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Sprachlosigkeit

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Der Begriff der Sprachlosigkeit ist bislang noch unzureichend definiert.[1] Er bezeichnet sowohl „eine erworbene Störung der Sprache aufgrund einer Beschädigung von bestimmten Regionen des Gehirns, die für die Sprachsteuerung entscheidend sind“ (Aphasia,[2]), als auch „das durch starke Emotionen ausgelöste, vorübergehende Unvermögen, etwas in Worte zu fassen“ (speechlessness).[3][4]

Begriffsbestimmung

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Das Wort „Sprachlosigkeit“ wird mit so unterschiedlichen Adjektiven wie „stumm“, „stimmlos“, „wortlos“, „unartikuliert“ oder „dumpf“ verbunden.[5] Der Begriff entstammt dem Adjektiv sprachlos und enthält das Suffix los. Im Mittel- und Althochdeutschen bezeichnet das Suffix los „abgeschnitten“ oder „losgelöst“. Mit dem Hilfsverb sein bezeichnet los sein den „Inhalt eines Fehlens“ oder „frei von etwas Seins“, als auch die Bedeutung von „es geschieht etwas Bemerkenswertes“. Das Adjektiv sprachlos meint „ohne gesprochene Worte, schweigsam, wortlos oder stumm“, und in Kombination mit dem Hilfsverb sein, jemandem „fehlen die Worte, einen Sachverhalt oder ein Ereignis zu kommentieren oder sich dazu zu stellen, meist aus Überraschung“.

Das Wort Sprachlosigkeit beschreibt nicht allein einen Seins-Zustand, in welchem einer Person etwas passiv widerfährt, d.h. ihr das Sprechen abhandenkommt, sondern ebenso einen Seins-Zustand, in welchem eine Person aktiv wählt, passiv zu sein, d.h. frei oder losgelöst davon zu sein, etwas sagen zu müssen.

Der Duden definiert Sprachlosigkeit als „Sprachlossein; Unfähigkeit, sich auszudrücken, zu kommunizieren“[6], das Oxford English Dictionary als Zustand der Sprachlosigkeit; Mangel oder Verlust der Sprache“[7], und das Cambridge Dictionary als „das Gefühl, nicht sprechen zu können, weil man so wütend, schockiert, überrascht ist“.[8]

Der Begriff Sprachlosigkeit weist begriffliche Überschneidungen mit dem Begriff des Schweigen und dem der Stummheit auf.[4][9]

Das Verb schweigen bezeichnet sowohl den Umstand des still seins oder nicht redens als auch den Umstand, ein Geheimnis zu bewahren. Sowohl das Schweigen als auch die Sprachlosigkeit sind ein kommunikatives Verhalten in dem während eines Gespräches nicht gesprochen wird und auch keine Laute erzeugt werden. Schweigen („silence“,[10]) ist dabei der Zustand, in dem sich eine Person, die die Sprecherrolle innehat (sprechende Person), einer verbalen Äußerung enthält oder davon Abstand nimmt, sich in Bezug auf eine bestimmte Angelegenheit zu äußern. Die sprachlose Person will sich einer verbalen Äußerung dagegen gerade nicht enthalten, ist jedoch nicht in der Lage etwas zu sagen.

Das Adjektiv stumm bezeichnet den Umstand, keine Laute von sich geben zu können. Während Schweigen die willentliche Unterlassung des Sprechens bezeichnet, bezeichnen Stummheit („muteness“,) und Sprachlosigkeit die Unfähigkeit zu sprechen oder einen Laut von sich zu geben. Stummheit ist „der Zustand oder die Voraussetzung des Schweigens oder der Sprachlosigkeit; die Weigerung zu sprechen; die Unfähigkeit, Laute zu äußern oder verständlich zu sprechen, insbesondere infolge einer körperlichen Behinderung oder einer geistigen oder körperlichen Erkrankung“[11][12]

Die Stummheit ist wie die Sprachlosigkeit ein nicht willentlich kontrollierter Zustand bei dem eine Person nicht sprechen kann, selbst wenn sie dies möchte. Während eine stumme Person ihre Fähigkeit zu sprechen ganz oder teilweise verloren hat, ist diese bei der sprachlosen Person vollständig erhalten. Im Unterscheid zu Personen, bei denen die Stummheit nicht total, sondern nur auf bestimmte Personen oder soziale Situationen begrenzt ist[13], ist das nicht Sprechen sprachloser Personen Effekt eines überraschend auftretenden Ereignisses, das Emotionen auslöst, die der Absicht, etwas zu sagen entgegenstehen.[4][14] Brei stummen Personen steht das verstummen nicht im Zusammenhang mit einem überraschenden Ereignis und sie haben keine Absicht oder weigern sich zuweilen, etwas zu sagen.[15]

Der Begriff der Sprachlosigkeit ist nicht einheitlich definiert. Die Abgrenzung des Begriffs Sprachlosigkeit zum Begriff des Schweigens und dem der Verstummung bestimmt ihn als eine situativ bedingte, durch plötzlich auftretende Emotionen ausgelöste, vorübergehende Unfähigkeit in einer Gesprächssituation etwas zu sagen, obwohl die sprachlose Person etwas sagen möchte.


Einzelnachweise

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  1. Thilo Dietz, Vera Schiewer, Ute Karbach, Michael Kusch: Speechlessness: a Conceptual Framework. In: Integrative Psychological and Behavioral Science. Band 58, Nr. 2, Juni 2024, ISSN 1932-4502, S. 531–562, doi:10.1007/s12124-023-09789-6 (springer.com [abgerufen am 18. Dezember 2024]).
  2. Damasio, A. R.: Aphasia. In: The New England Journal of Medicine. Band 326, Nr. 8, S. 531–539, doi:10.1056/NEJM1992022032608.
  3. Guralnik, D.B.: Speechlessness. In: Webster’s new world dictionary of the american language. Simon and Schuster, New York 1980, ISBN 0-529-05324-1.
  4. a b c Berger, C.R.: Speechlessness: Causal Attributions, Emotional Features and Social Consequences. In: Journal of Language and Social Psychology. Band 23, Nr. 2, 1. Juni 2004, ISSN 0261-927X, S. 147–179, doi:10.1177/0261927X04263821 (sagepub.com [abgerufen am 18. Dezember 2024]).
  5. Charles R. Berger: Speechlessness. In: The International Encyclopedia of Interpersonal Communication. John Wiley & Sons, Ltd, 2015, ISBN 978-1-118-54019-0, S. 1–6, doi:10.1002/9781118540190.wbeic216 (wiley.com [abgerufen am 18. Dezember 2024]).
  6. Duden | Sprachlosigkeit | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. Abgerufen am 18. Dezember 2024.
  7. “Speechlessness, N.Oxford English Dictionary, Oxford UP, July 2023, https://doi.org/10.1093/OED/5221149515.
  8. speechlessness. (cambridge.org [abgerufen am 18. Dezember 2024]).
  9. Dennis Kurzon: Towards a typology of silence. In: Journal of Pragmatics. Band 39, Nr. 10, 1. Oktober 2007, ISSN 0378-2166, S. 1673–1688, doi:10.1016/j.pragma.2007.07.003 (elsevier.com [abgerufen am 18. Dezember 2024]).
  10. silence, n. & int. meanings, etymology and more | Oxford English Dictionary. Archiviert vom Original am 5. August 2024; abgerufen am 18. Dezember 2024 (englisch).
  11. “Mutism, N. (1), Sense 2.” Oxford English Dictionary, Oxford UP, June 2024, https://doi.org/10.1093/OED/8938266589.
  12. Ashish Aggarwal, Dinesh Dutt Sharma, Ramesh Kumar, Ravi C. Sharma: Mutism as the Presenting Symptom: Three Case Reports and Selective Review of Literature. In: Indian Journal of Psychological Medicine. Band 32, Nr. 1, Januar 2010, ISSN 0253-7176, S. 61–64, doi:10.4103/0253-7176.70542 (sagepub.com [abgerufen am 18. Dezember 2024]).
  13. Christina Schwenck, Alisa Schartl: Selektiver Mutismus in der ICD-11. In: Die Psychotherapie. Band 69, Nr. 3, 1. Mai 2024, ISSN 2731-717X, S. 151–157, doi:10.1007/s00278-023-00705-2 (springer.com [abgerufen am 18. Dezember 2024]).
  14. Charles R. Berger: Speechlessness. In: The International Encyclopedia of Interpersonal Communication. John Wiley & Sons, Ltd, 2015, ISBN 978-1-118-54019-0, S. 1–6, doi:10.1002/9781118540190.wbeic216 (wiley.com [abgerufen am 18. Dezember 2024]).
  15. Hartmann, B., Lange, M: Mutismus im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter (. 9. Auflage. Schulz-Kirchner Verlag, Idstein-Wörsdorf 2024, ISBN 978-3-8248-0506-8.