Sieblöffel (Archäologie)
Als Sieblöffel, auch Weinsiebchen, wird in der Archäologie ein Utensil zum Reinigen des gewürzten Weins bei der Tafel bezeichnet. Ein Sieblöffel (lat. colatorium) unterscheidet sich von einem anderen Löffel durch eine Perforation der Löffelschale (Laffe). Durch die Löcher kann der Wein ins Trinkgefäß fließen, die Gewürze bleiben in der Laffe zurück. In einigen Fällen bilden die Löcher ein Muster.
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die meisten Sieblöffel stammen aus spätrömischen Depotfunden sowie als Grabbeigabe aus reichen frühmittelalterlichen Frauengräbern. Die unterschiedlichen Fundgattungen weisen auf eine gewandelte Verwendung hin. In der Antike sind Sieblöffel von den Besitzern oder von Mundschenken verwendet worden. Im Frühmittelalter hat dann die Hausherrin in reichen Haushalten den Gästen den Wein bereitet. Ein Sieblöffel in einem Frauengrab weist als Abzeichen auf diese gehobene soziale Stellung der Verstorbenen hin. Nach römischer Sitte waren diese Weinsiebchen oft am Toilettebesteck angehängt und mit Ohrlöffel und Zahnstocher an einem Ring verbunden. Das Würzen des Weins kam anscheinend erst durch dessen nachlassende Qualität zustande.[1]
Zu den sakralen Gerätschaften der christlichen Liturgie zählten Sieblöffel[2] genannt – bereits im 6. Jahrhundert[3] und werden auch heute noch verwendet[4], um in den Abendmahlskelch gefallene Fremdkörper (z. B. Korkreste) zu entfernen (vgl. auch die Kelchlöffel).
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Max Martin: Neues zu den spätantiken und frühmittelalterlichen colatoria. In: Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege 41/42, 2000/2001, S. 179–185 (Digitalisat).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Rosemarie Müller, Heiko Steuer: Toilettebesteck. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 35, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2007, ISBN 978-3-11-018784-7, S. 180.
- ↑ Fritz Witte: Die liturgischen Geräte und andere Werke der Metallkunst in der Sammlung Schnütgen in Cöln zugleich mit einer Geschichte des liturgischen Gerätes. Berlin 1913, Abb. S. 36.
- ↑ Grabungsfunde von Oberhausen [1]
- ↑ Handreichung für den Küsterdienst Archivierte Kopie ( des vom 29. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.