Spezialmodell S1

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Das Spezialmodell S1, oft kurz S1, war eine von Konrad Zuse im Jahr 1942 für die Henschel-Werke konstruierte Rechenmaschine zur Berechnung von Flügelpositionen der Gleitbombe Henschel Hs 293. Sie war damit wahrscheinlich die erste digitale zur Fertigungssteuerung eingesetzte Rechenmaschine.[1][2][3] Die S1 war bis zur Zerstörung durch Bomben 1944 im Dauereinsatz.[4]

Museumsexemplar eine Henschel HS 293 Gleitbombe
Henschel HS 293

Ab 1940 wurde in Berlin-Schöneberg die Gleitbombe Hs 293 entwickelt und produziert. Aus Kostengründen wurden bei der Produktion Verfahren mit höheren Maßabweichungen verwendet. Die ungenaueren Flügelmaße sollten durch individuelle Anpassungen der Flügelpositionen ausgeglichen wurden, sodass im Flug keine Vibrationen auftraten.[4]

Die hierfür erforderlichen Berechnungen waren sehr zeit- und dadurch arbeitsintensiv. Konrad Zuse schlug Herbert Wagner, dem Entwickler der Hs 293, im Jahr 1941 daher vor, diesen Berechnungsprozess zu automatisieren.[2] Die Maschine wurde 1942 fertiggestellt.[3]

Zuse griff bei der Konstruktion der S1 auf seine zuvor entwickelte Z3 zurück, von der er einen Teil der Schaltkreise wiederverwendete.[1] Teile des Schaltungsaufbaus verwendete er später für die Z11.[4] Die S1 war im Unterschied zur Z3 nicht programmierbar und nutzte ausschließlich fest verdrahtete Logik.[2] Die Programmierung war mit Schrittschaltrelais umgesetzt. Zum Einsatz kamen zudem etwa 800 herkömmliche Relais.[4]

Es standen zwei Speicherzellen mit 10 Bits und sieben mit 15 Bits zur Verfügung. Zahlen wurden binär als Festkommazahlen repräsentiert.[2] Der Rechner ließ sich nicht programmieren und konnte nur entsprechend des vorgesehenen Einsatzzweckes verwendet werden. Selbst eine Addition von zwei Zahlen war nicht möglich.[1]

Zunächst wurden die Messungen durchgeführt und händisch festgehalten.[2] Erst danach wurde der Rechner gestartet.[1]

Die Eingabe erfolgte über Druckknöpfe im Dezimalsystem auf drei Nachkommastellen genau. Der Messfortschritt wurde über eine eigene Reihe von Lämpchen abgebildet. Waren alle Messwerte in den Speicher übertragen, konnte der eigentliche Rechenvorgang gestartet werden.[1] Nach der Berechnung konnten die Ergebnisse ebenfalls im Dezimalsystem über Lämpchen abgelesen werden.[2]

Konrad Zuse stellte gegen Kriegsende mit dem Spezialmodell S2 eine verbesserte Version fertig. Diese wurde jedoch nicht mehr praktisch eingesetzt. Das Prinzip einer fest verdrahteten Spezialrechenmaschine griff er in den 1950er Jahren für einen Auftrag in der optischen Industrie wieder auf.[1]

  • Raúl Rojas: The S1 and S2: Zuse’s Work for the German Military 1941–1945 (2023). In: Konrad Zuse’s Early Computers. History of Computing. Springer, Cham

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Tania Rojas-Esponda: The S1 and S2 Computing Machines Konrad Zuse’s Work for the German Military 1941–1945. In: it – Information Technology. Band 52, Nr. 1, 1. Januar 2010, ISSN 2196-7032, S. 13–22, doi:10.1524/itit.2010.0566 (degruyter.com [abgerufen am 16. Oktober 2024]).
  2. a b c d e f Raúl Rojas: The S1 and S2: Zuse’s Work for the German Military 1941–1945. In: Konrad Zuse’s Early Computers. Springer Nature Switzerland, Cham 2023, ISBN 978-3-03139875-9, S. 119–133, doi:10.1007/978-3-031-39876-6_7 (springer.com [abgerufen am 15. Oktober 2024]).
  3. a b Karl-Heinz Czauderna: Konrad Zuse, der Weg zu seinem Computer Z3. In: Bericht der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung. Nr. 120. Oldenbourg, 1979, ISBN 3-486-23141-3, ISSN 0533-9480, S. 15.
  4. a b c d Konrad Zuse: Der Computer – Mein Lebenswerk. 5. Auflage. Springer, Heidelberg / Dordrecht / London / New York 2010, ISBN 978-3-642-12095-4, doi:10.1007/978-3-642-12096-1 (springer.com [abgerufen am 12. Oktober 2024]).