Sommer Motorradtechnik

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Modell Sommer Diesel 462
Modell Sommer Diesel 516

Sommer Motorradtechnik ist ein deutscher Hersteller von Dieselmotorrädern mit Sitz im mittelfränkischen Bergen-Geyern. In Kleinserie werden jährlich etwa 30 bis 50 Fahrzeuge gefertigt.[1]

Jochen Sommer (* 1966) ist gelernter Maschinenschlosser und Diplom-Ingenieur Maschinenbau. Seine Diplomarbeit schrieb er bei dem Schweizer Motorradhersteller, Motorradtuner und Importeur Egli zum Thema Homologation und Tuning. 1993 eröffnete er im südhessischen Eppstein-Vockenhausen ein Verkaufsgeschäft und einen Reparaturbetrieb für Motorräder von Royal Enfield.[1] Wie auch sein Mentor Fritz Egli, der Importeur der Marke für die Schweiz war, machte sich Sommer in der Folge einen Namen als „Tuner“ für die indischen Motorräder und fertigte Individualumbauten.[2][3]

Die indische Marke hatte in den 1990er Jahren das erste Dieselmotorrad auf den Markt gebracht, das sich jedoch nicht durchsetzte. Im Jahr 2001 entstand bei Egli und Sommer der Gedanke, ein Dieselmotorrad zu bauen. Den Rahmen bot die bekannte Enfield Bullet, beim Motor entschieden sie sich für den Einzylinder-Dieselmotor der Motorenfabrik Hatz, der ansonsten eher als Industriemotor in Baumaschinen und anderen Motorgeräten zu finden ist. Die Umsetzung des Projekts besorgte letztlich Sommer allein, während Egli später den Import in die Schweiz übernahm.[3][4]

Die Serienfertigung des Modells „Sommer Diesel 462“ auf Basis eines Fahrgestells von Royal Enfield (Bullet 350 und 500) begann 2002.[5] 2003 wurde die EG-Genehmigung erteilt, und 2004 wurde das Modell gefertigt.[1] 2005 erfolgte der Vertrieb europaweit. Neben Händlern in Berlin, Hannover und dem süddeutschen Raum war seine Marke zu dieser Zeit auch in der Schweiz und in Großbritannien vertreten.[6]

Nachdem Royal Enfield die Produktion der Modelle Bullet 350 und 500 einstellt hatte, endete mit dem Jahrgang 2010 die Produktion des Modells „Sommer Diesel 462“. Im Februar 2011 stellte Sommer daher auf ein neues Fahrwerk aus eigener Produktion um. Der Rahmen wird aus Stahlrohr gefertigt.[7] Sommer bezieht die meisten Teile extern.[8] Seit Mitte 2015 ist Sommer in Bergen-Geyern in Mittelfranken ansässig.[9]

Das aktuelle Modell „Sommer Diesel 516“ erfüllt die Abgasnorm Euro 4, wird jedoch ohne ABS gefertigt. Die hohen Kosten des ABS stellen nach Aussagen Sommers für den Kleinserienhersteller ein schwer zu überwindendes Problem dar. Die Betriebserlaubnis für das Modell Diesel 516 gilt bis 2021; danach müssen alle neu zugelassenen Motorräder über ein ABS verfügen.[4]

  • Sommer Diesel 462, produziert von 2004 bis 2010, basierte auf einem zugelieferten Rahmen von Royal Enfield
  • Sommer Diesel 516, produziert seit 2011 mit selbst entwickeltem und hergestellten Rahmen

Technische Daten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Getriebe mit Kickstarter und Schalthebel, Motor mit Gebläse (rechte Seite)
Kenngrößen Sommer Diesel 516 (2020)
Motor Einzylinder-Viertakt-Dieselmotor
Ventilsteuerung untenliegende Nockenwelle, Stoßstangen und Kipphebel
Hubraum 516 cm³
Leistung 8,5 kW (12 PS) bei 3500/min
Maximales Drehmoment 27,5 Nm bei 2000/min
Kühlung Luft (Gebläse und Fahrtwind)
Kraftübertragung Primärantrieb über Duplexkette,
Vierganggetriebe mit Klauenschaltung (Fußschalthebel rechts),
Hinterradantrieb mit Zahnriemen
Rahmen Einschleifen-Stahlrohrrahmen mit geschlossenen Unterzügen,
Teleskopgabel, Hinterradschwinge mit zwei Federbeinen
Bremsen Vorn Einzelscheibenbremse 280 mm mit Zweikolbenschwimmsattel,
hinten Bremstrommel 152,4 mm (kein ABS)
Radstand 1410 mm
Sitzhöhe 760 mm
Reifen vorn/hinten 3,25–19/3,50–19
Leergewicht 165 kg
Zulässiges Gesamtgewicht 350 kg
Tankinhalt 13,5 l
Verbrauch ca. 2–2,5 l/100 km
CO₂-Ausstoß 47 g/km
Höchstgeschwindigkeit ca. 100 km/h
Preis 9.950 Euro

Herstellerangaben[10]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Claus Pfeiffer: Herbstausfahrt 2016. In: CBBC-Info. Nr. 1/2017, Januar 2017, S. 16–17 (cbbc.de [PDF; abgerufen am 20. Januar 2021]).
  2. Volker Müller: Royal Enfield: Zündtakt zum Mitzählen. In: Der Spiegel. 30. September 2009, abgerufen am 7. März 2021.
  3. a b Hanspeter Küffer: Hämmernder Sound. In: nzz.ch. 13. März 2004, abgerufen am 20. Januar 2021.
  4. a b Henry Lai: Kult unter Bikern: Dieselmotorräder aus Franken. In: br.de. 25. Juni 2020, abgerufen am 12. Januar 2021.
  5. Markus Lauer: Diesel-Motorrad: Hör mal, wie es nagelt (Archivversion). In: bikeundbusiness.de. 24. Juni 2013, archiviert vom Original am 28. Januar 2021; abgerufen am 20. Januar 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bikeundbusiness.de
  6. Boris Schmidt: Wie ein Motorrad aus einer anderen Zeit. In: FAZ.net. 30. Juli 2005, abgerufen am 20. Januar 2021.
  7. Ralf Schütze: Sommer 516: Testfahrt, Bilder Daten, Preis. In: adac.de. 15. April 2020, abgerufen am 12. Januar 2021.
  8. Sommer: Aus besonderer Freude am Diesel. In: weltderfertigung.de. Abgerufen am 20. Januar 2021.
  9. Andrea Sommer: ein Bautagebuch: Motorradmanufaktur Geyern. In: Sommerhof Geyern. 12. Juli 2015, abgerufen am 21. Januar 2021.
  10. ADAC: Fahrbericht. Abgerufen am 7. August 2021.