Semiophor

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Semiophor (altgr. σημεῖον sēmeĩon, ‚Zeichen‘, ‚Signal‘ und φορός phorós ‚tragend‘) ist ein Fachbegriff aus der Museumskunde. Der Begriff wurde 1988 von dem französisch-polnischen Historiker Krzysztof Pomian eingeführt.[1] Damit wird die Eigenschaft eines ausgestellten Objekts als spezieller Zeichenträger betont, dessen Bedeutung erst durch den Museumskontext entsteht. So kann beispielsweise eine Truhe, die auf einem Bauernhof als Möbelstück zum Verwahren von Gegenständen verwendet wird, im Museum zu einem Zeichen für die jeweilige Volkskunst werden. Das Objekt wandelt seine Bedeutung und wird dann vom Alltagsgegenstand zum Semiophor.[2] Es symbolisiert in dieser neuen Funktion Ideen einer Zeit oder bezeugt bestimmte, für eine Gesellschaft relevante Ereignisse (Resemiotisierung[3]). Die ursprüngliche Bedeutung, z. B. als Möbelstück, verblasst hingegen (Desemiotisierung[3]).

Semiophoren sind Dinge, deren Bedeutung nicht nur in ihrem materiellen Wert liegt, sondern in dem Zeugnis, das sie abgeben.[3]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Krzysztof Pomian: Der Ursprung des Museums. Vom Sammeln. Wagenbach, Berlin 1988, ISBN 3-8031-5109-0 (= Kleine kulturwissenschaftliche Bibliothek, Band 9).
  2. Adrian de Jong: Die Dirigenten der Erinnerung: Musealisierung und Nationalisierung der Volkskultur in den Niederlanden 1815–1940. Münster : Waxmann 2007, S. 32.
  3. a b c Immaterielle Kunstwerke im Ausstellungsraum, Zitat von Gottfried Korff: Fremde (der,die,das) und das Museum (1997), in: Gottfried Korff: Museumsdinge. Deponieren – Exponieren, Köln/Weimar/Wien 2007, S. 146–154, hier S. 146. und Roswitha Muttenthaler: Das Objekt, Kursunterlagen zu Ausstellungen analysieren, MAE ZHdK 2009; abgerufen am 18. April 2014.