Shorttrack-Teamweltmeisterschaften

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Die Shorttrack-Teamweltmeisterschaften (auch Shorttrack-Mannschaftsweltmeisterschaften, englisch: World Short Track Speed Skating Team Championships) wurden von 1991 bis 2011 von der Internationalen Eislaufunion (ISU) ausgetragen und fanden jeweils zum Abschluss der Shorttracksaison im März oder im April statt. Sie waren eine von den Shorttrack-Weltmeisterschaften (im Mehrkampf, auf Einzelstrecken und in der Staffel) unabhängige Veranstaltung.

Bei den Teamweltmeisterschaften traten die Sportler eines Landes auf Einzelstrecken und in Staffeln gegeneinander an und sammelten dabei Punkte. Die zusammengerechnete Punktzahl entschied über die Platzierung und die Medaillenvergabe. Die meisten Titel – insgesamt 20 – holten die südkoreanischen Mannschaften, die acht Mal bei den Männern und zwölf Mal bei den Frauen siegten.

Im Lauf der Jahre änderte sich mehrmals das Regelwerk in Bezug auf die genauen Abläufe der Team-WM. Gemäß dem zuletzt gültigen Reglement – beschlossen auf dem ISU-Kongress im Juni 2010 – qualifizierten sich die besten acht Nationen der Team-Gesamtwertung im Weltcup für die Weltmeisterschaften. Dort traten sie zunächst in zwei Gruppen (Brackets) à vier Mannschaften an, von denen sich die jeweils beste direkt für das A-Finale qualifizierte. Die zweit- und drittplatzierten Teams machten in einem Hoffnungslauf die verbliebenen zwei A-Finalteilnehmer aus. Das Ergebnis des A-Finals entschied über die Medaillenvergabe.[1]

In jeder Runde fanden vier 500-Meter-Rennen, vier 1000-Meter-Rennen, ein 3000-Meter-Rennen und eine Staffel (3000 Meter bei den Frauen, 5000 Meter bei den Männern) statt. Über 500 und 1000 Meter trat in jedem der vier Rennen pro Land jeweils ein Athlet an. Über 3000 Meter gab es nur einen Lauf, wobei jedes Land zwei Athleten einsetzte. In der Staffel starteten vier Läufer eines Landes. In jedem Einzelrennen bekam der Erste fünf Punkte, der Zweite drei Punkte, der Dritte zwei Punkte und der Vierte einen Punkt. In der Staffel wurden doppelt so viele Punkte vergeben, zehn für die erste Staffel, sechs für die zweite, vier für die dritte und zwei für die vierte. Bei einer Disqualifikation wurde kein Punkt zugesprochen. Die Addition aller Punkte der Athleten eines Landes entschied über die Platzierung.[1]

Der Einführung der Mannschaftsweltmeisterschaften voraus ging das im März 1990 ausgetragene World Final Teams im belgischen Gent, das sowohl die Männer als auch die Frauen aus Kanada für sich entschieden.[2] Diese Veranstaltung wird in Auflistungen teilweise als direkte Vorgängerin der Team-WM dargestellt,[3] erscheint aber nicht in der entsprechenden Statistik der Internationalen Eislaufunion.[4]

Bei den Frauen errangen zwischen 1995 und 2011 ausschließlich Teams aus Südkorea und China den Weltmeistertitel und belegten zwischen 2000 und 2009 durchgehend die ersten beiden Plätze. Bei den Männern war insbesondere im Zeitraum von 1995 bis 2003 die kanadische Mannschaft am erfolgreichsten: Sie gewann in diesem Zeitraum von neun Jahren sechs Titel. Insgesamt stellten sechs Nationen Weltmeisterteams: Neben Südkorea, China und Kanada (die zusammen 38 von 42 Goldmedaillen holten) waren das Japan, Italien und die Vereinigten Staaten.

Veranstaltung Ort Datum Männer Frauen
WM 1991 Korea Sud Seoul 30. bis 31. März 1991 Japan Japan Kanada Kanada
WM 1992 Japan Nobeyama 14. bis 15. März 1992 Korea Sud Südkorea Korea Sud Südkorea
WM 1993 Ungarn Budapest 20. März 1993 Italien Italien Italien Italien
WM 1994 Kanada Cambridge 20. März 1994 Korea Sud Südkorea Kanada Kanada
WM 1995 Niederlande Zoetermeer 24. bis 26. März 1995 Kanada Kanada Korea Sud Südkorea
WM 1996 Vereinigte Staaten Lake Placid 31. März 1996 Kanada Kanada Korea Sud Südkorea
WM 1997 Korea Sud Seoul 4. April 1997 Korea Sud Südkorea Korea Sud Südkorea
WM 1998 Italien Bormio 26. bis 29. März 1998 Kanada Kanada China Volksrepublik Volksrepublik China
WM 1999 Vereinigte Staaten St. Louis 6. bis 7. März 1999 China Volksrepublik Volksrepublik China China Volksrepublik Volksrepublik China
WM 2000 Niederlande Den Haag 4. März 2000 Kanada Kanada China Volksrepublik Volksrepublik China
WM 2001 Japan Nobeyama 24. bis 25. März 2001 Kanada Kanada China Volksrepublik Volksrepublik China
WM 2002 Vereinigte Staaten Milwaukee 29. bis 30. März 2002 China Volksrepublik Volksrepublik China Korea Sud Südkorea
WM 2003 Bulgarien Sofia 15. bis 16. März 2003 Kanada Kanada Korea Sud Südkorea
WM 2004 Russland St. Petersburg 13. bis 14. März 2004 Korea Sud Südkorea Korea Sud Südkorea
WM 2005 Korea Sud Chuncheon 5. bis 6. März 2005 Kanada Kanada Korea Sud Südkorea
WM 2006 Kanada Montreal 25. bis 26. März 2006 Korea Sud Südkorea Korea Sud Südkorea
WM 2007 Ungarn Budapest 17. bis 18. März 2007 Kanada Kanada Korea Sud Südkorea
WM 2008 China Volksrepublik Harbin 15. bis 16. März 2008 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten China Volksrepublik Volksrepublik China
WM 2009 Niederlande Heerenveen 14. bis 15. März 2009 Korea Sud Südkorea China Volksrepublik Volksrepublik China
WM 2010 Italien Bormio 27. bis 28. März 2010 Korea Sud Südkorea Korea Sud Südkorea
WM 2011 Polen Warschau 19. bis 20. März 2011 Korea Sud Südkorea Korea Sud Südkorea

Ergebnisüberblick

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Die folgenden beiden Tabellen stellen die Ergebnisse jeder Nation dar, die sich zwischen 1991 und 2011 mindestens einmal für die Mannschafts-WM qualifizierte. Bis 2006 wurde kein B-Finale um die Plätze 5 bis 8 gelaufen. Die Plätze 5 und 6 werden hier dem Dritten beziehungsweise Vierten des Hoffnungslaufes zugewiesen. Die beiden im Vorwettkampf ausgeschiedenen Nationen sind mit einem Q markiert. Eine Nichtteilnahme ist nicht in jedem Fall mit einer Nichtqualifikation gleichzusetzen: 2011 verzichteten etwa so viele Nationen auf eine Teilnahme an den Teamweltmeisterschaften, dass die Türkei als fünfzehntbestes Team der Weltcupwertung nachrückte.[5]

Männer
Nation 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11
Kanada Kanada 3 2 2 1 1 4 1 2 1 1 2 1 2 1 2 1 2 2 2 3
Korea Sud Südkorea 2 1 3 1 2 2 1 2 5 2 3 3 2 1 2 1 2 3 1 1 1
China Volksrepublik Volksrepublik China 5 5 4 1 4 2 1 3 4 3 3 4 4 3 2
Italien Italien 4 2 1 3 4 3 3 3 6 3 6 4 4 3 5 4 3 6 7 4
Japan Japan 1 3 4 5 2 5 3 6 4 6 5 5 4 6 5 5 7 4
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 4 4 3 4 4 5 5 5 6 5 4 1 3 5
Niederlande Niederlande 6 7 5 5 7 6 7 8 Q 8
Ungarn Ungarn 6 7 6 7 5
Frankreich Frankreich 5 6 Q Q 6
Deutschland Deutschland 6 6 5
Australien Australien 5 7
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 7 7 6 7 Q Q Q 6 8 8
Russland Russland 1 7 6 Q 7 6
Norwegen Norwegen 6 7
Korea Nord Nordkorea 6
Neuseeland Neuseeland 7
Polen Polen 7
Ukraine Ukraine 8
Turkei Türkei 8
Belgien Belgien 9 Q
Bulgarien Bulgarien Q
Frauen
Nation 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11
Korea Sud Südkorea 5 1 2 2 1 1 1 2 3 2 2 1 1 1 1 1 1 2 2 1 1
China Volksrepublik Volksrepublik China 2 3 2 5 4 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 1 1 2
Kanada Kanada 1 4 1 3 4 2 3 2 4 3 3 4 4 3 3 3 3 4 2 4
Italien Italien 7 5 1 3 4 2 6 4 5 5 6 5 3 3 5 4 8 5 5 3 5
Japan Japan 6 2 6 6 3 6 3 5 Q 6 4 5 5 7 8 4 6
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 5 4 3 4 6 7 4 6 6 4 4 3 3
Russland Russland 1 4 6 3 5 Q Q 5 6 7 8 7
Niederlande Niederlande 3 6 5 7 7 5 5 7 8 Q 6
Bulgarien Bulgarien 5 6 4 6 5 6
Korea Nord Nordkorea 4
Ungarn Ungarn 7 Q 6 5
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 6
Deutschland Deutschland 7 7 7
Frankreich Frankreich 7 Q Q
Osterreich Österreich 7
Australien Australien 8
Polen Polen 8
Belgien Belgien 9
1 
1991: Ergebnis des sowjetischen Teams, 1992: Ergebnis des Teams der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten

Einzelnachweise

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  1. a b International Skating Union: SPECIAL REGULATIONS & TECHNICAL RULES SPEED SKATING and SHORT TRACK SPEED SKATING 2010 (Memento vom 19. April 2011 im Internet Archive), S. 79–81 (Regel 282). Abgerufen am 21. Januar 2022.
  2. Ergebnisprotokoll der World Final Teams 1990, archiviert als PDF auf shorttrackonline.info. Abgerufen am 21. Januar 2022.
  3. World Short Track Speed Skating Team Championships (defunct) auf sport-record.de. Abgerufen am 21. Januar 2022.
  4. World Short Track Speed Skating Team Championships Overview in der ISU-Ergebnisdatenbank. Abgerufen am 21. Januar 2022.
  5. Matthias Opatz: Mannschafts-WM: Beerdigung einer Zwanzigjährigen (Memento vom 8. August 2011 im Internet Archive). Erschienen am 16. März 2011. Abgerufen am 21. Januar 2022.