St. Peter (Bacharach)
Die Kirche St. Peter in Bacharach ist eine ehemalige Stiftskirche. Sie ist seit der Reformation in der Kurpfalz 1556 evangelisch und gehört zur Evangelischen Kirchengemeinde Vierthäler im Kirchenkreis Koblenz der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Seit 2002 ist die Kirche St. Peter Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal, des Weiteren ist sie ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention.
Allgemeines
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]St. Peter repräsentiert in Bacharach den rheinischen Übergangsstil. Das Gotteshaus wurde ab 1230 bis 1269 als dreischiffige Emporenbasilika erbaut und Ende des 19. Jahrhunderts erneuert. Der viergeschossige Wandaufriss orientierte sich trotz der weitgehend romanischen Bauweise an der Frühgotik des französischen Kirchenbaus, der in dieser Zeit besonders im Rheinland gern als Vorbild genommen wurde.[1] Von 1194 bis zur Reformation gehörte St. Peter zum Kölner Andreas-Stift. Das Stift stellte den Pfarrer und war im Viertälergebiet zuständig für die kirchliche Gerichtsbarkeit, die ihren Sitz im alten Kurkölnischen Saalhof gegenüber der Kirche hatte. Trotz Einführung des Heidelberger Katechismus im Jahre 1563 war der Übergang zum reformierten Bekenntnisstand erst mit dem Konvent von Manubach im Jahre 1598 vollzogen. 1620 stellte die spanische Besatzung den katholischen Bekenntnisstand der Kirche wieder her, was die schwedische Besatzung um 1632 wieder rückgängig machte.[2] 1810 riss die französische Verwaltung den Saalhof ab, und heute befindet sich der Altkölnische Saal an der Stelle.
Außenbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hanglage und das knappe Platzangebot verlangten nach einem Grundriss mit geringer Länge. Entsprechend steil fallen die Proportionen des Mittelschiffes aus. An das nicht vortretende Querhaus schließt sich im Osten eine halbkreisförmige Apsis mit Zwerggalerie an, flankiert von zwei runden Chortürmen. Dominiert wird das Kirchenbauwerk von dem in das Langhaus einspringenden Westturm, dessen zinnenbekröntes, spätgotisches Obergeschoss aus dem Jahre 1478 stammt. Eine schlanke, achtseitige Dachpyramide aus der gleichen Zeit bildet den Abschluss.
Inneres
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die heutige Ausmalung erhielt das Gotteshaus im Zuge der von 1968 bis 1970 sowie von 1992 bis 1995 durchgeführten Restaurierungen. Dabei konnte ausschließlich auf eine Ende des 19. Jahrhunderts im Sinne des Späthistorismus rekonstruierte Farbfassung zurückgegriffen werden. Die mittelalterlichen Farbfassungen sollten die Funktion einzelner Architekturglieder erkennbar machen: die Pfeiler sind zum Beispiel in Grau gehalten, mit weißen Fugen; Rippen und Fensterwände sind englischrot gefasst, ebenfalls mit weißen Fugen.
Die romanischen Fenster der Apsis mussten beim gotischen Umbau im 14. Jahrhundert den größeren, mit Maßwerk versehenen Lanzettfenstern weichen. Im 15. Jahrhundert entstanden die Empore im südlichen Querarm sowie das dortige Netzgewölbe.
Das kurze, steile Mittelschiff ist 11 m lang und dabei 17 m hoch. Die Geschosse der Hochschiffwand ruhen auf Rundbogenarkaden mit rechteckigen Pfeilern. Als bauplastischer Schmuck dient eine Vielzahl von Blatt- und Knospenkapitellen. Über den östlichen Schiffspfeilern sind zu beiden Seiten figürliche Konsolen angebracht. Den Abschluss nach oben bildet das gebuste Gewölbe mit spitzen Gurt- und Schildbögen.
Die Seitenschiffe mit ihrem dekorativen Kreuzgewölbe und den hängenden Schlusssteinen sind verlängert und reichen bis an die Westwand des die ganze Breite des Langhauses einnehmenden Westquerbaus. Dort leiten sie nach innen in den nach drei Seiten offenen hallenartigen Raum unter der Westempore über. Auf der Südseite des Langhauses sind an der Ostwand des Querhausarmes und am westlichen Ende des Seitenschiffes zwei sehenswerte Grabmäler zu finden: für den Forstmeisters Johann Friedrich von Wolfskehl († 1609) sowie für den Bacharacher Amtmann und Zollschreiber Meinhard von Schönberg († 1596). An der Ostwand des nördlichen Querhausarmes befindet sich eine übergroße Darstellung des Heiligen Christophorus.
Ansichten
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Gewölbe von Querhaus und Apsis
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Gewölbe der Westturmhalle
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Südliches Seitenschiff mit hängenden Schlusssteinen
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Grabmal des Johann Friedrich von Wolfskehl
Orgel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Orgel wurde 1826 von den Gebrüdern Stumm (Sulzbach/Hunsrück) in dem historischen Orgelgehäuse aus den Jahren 1792–1793 erbaut. Das zweimanualige Instrument ist weitgehend erhalten und wurde nach einer Heizungsverpuffung im Jahre 2007 wieder hergerichtet. Es hat heute 26 Register über zwei Manuale und Pedal.[3]
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- Koppeln: II/I, I/P, II/P
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Franz Büttner Pfänner zu Thal: Die Sanct-Peterskirche in Bacharach. Kunsthistorische Abhandlung. Leipzig 1890.
- Paul Clemen: Die gotischen Monumentalmalereien der Rheinlande. Düsseldorf 1930, Textband S. 235–236 mit Abb. 249.
- Meyers Enzyklopädisches Lexikon. Mannheim/Wien/Zürich 1973, Band 3, S. 294.
- Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1985, S. 49–52.
- Werner Schäfke: Der Rhein von Mainz bis Köln. Dumont Reiseverlag, Ostfildern 2005, ISBN 3-7701-4799-5, S. 88.
- Susanne Kern (Bearb.): Die Inschriften der evangelischen Pfarrkirche St. Peter in Bacharach (= Inschriften Mittelrhein-Hunsrück. Heft 7). Mainz 2008 (Digitalisat).
- Alexander Ritter: Bacharach und Kaub. In: Auf den Spuren der Reformation in Rheinland-Pfalz. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2017, S. 14–23. ISBN 978-3-7319-0438-0.
- Jürgen Kaiser: Romanik im Rheinland. Greven Verlag, Köln 2008, ISBN 978-3-7743-0419-2.
- Eduard Sebald: Die Evangelische Kirche St. Peter in Bacharach (= DKV-Kunstführer. Nr. 579). 3., aktualisierte Auflage. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2011.
- Mirko Monschauer: Köln am Mittelrhein? St. Peter in Bacharach und das Verhältnis zur kölnischen Spätromanik. In: Klaus Gereon Beuckers, Cornelius Hopp (Hrsg.): Die kölnisch-niederrheinische Spätromanik. Neue Aspekte eines Forschungsfeldes hochmittelalterlicher Architektur. Böhlau, Köln 2024, S. 193–205.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wilfried Koch: Baustilkunde – Sakralbauten. Sonderausgabe für den Bassermannverlag; Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH, Gütersloh/München 1998, ISBN 3-8094-5007-3, S. 145.
- ↑ Alexander Ritter: Bacharach und Kaub. In: Irene Dingel und Henning P. Jürgens (Hrsg.): Auf den Spuren der Reformation in Rheinland-Pfalz. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2017, ISBN 978-3-7319-0438-0, S. 16.
- ↑ Nähere Informationen zur Orgel von St. Peter
Koordinaten: 50° 3′ 35,2″ N, 7° 46′ 4,4″ O
- Peterskirche
- Kirchengebäude im Landkreis Mainz-Bingen
- Bauwerk am Mittelrhein
- Kulturdenkmal in Bacharach
- Nach der Haager Konvention geschütztes Kulturgut in Rheinland-Pfalz
- Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal
- Disposition einer Orgel
- Erbaut im 13. Jahrhundert
- Bauwerk in Bacharach
- Kirchengebäude in Europa
- Kirchengebäude des Kirchenkreises Koblenz
- Bauwerk der Romanik in Rheinland-Pfalz