Simut (Gottheit)

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Simut oder Šimut (Shimut) war ein elamischer Gott. Er wurde Gott von Elam genannt und gilt unter Vorbehalten als Herold der Götter. In der babylonischen Astronomie verband man ihn mit dem Planeten Mars. Simut erscheint in mehreren Inschriften von verschiedenen elamischen Königen, die eine Reihe von Tempeln erwähnen, die ihm geweiht waren. Simut wurde auch in Mesopotamien verehrt, wo er mit Nergal verglichen wurde.

Die älteste Erwähnung von Simut findet sich im Vertrag eines elamischen Herrschers mit Naram-Sin, in dem er an sechster Stelle hinter Humban, Amba, Zit, Nahiti und Inšušinak von den über 30 gelisteten elamischen Gottheiten aufgeführt wird.[1] Über überlieferte Inschriften von Untaš-Napiriša weiß man, dass der König der Gottheit mehrere Kultstätten in Susa und Statuen in Tschogha Zanbil gewidmet hat.[2] Von Šutruk-Naḫḫunte II.[3] und Hutelutuš-Inšušinak ist überliefert, dass sie Stätten der Verehrung für Simut und Manzat wiederhergestellt oder eingerichtet haben.[4] Ein Tempel, der während der Regierungszeit von Hutelutuš-Inšušinak in Anschan gebaut wurde, wurde Simut, Kiriša, Napiriša und Inšušinak gewidmet.[5] Aus der neuelamischen Periode ist eine Inschrift von Hanni, dem Herrscher von Ayapir überliefert, in der er Humban, Tepti, Napir und Simut anruft.[6]

Simut wurde noch im Achämenidenreich im ehemaligen elamischen Gebiet verehrt. Vom Festungsarchiv von Persepolis ist eine Tontafel überliefert. Nach der Inschrift hat ein Priester mit dem Namen Appirka Wein vom Hof von Persepolis erhalten, den er für Ahuramazda, Mišebaka und Simut verwendete.[7]

Simut wird in den elamischen Überlieferungen verschieden geschrieben. Jede Schreibweise wird vom Determinativ AN, beziehungsweise d, begleitet:[8] ANSi-mu-ut, ANŠi-mu-ut-ta, ANŠi-mu-ut und ANŠi-mut sowie die Logogramme ANMAN und dMAN/dPAP.[9] Das zuletzt genannte Logogramm PAP stammt aus dem Elamischen der Achämenidenzeit, das von den Verwaltungsarchiven von Persepolis überliefert ist. Die Bedeutung von Simut konnte aus den abweichenden Schreibweisen von zwei Personennamen ermittelt werden, die sowohl ausgeschrieben wurden als auch das Logogramm verwendet haben.[10] Ausgehend von PAP, das alles bedeutet, wird Simut als Gottheit der Gesamtheit interpretiert.[11]

In der Weidner’s God List, die die überlieferten Götterlisten von der Ur-III-Zeit bis in die neubabylonische Zeit zusammenstellt, wird Simut mit der Gottheit Nergal gleichgesetzt.[12] Die Verbindung zu Mars stammt aus Überlieferungen der babylonischen Astronomie, die den Planeten oft als Stern Simut (mulSi-mu-ut), fremder Stern (mulMAN-ma) oder als Stern Elams bezeichnet haben.[13]

Simut ist die romanisierte Form und spiegelt die Standardschreibweise des eigentlichen Namens in mesopotamischen Quellen aus der mittelbabylonischen Zeit. Aus der altbabylonischen Zeit scheint Šimut die korrekte Schreibweise zu sein.[14] In neuassyrischer Zeit wurde Šumudu geschrieben.[15]

Theophore Namen

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Elamische historische Persönlichkeiten mit theophoren Namen sind Kuk-Simut, der Schreiber des Sohns Idadu des Königs Tan-ruhuratir aus der Dynastie von Schimaschki und Simut-wartaš I. aus der Periode der Sukkalmah.[16] Von Tontafeln des Festungsarchivs von Persepolis ist der theophore Name Shati-Shimut überliefert, dessen Träger der Verteiler von Waren in Persepolis war.[17]

Die ältesten Belege für die Verehrung von Simut in Mesopotamien sind theophorische Namen aus der altbabylonischen Zeit, wobei die ältesten in Texten aus der Zeit der Herrschaft von Rim-Sin I. stammen.[18] Mehrere theophore Namen weisen darauf hin, dass Simut während der Meerland-Dynastie verehrt wurde. Darunter befinden sich weibliche Namen wie zum Beispiel Amat-Šimut.[19] Einige dieser Namen sowie andere Vornamen aus demselben Gebiet vereinen akkadische und elamitische Elemente. Über die Identität ihrer Träger ist nichts bekannt.[20]

Neun theophore Namen, die Simut beschwören, sind in Texten von Nippur während der Herrschaftszeit der Kassiten überliefert.[21] Die Gottheit dürfte ebenfalls in früheren Götterlisten von Nippur aufgeführt gewesen sein, aber dafür gibt es keine Quellen.[22]

Einen Eindruck vom Charakter von Simut lässt sich über seine Beinamen ermitteln. Er wird als Gott von Elam (dŠi-mu-ut-ta DINGIR Ha-tam-ti-),[23] Herold der Götter (dMAN pe-ri-ir na-ap-pir-ra-)[24] und Mächtiger, Herold der Götter (dSi-mu-ut si-il-ha-ak pe-ri-ir na-ap-pi-pi-ir)[25] bezeichnet. Die Übersetzung des Wortes für Herold dürfte aber zu wörtlich genommen sein, da assyrische Quellen einen anderen Begriff (nāgiru) für elamische administrative und militärische Positionen angeben, der mit Herold übersetzt wird und wahrscheinlich ein elamisches Lehnwort ist. Die Gleichsetzung von Simut mit der Gottheit Nergal in den babylonischen Götterlisten könnte ein Hinweis sein, dass Simut die Funktion eines Kriegsgottes hatte.[26]

Wie andere elamische Götter und im Besonderen Humban kann Simut mit dem elamischen Konzept kitin in Verbindung gebracht werden, das jemanden unter göttlichen Schutz stellen und dessen Macht legitimieren kann.[27] Simut erscheint in rechtlichen und wirtschaftlichen Dokumenten von Susa während der Sukkalmah-Periode, wo er in einem Fall zusammen mit Inšušinak und Šamaš die Rolle eines Zeugen und Wächters bei einem Darlehen einnimmt.[28]

In Elam war Simut vermutlich der Partner von Manzat, die als göttliche Darstellung des Regenbogens gilt. Auf die Verbindung weisen mehrere elamische Königsinschriften von Šilḫak-Inšušinak.[29][30] Inschriften von Untaš-Napiriša stellen eine Verbindung zur Gottheit Belet-ali her, die Dame der Stadt, die von der Forschung als identisch mit Manzat angesehen wird.[31]

  • Alexa Bartelmus: Die Götter der Kassitenzeit. Eine Analyse ihres Vorkommens in zeitgenössischen Textquellen. In: Alexa Bartelmus, Katja Sternitzke (Hrsg.): Karduniaš. Babylonia under the Kassites. Teil des mehrbändigen Werks Karduniaš Band 11/1 der Reihe Untersuchungen zur Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie. Berlin, Boston: De Gruyter, 2017, S. 245–312. (degruyter.com)
  • Odette Boivin: The First Dynasty of the Sealand in Mesopotamia (=Studies in Ancient Near Eastern Records. Band 20). De Gruyter 2018. ISBN 978-1-5015-0782-3. (degruyter.com)
  • Stephanie Dalley: Gods from north-eastern and north-western Arabia in cuneiform texts from the First Sealand Dynasty, and a cuneiform inscription from Tell en-Naṣbeh, c.1500 BC (=Arabian Archaeology and Epigraphy. Band 24, Nr. 2). John Wiley 2013, S. 177–185. (onlinelibrary.wiley.com)
  • Wouter F. M. Henkelman: The Other Gods Who Are. Studies in Elamite-Iranian Acculturation based on the Persepolis Fortification Texts (=Achaemenid History. Band 14). Nederlands Instituut voor het Nabije Oosten, Leiden 2008, ISBN 978-90-6258-414-7 (revidierte Fassung der Dissertation 2006).
  • Wouter F. M. Henkelman: Simut. Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie. Band 12, Berlin 2011. ISBN 978-3-11-020384-4. (publikationen.badw.de)
  • Wilfred George Lambert: Las. Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie. Band 6, Berlin 1983. ISBN 3-11-010051-7. (publikationen.badw.de)
  • Wilfred George Lambert: Manziʾat/Mazziʾat/Mazzât/Mazzêt. Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie. Band 7, Berlin 1987. ISBN 3-11-010437-7. (publikationen.badw.de)
  • Jeremiah Peterson: God lists from Old Babylonian Nippur in the University Museum, Philadelphia. Münster 2009. ISBN 978-3-86835-019-7. (academia.edu)
  • Daniel T. Potts: The Archaeology of Elam. Cambridge University Press 1999. ISBN 978-0-521-56358-1. 2. Auflage 2016. ISBN 978-1-107-47663-9 (Paperback).
  • Daniel T. Potts: Elamite temple building. In: Mark J. Boda, Jamie Novotny (Hrsg.): From the Foundations to the Crenellations. Essays on Temple Building in the Ancient Near East and Hebrew Bible. Münster 2010. ISBN 978-3-86835-031-9. (academia.edu)
  • Reettakaisa Sofia Salo: Fremde Götter – eigene Götter: Zu den neuassyrischen Götterbeschreibungen. In: Katrien De Graef, Anne Goddeeris (Hrsg.): Law and (Dis)Order in the Ancient Near East: Proceedings of the 59th Rencontre Assyriologique Internationale Held at Ghent, Belgium, 15–19 July 2013. Penn State University Press, 2021. (jostor.org)
  • Ran Zadok: On Population Groups in the Documents from the Time of the First Sealand Dynasty. Tel Aviv 2014, S. 222–237. (tandfonline.com)
  • Shana Zaia: CCP 6.7.B - Weidner’s God List B. Cuneiform Commentaries Project. 2017. (ccp.yale.edu)

Einzelnachweise

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  1. Die elamischen Königsinschriften (EKI) 2. (center-for-decipherment.ch); Walther Hinz: Elams Vertrag mit Narām-Sîn von Akkade (=Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie. Band 58). Verlag Walter de Gruyter 1967, S. 66–96; Henkelman 2011, S. 511.
  2. Henkelman 2011, S. 511; Potts 2010, S. 68.
  3. Die elamischen Königsinschriften (EKI) 47 und 53. (center-for-decipherment.ch)
  4. Lambert 1987, S. 345.
  5. Henkelman 2008, S. 313.
  6. Die elamischen Königsinschriften (EKI) 75. (center-for-decipherment.ch); Henkelman 2008, S. 365.
  7. PF 0338. Henkelman 2008, S. 227. Für die Diskussion des Begriffs Mišebaka siehe Henkelman 2008, S. 234.
  8. Für die Entsprechung der beiden Determinative siehe Richard Hallock: Persepolis Fortification Tablets (= Oriental Institute Publications. Band 92). Chicago 1969, S. 83. isac.uchicago.edu
  9. Henkelman 2011, S. 511–512.
  10. Richard Hallock: Notes on Achaemenid Elamite (=Journal of Near Eastern Studies. Band 17, Nr. 4.). 1958, S. 256–262, hier S. 256 und 260–261. (journals.uchicago.edu)
  11. Walther Hinz: A Locust’s Leg. In: Walter Bruno Henning, Ehsan Yarshater: Studies in Honor of S. H. Taqizadeh. London 1962, S. 107. (archive.org)
  12. CCP 6.7.B - Weidner’s God List B. Abgerufen am 19. Juli 2023.
  13. Henkelman 2011, S. 512.
  14. Zadok 2014, S. 225.
  15. Salo 2021, S. 235.
  16. Louvre Inventarnummer SB 2294. Abgerufen am 24. Juli 2023.; Potts 1999, S. 151.
  17. PF 551, PF 552 und PF 0434. G. G. Aperghis: Storehouses and Systems at Persepolis: Evidence from the Persepolis Fortification Tablets (=Journal of the Economic and Social History of the Orient. Band 42, Nr. 2). 1999), S. 52–193, hier S. 159 und 166.
  18. Dalley 2013, S. 181.
  19. Boivin 2018, S. 149 und 229
  20. Zadok 2014, S. 226.
  21. Bartelmus 2017, S. 310.
  22. Peterson 2009, S. 76.
  23. Die elamischen Königsinschriften (EKI) 53 und 65. (center-for-decipherment.ch)
  24. Die elamischen Königsinschriften (EKI) 75. (center-for-decipherment.ch)
  25. Die elamischen Königsinschriften (EKI) 54. (center-for-decipherment.ch)
  26. Henkelman 2011, S. 512.
  27. Henkelman 2008, S. 364–366.
  28. Henkelman 2011, S. 511.
  29. Die elamischen Königsinschriften (EKI) 47, 53, 60–63. (center-for-decipherment.ch)
  30. Henkelman 2011, S. 511; Lampert 1987.
  31. Lampert 1987, S. 345.