Siedlung der Baugenossenschaft mittlerer Verkehrsbeamten
Die Gebäude der 1909 begonnen und 1912 im Wesentlichen fertiggestellten Siedlung der Baugenossenschaft mittlerer Verkehrsbeamten e.G., nördlich des Parks Am Durchblick im Südosten des Münchener Stadtteils Obermenzing, galten in Bauform und der Ausstattung nach damaligen Maßstäben als vorbildlich. Sie besteht aus Ein- und Zweifamilienhäuser.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1909 taten sich 46 mittlere Beamte der Münchener Verkehrsverwaltungen zusammen, um eine Baugenossenschaft zu gründen und damit die Wohnungsnot zu lindern. Als Architekt und Baumeister konnten sie Georg Niggl gewinnen. Der Baugrund südlich der heutigen Verdistraße gehörte dem Gastwirt und Ökonom Joseph Brandl vom Gasthof Alter Wirt. Nach anfänglichen Bedenken gab der bayerische Verkehrsminister Heinrich von Frauendorfer im Jahr 1910 sein Einverständnis. Im April 1911 war der Baubeginn, zunächst an der Frauendorferstraße mit 36 Doppelhäusern, 31 Reihenhäusern und einem Mehrfamilienhaus. Die Bewohner bekamen die Erlaubnis in gemäßigtem Umfang Hühner, Gänse, Enten, Tauben und Kaninchen zu halten. Zeitgleich mit dem Häuserbau wurden Straßen, Wege und Gärten angelegt. Im Frühjahr 1912 war auch die baugenossenschaftliche Gaststätte Zum Grünen Baum fertig gestellt. Mit ihrem dem Jugendstil nachempfundenen Baustil trug die Siedlung zum Gartenstadtcharakter Obermenzings bei. Da die alte Dorfschule an der Allacher Straße zu klein wurde, richtete man in der Siedlung eine kurzzeitige provisorische Schule für 10 bis 12 Kinder der Klassen 1–3 ein. Ende 1911 eröffnete das nahegelegene neue große Schulhaus an der Grandlstraße und das Provisorium schloss wieder. Aufgrund des regen Zulaufs der Baugenossenschaft plante man die Siedlung in größerem Maße zu erweitern, jedoch machte die Inflation von 1924 alles zunichte. Bis 1938 konnten lediglich nur noch zwei Vierfamilienhäuser hinzugefügt werden.
Beschreibung und Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Siedlung verteilt sich auf 5 Doppelhäuser an der Verdistraße, einen 118 Meter langen Reihenhausblock und 5 Doppelhäuser an der Beer-Walbrunn-Straße, 8 Doppelhäuser, 2 Vierfamilienhäuser, 3 kurze Reihenhausblöcke und eine Gaststätte (Ecke zur Verdistraße) an der Frauendorferstraße. Unmittelbar neben der Siedlung befinden sich die Evangelische Carolinenkirche und eine Kindertagesstätte.
Die Siedlung ist über die S-Bahn-Linie 2 Petershausen/Altomünster—Dachau—Hauptbahnhof—Ostbahnhof—Markt Schwaben—Erding durch den am Nordostrand der Anlage liegenden Bahnhof Obermenzing, und über die beiden Buslinien 143 Olympia-Einkaufszentrum—Botanischer Garten—Blutenburg—Aubing—Freiham und 162 Moosach-Bahnhof—Heerstraße—Obermenzing-Bahnhof—Peter-Anders-Straße—Pasing-Bahnhof—Aubing—Lochhausen erreichbar.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Susanne Herleth-Krentz: Obermenzing – Zeitreise ins alte München. Volk Verlag, herausgegeben vom Stadtarchiv München, 2017, S. 34―37. ISBN 3862222284