St.-Katharinen-Kirche (Schönemoor)
Die St.-Katharinen-Kirchengemeinde zu Schönemoor, einem Ortsteil der Gemeinde Ganderkesee, ist ein Glied der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg.
Die Kirchengemeinde hat mehrere Funktionen auf die Regionale Dienststelle des Kirchenkreises Delmenhorst/Oldenburg-Land mit Sitz in Delmenhorst übertragen.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von einer bereits 1230 genannten Kirche sind möglicherweise Mauerteile oder wenigstens Granitfeldsteine in den Wänden des Chors erhalten. 1324 wurde der heutige Bau geweiht. Kirchenpatronin ist die frühchristliche Märtyrerin Katharina von Alexandrien.[2] Die Kirche ist durch eine päpstliche Ablassurkunde von 1333 als Pilgerkirche bezeugt.[3] Das Original der Urkunde befindet sich im Staatsarchiv Oldenburg, eine gut gemachte Kopie hängt in der Vorhalle. Noch heute sind an den Backsteinen außen am Chor Kratzspuren zu erkennen, die darauf hinweisen, dass Wallfahrer sich so die als segenspendend angesehenen Partikel der Pilgerkirche verschafften. Über die Prediger seit der Reformation bis zum Jahre 1903 existieren ausführliche Aufzeichnungen.[4]
Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Backsteinbau, „ein bezauberndes Beispiel für eine mittelalterliche Dorfkirche“,[5] hat die Form einer frühgotischen Saalkirche. Der eingezogene Chor ist teilweise aus Granitfindlingen aufgemauert. Bauhistoriker vermuten in den profilierten Laibungen der Spitzbogenfenster auf der Chorsüdseite und auf der Nordseite des Schiffs ältere Formen, halten das Dreifachfenster in der geraden Chorostwand aber für eine nachträgliche Einfügung vom Anfang des 14. Jahrhunderts. Die drei Joche des Schiffs sind mit Kreuzrippen gewölbt, über dem westlichen erhebt sich in gesamter Breite der querrechteckige, gedrungene Turm mit seinem Zeltdach. Der als Vorraum ausgebaute Eingang an der Südseite hatte die Funktion eines Brauthauses.[6] Auch eine Bezeichnung als Kinderhaus ist überliefert. Die erstere Benennung dieses Bauteils geht darauf zurück, dass solche Räume im Mittelalter und darüber hinaus zum Ort der kirchlichen Eheschließung bestimmt waren (vgl. die als Paradies bezeichneten Vorhallen an manchen Bischofskirchen, die dem gleichen Zweck dienten). Kinderhaus ist die Vorhalle später genannt worden, weil dort die zur Taufe sich einfindenden Angehörigen mit ihren Kindern auf das Eintreffen des Geistlichen gewartet haben sollen.[7] Eine später mit Ziegeln zugemauerte Priesterpforte ist außen an der südlichen Chorwand erkennbar.
Ausstattung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben einer mit Bemalung ornamentierten Kanzel des späten 17. Jahrhunderts gehören die geringen Reste gotischer Wandmalereien zu den beachtenswerteren Ausstattungselementen. Die schlecht erhaltene Kreuzigungsgruppe nördlich der Chorfenster dürfte aus der Zeit der Kirchweihe um 1324 stammen[8], die gekrönte Hl. Katharina mit ihren Begleitfiguren im Chorgewölbe wird um oder bald nach 1400 gemalt worden sein.[9] Alle Wandmalereien sind um 1930–1950 von Hermann Oetken stark restauriert worden.
1833 malte Bernhard Dietrich Funke ein großes Ölbild Christi am Kreuz, das einzige Werk des Bremer Künstlers außerhalb des Porträtfachs.[10] Das Bild schmückte lange die Friedhofskapelle, heute hängt es über dem Ausgang der Kirche. In der Vorhalle ist die Grabplatte des Pastors Diederich von Lindern (1632–92) aufgestellt, die früher im Chorraum auf dem Fußboden über seinem Grab lag. Zwei Leuchter aus getriebenem Messingblech von 1692 stehen nur von Weihnachten bis Trinitatis auf dem Altar.
Orgel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Orgel auf der um 1800 eingebauten Empore wurde im Jahr 1976 von Gebrüder Hillebrand Orgelbau aus Hannover gefertigt. Sie hat zwei Manuale und Pedal mit folgender Disposition:[11]
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Glocke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1681 hat Gelbgießer Joh. Otto Kroeger, Oldenburg, eine Glocke gegossen. Sie wurde 1790 vom Glockengießer J.P. Bartels, Bremen, umgegossen. Die Glocke ist auf den Ton Gis' gestimmt und hat einen Durchmesser von 0,97 m.[12]
Friedhof
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf dem gepflegten Friedhof haben sich mehrere Grabstelen aus dem 17./18. Jahrhundert erhalten.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die Regionale Dienststelle Delmenhorst / Oldenburg Land … nimmt Aufgaben für die Kirchengemeinden im Kirchenkreis wahr. Abgerufen am 2. September 2023.
- ↑ Dagmar Jestrzemski: Katharina von Alexandrien – Die Kreuzritter und ihre Heilige, Lukas Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86732-086-3.
- ↑ Dagmar Jestrzemski: St. Katharinen-Kirche in Schönemoor in Nordwest-Heimat, Beilage der Nordwest-Zeitung Oldenburg, erschienen am 15. Oktober 2011.
- ↑ Die Prediger des Herzogtums Oldenburg seit der Reformation. Abgerufen am 23. März 2014.
- ↑ Hans-Christian Hoffmann: Bremen, Bremerhaven und das nördliche Niedersachsen, Köln: DuMont, 1986
- ↑ Dehio, S. 1177.
- ↑ Kurt Müsegades: Schönemoor im Wandel der Zeiten, 1972, S. 375–37.
- ↑ Dehio, S. 1177.
- ↑ Der kurze, gepanzerte Rock des Soldaten und die große Krone sind dafür sichere Kennzeichen.
- ↑ Jürgen Wittstock: Der Bremer Porträtmaler Bernhard Dietrich Funke und sein Bildnis des Kaufmanns Johann Ludwig Isaak Gabain, in: Bremisches Jahrbuch 59, 1981, S. 13–16.
- ↑ Informationen zur Orgel auf Organ index. Abgerufen am 29. Juni 2022.
- ↑ A. Rauchheld, Glockenkunde Oldenburgs, in Oldenburger Jahrbuch 29 (1925), Seiten 15 und 180
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gerd Weiß (Bearb.), Georg Dehio (Begr.): Bremen, Niedersachsen (= Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler). Neubearb., stark erw. Aufl. Dt. Kunstverlag, München 1992, ISBN 3-422-03022-0, S. 1177.
- Wilhelm Gilly: Mittelalterliche Kirchen und Kapellen im Oldenburger Land. Baugeschichte und Bestandsaufnahme. Isensee Verlag, Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-126-6, S. 128 f.
- Susanne Wöhler: St Katharinen – zwischen Marsch, Moor und Geest auf Sand gebaut. St. Katharinen-Kirche Schönemoor. In: Stephan Meyer-Schürg, Dietmar Bödeker, Jürgen Woltmann: Alte Kirchen im Kirchenkreis Delmenhorst, Oldenburg-Land. Isensee Verlag, Oldenburg 2010, ISBN 978-3-89995-719-8, Seiten 64–69.
- Klaus Rohmeyer, Wolfgang Runge, Heinrich Prochmann: Kirchen im Stedinger Land. Stalling Verlag, Oldenburg 1971 (Originalaufnahmen: Klaus Rohmeyer. Texte: Wolfgang Runge. Zeichnungen: Heinrich Prochmann).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Homepage der Ev. - luth. Kirchengemeinde Schönemoor
- Ein Film von Bernd Vieregge über die St. Katharinen Kirche auf YouTube, abgerufen am 2. September 2023.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordinaten: 53° 5′ 37,1″ N, 8° 36′ 22,6″ O