Spinnerei Vorwärts

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Das Gebäude der Spinnerei als Verwaltungsgebäude.

Die Spinnerei Vorwärts war ein Industrieunternehmen im heutigen Bielefelder Stadtbezirk Gadderbaum. Es war das erste deutsche textilindustrielle Unternehmen, das mit Dampfkraft arbeitete. Das Hauptgebäude von 1851 ist erhalten und denkmalgeschützt.

Am 11. April 1850 kaufte Carl Bozi, ein Leinengarnhändler, dem Bleichermeister Petersmeyer dessen Bleiche am Sandhagen 57 ab, um an der Stelle eine Flachs- und Maschinenspinnerei zu gründen. Seine Mitgesellschafter waren seine Brüder Gustav und Theodor. Das Kapital für diese Unternehmung stammte zum überwiegenden Teil von der Familie Bozi selbst. Die Handspinner des Ravensberger Landes sahen ihre Absatzchancen bedroht und investierten kaum. Jedoch erfolgten seitens der Regierung von Preußen Subventionen in Höhe von sechs Talern pro Spindel bei einer Mindestmenge von 5000 Spindeln. Dabei profitierten die Brüder Bozi von der guten Lage an der Köln-Mindener Eisenbahn sowie der Lutter als Frischwasserquelle. 1852 nahm das Werk die Produktion auf. Eine Besonderheit war die Nutzung der Dampfkraft. Die Spinnerei Vorwärts war das erste Industrieunternehmen der Textilbranche in Deutschland, das diese Technik nutzte.[1]

Die ersten Fachkräfte waren vor allem Iren, zu denen Carl Bozi aufgrund seiner Zeit in Belfast Kontakte knüpfen konnte. Carl Bozi selbst war vor allem im kaufmännischen Bereich tätig. Sein Bruder Gustav übernahm die technische Leitung. Die erste Fabrik hatte eine Ausstattung mit insgesamt 6512, in anderen Quellen 3419[2], Spindeln und einer eigenen Gasanstalt. Sowohl wegen ihrer Größe als auch wegen der fortschrittlichen Produktion gilt die Spinnerei Vorwärts als Pionierin der industriellen Entwicklung in Deutschland insgesamt. Typisch war hier auch die Nutzung von Kindern als Arbeitskräften.[3][4] Der Erfolg des Unternehmens zwang zu weiteren Investitionen, die ohne weiteres nicht finanziert werden konnten. Daher wandelten es die Brüder Bozi 1854 in eine Aktiengesellschaft um, die Carl und Gustav allerdings auf Druck der Miteigentümer wegen konjunktureller und technischer Schwierigkeiten 1869 verlassen mussten.[2] In der Folge war Conrad Bertelsmann Generaldirektor des Unternehmens. Neben der Spinnerei erfolgte 1882 die Erweiterung um eine Weberei, die jedoch bereits fünf Jahre später wieder geschlossen wurde.[3] Ökonomisch war insbesondere die Konkurrenz zur Ravensberger Spinnerei von Bedeutung. Schon deren Namensgebung spiegelt das durchaus gespannte Verhältnis zwischen den alten Eliten und dem neuen Industriellen wider.[5] Im Jahr 1955 wurde die Spinnerei nach mehreren Besitzerwechseln stillgelegt. Das Gelände und die Gebäude wurden von der Firma Dr. Oetker übernommen.

Der Mittelteil mit Uhr, Glocken und Schriftzug VORWAERTS.

Das zweigeschossige Hauptgebäude von 1851 wurde hauptsächlich mit Muschelkalkblöcken errichtet. Die Fenster wurden mit einer Osning-Sandstein-Umrahmung versehen. Der aus Risalit bestehende Giebel beinhaltet bis heute die Werksglocken, eine Uhr sowie den Schriftzug VORWAERTS. Es ist denkmalgeschützt und wird von der Dr. Oetker GmbH als Verwaltungsgebäude genutzt.

Commons: Spinnerei Vorwärts – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Karl Beckmann, Rolf Künnemeyer Brackwede 1151–2001. Stationen einer 850jährigen Geschichte. Verlag Thomas P. Kiper, Bielefeld 2001, S. 179f.
  2. a b Aufbruch in die Moderne – Das Beispiel Westfalen (Informationen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe). Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Februar 2015; abgerufen am 31. März 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lwl.org
  3. a b Karl Beckmann, Rolf Künnemeyer Brackwede 1151–2001. Stationen einer 850jährigen Geschichte. Verlag Thomas P. Kiper, Bielefeld 2001, S. 180f.
  4. Karl Ditt: 17. August 1850 – Gründung der Spinnerei Vorwärts in Bielefeld. Abgerufen am 31. März 2015.
  5. Momente der Entspannung – Ein Besuch in der Villa Bozi. 7. Oktober 2006, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. April 2015; abgerufen am 2. April 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bielefeld-marketing.de

Koordinaten: 52° 0′ 30″ N, 8° 30′ 50″ O