Sinnesempfindung
Sinnesempfindung ist ein Begriff aus der Wahrnehmungstheorie. Bereits Immanuel Kant (1724–1804) gebrauchte den Begriff der Sinnenempfindung.[1] Diese Theorie ist durch Ergebnisse der Hirnforschung als bestätigt anzusehen. Der Begriff erklärt sich seiner Wortzusammensetzung nach aus der Empfindung als durch Reizeinwirkung vermittels der Sinnesorgane hervorgerufener Elementarvorgang. Die Empfindung entsteht nach neurophysiologischer Erkenntnis im Bereich der primären sensorischen Hirnareale, vergleiche auch → sensorische Projektionsfelder. Erst durch einen zweiten Schritt der Abgleichung aller Sinnesempfindungen mit bereits vorhandenen Daten kommt es zum Vorgang der Wahrnehmung. Seit Leibniz und Kant wird dieser Vorgang als Apperzeption bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine Art von innerer ›Passkontrolle‹ (gnostische Hirnfunktionen in den sog. sekundären Assoziationszentren). Man spricht auch von sensorischer Integration. Die bereits vorhandenen Daten wurden von der Philosophie als Vorstellungsbilder bezeichnet, der Vorgang der Abgleichung als Schematismus. Es handelt sich hierbei um Gegenstände einer kritischen Erkenntnislehre.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft. (1790) Herausgegeben von Wilhelm Weischedel, Sonderausgabe, Suhrkamp, Frankfurt / M 1995, stw, ISBN 3-518-09327-4, text- und seitenidentisch mit Bd. X der Werkausgabe. S. 222, KdU B 153, § 39. Es heißt dort: „Wenn Empfindung ... auf Erkenntnis bezogen wird, so heißt sie Sinnenempfindung.“
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Harold L. Atwood, William A. MacKay: Neurophysiologie. Text-/Bild-Manual. Schattauer, Stuttgart 1994, ISBN 978-3-7945-1416-8 (englisch: Essentials of Neurophysiology. Übersetzt von J. Walden und O. W. Witte, broschiert, 403 Seiten (weitere OCLC-Nr.n: 257182047 und 715866807)).
- Peter Duus: Neurologisch-topische Diagnostik. 5. Auflage. Georg Thieme Verlag Stuttgart 1990, ISBN 3-13-535805-4, S. 390
- Edmund Husserl (1901): Logische Untersuchungen
- Arthur Schopenhauer (1819): Die Welt als Wille und Vorstellung
- Immanuel Kant (1781): Kritik der reinen Vernunft
- John Locke (1690): Versuch über den menschlichen Verstand