St. Martin (Untermenzing)

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Pfarrkirche St. Martin
Rückseite mit Teilansicht des Friedhofes
Seitenansicht

Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Martin in Untermenzing, im Münchner Stadtbezirk 23 Allach-Untermenzing, steht am Ostufer der Würm auf einer kleinen Erhebung. Bis 1945 war sie Filialkirche der Aubinger St.-Quirin-Kirche, seither ist sie Pfarrkirche. Verwaltungsmäßig gehört sie zum derzeitigen Pfarrverband Allach-Untermenzing des Erzbistums München und Freising.[1] Der Kirchengebäude zählt zu den besten spätgotischen Kirchen der Umgebung und wurde deshalb unter dem Aktenzeichen D-1-62-000-1581 durch das Bayerische Landesamtes für Denkmalpflege in der Liste der Baudenkmäler in Untermenzing erfasst.[2]

Die St.-Martins-Kirche entstand an der Stelle eines kleineren spätromanischen Vorgängerbaus, der vermutlich als eine adlige Eigenkirche gegründet wurde und 1315 in der Konradinischen Matrikel erstmals urkundlich erwähnt wurde. Dieser Vorgängerbau soll bereits unter dem Patrozinium des Hl. Martin gestanden sein, der bekanntlich auch ein Patron der Frankenherrscher war.[3] Der Turm dieser Kirche wurde in den später aufgeführten Neubau übernommen, die vier unteren Geschosse des 22 Meter hohen wuchtig wirkenden Turmes sind bis heute erhalten. Dabei entspricht die heutige Sakristei dem ursprünglichen Altarraum was noch an einigen ursprünglichen (teilweise noch rot bemalten) Chorbögen im Inneren erkennbar ist.

Das heutige Kirchengebäude wurde im Jahre 1499 unter dem Bauherrn Herzog Siegmund von Bayern-München durch den Baumeister Ulrich Randeck im spätgotischen Stil errichtet.[4] Der Neubau wurde interessanterweise neben den, während des Baus noch weiter benötigten, romanischen Altbau errichtet, welcher erst mit Fertigstellung des Chorraums 1500 abgebrochen wurde. Daher befindet sich der Kirchturm von St. Martin auch nicht wie üblich mittig, sondern seitlich vom Kirchenschiff. Der Neubau ist in Backstein gemauert und weiß verputzt. Zugleich wurde das bisherige Glockengeschoss mit zwei Staffelgiebeln aufgemauert. Das steile Satteldach vereinheitlicht die Anlage. Am Langhaus ist das Dach etwa halb so hoch wie die Gesamthöhe des Gebäudes, über dem polygonalen Schluss des Chores ist es entsprechend abgewalmt. Im Scheitel des Chorgewölbes befindet sich ein Tonrelief mit dem hl. Martin. Die Außenmauern sind durch dreifach abgetreppte Strebepfeiler gegliedert. Ursprünglich war die Kirche durch ein Portal im südlichen Vorhaus erschlossen, das heute vermauert ist. Der neue Eingang befindet sich seit dem Umbau 1904 in der Westwand des neugotischen Vorbaus.

Der stark eingezogene Chor zu zwei Jochen ist zum einschiffigen Langhaus zu vier Jochen um eine Stufe erhöht. Der Triumphbogen ist reich profiliert. Der Raum ist mit einer Stichkappentonne überwölbt. Die Wände sind durch vorgelegte Wandpfeiler, entsprechend den Strebepfeilern der Außenwände, gegliedert. Die Kantenkehlungen gehen nahtlos in die Schildbögen über.

Bleiglasfenster

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Die Bleiglasfenster im Chor stammen aus der Entstehungszeit um 1500 von Hans Windhart, der unter anderem auch die Fenster der Münchner Frauenkirche mitgestaltet hat. Auf einer Scheibe ist der Apostel Petrus dargestellt, vor dem ein mit einem Chorhemd bekleideter Stifter kniet. Auf der Scheibe daneben ist Maria mit dem Jesuskind zu sehen. Sie steht auf der Mondsichel und ist von einem Strahlenkranz umgeben. Auf einer weiteren Scheibe ist der hl. Nikolaus mit drei goldenen Kugeln in der Hand zu sehen, unten das Wappen der Auer von Pullach[5][6]. Daneben kniet der bayerische Herzog und Bauherr Sigismund vor seinem Namenspatron, dem hl. Sigismund von Burgund, der durch seine Attribute, den Reichsapfel und das Zepter, zu erkennen ist. Auf zwei weiteren Scheiben werden Wappenengel und auf den Schilden der Bayerische Löwe und Rauten dargestellt. Die Inschrift darunter nennt den Stifter und die Jahreszahl 1499: „Vo(n) gotes genade(n) sigmund pfalzg(ra)f pey rein herzog in ob(e)rn un(d) nider pairn 1499“.[7]

Sakramentshaus

Das Geläut wurde 1950 von der Glockengießerei Johann Hahn in Bronze gegossen. Die größte Glocke ist dem hl. Martin geweiht, sie klingt mit dem Ton „d“. Die Marienglocke erklingt mit dem Ton „f“ und die kleine Sterbeglocke mit dem Ton „g“, sie ist dem hl. Josef geweiht. Eine vierte Glocke hängt seit 1742 im Turm, wird jedoch nicht mehr geläutet.

Bei der letzten Sanierung des Daches wurde der von Wilhelm Ludowici Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte kombinierte 'Altdeutsche Mönch und Nonnenziegel Z6' verwendet.

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bayern IV. München und Oberbayern, Darmstadt 1990, S. 713 (ohne ISBN).
  • Lothar Altmann: Untermenzing St. Martin. Schnell Kunstführer Nr. 1871, Verlag Schnell & Steiner, München 1991.
  • Kirchenführer Pfarrkirche St. Martin Untermenzing, München 2021.
Commons: St. Martin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. St. Martin Untermenzing www.erzbistum-muenchen.de
  2. GeoHack.
  3. Martin Joseph et al., Kirchenführer Pfarrkirche St. Martin Untermenzing, 2001
  4. Jahr und Meisterzeichen befinden sich auf Gewölbekonsolen am Chorboben.
  5. Zu dem bayerischen Adelsgeschlecht der Auer von „Puelach“ oder „Puoloch“ siehe Johann Martin Maximilian Einzinger von Einzing, Bayerischer Löw, München 1762, S. 47
  6. Namentlich bekannt sind Christoph Auer von Pullach, der 1457 die Hofmark Odelzhausen von Herzog Albrecht III. (Bayern) erwarb, dessen Söhne Georg († 1518) und Ruprecht († 1520), deren Grabplatten sich im Kreuzgang des Freisinger Doms befindet, und der Enkel seines Sohnes Hieronymus, Christoph Auer von „Puelach“ († 1602), dessen Epitaph in St. Benedikt (Odelzhausen) zu sehen ist
  7. Susanne Fischer: Die Münchner Schule der Glasmalerei. Studien zu den Glasgemälden des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts im Münchner Raum. (Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 90) München 1997, ISBN 3-87490-652-3, S. 91.
  8. Zitat aus dem von Thomas von Aquin verfassten Hymnus Lauda Sion
  9. Apostelgeschichte 1,14; 2,1-4
  10. in den Restaurierungswerkstätten Wiegerling bei Bad Tölz
  11. Anita Naujokat, Schatz unterm Schmutz, Süddeutsche Zeitung vom 27. August 2021 [1]

Koordinaten: 48° 10′ 40,7″ N, 11° 27′ 40,2″ O