St.-Georg-Hospital (Neuruppin)

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Hospitalkomplex, v.l.: Stift I, Hospitalkapelle, Hospital, Stift II

Das denkmalgeschützte Hospital „St. Georg“ in Neuruppin besteht aus der Hospitalkapelle, dem alten Hospitalgebäude, dem Stift I, dem Stift II, dem Altersheim[1] und dem Hospitalhof.[2]

Es ist erst 1478 erstbezeugt, bestand aber wahrscheinlich schon mit Anfang der Kapelle vor 1362. Ursprünglich diente es der Krankenpflege.[2] Es wurde außerhalb der Stadtmauern vor dem Altruppiner Tor erbaut, um Aussätzige zu versorgen.[3] Bis ins 19. Jahrhundert bestand es nur aus dem Hospital, der Hospitalkapelle und dem Hospitalfriedhof. „Das Georgshospital dokumentiert mehrere Jahrhunderte städtischer Armen- und Krankenfürsorge. Seit dem Mittelalter prägen seine Bauten den nördlichen Stadteingang Neuruppins.“[2]

Das Stift I und II wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. „Nach dem Statut von 1877 nahm es bedürftige Witwen und Familien auf.“[2] Das Altersheim wurde im 20. Jahrhundert hinzugefügt.

1940 war es die Hospital-Stiftung St. Georg, in der im genannten Jahr auch die städtische Stiftung Siechenhaus aufging.[4]

Im 21. Jahrhundert (wahrscheinlich nach 1990) wurden zwei weitere Gebäude erbaut, die nicht denkmalgeschützt sind.

St.-Georg-Kapelle Südseite

Die KapelleSt. Georg ist eine in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts außerhalb der Stadtmauern Neuruppins errichtete Hospitalkapelle. Der kleine einschiffige Backsteinbau, dessen Ursprungskonstruktion nach 1450 durch eine Fachwerkkonstruktion ersetzt wurde, erhielt infolge wiederholter Ausbesserungen und insbesondere der Reparatur und Ummauerung im Jahr 1818 sein heutiges Aussehen.

Der Kirchenbau ist eine der ehemals vier städtischen Hospitalkapellen, „St. Spiritus“ (1321 ersterwähnt), „St. Georg“ (1362 ersterwähnt), „St. Gertraud“ (1433) und „St. Lazarus“ (1490), von denen lediglich „St. Lazarus“ ebenfalls noch bis heute überdauert hat.

„Die Kapelle ist als eines der wenigen erhaltenen mittelalterlichen Gebäude ein wertvolles Zeugnis für die Baugeschichte der Stadt.“[2]

Die Ersterwähnung der Kapelle stammt aus dem Jahr 1362. Das dazugehörige Hospital ist erst für 1478 erstbezeugt, bestand aber wahrscheinlich schon mit Anfang der Kapelle. Ursprünglich handelte es sich wahrscheinlich um einen Backsteinbau, der in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts durch spätgotisches Fachwerk (Ausfachung gebrannte Ziegel) ersetzt wurde. Das Feldsteinfundament ist zum Teil erhalten. Aus der Zeit des Umbaus stammt auch der Dachreiter mit Glocke. In der Barockzeit wurde die verputzte Außenfassade hell angestrichen und innen eine Decke eingezogen sowie ein Kanzelaltar errichtet.[5]

Eingangstür der Kapelle auf der Nordseite (zum Hospitalfriedhof)

Wegen Schäden am Gebäude wurden 1818 außen sieben und innen zwei Strebepfeiler errichtet sowie das Fachwerk unterfangen und verblendet. Unter Stadtbaumeister Vogt wurden 1915/16 Rekonstruktionen vorgenommen, wie die Instandsetzung des Flügelaltars durch den Bildhauer Kähler und die Ausmalung des Innenraums durch den Kunstmaler Wilhelm Richter-Rheinsberg.[6][2]

Bis Anfang des 20. Jh. wurde in der Kapelle im Juni das jährliche Rosenfest gefeiert.[2]

2018/19 wurde die Kapelle das letzte Mal restauriert, wobei einige Teile lediglich gesichert wurden, sodass sie in Zukunft restauriert werden könnten.[7] Der 2007 gegründete Stiftungsverein wurde 2021 aufgelöst.[8] Die Kapelle gehört jetzt (2023) der stadteigenen Neuruppiner Wohnungsbaugesellschaft (NWG), nachdem die Stadt Neuruppin jene vom aufgelösten Stiftungsverein übernommen hatte und an die Gesellschaft weitergab.[9]

Kreuz mit Schriftresten
rechts daneben eine Rundbogennische mit Schriftresten
Südseite außen (Straße zum Altruppiner Tor)

Es handelt sich um einen kleinen einschiffigen Backsteinbau mit teilweise erhaltenem Fachwerk im Kern. Die Kapelle hat einen fünfseitigen Ostschluss und blendbogengegliederten Westgiebel. Sie besitzt ein steiles Satteldach mit Dachreiter,[10] welches abgewalmt ist. Am Westgiebel befinden sich drei spitzbogige Putzblenden aus dem 14. Jahrhundert. Die sechs Stichbogenfenster sind dagegen barock.[11]

Die metallbeschlagene Eingangstür wurde nach alten Zeichnungen für die Arbeiten an der Kapelle 1915/16 neu hergestellt.[12] Stilistisch ist sie dem barocken Vorgänger nachempfunden.[11]

An der Südseite ist außen ein Kruzifix angebracht – an der Stelle stand ein Zitat aus Jesaja 53,4: „Führwahr er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen“.[13] Zur sicheren Erhaltung befindet sich die Christusfigur heute im Neuruppiner Heimatmuseum.[14] Rechts daneben befindet sich in einer Rundbogennische Inschriftreste von Tobias 4 V. 8 „Wo du kannst, da hilf den Bedürftigen.“ und Vermächtnis 9 „Hast du viel, so gieb reichlich; hast du wenig, so gieb doch das Wenige mit treuem Herzen.“[15][16] als Aufforderung zum Geben von Almosen.[17]

Zur Ausstattung gehören die Glocke (wahrscheinlich 14. oder 15. Jhd.), ein Flügelaltar, ein Kruzifix (aus dem 16. Jhd.), zwei zinnerne Leuchter (1684) als auch eine Bibel aus dem Jahr 1725. Bis auf die Glocke befinden sich diese derzeit im Heimatmuseum Neuruppin.[18] Ein Kronleuchter aus Messing stammt aus dem 18. Jahrhundert.[10] Auf zwei Holzsäulen stützt sich die Westempore (Inschrift 1732) mit Orgelprospekt. Der dreiseitige barocke Kanzelaltar ist mit geschnitztem Rankenwerk geschmückt.[11] Die Orgel wurde 1916 geweiht. Sie stammt vom Neuruppiner Orgelmacher Hoffmann.[19] Sie wird derzeit restauriert.[20]

Der Flügelaltar stellt ein Konglomerat verschiedener Figuren und Zeitepochen dar, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum heutigen Zustand zusammengefügt wurde. Im Zentrum zeigt die Gruppe eine geschnitzte Marienkrönung aus dem zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts. Der oben aufgesetzte Schrein datiert in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dessen Kreuzigungsgruppe stammt zum Teil aus dem dritten Viertel des 13. Jahrhunderts (Kruzifix) und dem Ende des 14. Jahrhunderts (Maria und Johannes). Die Flügel mit gemalten Evangelisten (Matthäus und Markus) und Aufsatz sind spätrenaissancezeitlich (Ende 16. Jhd.).[10][11][21]

Hospitalgebäude

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Das Gebäude wurde 1478 erstmals erwähnt. Auf der ehem. Wetterfahne ist die Jahreszahl 1738 zu lesen. Das alte Hospitalgebäudes (Nr. 9) ist ein langgestreckter Bau, der aus zwei parallelen Teilen mit Satteldächern und einem hofseitigen Anbau mit Walmdach besteht. Die einzelnen Baukörper durch umlaufende Gesimse und Ritzquaderungen gestalterisch zusammengefasst worden. Das Gebäude ist im Kern teilweise ein Fachwerkbau, überwiegend jedoch verputztes Mauerwerk.

Ab 1860 erfolgte ein Hospitalausbau, wobei das alte Hospitalgebäude umgebaut und erweitert wurde.[2]

Hospitalhof - Hospitalfriedhof

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Auf dem Hospitalhof, welcher z. T. der ehemalige Hospitalfriedhof (Rasenfläche) ist, befindet sich ein Altbaumbestand aus Ahorne, Birken und Trauerweiden.[2]

Die zwei Stiftsgebäude sind massive Putzbauten in der Art historistischer Mietwohnhäuser. 1874 wurde Stift I und 1890/91 Stift II erbaut. 1910 wurde Stift I nach links erweitert.[2]

Das dreigeschossiges Altersheim wurde erst 1936/37 errichtet. An dessen Rückfassade befindet sich ein Relief mit Frauenfigur.[2]

  • Uta Land: Die St.-Georg-Kapelle zu Neuruppin. Karwe 2012.
  • Vogt: Die St. Georgs-Hospitalkapelle in Neuruppin. In: Kreiskalender Ruppin. Band 10, 1919, S. 95–99.
  • Rudolf Bellin: Ruppiner Land. Hrsg.: Dietrich Zühlke. Berlin 1981, S. 126.
  • Mathias Metzler, Irmelin Küttner: Denkmale in Brandenburg - Landkreis Ostprignitz-Ruppin, Stadt Neuruppin. Band 13.1. Worms 1996, ISBN 3-88462-135-1, S. 199.
Commons: St.-Georg-Kapelle (Neuruppin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Denkmale in Brandenburg. In: gis-bldam-brandenburg.de. Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, 9. Dezember 2021, abgerufen am 22. April 2023.
  2. a b c d e f g h i j k Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum (Hrsg.): Denkmaltopographie Ostprignitz-Ruppin,. Band 13.1, 1996, S. 199 f. (gis-bldam-brandenburg.de [PDF; abgerufen am 24. April 2023]).
  3. Andreas Winkelmann: Eine Pandemie mit 1600 Toten in Neuruppin? (PDF) In: mhb-fontane.de. 2022, S. 3, abgerufen am 1. Mai 2023.
  4. Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum (Hrsg.): Denkmaltopographie Ostprignitz-Ruppin. Band 13.1, 1996, S. 163 f. (gis-bldam-brandenburg.de [PDF; abgerufen am 22. April 2023]).
  5. Uta Land: Die St.-Georg-Kapelle zu Neuruppin. Karwe 2012, S. 8–9. Bezugnahme auf: Sofia Karkatsela, Caroline Kloth, Andreas Klotz: Neuruppin, Hospitalkapelle St.-Georg, Bestandsaufnahme, Bauforschung, Schadenskartierung. Masterarbeit TU Berlin 2008.
  6. Uta Land: Die St.-Georg-Kapelle zu Neuruppin. Karwe 2012, S. 10.
  7. Reyk Grunow: Die St.-Georg-Kapelle ist gerettet. 10. April 2019, abgerufen am 11. Juni 2021.
  8. Stadt Neuruppin will St.-Georg-Kapelle übernehmen, nicht aber den Strittmatterplatz. In: www.maz-online.de/. Märkische Allgemeine, 1. November 2021, abgerufen am 15. Februar 2022.
  9. Reyk Grunow: Neuruppiner Wohnungsgesellschaft sucht Zukunft für St.-Georg-Kapelle. Abgerufen am 27. April 2023.
  10. a b c Mathias Metzler, Irmelin Küttner: Denkmale in Brandenburg, Band 13.1: Landkreis Ostprignitz-Ruppin, Stadt Neuruppin. Worms 1996, ISBN 3-88462-135-1, S. 199.
  11. a b c d Rudolf Bellin: Ruppiner Land. In: Dietrich Zühlke (Hrsg.): Werte unserer Heimat. Berlin 1981, S. 126.
  12. Uta Land: Die St.-Georg-Kapelle zu Neuruppin. Karwe 2012, S. 9.
  13. Peter Pusch: Neuruppin Das Album. Regional-Verlag Ruppin, 2015, S. 93.
  14. Uta Land: Die St.-Georg-Kapelle zu Neuruppin. Karwe 2012, S. 30–31.
  15. Gottfried Büchner: Gottfried Büchner's biblische real und verbal hand concordanz oder exegetisch homiletisches Lexikon. Hrsg.: Harvard University. 11. Auflage. C.U. Schwetschke und Sohn, 1859, S. 442 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  16. Tobias. In: truechristianity.info. Abgerufen am 26. April 2023 (neuere Bibelübersetzung).
  17. Uta Land: Die St.-Georg-Kapelle zu Neuruppin. Karwe 2012, S. 25.
  18. Uta Land: Die St.-Georg-Kapelle zu Neuruppin. Karwe 2012, S. 10–12.
  19. Uta Land: Die St.-Georg-Kapelle zu Neuruppin. Karwe 2012, S. 9, 26.
  20. Siegmar Trenkler: St. Georgs-Kapelle Vom Problemkind zum Kleinod. In: MOZ.de. Märkische Onlinezeitung, 5. März 2019, abgerufen am 16. März 2022.
  21. Uta Land: Die St.-Georg-Kapelle zu Neuruppin. Karwe 2012, S. 20. Bezieht sich auf: Anett Heiser: Untersuchung eines Klappaltars aus der St.-Georg-Kapelle in Neuruppin. Seminararbeit HfbK Dresden 2011, S. 51.

Koordinaten: 52° 55′ 51,8″ N, 12° 48′ 42,9″ O