South African Institute of Race Relations

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das South African Institute of Race Relations (NPC[1]), kurz SAIRR (afrikaans Suid-Afrikaanse Instituut vir Rasseverhoudings, deutsch etwa Südafrikanisches Institut für Rassenbeziehungen), ist eine nichtstaatliche Forschungs- und Dokumentationseinrichtung auf dem Gebiet der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Südafrika. Ihr Sitz befindet sich im Auden House in Johannesburg.

Zweck des Instituts

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Institut sammelt und analysiert Daten und Sachverhalte über die Lebensbedingungen benachteiligter Bevölkerungsgruppen, fördert das Bewusstsein zu diesen Fragen und leistet einen Beitrag zum öffentlichen Verständnis dieser Fakten. Aus dem Selbstverständnis der Einrichtung wird Südafrikas Zukunft als eine Gemeinschaft angesehen, in der es keine „rassischen und ethnischen“ Unterschiede gibt, jedoch verschiedene kulturelle Identitäten als Teil der Nation gelten.

In der Satzung wurde das Selbstverständnis des Instituts wie folgt formuliert: „… to work for peace, goodwill, and practical co-operation between the various sections and races of the population of South Africa“.

Nach eigener Darstellung versteht sich das South African Institute of Race Relations als unabhängige Einrichtung. Es betreibt Forschungsarbeit, politische Kritik und Risikoanalyse in und für Südafrika. Zu den analysierten Feldern gehören der Arbeitsmarkt, Fragen der Bodenreform, die demographische Entwicklung, Lebensbedingungen, das Gesundheitswesen, die Wirtschaft, Dienstleistungen und einzelne Unternehmen, die Sicherheit und Kriminalität sowie Politik und Regierungshandeln. Die Forschungs- und Informationsdienste werden von inländischen Kooperationspartnern, ausländischen Regierungen und südafrikanischen Ministerien in Anspruch genommen. Ausgewählte Projekte unterstützen die Parlamentsarbeit und die Tätigkeit von Behörden verschiedener regionaler Ebenen sowie Parteien und Medien. Das Institut verwendet nach eigener Aussage hierfür private Spendengelder.[2]

Das South African Institute of Race Relations errichtete in mehreren südafrikanischen Städten Außenstellen, so beispielsweise in Kapstadt, Gqeberha, East London und Durban.[3]

Eine zum South African Institute of Race Relations konkurrierende Institution mit deutlich konservativerer Position und burischem Selbstverständnis war das South African Bureau of Racial Affairs.

Jan Hofmeyr, der Mentor des Instituts in den 1930er Jahren

Das Institut wurde 1929 als erste Einrichtung Südafrikas gegründet, die dem positiven Zusammenwirken aller Bevölkerungsgruppen und der führenden Erforschung dieser Beziehungen dienen soll. Die Gründungsversammlung fand am 9. Mai im Johannesburger Haus des Missionars Reverend Ray E. Phillips im Kreise von weiteren sieben prominenten Personen statt: Davidson Don Tengo Jabavu (einer der ersten Professoren am University College Fort Hare), Johannes Du Plessis, Charles Templeman Loram (chief inspector of Native education in Natal), Edgar H. Brookes, J. Howard Pim (Mitglied mehrerer Regierungskommissionen), Thomas W. Mackenzie (Herausgeber von The Friend newspaper[4][5]) und J. H. Nicholson (Bürgermeister von Durban). Zu den frühen Mitwirkenden zählen weiterhin J. G. van der Horst (ab 1930), Reinhold Frederick Alfred Hoernlé (ab 1931), Leo Marquard und Lewis Byron.[6][7][8]

Seit seiner frühen Phase in den 1930er Jahren stand das Institut unter der Schirmherrschaft von Jan Hendrik Hofmeyr, zunächst Minister für die Ressorts Bildung, Inneres und öffentliches Gesundheitswesen, später Finanz- und De-facto-Vizepremierminister der Südafrikanischen Union sowie Kanzler der Witwatersrand-Universität.[9][10]

Innerhalb der Apartheidepoche ging das Institut zur Regierungspolitik der Rassentrennung schrittweise in Opposition. Dafür wurde es von nationalistisch gesinnten Kräften als Gegner ihres Vorgehens gesehen. Aus den Reihen der Apartheidgegner stand es wegen der von ihnen als versöhnlich empfundenen Grundhaltung unter Kritik.

Im November 1972 übergab das Institut historische Bestände aus seinem Archiv an die Bibliothek der Witwatersrand-Universität. Im Rahmen seiner projektbezogenen Arbeit entstand 1984 das Durban African Art Centre in der Stadt Durban.[11]

Als 1977 das Zensurgesetz für den Verlagssektor (Publications Amendment Act, No. 79 / 1977) novelliert wurde, kam es in der Folge zum Verbot einer großen Zahl von im Umlauf befindlicher Druckwerke. Hierunter fiel auch eine Publikation des Instituts mit dem Titel Detention Without Trial in South Africa 1976–1977[12] (deutsch etwa: „Inhaftierung ohne Anklage in Südafrika 1976–1977“).[13][14]

Zu dem mit dieser Institution verbundenen Personenkreis zählen beispielsweise folgende Persönlichkeiten: John Kane-Berman (gegenwärtig Direktor des Instituts), Edgar Brookes, Hermann Giliomee, Alfred Hoernlé, Muriel Horrell, Frederik Willem de Klerk, Stoffel van der Merwe, William Barney Ngakane, Alan Paton, Lawrence Schlemmer, Helen Suzman und Jacob Zuma. Viele Personen dieses Kreises werden liberalen Denkströmungen in Südafrika zugerechnet.

Präsidenten des Instituts

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Komitee des Instituts stellt die Präsidenten. Dazu zählten:

  • Charles Templeman Loram, 1929–1931 (Howard Pim, Schatzmeister / John David Rheinallt Jones, Sekretär)[15][16]
  • Edgar Brookes, 1931–1933[16]
  • Reinhold Frederick Alfred Hoernlé, 1933–1943[16]
  • Maurice Webb, 1943–1945[16]
  • Edgar Brookes, 1945–1948[16]
  • Winifred Hoernlé, 1948–1950[16]
  • John David Rheinallt Jones, 1950–1953[16]
  • Ellen Hellmann, 1953–1955[16]
  • Leo Marquard, 1955–1957[16]
  • Johannes Reyneke, 1957–1958[16]
  • Donald Molteno, 1958–1960[16]
  • Edgar Brookes, 1960–1961[16]
  • Oliver Schreiner, 1961–1963[16]
  • Denis Eugene Hurley, 1963–1965[16]
  • Gwendolen Carter, 1966[17]
  • Ernst Gideon Malherbe, 1967[18]
  • Leo Marquard, 1967–1968[19][16]
  • I. D. MacCrone, 1968–1969[20][16]
  • Sheila Terreblanche van der Horst, 1969–1971[21][16]
  • William Frederick Nkomo, Januar 1971–März 1972 (erster afrikanischer Präsident des Instituts, in seiner Amtsperiode verstorben)[22][16]
  • Duchesne Cowley Grice, 1972–1973[16]
  • Bernard Friedman, 1973–1975[23][16]
  • Ezekiel Mahabane, 1975–1977[16]
  • John Dugard, 1977–1979[16]
  • René de Villiers, 1979–1980[16]
  • Franz Auerbach, 1980–1983[16]
  • Lawrence Schlemmer, 1983–1985[16]
  • Stuart Saunders, 1985–1987[16]
  • Mmutlanyane Stanley Mogoba, 1987–1989[24][16]
  • Helen Suzman, 1989–1992[16]
  • W. D. (Bill) Wilson, 1992–1994[16]
  • Hermann Giliomee, 1994–1996[16]
  • Themba Sono, 1996–2003[16]
  • Elwyn Jenkins, 2003–2007[16]
  • Sipho Seepe, 2007–2009[16]
  • Jonathan Jansen, 2009–2020[25][26]
  • Russell Lamberti, 2020–2024
  • Mark Oppenheimer, seit 2024

Direktoren des Instituts

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Periodische Publikationen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Race relations. official journal of the South African Institute of Race Relations (1933–1950), Kurztitel: Race Relations Journal[30]; einige Ausgaben zusätzlich in Afrikaans Rasseverhoudings. offisiele joernaal van die Suid-Afrikaanse Institut vir Rasseverhoudings (1933–1939), insgesamt bis 1935 zweimonatlich, erschien ab 1936 quartalsweise[31]
  • Race Relations News (8-seitiges Informationsmaterial[32]), jedoch seit 1936 unter verschiedenen Titeln, Race Relations News seit 1989,[33] Frontiers of freedom (seit Sept. 1994[34])
  • New Africa Pamphlet, 23 Ausgaben zwischen 1942 und 1952[35]
  • Thought: a journal of Afrikaans and English thinking in South Africa (1955–1977)[36]
  • Perspektief. Kwartaalblad oor liberale denkrigtings (1956–?)[37]
  • Survey of Race Relations 1946/1947 (seit 1947 jährlich erschienen[38]), bereits ab Ausgabe 1948–1949 A Survey of Race Relations in South Africa, ab Ausgabe 1984 (erschien 1985) Race Relations Survey. Eines der bedeutendsten Jahrbücher mit Daten und Trends zu ökonomischen, sozialen und politischen Entwicklungen in Südafrika. Es gehört zu den Standardwerken seiner Art.[39]
  • South Africa Survey 1995/96 (seit 1996), Jahrbuch zu Daten und Fakten über Südafrika, ISSN 1027-1724[40] ab 2000 zunehmend mit statistischen Daten
  • Annual Report (seit 1930)[41][42]
  • Quarterly Countdown (1986–1989), später Countdown[43]

Publikationen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Harry Raymond Burrows: Indian Life and Labour in South Africa. 1943.[44][45]
  • Francis Stephen Mabutha Mncube: Uvukufunde, Johannesburg 1955 (illustrierte Fibel für zulusprachige Schüler)[46][45]
  • Ellen Hellmann, Henry Lever (Hrsg.): Conflict and Progress: Fifty Years of Race relations in South Africa. MacMillan Publishers, Johannesburg 1979

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. SAIRR: 2016. 87th Annual Report. Johannesburg 2017, online www.irr.org.za (englisch, PDF-Dokument S. 50)
  2. Webseite des Instituts: What we do. (Memento vom 27. September 2011 im Internet Archive) abgerufen am 18. Oktober 2010
  3. Muriel Horrell, South African Institute of Race Relations: A survey of race relations in South Africa 1971. Johannesburg, S. 54 (Vorschau in der Google-Buchsuche)
  4. Theko Tlebere: 100 years on the land. (Memento vom 18. September 2012 im Internet Archive)
  5. Veronica Condon: The 4th Imperial Press Conference London, 1930.
  6. Richard Elphick, Rodney Davenport (ed.s): Christianity in South Africa: a political, social, and cultural history. Berkley, Los Angeles, 1997, S. 362 ISBN 0-520-20939-7 (Vorschau in der Google-Buchsuche)
  7. University of the Witwatersrand, Library: Records of the South African Institute of Race relations, part II
  8. Francois Johannes Cleophas: Physical Education and Physical Culture in the Coloured Community of the Western Cape, 1837-1966. Dissertation. Universität Stellenbosch, 2009, S. 124 Fußnote 446 (englisch)
  9. Jan H. Hofmeyr: Christian Principles and Race Problems (Memento vom 1. Januar 2015 im Internet Archive). (Hoernlé Memorial Lecture, 1945) S. 6 (PDF; 4,0 MB)
  10. The Library, University of the Witwatersrand: The J.H. Hofmeyr Papers. auf www.historicalpapers.wits.ac.za (englisch)
  11. about us (Memento vom 30. Juli 2011 im Internet Archive). African Art Centre, abgerufen am 19. Oktober 2010 (englisch)
  12. National Library of Australia: bibliographischer Nachweis. auf www.catalogue.nla.gov.au (englisch)
  13. Ellen Hellmann, Henry Lever (Hrsg.): Conflict and Progress. Fifty Years of Rave Relations in South Africa. SAIRR, Johannesburg 1979, S. 15 ISBN 0-86954-078-5
  14. SAIRR: A Survey of race Relations in South Africa 1977. Johannesburg 1978, S. 177–178
  15. University of the Witwatersrand, Library: A2627 LORAM, Charles Templeman Papers. auf www.historicalpapers.wits.ac.za (englisch).
  16. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag SAIRR: Presidents of the Institute 1930-2007. In: South African Institute of Race Relations (Inc): 77th Annual Report, Braamfontein 2017. ISBN 978-86982-484-2. online auf www.irr.org.za (englisch, PDF-Dokument S. 57).
  17. SAIRR: Survey 1966, 1967 S. 31.
  18. SAIRR: Survey 1968, 1969 S. 26.
  19. SAIRR: Survey 1969, 1970 S. 14.
  20. SAIRR: Survey 1970, 1971 S. 20.
  21. SAIRR: Survey 1971, 1972 S. 53.
  22. South African History Online: William Frederick Nkomo. auf www.sahistory.org.za (englisch).
  23. SAIRR: Survey 1975, 1976 S. 37.
  24. South African History Online: Mmutlanyane Stanley Mogoba. auf www.sahistory.org.za (englisch).
  25. timeslive: An Educated Guess (Memento vom 14. März 2011 im Internet Archive). auf www.timeslive.co.za (englisch).
  26. University of the Free State: Prof. (JD) Jonathan Jansen, Vice-Chancellor and Rector (Memento vom 9. Januar 2016 im Internet Archive). auf www.ufs.ac.za (englisch).
  27. Anna M. Cunningham: Records of the South African Institute of Race Relations Papers. Part II. The Library, University of the Witwatersrand, Johannesburg 1990, auf www.historicalpapers.wits.ac.za (englisch).
  28. Eintrag (Memento vom 20. Oktober 2011 im Internet Archive) bei Who’s Who of Southern Africa abgerufen am 19. Oktober 2010 (englisch).
  29. a b New chief executive officer at the South African Institute of Race Relations. Meldung vom 16. September 2013 auf www.politicsweb.co.za (englisch).
  30. Ellen Hellmann, Henry Lever: Conflict and Progress: Fifty Years of Race relations in South Africa. MacMillan Publishers, Johannesburg 1979, S. 18.
  31. National Library of Australia: bibliografischer Nachweis.
  32. Ellen Hellmann, Henry Lever: Conflict and Progress: Fifty Years of Race relations in South Africa. MacMillan Publishers, Johannesburg 1979, S. 19.
  33. National Library of Australia: bibliografischer Nachweis.
  34. National Library of Australia: bibliografischer Nachweis.
  35. National Library of Australia: bibliografischer Nachweis.
  36. National Library of Australia: bibliografischer Nachweis.
  37. JISC: bibliografischer Nachweis.
  38. Ellen Hellmann, Henry Lever: Conflict and Progress: Fifty Years of Race relations in South Africa. MacMillan Publishers, Johannesburg 1979, S. 7.
  39. Aluka: South African Institute of Race Relations Annual Reports. auf www.aluka.org (englisch).
  40. National Library of Australia: bibliografischer Nachweis.
  41. JISC: bibliografischer Nachweis.
  42. SAIRR: Annual Reports. auf www.irr.org.za (englisch).
  43. National Library of Australia: bibliografischer Nachweis.
  44. JISC: bibliografischer Nachweis.
  45. a b SAIRR: A Survey of Race Relations in South Africa 1950–1951. Johannesburg 1951, S. 85
  46. JISC: bibliografischer Nachweis.

Koordinaten: 26° 10′ 51″ S, 28° 0′ 45,4″ O