Seefeld-Formation
Die Seefeld-Formation, auch Seefelder Schichten, ist eine lithostratigraphische Formation der oberen Trias in den Nördlichen Kalkalpen sowie in den ostalpinen Decken der Südlichen Kalkalpen. Die Typlokalität ist bei Seefeld in Tirol.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Begriff Seefelder Schichten geht auf Carl Wilhelm von Gümbel zurück.[1]
Definition und Verbreitungsgebiet
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Seefeld-Formation hat sich in isolierten Becken und Vertiefungen der Hauptdolomit-Lagune gebildet, wo schwefelwasserstoffhaltiges Wasser in Bodennähe die Fauna hat absterben lassen. Die Beckenbildung ist auf tektonische Absenkungen und damit verbundener Bildung von Halbgräben zurückzuführen.[2] Insofern beschränkt sich die Seefeld-Formation auf lokale Vorkommen auf bestimmten Niveaus innerhalb des Hauptdolomits. Teilweise wird die Formation auch durch Plattenkalk überlagert, der den oberen Hauptdolomit vertritt.[3] Westlich der Lechtaler Alpen gibt es keine Vorkommen der Formation. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt zwischen den Lechtaler Alpen und dem Kaisergebirge. Kleinere Vorkommen gibt es auch noch weiter östlich, etwa im Wiestal bei Hallein oder am Ölberg bei Alland in der Nähe von Wien. Weiters kommt die Formation im Drauzug vor. Der Bitumengehalt liegt zwischen fünf und 45 Prozent. Zeitlich wird die Seefeld-Formation in das Norium datiert, an der Typlokalität genauer in das Alaun.[4]
Zur Einordnung der Seefeld-Formation wurde der Vorschlag gemacht, den Hauptdolomit als Gruppe aufzufassen. Zu dieser Gruppe gehören nach diesem Vorschlag im Raum Seefeld die Formationen Unterer Hauptdolomit (Schloßbach-Formation), Mittlerer Hauptdolomit (Freiung-Formation), Seefelder Schichten (Seefeld-Formation) und Oberer Hauptdolomit (Dachsteindolomit).[2]
Untergliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Seefeld-Formation kann zwischen einer Beckenrandfazies und einer Beckenfazies unterschieden werden. Die Beckenrandfazies ist karbonatisch geprägt und besitzt einen geringeren Kerogen- und Bitumengehalt. Die Beckenrandfazies erreicht Mächtigkeiten von 120 bis 410 Metern. Die Beckenfazies, die im Raum Seefeld bis zu 560 Meter mächtig ist, besteht aus kerogen- und bitumenreichen Gesteinen, teilweise mit sehr feiner Schichtung. Weiters kennzeichnend sind für die Beckenfazies schwerkraftbedingte Rutschfaltungen und Rutschbrekzien.[5]
Bergbau und Fossilführung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gesteine der Seefeld-Formation wurden etwa von 1350 bis 1964 bei Seefeld abgebaut. Aus den Gesteinen wurde Petroleum, Asphalt und später durch Sulfonierung Ichthyol gewonnen.[6] Das wichtigste Bergbaurevier lag westlich der Reither Spitze im Gebiet der Reither Jochalm. Der Name Ichthyol ist von altgriechisch ἰχθύς ichthys „Fisch“ abgeleitet und rührt von zahlreichen Funden fossiler Fische, insbesondere kommt in der Seefeld-Formation die Gattung Pholidophorus vor, die den heutigen Heringen ähnlich sahen, daneben die Gattungen Paralepidotus, Semionotus und Saurichthys. Weiters wurden auch zahlreich Pflanzenreste gefunden, überwiegend von Koniferen (Brachyphyllum, Pagiophyllum, Elatocladus, Voltzia, Cheirolepidiaceae).[7] Für die biostratigraphische Einordnung sind außerdem Conodonten wichtig.[8][9] 2013 wurde oberhalb Seefeld der erste Langobardisaurus außerhalb Italiens entdeckt.[10][11]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Alexander Tollmann: Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums. Stratigraphie, Fauna und Fazies der Nördlichen Kalkalpen, Teil II der Monographie der Nördlichen Kalkalpen, Verlag Deuticke, Wien 1976, ISBN 3-7005-4412-X, Seite 198.
- ↑ a b Donato A. Donofrio, Rainer Brandner und Werner Poleschinski: Conodonten der Seefeld-Formation: Ein Beitrag zur Bio- und Lithostratigraphie der Hauptdolomit-Plattform (Obertrias, westliche Nördliche Kalkalpen, Tirol). In: Geologisch-paläontologische Mitteilungen, Institut für Geologie und Paläontologie, Innsbruck. Band 26, 2003, ISSN 0378-6870, S. 91–107 (online [PDF]).
- ↑ Werner Poleschinski: Stratigraphie, Fazies und Sedimentologie der Seefelder-Schichten im Raum Seefeld/Tirol. Ein potentielles Erdölmuttergestein aus dem Ober-Nor der Nördlichen Kalkalpen, Dissertation, Innsbruck 1989, Seite 27.
- ↑ Alexander Tollmann: Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums. Stratigraphie, Fauna und Fazies der Nördlichen Kalkalpen, Teil II der Monographie der Nördlichen Kalkalpen, Verlag Deuticke, Wien 1976, ISBN 3-7005-4412-X, Seite 198ff.
- ↑ Werner Poleschinski: Stratigraphie, Fazies und Sedimentologie der Seefelder-Schichten im Raum Seefeld/Tirol. Ein potentielles Erdölmuttergestein aus dem Ober-Nor der Nördlichen Kalkalpen, Dissertation, Innsbruck 1989, Seite 1ff.
- ↑ Ludwig Hörmann: Steinölträger und Steinölbrenner, in: Der Alpenfreund, Monatshefte für Verbreitung von Alpenkunde unter Jung und Alt in populären Schilderungen aus dem Gesammtgebiet der Alpenwelt und mit praktischen Winken zur genußvollen Bereisung derselben. HG Dr. Ed. Amthor, 4. Band, Gera 1872, S. 321ff. (online auf sagen.at)
- ↑ Evelyn Kustatscher, Christoph Daxer und Karl Krainer: Plant fossils from the Norian Seefeld Formation (Late Triassic) of the Northern Calcareous Alps (Tyrol, Austria) and their environmental/palaeoclimatic consequences. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie – Abhandlungen. Band 283, Nr. 3, 2017, S. 347–363, doi:10.1127/njgpa/2017/0647.
- ↑ Alexander Tollmann: Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums. Stratigraphie, Fauna und Fazies der Nördlichen Kalkalpen, Teil II der Monographie der Nördlichen Kalkalpen, Verlag Deuticke, Wien 1976, ISBN 3-7005-4412-X, Seite 199.
- ↑ Werner Poleschinski: Stratigraphie, Fazies und Sedimentologie der Seefelder-Schichten im Raum Seefeld/Tirol. Ein potentielles Erdölmuttergestein aus dem Ober-Nor der Nördlichen Kalkalpen, Dissertation, Innsbruck 1989, Seiten 3, 102ff., 162.
- ↑ Sensationeller Saurierfund in Tirol, in: Kurier, 19. April 2013, abgerufen am 9. Mai 2013.
- ↑ Saller, Franco; Renesto, Silvio; Dalla Vecchia, Fabio M.: First record of Langobardisaurus (Diapsida, Protorosauria) from the Norian (Late Triassic) of Austria, and a revision of the genus, Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie - Abhandlungen, Volume 268, Number 1, April 2013, pp. 83–95(13), DOI:10.1127/0077-7749/2013/0319
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stratigraphische Tabelle von Österreich 2004 (PDF; 381 kB)