St. Peter (Ermershausen)

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Evangelische Kirche St. Peter in Ermershausen

Die evangelische Pfarrkirche St. Peter ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude, das in Ermershausen steht, einem Markt im unterfränkischen Landkreis Haßberge (Bayern). Der Kirchturm ist im Untergeschoss wohl mittelalterlich und wurde 1730 umgebaut. Die Kirchengemeinde gehört zur Pfarrei Ermershausen des Dekanats Rügheim im Kirchenkreis Bayreuth der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Papst Gregor III. rühmte im Jahr 739 Bonifatius (alias Winfried) und seine Gehilfen dafür, das östliche Frankenland, in dem Ermershausen damals lag, bekehrt und christianisiert zu haben. Im Jahre 1232 wurde eine hölzerne Kapelle in Ermershausen erwähnt, die als Filialkirche zur Urpfarrei Pfarrweisach gehörte. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde Ermershausen zur eigenständigen Sendpfarrei erhoben. Etwa zu dieser Zeit wurde die hölzerne Kapelle durch einen steinernen Kirchenbau ersetzt. Der untere Teil des Kirchturmes wird in diese Zeit datiert.

Die Reformation wurde in Ermershausen 1588 eingeführt und der Pfarrer durch Lehnsmann Georg Ludwig von Hutten zu Birkenfeld ausgetauscht. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges ließ der Würzburger Bischof 1631 den Pfarrer Nikolaus Dimpel durch die Cent in Ebern gefangen nehmen und erpresste so die Wiedereinführung des katholischen Glaubens in Ermershausen. Doch schon 1632 wurde die Region von Truppen des schwedischen Königs Gustav II. Adolf besetzt und der protestantische Glaube wiederhergestellt. Die Kirche und das Pfarrhauses wurden im Jahr 1640 zerstört. Erst 1681 konnte die Reparatur des Gotteshauses abgeschlossen werden.

Der Kirchturm wurde im Jahre 1730 umgebaut sowie aufgestockt und erhielt seine aktuelle Form mit einer Höhe von 33 Metern. Unter Pfarrer Christoph Freund begann im Jahre 1744 der komplette Abbruch der Kirche (mit Ausnahme des Turms) und der Neubau des heutigen Bauwerks. Der 28. Oktober 1745 war der Einweihungstag des neuen nach St. Peter benannten Gotteshauses. Eine neue Orgel wurde 1745 durch den Orgelbauer Johann Rudolph Voit aus Schweinfurt aufgestellt und 1752 eine Uhr in den Kirchturm durch den Uhrmacher Johann Hofmann aus Dörflis. Es dauerte bis 1795 ehe die Schulden für die umfangreichen Bauarbeiten getilgt waren.

Der Gottesacker im Kirchhof vor der Kirche wurde 1822 aufgegeben und ein neuer Friedhof angelegt. 1860 wurde ein neugebautes Pfarrhaus bezogen, nachdem das alte etwa 200-jährige Gebäude abgebrochen werden musste. Der Innenraum der Kirche wurde in den Jahren 1889 und 1910 neugestaltet, unter anderem mit der Erneuerung der alten Orgel durch den Nürnberger Orgelbauer Strebel. Weitere Investitionen waren 1973 eine neue Turmuhr und 1978 der Neubau von Pfarrhaus und Betsaal.[1]

Baubeschreibung

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Die unteren Geschosse des Chorturms stammen aus dem Mittelalter. Sein später aufgestocktes oberstes Geschoss beherbergt die Turmuhr und den Glockenstuhl. Bedeckt wurde der Chorturm mit einer schiefergedeckten Welschen Haube. Das Langhaus wurde im Stil des Barocks, nach Süden versetzt, angebaut.

Der Innenraum hat an den Längsseiten doppelgeschossige Emporen. Die Orgel mit neun Registern[2] befindet sich auf der Empore über dem Kanzelaltar.

Der Kirchturm hatte nach dem Umbau 1730 drei nebeneinanderliegende Glockenstühle. Heute sind es vier, je zwei neben- und übereinander.

Anfang 1942 läuteten folgende Glocken in Ermershausen:

Geläut Anfang 1942
lfd. Nr. Material & Maße Inschrift & Symbole Bedeutung & Guss Verbleib
1 Bronze

450 kg

h 75 cm

⌀ 90 cm

GOTT SEGNE UND BESCHUETZE ERMERSHAUSEN

SUB REGIMINI LUDOVICI PRIMI BAVARIAE REGIS.

JULIE FREIFRAU V. WOELLWARTH GEB. V. FITZGERALD.

OLIM FUSA. A CH. HERDERD HILPERHAUS ANNO 1575

NUNC REFUSA A. G. KELLER BAMBERG 1829

JTERUM REFUSA A G PH JAEGER HERBIPOLENSI 1839.

Gegossen von Gebrüder Ulrich zu Apolda u Laucha 1858.

- Kruzifix und Corpus Christi -

Gott segne und beschütze Ermershausen!

Unter der Regentschaft von

König Ludwig I. von Bayern. (1825–1848)

Friederike Juliana Marianna (gen. Julie) von Woellwarth,

geb. Fitzgerald (1768–1840) zu Birkenfeld

(vermutlich Stifterin einer der Umgüsse)

Einst gegossen von Christoph Heyder, Hildburghausen 1575

Nun umgegossen von Georg Michael Keller, Bamberg 1829

Abermals umgegossen von G. Ph. Jäger, Würzburg 1839

Gegossen von Gebrüder Ulrich zu Apolda und Laucha 1858

Kirchturm Ermershausen
2 Bronze

210 kg

h 55 cm

⌀ 70 cm

Goss mich Joh. Andr. Mayer in Koburg 1751

Ich rufe ins Gotteshaus, von dem bleib niemand aus

Johann Philipp Friedrich von Hutten

- Wappen der von Hutten -

Johann Andreas Mayer, Coburg 1751 Nach Zwangsabgabe 1942 verschollen.
3 Bronze

58 kg

h 45 cm

⌀ 55 cm

Gemeinde Ermershausen 1898

Gegossen von S. P. Lotter in Bamberg Nr. 724

Johann Paul Lotter, Bamberg 1898 Nach Zwangsabgabe 1942 verschollen.

Bronze war in Kriegszeiten ein wichtiger und knapper Rohstoff. Nachdem im Ersten Weltkrieg die Ermershäuser Glocken noch vor dem Einschmelzen gerettet werden konnten, so mussten die beiden kleineren Glocken am 24. Februar 1942 zwangsweise als sogenannte Metallspende an die nationalsozialistischen Machthaber abgegeben werden. Die Abgabe auch der dritten und größten Glocke konnte nur durch den Einsatz verschiedener Ermershäuser Bürger verhindert werden. Viele der im Zweiten Weltkrieg gesammelten Glocken wurden letztlich nicht eingeschmolzen und fanden sich danach auf sogenannten Glockenfriedhöfen wieder. Die beiden Ermershäuser Glocken blieben jedoch verschollen.

Als Ersatz wurden 1949 drei neue Glocken angeschafft, aus Kostengründen Stahlglocken.

Geläut 1949–1978
lfd. Nr. Material & Maße Schlag-ton Inschrift & Symbole Bedeutung

& Guss

Verbleib
4 Stahl

880 kg

fis Joch ERMERSHAUSEN

O LAND, LAND, LAND HÖRE DES HERRN WORT

1978

aus Jeremia 22:29 Auf der Wiese östl. des Kirchturms aufgestellt.
Flanke J. F. WEULE

BOCKENEM AM HARZ

1949

Johann Friedrich Weule

Bockenem 1949

1 Bronze

450 kg

h 75 cm

⌀ 90 cm

siehe oben siehe oben Kirchturm Ermershausen
5 Stahl

380 kg

h Joch ERMERSHAUSEN

„ICH RUFE INS GOTTESHAUS, VON DEM BLEIB NIEMAND AUS“

1949

Anlehnung an

Glocke Nr. 2

Auf der Wiese östl. des Kirchturms aufgestellt.
Flanke J. F. WEULE

BOCKENEM A. HARZ

1949

Johann Friedrich Weule

Bockenem 1949

6 Stahl

275 kg

Joch ehemals: Eine feste Burg ist unser Gott

jetzt: 1994

Jahr der Wiedererlangung der Selbstständigkeit Die sog. „Freiheitsglocke“ steht auf einem Sockel vor dem Kriegerdenkmal und erinnert an die Geschehnisse um die Gemeindegebietsreform.
Flanke J. F. Weule

BOCKENEM AM HARZ

1949

Johann Friedrich Weule

Bockenem 1949

1978 wurden drei neue Bronzeglocken beschafft und damit die drei Stahlglocken von 1949 ersetzt.[3]

Geläut seit 1978
lfd. Nr. Material & Maße Schlagton Inschrift & Symbole Bedeutung

& Guss

Name bzw.

Funktion

7 Bronze

775 kg

⌀ 112 cm

fis' Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen

- betende Hände -

- Alpha & Omega -

Psalm 145:18 Betglocke
Glockengießerei Bachert

Bad Friedrichshall 1978

1 Bronze

450 kg

h 75 cm

⌀ 90 cm

a'

(nach

Tonkorrektur

1978)

siehe oben siehe oben Stundenschlagglocke

Gedächtnisglocke

Elfuhrglocke

8 Bronze

325 kg

⌀ 84 cm

h' Ein feste Burg ist unser Gott

- Lutherrose -

Anlehnung an

Glocke Nr. 6

Abendmahlglocke
Glockengießerei Bachert

Bad Friedrichshall 1978

9 Bronze

230 kg

⌀ 75 cm

d'' Ihr seid alle Gottes Kinder durch den

Glauben an Christum Jesum

- Kreuz auf Weltkugel -

Galater 3:26 Taufglocke
Glockengießerei Bachert

Bad Friedrichshall 1978

Glockenspiel von Ermershausen seit 1978

In Ermershausen praktizierten folgende Pfarrern:[4]

Pfarrer Amtszeit
Vor der Reformation
Cyriacus Winwinckel vor 1504
Georg Molitor 1504–1506
Eucharius Ewe 1506–1523
Georg Sieder 1523–1533
Johann Winter 1536 –
Nach der Reformation
(Gastpfarrer) Wittin 1588–1589
Georg Ernst Groß 1609
Michael Waltz
Nikolaus Dimpel - 1631
Friedrich Arnold 1632–1638
Johannes Müller 1648–1662
Johann Christoph Schöller 1662–1666
Veit Höllein 1666–1674
Johann Zachäus Schell 1674–1677
Nikolaus Frank 1678–1687
Johannes Leube 1688–1694
Georg Peter Reinmann 1694–1709
Erhard Andreas Frommann 1709–1718
Johann Georg Erck 1718–1722
Christoph Freund 1722–1759
Johann Jakob Mildenberger 1760–1776
Johannes Fritz 1777–1812
Johann Georg Seitz 1815–1835
Friedrich Magnus Haffner 1836–1851
Friedrich Karl Thomas 1851–1861
Gustav Adolf Sondermann 1861–1865
Johann August Ludwig Lucas 1866–1870
Christian K. B. Friedrich Horn 1870–1878
Friedrich Wilhelm T. Schneider 1878–1885
Richard Heinrich Hess 1886–1891
Friedrich Hebart 1891–1896
Dr. Franz Christoph Preger 1896–1902
Wilhelm Adam Dietzfelbinger 1903–1908
Karl Ernst Plesch 1909–1925
Hermann W. J. A. Erhard 1926–1938
Friedrich Fauser 1939–1949
Armin Friederich 1950–1955
Karl Schrems 1956–1974
Lukas Keul 1975–1980
Reinhard Hansen 1982–1985
Erna Meiser &

Martin Meiser

1985–1991
Bettina von Freymann & Andreas Kopp-von Freymann 1991–2005
Stephan Aupperle 2005–2015
Christina Lungfiel &

Jan Lungfiel

2017 – heute

Kirchengemeinde

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In Ermershausen sind etwa 80 % der Einwohner evangelisch-lutherisch und ca. 15 % römisch-katholisch (Stand 2011).

Heute (Stand 2024) umfasst das Pfarramt Ermershausen die beiden Kirchengemeinden Ermershausen und Birkenfeld mit Dippach und gehört zum Dekanat Rügheim. Gottesdienste finden in den Kirchen St. Peter Ermershausen und St. Erhard Birkenfeld statt und werden musikalisch neben dem Orgelspiel vom Posaunenchor und dem liturgische Chor mitgestaltet.

Commons: St. Peter (Ermershausen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Gemeinde Ermershausen (Hrsg.): 950 Jahre Ermershausen 1049-1999. Holl-Druck GmbH, Hofheim i. Ufr. 1999, S. 100 ff.
  2. Information über Johann Rudolph Voit
  3. Gemeinde Ermershausen (Hrsg.): 950 Jahre Ermershausen 1049-1999. Holl-Druck GmbH, Hofheim i. Ufr. 1999, S. 110 ff.
  4. Gemeinde Ermershausen (Hrsg.): 950 Jahre Ermershausen 1049-1999. Holl-Druck GmbH, Hofheim i. Ufr. 1999, S. 116 f.

Koordinaten: 50° 12′ 31,47″ N, 10° 37′ 37,03″ O