merkmalen zu denen in der Grundgesamtheit entgegenzuwirken. Bei der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung ist die Voraussetzung gegeben, dass Informationen über die gewichteten Merkmale in der Gesamtbevölkerung vorliegen.[5]

Der Fragebogen der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung wurde kontinuierlich weiterentwickelt. Lediglich 10 % der Fragen aus der KMU VI waren so auch in der ersten KMU enthalten. Davon verspricht man sich eine Qualitätssicherung und das Adressieren von Erhebungsproblemen in vorherigen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchungen.[3]

Der Fragebogen wurde in einem eigenen Verfahren erarbeitet. Der Anspruch war, dass der Fragebogen in maximal einer Stunde durchgeführt werden kann: [3]

  1. Alle Items aus den vorherigen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchungen wurden diskutiert und auf ihre Relevanz und ihren Nutzen geprüft.
  2. Die Auswahl wurde erweitert. Dafür konnten Mitglieder des Beirats und andere qualifizierte Personen Vorschläge machen.
  3. Die ca. 4000 nun vorhanden ausformulierten Items wurden in thematischen Arbeitsgruppen weiter reduziert.
  4. Aus dem immer noch zu vielen Items wurde ein erster Entwurf eines Fragebogens erarbeitet.
  5. Die neuen Items wurden einem Pretest unterzogen mit 124 Telefoninterviews in drei unterschiedlichen Landkreisen. Items, die den Test nicht bestanden, wurden entfernt.
  6. Die letzte Kürzung passierte durch ein Rankingsystem.
  7. Mit dem nun finalen Fragebogen wurde im September 2022 von dem Umfrageinstitut Forsa ein zweiter Pretest durchgeführt, der wenig Verbesserungsbedarf offenbarte.

Durch diese Maßnahmen wurde sichergestellt, dass der Fragebogen valide ist und für die Befragten in einer überschaubaren Zeit bewältigbar.

Einzelnachweise

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  1. a b EKD: Wie hältst du’s mit der Kirche? Zur Bedeutung der Kirche in der Gesellschaft. Erste Ergebnisse der 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung. 1. Auflage. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2023, ISBN 978-3-374-07491-4.
  2. a b Frederike Erichsen-Wendt, Johannes Wischmeyer: Einleitung. Die 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung im Kontext des kirchlichen Lebens. In: SI-EKD, KAMP (Hrsg.): Wie hältst du's mit der Kirche? Zur Relevanz von Religion und Kirche in der pluralen Gesellschaft. Sozialwissenschaftliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland; Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral, 2024.
  3. a b c d e f g h i j k Edgar Wunder: Methodische Grundlagen der 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung. In: SI-EKD, KAMP (Hrsg.): Wie hältst du’s mit der Kirche? Zur Relevanz von Religion und Kirche in der pluralen Gesellschaft. Sozialwissenschaftliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland; Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral (50-68 S.).
  4. EKD: Fragebogen zur sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung. Evangelische Kirche in Deutschland.
  5. Michael Häder: Empirische Sozialforschung: eine Einführung (= Springer eBooks Social Science and Law). 4. Auflage. Springer VS, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-26985-2, S. 191.