Siegfried Kerstan

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Siegfried Kerstan (* 14. August 1928 in Schwentainen, Kreis Ortelsburg, Ostpreußen; † 6. Juni 2017 in Oldenburg) war ein deutscher baptistischer Geistlicher. Von 1976 bis 1985 gehörte er als Generalsekretär zum Leitungsgremium seiner Freikirche, des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten- und Brüdergemeinden).

Siegfried Kerstan wuchs in einer Pastorenfamilie auf.[1] Er war der ältere von zwei Brüdern. Sein Vater, der ostpreußische Baptistenprediger Wilhelm Kerstan, hatte 1927 in Schwentainen seine erste Dienststelle angetreten.[2] 1937 wechselte Wilhelm Kerstan und mit ihm die Familie nach Berlin-Neukölln.[3] Siegfrieds Vater wurde zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zur Wehrmacht einberufen. Der Bruder Reinhold war ab 1943 mit Lehrern und Mitschülern des zerstörten Neuköllner Lettow-Vorbeck-Gymnasiums in die Tschechoslowakei verschickt worden.[4] Kurz vor Schluss des Zweiten Weltkriegs erhielt Siegfried Kerstan als Sechzehnjähriger seine Einberufung. Er erlebte das Ende des Krieges jedoch unversehrt.[5]

1949 wurde Siegfried Kerstan von der Baptistengemeinde Berlin-Neukölln zum Studium an das baptistische Predigerseminar entsandt.[6] Die Ausbildungsstätte hatte damals ihren Sitz in Hamburg-Horn.[7] Integriert in seine Hamburger Studienzeit war ein Gaststudium am internationalen Baptistischen Seminar in Rüschlikon (Schweiz).[8] Seine Abschlussarbeit, mit der er 1953 die Ausbildung absolvierte, schrieb er bei dem Kirchengeschichtler Herbert Stahl. Sie trägt den Titel: Luthers Anschauung über den Heiligen Geist.[9]

Nach dem Studium berief die Baptistengemeinde der Bethel-Kirche Stuttgart Siegfried Kerstan auf ihre zweite Pastorenstelle. Hier absolvierte er eine dreijährige Vikariatszeit und verblieb nach seiner offiziellen Anerkennung als Geistlicher des Evangelisch-Freikirchlichen Gemeindebundes im Jahr 1956 zwei weitere Jahre in der Stuttgarter Muttergemeinde. 1958 wechselte Kerstan an die inzwischen selbständige Martin-Luther-King-Kirche im Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen, die bis November desselben Jahres ein Zweig der Bethel-Kirche gewesen war.[10]

1960 trat Siegfried Kerstan zum ersten Mal in einen übergemeindlichen Dienst. Er übernahm als Bundessonntagsschulpfleger die Leitung des Evangelisch-Freikirchlichen Sonntagsschulwerkes, die er bis 1965 innehatte. Es folgte ein zwölfjähriger Pastorendienst in der Baptistengemeinde Oldenburg. Während dieser Zeit konnten die Gemeinde Oldenburg einen Kirchneubau realisieren. Anstelle des Gebäudes an der Steinstraße wurde in Oldenburg-Eversten die Kreuzkirche errichtet. Ihre Einweihung erfolgte am 11. Februar 1973.[11]

Nach seinem Gemeindedienst in Oldenburg war er von 1976 bis zu seinem vorzeitigen Ruhestand 1985 Bundesdirektor und Generalsekretär des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden.[12]

Siegfried Kerstan war mit seiner Ehefrau Edith, geborene Müller, 60 Jahre verheiratet.[13]

Veröffentlichungen (Auswahl)

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  • Familienandachten (gemeinsam mit Harald Becker). Oncken-Verlag: Kassel 1965
  • Der Weltbaptismus. In: Ein Herr. Ein Glaube. Eine Taufe. – 150 Jahre Baptistengemeinden in Deutschland (Hrsg. Günter Balders im Auftrag des BEFG). Oncken Verlag: Wuppertal und Kassel 1985. S. 277–284
  • Das Abendmahl. In: Eckhard Schaefer (Hrsg.): Wir aber predigen Christus als den Gekreuzigten. Die Rechenschaft vom Glauben, predigend kommentiert. Walter Zeschky zum Gedächtnis. Oncken-Verlag: Wuppertal und Kassel 2000. S. 45–48

Nachruf. Zum Heimgang von Siegfried Kerstan. In: Zeitschrift DIE GEMEINDE (Ausgabe 25. Juni 2017). Kassel 2017. S. 30

Einzelnachweise

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  1. Reinhold Kerstan: Ein deutscher Junge weint nicht. Erinnerungen an damals. Oncken-Verlag: Wuppertal und Kassel 1982 (2. Auflage). S. 15ff.
  2. Auf der Homepage des historischen Kreises Ortelsburg finden sich Bilder des Predigers Wilhelm Kerstan, seiner Familie und der Baptistenkirche: kreis-ortelsburg.info: Fotos des [Bildarchivs des Kreises Ortelsburg].
  3. Bundeshaus (Hrsg.): Predigerliste des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland KdöR. Bad Homburg 1976. S. 42.
  4. Die Erlebnisse dieser Evakuierung verarbeitete Reinhold Kerstan in seinem Buch Ein deutscher Junge weint nicht. Erinnerungen an damals. Oncken-Verlag: Wuppertal und Kassel 1982 (2. Auflage). ISBN 3-7893-2243-1.
  5. Reinhold Kerstan: Ein deutscher Junge weint nicht. Erinnerungen an damals. Oncken-Verlag: Wuppertal und Kassel 1982 (2. Auflage). S. 109.
  6. Predigerseminar (Hrsg.): Festschrift zur Feier des 75jährigen Jubiläums des Predigerseminars der Ev.-Freikirchlichen Gemeinden (Baptisten) in Deutschland. Hamburg-Horn 1955. S. 62.
  7. Sie befindet sich seit 1997 als in Wustermark-Elstal bei Berlin.
  8. Michael Noss, Christoph Stiba: Nachruf zum Heimgang Siegfried Kerstans (PDF online). Das Internationale Seminar war 1948 in Rüschlikon gegründet worden, ab 195 hatte es seinen Sitz in Prag, seit 2014 befindet es sich in Amsterdam.
  9. Predigerseminar (Hrsg.): Festschrift zur Feier des 75jährigen Jubiläums des Predigerseminars der Ev.-Freikirchlichen Gemeinden (Baptisten) in Deutschland. Hamburg-Horn 1955. S. 100.
  10. Martin-Luther-King-Kirche.de: Über uns; eingesehen am 24. Juli 2017
  11. Horst Wenzel u. a. (Hrsg.): Sendung und Weg. 1837 – 1987. 150 Jahre Ev.-Freikl. Gemeinde Oldenburg. Oldenburg 1987. S. 184ff.
  12. Baptisten.de: Siegfried Kerstan verstorben (9. Juni 2017); eingesehen am 24. Juli 2017.
  13. Traueranzeigen NWZonline: Siegfried Kerstan; eingesehen am 5. August 2017.