Semiotik

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Semiotik (auch Semeiotik; von altgriechisch σημεῖον sēmeĩonZeichen‘, ‚Signal‘), manchmal auch Zeichentheorie, ist die Wissenschaft, die sich mit Zeichensystemen aller Art befasst (z. B. Bilderschrift, Gestik, Formeln, Sprache, Verkehrszeichen). Sie findet unter anderem in verschiedenen Geistes-, Kultur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Anwendung.

Zwar wird über den Gegenstandsbereich der Semiotik seit der Antike debattiert, eine eigenständige Disziplin entwickelt sich aber erst mit den Studien von Charles Sanders Peirce ab Ende des 19. Jahrhunderts. Moderne Klassiker der Semiotik sind gleichzeitig oft Leitfiguren der strukturalistischen Linguistik und Philosophie, allen voran Ferdinand de Saussure und Roland Barthes. Diese bezeichnen ihre Zeichentheorien auch als „Semiologie“. Nach wie vor stehen sich unterschiedliche Ansätze gegenüber.

Vorgeschichte: Antike, Mittelalter und frühe Neuzeit

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Bereits bei den Vorsokratikern, Sophisten und Platon findet man semiotische Untersuchungen.[1] Aristoteles hat sie in seinen logischen und rhetorischen Schriften zu einem ersten System der Semiotik zusammengefasst und erweitert. Er behandelt die Zeichen als eine Dreiecksbeziehung zwischen dem Zeichen selbst (dem gesprochenen Wort), dem Bezeichneten (einem Gegenstand) und einer Vorstellung in der Seele. Ein gesprochenes Wort wie „Tisch“ ruft nach Aristoteles in der Seele desjenigen, der dieses Wort hört oder spricht, die Vorstellung eines Tisches hervor. Diese Vorstellung steht in einer von Aristoteles nicht näher erläuterten Abbildbeziehung zum jeweils bezeichneten Gegenstand. Mündliche Zeichen (Worte) sind für Aristoteles vorrangig gegenüber schriftlichen Zeichen, da letztere nur auf mündliche Zeichen verwiesen:

„Die gesprochenen Worte sind die Zeichen von Vorstellungen in der Seele und die geschriebenen Worte sind die Zeichen von gesprochenen Worten. So wie nun die Schriftzeichen nicht bei allen Menschen dieselben sind, so sind auch die Worte nicht bei allen Menschen dieselben; aber die Vorstellungen in der Rede, deren unmittelbare Zeichen die Worte sind, sind bei allen Menschen dieselben und eben so sind die Gegenstände überall dieselben, von welchen diese Vorstellungen die Abbilder sind.“

Aristoteles, Peri hermeneias, Erstes Kapitel

Wie später Peirce ordnet Aristoteles die Semiotik in die Logik (Organon) ein.

Der Ausdruck semeiotikon meros (semiotischer Teil) bezeichnet in der Medizin der Antike die Wissenschaft der Symptome und der Diagnostik (Demetrios von Apameia, Galen, Pseudo-Galen) und findet in einigen stoischen Texten auch in erkenntnistheoretischen Zusammenhängen Verwendung. In lateinischen Übersetzungen von Galen wird semeiotikon meros wiedergegeben als pars semiotica.[2] Im Thesaurus graecae linguae von Henri Stephanus (1572 u.ö.) wird dafür Semeiotiké verwendet und dies erklärt als jener Teil der Medizin, welcher die Unterschiede und (Bezeichnungs-)Vermögen aller Zeichen behandelt.[3]

Zeichen- und Bedeutungslehren findet man auch bei den Stoikern, zum Beispiel bei Diogenes von Babylon. Ihm zufolge ist die Äußerung eines Menschen körperlich und wird durch die Vernunft artikuliert und ausgedrückt. Sie ist darin verschieden von den tierischen Lauten, die nur Luft sind, welche durch Instinkt hervorgebracht werden. Als verstehbare Rede (logos) gilt ihm eine Äußerung, die etwas bedeutet.[4]

Auch epikureische Philosophen wie Philodemos von Gadara (um 110–40 v. Chr.) diskutieren Aspekte von Zeichen, Bedeutungen und deren Relationen, insbesondere analoge und induktive Relationen.

In der Scholastik wurde der Semiotik innerhalb der Logik ein hoher Stellenwert beigemessen. Als eines von vielen Beispielen kann man die Zeichenlehre von Petrus Hispanus heranziehen:[5] Das Gehör nimmt Laute wahr. Ein durch Lebewesen hervorgebrachter Laut ist Stimme, Glockengeräusche hingegen sind nicht Stimme. Artikulierbare Stimme (z. B. „Mensch“) kann im Gegensatz zu unartikulierbarer Stimme geschrieben werden. Die artikulierbare Stimme ist entweder sinnvoll (z. B. Mensch) oder sinnlos (z. B. „bu“, „ba“). Sinnvolle Stimme hat konventionelle Bedeutung (z. B. „Mensch“) oder natürliche Bedeutung (z. B. „das Jammern der Kranken“). Konventionelle Stimme ist entweder unzusammengesetzt (einzelne Wörter) oder zusammengesetzt (Sätze). Unzusammengesetzte Stimme sind z. B. das Verb und das Nomen, welches letztere entweder Allgemeines (z. B. „Mensch“) oder Individuelles (z. B. „Sokrates“) bedeutet. Im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit stellt zum Beispiel Nikolaus von Kues die Zeichenlehre als grundlegend für jede Erkenntnis dar, insbesondere für die Theologie.

Auch die scholastischen Diskussionen werden weitergeführt, beispielsweise bei Pedro da Fonseca (1528–1599). Der aus Lissabon stammende Theologe und Philosoph Johannes a S. Thomas (1589–1644), auch als Johannes Poinsot bezeichnet, entwickelt in seinem zweiten Hauptwerk Cursus philosophicus eine umfangreiche Semiotik, und zwar im zweiten (materiellen) Teil seiner Logik.[6]

Auch John Locke spricht in seinem Essay concerning Humane Understanding von 1690 von einer Theorie der Zeichen, die er Semeiotike nennt.[7]

Begriffsverwendung im 18. und 19. Jahrhundert

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Im 18. und beginnendem 19. Jahrhundert wurde der Begriff Semiotik bzw. Semeiotik noch nicht in seiner heutigen umfassenden Bedeutung verwendet, sondern vor allem für die überwiegend als Hilfswissenschaft der Diplomatik (Urkundenwissenschaft) angesehene Zeichenkunde.[8] Daneben findet sich in dieser Zeit auch eine Verwendung als medizinischer Fachbegriff[9] für die Lehre von den Krankheitszeichen.[10][11][12]

20. Jahrhundert

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Eine Theorie sprachlicher und anderer Zeichen ist ein elementarer Bestandteil der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, in der unterschiedliche Ansätze ausgearbeitet und vertreten sind. Begründer der Semiotik im heutigen Sinne ist Charles Sanders Peirce. In seiner Nachfolge entwickelte Charles William Morris eine behavioristische Zeichentheorie, die mit einer Unterscheidung von Syntaktik, Semantik und Pragmatik arbeitet. Strukturalistische Linguisten und Philosophen legen dagegen eine andersgeartete Methode zugrunde.[13] Ihre Vertreter sind:

Ferdinand de Saussure (1857–1913)

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Die – weder eindeutige noch unumstrittene – Zeichentheorie de Saussures gilt als „grundlegend“ und „bedeutsam“ für die Entwicklung der modernen Semiotik (in Europa), genauer wohl für die sprachwissenschaftlichen (linguistischen) Zeichentheorien, die „praktisch alle“[14] auf das bilaterale Zeichen im Sinne von de Saussure zurückgehen sollen.

De Saussure verwendet den Ausdruck Zeichen mehrdeutig, was auch zu verschiedenen Interpretationen Anlass gibt. Nach einer Lesart versteht er das Zeichen psychologisch,[15] nach einer anderen Lesart nicht nur psychologisch.[16]

Für eine psychologische Interpretation spricht folgende Definition von de Saussure: „Das sprachliche Zeichen ist also etwas im Geist tatsächlich Vorhandenes, das zwei Seiten hat: […] Diese beiden Bestandteile sind eng miteinander verbunden und entsprechen einander. […] Ich nenne die Verbindung der Vorstellung mit dem Lautbild das Zeichen.“[17]

Dies führt zu dem Gegensatzpaar: concept (Vorstellung) – image acoustique (Lautbild), vgl. ausführlicher dazu: Vorstellung und Lautbild.

Skizze nach de Saussure: Vorstellung und Lautbild

Der Zeichenbegriff von de Saussure wird aber auch so wiedergegeben, dass nach ihm ein Zeichen die Einheit (Verbindung) von Zeichenform (signifiant) und Bedeutung (signifié, der Zeicheninhalt) ist. Die Beziehung von signifié und signifiant konstituiere das Zeichen.[14]

Dies führt zu dem Gegensatzpaar signifié (Zeicheninhalt) – signifiant (Zeichenausdruck).

Statt von signifiant (Zeichenausdruck, Zeichenform) wird im gleichen Sinne auch von Ausdrucksseite (Ausdrucksebene), statt von signifié (Zeicheninhalt) wird auch von Inhaltsseite (Inhaltsebene) gesprochen.

Dies führt zu folgendem terminologischem Schema:

„Auto“ image acoustique (Lautbild) signifiant (Bezeichnendes) Ausdrucksseite
[Auto] concept (Vorstellung, Begriff) signifié (Bezeichnetes) Inhaltsseite

Das Zeichenmodell von de Saussure wird unter anderem als „zweiseitig“ (bilateral, dyadisch) und (z. T. kritisch gemeint) mentalistisch qualifiziert. Das zweiseitige Zeichenmodell von de Saussure hat im Gegensatz zu „dreistelligen“ (triadischen) Modellen (Peirce, vgl. Representamen, dort insbesondere Verständnisprobleme) keinen Interpretantenbezug, im Gegensatz zu vierstelligen Modellen auch keinen signifischen (begriffshistorisch vgl. Victoria Lady Welby, systematisch vor allem Georg Klaus) quasi-außerzeichenhaften Realitätsbezug.

Charles Sanders Peirce (1839–1914)

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Die Semiotik als Lehre von den Zeichen ist nach Peirce nicht nur die Grundlage jeder Kommunikation, sondern auch die Voraussetzung für jede Form der Erkenntnis, denn jedes Denken ist ein Denken in Zeichen.[18] Die Theorie begreift das Zeichen nicht als ein Ding, als ein statisches Objekt, sondern als eine dreistellige (triadische) Relation[19] zwischen

  1. einem Mittel, also dem materiellen Zeichen,
  2. einem Objekt, auf das sich das Zeichen bezieht, und
  3. einem Interpretanten, also dem System, in dem das Zeichen zu verstehen ist.

„Ein Zeichen ist ein Ding, das dazu dient, ein Wissen von einem anderen Ding zu vermitteln, das es, wie man sagt, vertritt oder darstellt. Dieses Ding nennt man Objekt des Zeichens. Die vom Zeichen hervorgerufene Idee im Geist, die ein geistiges Zeichen desselben Objekts ist, nennt man den Interpretanten des Zeichens.“

C.S. Peirce: Kurze Logik[20]

Diese dreifache Beziehung wiederholt sich auf jeder Ebene und bildet die verschiedenen Arten von Zeichen:

In Bezug auf das Mittel (Zeichen) das Objekt den Interpretanten
Mittelbezug Qualizeichen Ikon Rhema
Objektbezug Sinzeichen[21] (token) Index Dicent
Regel, Konvention Legizeichen (Typ) Symbol (verschlüsselt) Argument

Eine Grundlage für diese Einteilung ist die ontologische These dreier nicht aufeinander reduzierbarer Grundformen jeden Seins, die aus den grundlegenden philosophischen Kategorien abgeleitet sind und als Möglichkeit, Wirklichkeit und Vernunft identifiziert werden können. Die Bedeutung eines Zeichens oder Zeichenkomplexes lässt sich nur unter Berücksichtigung aller drei Bezüge erfassen. Peirce vertritt also einen holistischen Begriff von Bedeutung. Dabei schließen sich die verschiedenen Zeichenarten keineswegs „gegenseitig aus, sondern sind nur Aspekte des Zeichenprozesses, der Semiose, und wir nennen ein Zeichen nach seinem jeweils dominierenden Aspekt“.[22]

Dies gilt auch für die wichtigste[23] Einteilung der Zeichen in Ikon, Index und Symbol. Heinz Kroehl, der die semiotische Theorie auf die visuelle Kommunikation[24] anwendet und sie einer empirischen Überprüfung unterzogen hat,[25] spricht daher von einem „Kontinuum der Bezeichnungsmöglichkeiten“.[26] Zugleich identifiziert er die nächsttiefere Ebene der triadischen Relation:

Ikon Index Symbol
Mittelbezug Metapher Kennzeichen Symptom
Objektbezug Abbild Anzeichen Signal
Interpretantenbezug Diagramm Wahrzeichen Signet

Das Gelingen jeder Kommunikation entscheidet sich in Bezug auf den Interpretanten, das System, in dem das Zeichen zu verstehen ist.[27] Eine Klärung setzt dabei mindestens ein anderes Zeichen voraus. Wenn jemand beispielsweise fragt, was ist ein Pharao, lautet die Antwort in der Regel: ein König bei den alten Ägyptern. Um aber wirklich zu verstehen, was ein Pharao ist, muss ich die Kultur kennen, muss die Vorstellung von einem Gottkönig nachvollziehen können. Andererseits bin ich belastet mit Konnotationen, die der Begriff König in unserer Kultur mit sich bringt. Derartiges Kulturwissen, alle Erlebnisse und Erfahrungen sind Teil der Bedeutung. Daher können zwei Menschen niemals ein exakt gleiches Verständnis einer Sache haben.

Die Begriffe Rhema, Dicent und Argument korrespondieren mit der klassischen Einteilung in Term, Proposition und Argument.[28] Daraus kann man drei Hauptsysteme mit völlig unterschiedlichen Formen der Bedeutungsvermittlung ableiten: Kunst, Alltag und Wissenschaft.[29] Im Bereich der Kunst kann ein Zeichen immer nur Möglichkeiten vermitteln; es gibt keine festen Bedeutungen, sondern nur individuelle Interpretationen. Im Alltag beziehen sich die Zeichen auf die Wirklichkeit, sie haben ein reales Objekt, und ein Sprecher darf in der Regel davon ausgehen, dass der Andere das Gemeinte versteht. In der Wissenschaft verweisen die Zeichen auf Notwendigkeiten und folgen fachspezifischen Regeln: verwendete Begriffe müssen definiert, Aussagen belegt und Schlussfolgerungen bewiesen werden.

Da der Interpretant stets ein Zeichen ist, das wiederum nur durch ein Zeichen erklärt werden kann, wird die Semiose zu einem prinzipiell endlosen Prozess. In alltäglichen Situationen tritt dies aber oft nicht zutage, denn solange sich die Kommunikation auf konkretes Handeln bezieht, kann dieser Prozess abgebrochen werden, sobald ein Konsens über das Handeln erreicht ist.[30]

Angewandte und angrenzende Disziplinen

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Literatursemiotik

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Vertreter der Literatursemiotik werden teilweise auch den Strukturalisten oder Formalisten zugerechnet. Die literatursemiotischen Ansätze sind zudem sehr unterschiedlich: Roland Barthes vertritt eine poststrukturalistische Position, von der aus er die Vieldeutigkeit eines Werkes betont, während Umberto Eco Barthes’ Vorstellung einer grenzenlosen Offenheit der Bedeutung literarischer Werke kritisiert und die Rezeption literarischer Texte als Wechselspiel von Freiheit und Determiniertheit darstellt. Einerseits müsse der Text eine Struktur aufweisen, sonst „gäbe es keine Kommunikation, sondern nur eine rein zufällige Stimulierung von aleatorischen Reaktionen“ (Eco). Andererseits entscheide der Leser, welche Codes und welchen semantischen Rahmen er auf den Text anwenden soll, wodurch er im Verlauf seines Lektüre­prozesses die weitere Aktualisierung von Bedeutungen maßgeblich beeinflusst.

Demgegenüber stehen Ansätze in der Tradition des Strukturalisten Algirdas Julien Greimas, der über die Analyse der verschiedenen bedeutungstragenden, hierarchisch organisierten Ebenen eines Textes eine semantische Tiefenstruktur eindeutig rekonstruieren will.

Theatersemiotik

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Die Theatersemiotik ist ein Zweig der Theaterwissenschaft, der vor allem in den 1970er und 80er Jahren seine Blüte erlebte. Als anwendungsorientierte Theorie bietet sie zum Beispiel Systematiken für die Aufführungsanalyse. Die Aufführung wird dabei als Kommunikationsprozess verstanden, in dem über verschiedene Kanäle auf unterschiedlichen Ebenen Informationen vergeben werden. Erika Fischer-Lichte, Patrice Pavis und Manfred Pfister sind wichtige Vertreter dieser Strömung.

Der Prager strukturalistische Linguist Jan Mukařovský hat das Konzept einer ästhetischen Funktion eingeführt. Wenn ein Zeichen diese Funktion erfüllt, wird dieses vornehmlich um seiner selbst willen rezipiert und bezieht sich auf seine eigenen Möglichkeitsumstände, insbesondere auf den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang seiner Rezeption – anstatt nur Mittel zur Bezugnahme auf anderes zu sein („referentielle Funktion“). Wann und wie einem Zeichen die ästhetische Funktion beigelegt wird, ist zwar auch vom rezipierenden Subjekt abhängig, wird aber, allgemein gesehen, von der ästhetischen Norm bestimmt, die in einer Gesellschaft im Moment der Zeichenrezeption herrscht. So können nach Mukařovský für uns heute Kathedralen oder Bauwerke durchaus unter ästhetischen Gesichtspunkten betrachtet werden, waren aber zur Zeit ihres Baus weit stärker mit einer sakralen Funktion als mit der ästhetischen Funktion belegt.

Ästhetische Objekte werden oft, zum Beispiel von Hans Wollschläger, als Zeichensysteme beschrieben, die sich eines anderen Zeichensystems als Trägersystem bzw. als Form bedienen. Im Fall der Literatur ist dies das komplexe Zeichensystem Sprache.

Kultur- und Geschichtswissenschaft

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Das schon in mesopotamischen Quellen erkennbare Modell, aktuelle positive und negative Ereignisse als Belohnung und Bestrafung durch Gottheiten für historische Leistungen und Verfehlungen zu sehen, bezeichnet Jan Assmann als „Semiotisierung der Geschichte“. Die Geschichte wird dadurch mit Bedeutung erfüllt und erhält eine Struktur, in der nicht nur „Sinn als Zusammenhang von Tun und Ergehen lesbar“ und somit auch erträglicher wird, sondern begründet auch den Anlass für Aufzeichnungen und Geschichtsrekapitulation.[31]

Wichtige Personen der Semiotik

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Russische Semiotik:

Vorläufer:

Allgemeine Überblicksdarstellungen, Einführungen, Handbücher und Lexika

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  • Günter Bentele, Ivan Bystřina: Semiotik. Grundlagen und Probleme. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004429-X.
  • Johannes Bergerhausen, Siri Poarangan: decodeunicode: Die Schriftzeichen der Welt. Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2011, ISBN 978-3-87439-813-8. Alle 109.242 digitalen Schriftzeichen nach dem Unicode-Standard. Typografische Semiotik.
  • Paul Bouissac (Hrsg.): Encyclopedia of Semiotics. Oxford University Press, New York 1998, ISBN 0-19-512090-6.
  • Daniel Chandler: Semiotics: The Basics. Routledge, London / New York 2001, ISBN 0-415-26593-2; überarbeitete Ausgabe 2006, ISBN 0-415-36376-4 (auch online als: Semiotics for Beginners. Archiviert vom Original am 21. Februar 2009; abgerufen am 7. September 2017.)
  • Paul Cobley (Hrsg.): The Routledge Companion to Semiotics and Linguistics. Routledge, London 2001, ISBN 0-415-24313-0.
  • John Deely: Basics of Semiotics. 4. Auflage. Tartu University Press, Tartu 2005.
  • Algirdas Julien Greimas, Joseph Courtés: Sémiotique: Dictionnaire raisonné de la théorie du langage. 2 Bände. Hachette, Paris 1979–1986.
  • Walter A. Koch (Hrsg.): Semiotics in the Individual Sciences (= Bochum Publications in Evolutionary Cultural Semiotics. 10). Brockmeyer, Bochum 1990.
  • Martin Krampen, Klaus Oehler, Roland Posner, Thure von Uexküll (Hrsg.): Die Welt als Zeichen (= Klassiker der modernen Semiotik.) Severin und Siedler, Berlin 1981.
  • Angelika Linke, Markus Nussbaumer, Paul R. Portmann: Studienbuch Linguistik. 5. Auflage. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2004, S. 13–48.
  • Dieter Mersch (Hrsg.): Zeichen über Zeichen: Texte zur Semiotik von Peirce bis Eco und Derrida. dtv, München 1998, ISBN 3-423-30653-X.
  • Ludwig Nagl, Charles Sanders Peirce, Campus Verlag Frankfurt/New York 1992, Kapitel 1, „Semiotik“, S. 21–62.
  • Ludwig Nagl: Pragmatismus. Campus Verlag, Frankfurt am Main/ New York 1998, Kapitel 2.4, Semiotik, S. 39–40.
  • Winfried Nöth: Handbuch der Semiotik. 2., revidierte und erweiterter Auflage. Stuttgart / Weimar 2000 (dt. Übers. von Handbook of semiotics, Bloomington 1990).
  • Roland Posner, Klaus Robering, Thomas A. Sebeok (Hrsg.): Semiotik / Semiotics: Ein Handbuch zu den zeichentheoretischen Grundlagen von Natur und Kultur. 3 Bände. De Gruyter, Berlin u. a. 1997–2003.
  • Helmut Rehbock: Art. Semiotik. In: Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. 2. Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2000, S. 624f.
  • Thomas A. Sebeok: Theorie und Geschichte der Semiotik, Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 1979 (Übers. von Contribution to the doctrine of signs, Bloomington 1976).
  • Thomas A. Sebeok (Hrsg.): Encyclopedic dictionary of semiotics, 1986.
  • Jürgen Trabant: Elemente der Semiotik. Tübingen/Basel 1996.

Geschichte der Semiotik

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  • Beiträge in: Tasso Borbé (Hrsg.): Semiotics Unfolding. Proceedings of the Second Congress of the International Association for Semiotic Studies. Wien 1979 (Approaches to Semiotics 68), Mouton de Gruyter, Berlin/New York/Amsterdam 1984.
  • John N. Deely: Introducing semiotics: Its history and doctrine. Bloomington: Indiana University Press 1982, ISBN 0-253-20287-6.
  • K. D. Dutz, P. Schmitter (Hrsg.): Historiographia semioticae, MAKS Publikationen 1985, ISBN 3-88811-018-1.
  • K. D. Dutz, P. Schmitter, Münsteraner Arbeitskreis für Semiotik (Hrsg.): Geschichte und Geschichtsschreibung der Semiotik: Fallstudien. Akten der 8. Arbeitstagung des Münsteraner Arbeitskreises für Semiotik, Münster 2.–3. Oktober 1985, MAkS 1986, ISBN 3-88811-102-1.
  • A. Eschbach, J. Trabant (Hrsg.): History of semiotics, Amsterdam 1983.
  • David P. Lucid (Hrsg.): Soviet Semiotics. An Anthology. Baltimore: Johns Hopkins University Press, Baltimore 1977
  • Stephan Meier-Oeser: Die Spur des Zeichens. Das Zeichen und seine Funktion in der Philosophie des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Walter de Gruyter 1997, ISBN 3-11-015526-5.
  • W. Nöth, S. Meier-Oeser, H. Hermes: Art. Semiotik, Semiologie. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 9, 601–609.
  • Alois Andermatt: Semiotik und das Erbe der Transzendentalphilosophie. Königshausen & Neumann, Würzburg 2007, ISBN 978-3-8260-3521-0.
  • Roland Barthes: Elemente der Semiologie. Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-518-11171-X.
  • Roland Barthes: Das Reich der Zeichen. Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-518-11077-2.
  • Axel Bauer: Die Allgemeine Semiotik als methodisches Instrument in der Medizingeschichte. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 12, 1994, S. 75–89.
  • Carl Johan Clemedson: Semiotik und Krankheitsdiagnostik in den Vorleseungen Carl von Linné’s über sein Systema Morborum. In: Christa Habrich, Frank Marguth, Jörn Henning Wolf (Hrsg.) unter Mitarbeit von Renate Wittern: Medizinische Diagnostik in Geschichte und Gegenwart. Festschrift für Heinz Goerke zum sechzigsten Geburtstag. München 1978 (= Neue Münchner Beiträge zur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften: Medizinhistorische Reihe. Band 7/8), ISBN 3-87239-046-5, S. 255–268.
  • Umberto Eco: La struttura assente. 1962.
  • Umberto Eco: Segno. 1973.
    • deutsch: Zeichen. Einführung in einen Begriff und seine Geschichte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-518-10895-6.
  • Umberto Eco: A theory of semiotics. Bloomington 1976.
    • deutsch: Semiotik. Entwurf einer Theorie der Zeichen. Fink, München 1987, ISBN 3-7705-2323-7.
  • Nelson Goodman: Sprachen der Kunst. Entwurf einer Symboltheorie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1995.
  • Erika Fischer-Lichte: Semiotik des Theaters. 3 Bände. Narr, Tübingen 1983.
  • Lars C. Grabbe: Analytische Phänosemiose. Systematische Medientheorie zwischen Wahrnehmung, Technologie und Zeichen. Marburg 2021, ISBN 978-3-96317-208-3.
  • Johannes Heinrichs: Philosophische Semiotik. ISBN 978-954-449-354-7.
  • Ernest W. B. Hess-Lüttich, Jürgen E. Müller, A. J. A. van Zoest (Hrsg.): Signs & space. Gunter Narr Verlag, 1998, ISBN 3-8233-4314-9.
  • Roman Jakobson: Semiotik. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988. (Inhaltsverzeichnis) (PDF; 79 kB).
  • Georg Klaus: Semiotik und Erkenntnistheorie. 4. Auflage. München 1973, ISBN 3-7705-0832-7.
  • Jan Mukařovský: Kapitel aus der Ästhetik. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1970.
  • Nina Ort: Reflexionslogische Semiotik. Zu einer nicht-klassischen und reflexionslogisch erweiterten Semiotik im Ausgang von Gotthard Günther und Charles S. Peirce. Velbrück Wissenschaft, 2007, ISBN 3-938808-16-0.
  • Helmut Pape (Hrsg.): Charles S. Peirce. Phänomen und Logik der Zeichen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1983.
  • Roland Posner: Zur Genese von Kommunikation – Semiotische Grundlagen. In: Karl-Friedrich Wessel, Frank Naumann (Hrsg.): Kommunikation und Humanontogenese. Bielefeld 1994, S. 384–430.
  • Roland Posner: Believing, causing, intending. The basis for a hierarchy of sign concepts in the restruction of communication. (PDF) TU Berlin, 1993, abgerufen am 7. September 2017.
  • Carol Sanders (Hrsg.): The Cambridge Companion to Saussure. Cambridge u. a. 2005, ISBN 0-521-80051-X.
  • Ferdinand de Saussure: Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft. De Gruyter, Berlin 1967.
  • Claus Schlaberg: Allgemeine Komponenten des Zeichenseins – und die zunehmende Komplexität der Zeichenprozesse im Laufe der Phylo- und der Ontogenese. In: Ernest W. B. Hess-Lüttich (Hrsg.): Sign Culture Zeichen Kultur. Königshausen & Neumann, Würzburg 2012, S. 483–494, [1].
Wiktionary: Semiotik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Zeichentheorie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Klaus Oehler: Idee und Grundriß der Peirceschen Semiotik. In: M. Krampen et al. (Hrsg.): Die Welt als Zeichen. Berlin 1981, S. 17.
  2. Venedig 1490, hier n. Meier-Oeser, l.c., 602.
  3. Pars est Medicinae, signorum omnium differentias et vires expendens, hier n. Meier-Oeser, l.c.
  4. Vgl. Diogenes Laertius 7, 55f.
  5. Wiedergegeben nach Joseph M. Bochenski: Formale Logik, Karl Alber, Freiburg/München 1996 (5. Aufl.), S. 175.
  6. Ediert nebst engl. Übers. In: Tractatus de signis. The semiotic of John Poinsot, translated and presented by J. N. Deely with R.A. Powell, Berkeley 1985. Einen Überblick zur jüngeren Forschungsdiskussion bietet Raul Corazzon: The Rediscovery of John Poinsot.
  7. Kap. 21, Of the Division of the Sciences: 4. Semeiotike. Thirdly, the third branch may be called Semeiotike, or the doctrine of signs; the most usual whereof being words, it is aptly enough termed also Logike, logic: the business whereof is to consider the nature of signs, the mind makes use of for the understanding of things, or conveying its knowledge to others. For, since the things the mind contemplates are none of them, besides itself, present to the understanding, it is necessary that something else, as a sign or representation of the thing it considers, should be present to it: and these are ideas. And because the scene of ideas that makes one man's thoughts cannot be laid open to the immediate view of another, nor laid up anywhere but in the memory, a no very sure repository: therefore to communicate our thoughts to one another, as well as record them for our own use, signs of our ideas are also necessary: those which men have found most convenient, and therefore generally make use of, are articulate sounds. The consideration, then, of ideas and words as the great instruments of knowledge, makes no despicable part of their contemplation who would take a view of human knowledge in the whole extent of it. And perhaps if they were distinctly weighed, and duly considered, they would afford us another sort of logic and critic, than what we have been hitherto acquainted with.
  8. (Hofrat) Feßmeier: Grundriß der historischen Hilfswissenschaften. Anton Weber (Buchhändler) – gedruckt bei Joseph Zängl (München), Landshut 1802, S. 73 (§ 77).
  9. Vgl. etwa Gerhard Rudolph: Leitgedanken der Diagnostik und Semeiotik in der französischen Medizin des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Christa Habrich, Frank Marguth, Jörn Henning Wolf (Hrsg.) unter Mitarbeit von Renate Wittern: Medizinische Diagnostik in Geschichte und Gegenwart. Festschrift für Heinz Goerke zum sechzigsten Geburtstag. München 1978 (= Neue Münchner Beiträge zur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften: Medizinhistorische Reihe. Band 7/8), ISBN 3-87239-046-5, S. 269–282.
  10. J. L. L. Loeseken: Semiotik oder Lehre von den Zeichen der Krankheiten. 3. Auflage. Dresden 1775.
  11. Karl Sundelin: Handbuch der praktischen Arzneiwissenschaft. Erster Band: Semiotik. Anton v. Haykul (Buchdrucker) und Mich. Lechner (Universitäts-Buchhändler), Wien 1830, S. 11 (bedeutet … die Darstellung und Kunde derjenigen äußerlichen, sinnlich wahrnehmbaren Merkmale, welche und als Zeichen, Kennzeichen gewisser sowohl körperlicher als geistiger Beschaffenheiten und Zustände dienen.).
  12. Vgl. auch Burkhard Eble: Taschenbuch der allgemeinen Nosologie, Symptomatologie und Semiotik (= Taschenbuch der allgemeinen Pathologie und Therapie. 1. Teil). Wien 1833.
  13. Siehe Thomas Loyd Short: Peirce's Theory of Signs, Cambridge 2007, S. 16: „…that Saussure's view is fundamentally different from and incompatible with Peirce's.“
  14. a b Angelika Linke, Markus Nussbaumer, Paul R. Portmann: Studienbuch Linguistik. 5. Auflage. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2004, S. 30.
  15. So wohl Busse, Dietrich: Semantik. W. Fink, Paderborn 2009 (UTB 3280), S. 27.
  16. Angelika Linke, Markus Nussbaumer, Paul R. Portmann: Studienbuch Linguistik. 5. Auflage. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2004, S. 31.
  17. Zitiert nach Busse, Dietrich: Semantik. W. Fink, Paderborn 2009 (UTB 3280), S. 27.
  18. Klaus Oehler: Sachen und Zeichen. Zur Philosophie des Pragmatismus. Frankfurt am Main 1995. S. 87.
  19. Peirce selbst spricht von „Trichotomien“, vgl. Collected Papers, hg. Charles Hartshorne / Paul Weiss, Harvard UP 1931, 2.243.
  20. Christian Kloesel, Helmut Pape (Hrsg.): Charles S. Peirce. Semiotische Schriften. 3 Bde., Suhrkamp, Frankfurt am Main 2000, Band 1, S. 204.
  21. Michael H. G. Hoffmann: Peirces Zeichenbegriff: seine Funktionen, seine phänomenologische Grundlegung und seine Differenzierung. (PDF) Universität Bielefeld, 11. November 2001, S. 13, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. April 2015; abgerufen am 1. März 2015: „wobei die Silbe sin in der Bedeutung von 'nur einmal vorkommen' aufgefasst wird, wie in singulär, simpel …“
  22. Oehler(1995) S. 87.
  23. Peirce CP 2.275.
  24. Heinz Kroehl: Communication Design 2000. Zürich 1987.
  25. Heinz Kroehl: Buch und Buchumschlag im Test. Dortmund 1984.
  26. Heinz Kroehl: Corporate Identity als Erfolgskonzept im 21. Jahrhundert. München 2000, S. 129.
  27. Vgl. Peirce: „Nun kann das Problem, was die Bedeutung eines intellektuellen Konzepts ist, nur durch das Studium des Interpretanten … gelöst werden“, Collected Papers § 5.475.
  28. siehe Oehler (1995) S. 85.
  29. siehe dazu Kroehl (2000) S. 124.
  30. siehe Oehler (1995) S. 85 f.
  31. Jan Assmann: Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen Beck, München 2000, ISBN 3-406-42107-5, S. 297.