St.-Petri-Kirche (Steinwedel)
Die Petrikirche ist die evangelisch-lutherische Kirche von Steinwedel, einem Ortsteil der Stadt Lehrte in der Region Hannover (Dorfstraße 9). Die vormals bestehende gleichnamige Kirchengemeinde gehört heute zur Gesamtkirchengemeinde Lehrte und zum Kirchenkreis Burgdorf. Die frühere Gemeinde umfasste die Dörfer Steinwedel, Aligse, Kolshorn (seit 1979) und Röddensen (seit 1979). Bis 1901 gehörte auch Immensen zur Gemeinde.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Geschichte der Kirche reicht weit vor das 15. Jahrhundert zurück. Eine Urkunde weist eine Kirche für das Jahr 1302 nach. Hier erklärte der Abt des Hildesheimer Michaelisklosters gegenüber dem Bischof Siegfried den Streit für beendet und verzichtet auf das Patronatsrecht über die Kirche in „Stenwede“. Bis 1352 gehörten auch die Bürger von „Lerethe“ (dem heutigen Lehrte) zum Parochialverband der Steinwedeler Kirche. Der Turm im Westen des Bruchsteinkirchbaus datiert auf das Jahr 1414 und ist ein Nachfolger eines früheren Kirchturms. Um 1530–1535 wurde die Reformation eingeführt. Der 1626/1627 durch Truppen Tillys niedergebrannte Kirchbau aus dieser Zeit wurde nach den Verheerungen und Zerstörungen des Dreißigjährigen Kriegs 1662 völlig erneuert. Diese Jahreszahl findet sich auf der Wetterfahne. Auf der Giebelseite sind die beiden Buchstaben „A“ und „F“, die Initialen des damaligen Pastors Andreas Franke. Das gesamte Kirchenschiff wurde 1751 abgerissen und in den Jahren 1752 und 1753 von Grund auf neu errichtet durch den königlichen Festungsbaumeister Lippold.[1] Der tonnengewölbte Saalbau bekam ein abgewalmtes Satteldach. „Der Altar mit eingebauter Kanzel nebst Schalldeckel zum neuen Gotteshause wurde vom Tischlermeister Rühring und dem Ma[l]er Henning Jäger aus Celle verfertigt. Es wurde der Altar in der Neuenhäuser Kirche vor Celle zum Modell genommen.“[2] Der Kanzelaltar (mit Umgang) wird von zwei Säulen flankiert. Bekrönt wird der Kanzelaltar von einer Christusfigur und einem Baldachin. Die Farbgebung mit gebrochenem, cremefarbenem Weiß ist historisch. Der sechseckige und reichverzierte Taufstein ist von 1636.[3] Johann Andreas Zuberbier baute 1768 eine neue Orgel in den Kirchbau. Diese wurde 1993 bis 1995 durch Kristian Wegscheider grunderneuert. 1802 bekam die Kirche eine von C. A. Becker in Hildesheim gegossene Glocke. Wandmalereien und Bleiglasfenster aus dem 19. Jahrhundert sind heute nicht mehr vorhanden.[4] 1844 wurde eine Uhr angebracht. Bei der Sanierung von 1981 bis 1985 wurden auch die Dachgauben des Schiffs entfernt.
Lutherjubiläum 2017
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum Lutherjubiläum gestaltete der Burgdorfer Künstler Heiko Schomerus einen (von insgesamt 15) „Luthernägeln“, der vor der St.-Petri-Kirche errichtet wurde. Er trug die Aufschrift Ohne Luther gäbe es keinen Wein. Der Nagel ist inzwischen wieder entfernt worden.
Denkmalschutz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kirche ist wegen der geschichtlichen und städtebaulichen Bedeutung seit 1985 als Denkmal ausgewiesen. Das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege begründet dies mit der ortsgeschichtlichen sowie bau- und siedlungsgeschichtlichen Bedeutung.[5]
Umgebung: Kirchhof, Friedhof und Gefallenendenkmal
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der umgebende Kirchhof wurde bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts als Friedhof der Gemeinde genutzt. Der heutige Friedhof befindet sich südöstlich auf der anderen Seite der Dorfstraße. Der Kirchhof hat alte Grabsteine,[6] der Friedhof bemerkenswerte Grabskulpturen[7] und eine historische Friedhofsmauer aus Backstein.[8] An der Ostseite der Kirche findet sich das große, 1921 erbaute Gefallenendenkmal mit Eisernem Kreuz auf dem Zentralstein ähnlich einer Ädikula zur Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs und zur Mahnung. Nach 1945 wurden zwei Wangensteine mit den Namen der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs angebracht. Durch den prägenden Einfluss auf die Kirchhofgestaltung kommt dem Mahnmal auch Denkmalcharakter zu.[9]
Unmittelbar neben der Kirche mit der Adresse Dorfstraße 7 findet sich das Pfarrhaus und die Pfarrscheune, die beide ebenfalls denkmalgeschützt sind.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Carl Wolf: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. III. Regierungsbezirk Lüneburg. 1. Kreise Burgdorf und Fallingbostel. Selbstverlag der Provinzialverwaltung. Theodor Schulze Verlagsbuchhandlung 1902.
- Ralph Scheferling: Kirchengemeinde Steinwedel : eine kleine Chronik ; mindestens 700 Jahre. Burgdorf : Druckerei Block, 2002.
- Carolin Krumm: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark. Niemeyer Hameln 2005, S. 315f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Internetpräsenz der Kirchengemeinde
- Steinwedel im Historischen Kirchengemeindelexikon der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers
- St.-Petri-Kirche im Denkmalatlas Niedersachsen
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wolf, Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, S. 95
- ↑ Wolf, Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, S. 95
- ↑ Krumm, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil (...), S. 316.
- ↑ Krumm, Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil (...), S. 316f.
- ↑ Denkmalatlas Niedersachsen Objekt-ID: 30944305
- ↑ Denkmalatlas Niedersachsen Objekt-ID: 30944322
- ↑ Denkmalatlas Niedersachsen Objekt-ID: 30944199
- ↑ Denkmalatlas Niedersachsen Objekt-ID: 30944217
- ↑ Denkmalatlas Niedersachsen Objekt-ID: 30944237
Koordinaten: 52° 24′ 29,4″ N, 9° 59′ 8,8″ O