Spree2011
Die Initiative SPREE2011 ist ein von Ralf Steeg gegründetes Projekt in Berlin, das sich dafür einsetzt, die Wasserqualität der Spree zu verbessern.
Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine der Hauptursachen für die Gewässerbelastung im innerstädtischen Bereich ist die bestehende Mischwasserkanalisation. In Berlin läuft diese heute bis zu 30 Mal im Jahr über. Die Abwässer beinhalten Fäkalien, Öle, Arzneimittel, Schwermetalle und Plastik. Es werden in Berlin pro Jahr zwischen 4 und 6 Milliarden Liter ungeklärte Abwässer eingeleitet. Immer wieder kommt es zu massivem Fischsterben im Berliner Gewässersystem.[1]
Planung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der vom Landschaftsarchitekten und Umweltingenieur Ralf Steeg entwickelte Lösungsvorschlag sieht vor, Behälter in der Spree zu verankern, die das Abwasser direkt dort abfangen, wo es überläuft. Nach Ende der Regenereignisse wird es aus den Behältern zurück in die Kanalisation und von dort zum Klärwerk gepumpt. Das System ist modular und kann so an die geforderten Bedingungen und nach Einleitungspunkt unterschiedlichen Abwassermengen angepasst werden. In der Funktion entsprechen die Anlagen gängigen Regenüberlaufbecken.[2] Auf den so entstehenden Oberflächen wären Nutzungsmöglichkeiten wie für Cafés und Freiluftkinos oder Gärten möglich und würden so durch Mieteinnahmen die Baukosten für die Kommunen verringern. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,1 Millionen Euro zur Realisierung einer ersten Anlage gefördert, der Forschungspartner TU Berlin erhielt 900.000 Euro. Am 11. Dezember 2007 begannen die Arbeiten zur Untersuchung des Baugrundes.
Entwicklung und Realisierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu Beginn erhielt Steeg von den Berliner Behörden keinerlei Unterstützung. Obwohl man 2010 das Projekt auf der Weltausstellung Expo in Shanghai als Modell vorstellte, waren etwa die Berliner Hafen- und Lagergesellschaft sowie die Wasserbetriebe gegen eine Umsetzung, teils, weil man den Wertverfall eigener Grundstücke befürchtete, teils weil man die Risiken als „unabwägbar“ einschätzte.[3] Ralf Steeg wurde durch eine Reihe von Partnerinnen und Partnern unterstützt. Unter anderem arbeitete die Urbanistin Sally Below mit ihm an der Vermittlung der Idee.[4]
Gegen viele Widerstände gelang es, eine Pilotanlage zu realisieren. Baubeginn war im April 2012. Im September 2012 wurde sie im Berliner Osthafen fertiggestellt, und am 22. April 2013 ging sie in Betrieb. Die zweijährige Probephase wurde von der Technischen Universität Berlin überwacht. Im April 2015 bescheinigte diese der Anlage eine einwandfreie Funktion. Im September 2015 gaben die Berliner Wasserbetriebe den Ankauf der Anlage bekannt.[5]
Ausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2008 Architekturforum Aedes
- 2008 Architekturbiennale Venedig, deutscher Pavillon[6]
- 2008 Deutsches Architekturmuseum Frankfurt/M.
- 2010 Expo Shanghai, deutscher Pavillon[7]
- 2010 Martin-Gropius-Bau Berlin: "WeltWissen. 300 Jahre Wissenschaften in Berlin"
- 2011 Märkisches Museum (Berlin): „Frag deine Stadt“, Dauerausstellung
Preise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Shortlist Zumtobel Group Award
- Shortlist Deutscher Nachhaltigkeitspreis
- Werkstatt N Projekt des Rates für Nachhaltige Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Petra Ahne: Alles im Fluss. Ein Projekt träumt von einer Spree, in der man baden kann. In: Berliner Zeitung, 3. Juni 2005.
- Claudia Fuchs: Eine saubere Idee. Ein Ingenieur will die Spree reinigen: Der Fluss soll wieder Badewasserqualität bekommen. In: Berliner Zeitung, 15. Juli 2005.
- Claudia Fuchs: Baden in Berlin. 100 Jahre Strandbad Wannsee. In: Berliner Zeitung, 8. Mai 2007.
- Karin Schmidl: Neue Inseln im Fluss. Ab 2008 wird Dreckwasser statt in die Spree in Tanks geleitet – obendrauf kann gefeiert werden. In: Berliner Zeitung, 9. Mai 2007.
- Uwe Rada: Die Spree wird ein sauberer Spaß. In: die tageszeitung. vom 12. Mai 2007.
- Uwe Rada: Senat verschläft Visionen. In: die tageszeitung. vom 31. Juli 2008.
- Sandra Prechtel: Der Wassermann in Zeitmagazin, 5. Februar 2015
- Sandra Prechtel: Der Wassermann. Ralf Steeg und sein Kampf für den sauberen Fluss. Herbig, München 2015, ISBN 978-3-7766-2766-4.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- NANO. Prototypen Sendung vom 4. Dezember 2015; abgerufen am 5. April 2016
- ttt. Der Wassermann. Der unglaubliche Kampf des Berliner Ingenieurs Ralf Steeg für saubere Flüsse ( vom 12. November 2015 im Internet Archive) Sendung vom 8. November 2015
- LURITEC. Das Baukastensystem für Regenbecken. Projekt- und Firmenseite
- Deutschlandfunk. Das Feature. Paragrafen baden nicht. Ralf Steeg und sein Kampf für eine saubere Spree Sendung vom 5. Juli 2016
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ taz vom 15. Juni 2015; abgerufen am 5. April 2016
- ↑ WasserWissen; abgerufen am 5. April 2016
- ↑ Sandra Prechtel: Spree: Der Wassermann. In: Die Zeit. 5. Februar 2015, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 10. Juli 2016]).
- ↑ Sally Below. Abgerufen am 24. August 2024.
- ↑ Presseerklärung der LURI.watersystems.GmbH vom 20. Oktober 2015; abgerufen am 5. April 2016
- ↑ „Updating Germany – Projekte für eine bessere Zukunft“ im Spiegel vom 12. September 2008; abgerufen am 6. April 2016
- ↑ Shanghai 2010. Berlin zeigt auf der Expo die Stadt von morgen, Berliner Morgenpost vom 25. April 2010; abgerufen am 6. April 2016