Schulamit Aloni

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Shulamit Aloni)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Schulamit Aloni
Schulamit Aloni mit ihrer Mutter
Schulamit Aloni, 1965

Schulamit Aloni (hebräisch שולמית אלוני; geboren als Schulamit Adler[1] am 29. November 1928 in Tel Aviv; gestorben am 24. Januar 2014 in Kfar Shmaryahu)[2] war eine israelische Rechtsanwältin, Menschenrechtsaktivistin, Feministin, Schriftstellerin und Politikerin.

Schulamit Adler wurde 1928 in Tel Aviv geboren. Ihre aus Polen stammten Eltern kämpften während des Zweiten Weltkriegs in der britischen Armee. Sie war Mitglied der Hashomer Hatzair und der Hagana. Nach dem Schulabschluss wurde sie Mitglied der israelischen Armee und kämpfte im Unabhängigkeitskrieg. Anschließend engagierte sie sich für Kinder von Immigranten und war als Lehrerin tätig. Ihr Buch Der Bürger und sein Staat (1958) erschien in zehn Auflagen und wurde zu einem Grundlagentext in der Lehrerausbildung für die Secondary School in Israel. Sie heiratete Reuven Aloni[1] (eigentlich Reuven Rolanitzki, 1919–1988).

Nebenbei studierte sie Jura und Wirtschaft, um Rechtsanwältin zu werden. 1959 wurde Aloni Mitglied der Arbeiterpartei. Von 1965 bis 1996 war sie Abgeordnete der Knesset.[3] Nachdem sie sich mit der Parteiführung der Arbeiterpartei überworfen hatte, gründete sie die Partei Ratz, die drei Mandate für die Knesset erhielt, und fungierte als Ministerin ohne Amtsbereich. 1977 spaltete sich die Ratz, und ihre Präsenz im Parlament verringerte sich, doch 1991 vereinigten sich Ratz, Schinui und Mapam zur Partei Meretz und erhielten 1992 bei der Wahl zur 13. Knesset 12 Parlamentssitze. Aloni wurde daraufhin als eine von nur zwei[4] Frauen im Regierungskabinett Erziehungsministerin[4] im Kabinett von Jitzchak Rabin. Im Mai 1993[4] musste sie aufgrund des Drucks der Koalitionspartei Schas von ihrem Amt zurücktreten. Rabin bestimmte sie stattdessen zur Ministerin für Kommunikation[5][4] sowie Wissenschaft und Technologie.[4] Schließlich zog sie sich 1996 aus der Politik zurück. Sie lehrte danach an der Ben-Gurion-Universität, der Tel Aviv University und in Princeton.

Sie war zeit ihres Lebens eine scharfe Kritikerin der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern,[6] was sie im Mai 2004 in einem Interview mit der Zeitung Jedi’ot Acharonot[6] deutlich machte. 2005 gründete sie zusammen mit anderen Prominenten die Organisation Jesch Din, die sich gegen die Verletzung der Menschenrechte von Palästinensern einsetzt.[7]

Schulamit Aloni war Trägerin unter anderem des Bruno-Kreisky-Preises für Verdienste um die Menschenrechte (1985) und des Israel-Preises (2000). 1998 erhielt sie den Emil-Grünzweig-Menschenrechtspreis für ihr Lebenswerk. Sie war Ehrendoktorin des Hebrew Union College.

Veröffentlichungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

übersetzte Titel

  • Der Bürger und sein Staat
  • Hesder – Vom Gesetzesstaat zum Halacha-Staat
  • Frauen als Menschen
  • Ich kann nicht anders
  • ʿAloni Shulamit, in: Yaacov Shimoni: Biographical dictionary of the Middle East. New York: Facts on File, 1991, S. 26
Commons: Schulamit Aloni – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Nur Masalha: Palestine – A Four Thousand Year History. 2. Auflage. I. B. Tauris, London 2024, ISBN 978-0-7556-4942-6, S. 353.
  2. Former minister, Meretz leader Shulamit Aloni dies at 85
  3. Schulamit Aloni im Verzeichnis der Knesset-Abgeordneten, abgerufen am 18. September 2019.
  4. a b c d e Juliet J. Pope: The Place of Women in Israeli Society. In: Keith Kyle, Joel Peters (Hrsg.): Whither Israel? – The Domestic Challenges. The Royal Institute of International Affairs/I. B. Tauris Publishers, London/New York 1993, ISBN 1-85043-643-6, Kap. 11, S. 202–222, hier S. 203.
  5. Uta Klein: Militär und Geschlecht in Israel. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-593-36724-6, S. 137.
  6. a b Thomas Vescovi: L’échec d’une utopie – Une histoire des gauches en Israël. Éditions La Découverte, Paris 2021, ISBN 978-2-348-04311-6, S. 265.
  7. Camelia Suleiman: Language and Identity in the Israel-Palestine Conflict: The Politics of Self-Perception in the Middle East. I.B. Tauris, London 2011, ISBN 978-1-84885-819-0, S. 223.