Stadtarchiv Erfurt

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Stadtarchiv Erfurt

Stadtarchiv Erfurt
Stadtarchiv Erfurt
Archivtyp Kommunalarchiv
Ort Erfurt
Besucheradresse Gotthardtstraße 21
Gründung 1865
Umfang 5 laufende km
ISIL DE-Ef31
Träger Stadt Erfurt
Website www.erfurt.de

Das Stadtarchiv Erfurt ist das Archiv der Stadtverwaltung und der Stadt Erfurt. Es verwahrt Unterlagen aus der Zeit von 1144 bis heute.

Das Stadtarchiv Erfurt ist das größte Thüringer Stadtarchiv und verwahrt die älteste überlieferte deutschsprachige Originalurkunde, den Erfurter Judeneid.

Seit dem 13. Jahrhundert werden in der Stadt Erfurt Urkunden und andere wichtige Dokumente aufbewahrt. Der erste schriftliche Nachweis eines Archivs stammt aus dem 15. Jahrhundert. Aber bis die Bestände durch einen Archivar verwahrt und betreut wurden, sollte es noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts dauern. 1863 nahm sich der pensionierte preußische Staatsarchivar Heinrich Beyer dieser Aufgabe an. Wenig später erhielt er von der Stadt Erfurt ganz offiziell den Auftrag, ein Archiv aufzubauen. Seit dieser Zeit, dem Jahr 1865, spricht man vom Erfurter Stadtarchiv.

Im September 1867 zog das Stadtarchiv aus dem Martinsstift, wo es sich seit dem Abbruch des Alten Rathauses befand, in drei große Räume des Großen Hospital. 1875 bereitete Heinrich Beyer den Umzug des Archivs vom Großen Hospital in das neu gebaute Rathaus vor, in dem eigens für das Stadtarchiv Räume eingerichtet worden waren. Seit 1876 wurde das Archivgut dann insgesamt 118 Jahre im Rathaus aufbewahrt.

1903 strengte der Stadtarchivar Alfred Overmann einen umfangreichen Archivalientausch mit dem Staatsarchiv Magdeburg an. Etliche Archivalien, die Erfurt 1664 nach der Unterwerfung der Stadt unter die Landesherrschaft des Mainzer Erzbischofs verlassen hatten und die im Lauf der Zeit in das preußische Staatsarchiv Magdeburg gelangt waren, kehrten nach Erfurt zurück; im Gegenzug musste jedoch auch Archivgut (aus der preußischen und französischen Verwaltung, aus Stiften und Klöstern) nach Magdeburg gegeben werden.

Aus Platzmangel begann man im Jahr 1953 Archivgut auszulagern und in größeren Räumlichkeiten außerhalb des Rathauses aufzubewahren. Seit 1994 ist das Stadtarchiv vollständig im Gebäude der Gotthardtstraße 21 untergebracht. 1952 wurde das Verwaltungsarchiv der Stadt Erfurt gegründet und 27 Jahre später an das Stadtarchiv angegliedert.[1] Aufgrund der COVID-19-Pandemie war das Erfurter Stadtarchiv vom 16. März 2020 bis zum 6. Mai 2020 für den öffentlichen Besucherverkehr geschlossen.

Leiter (Amtszeit)

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  • Heinrich Beyer (1864–1872)
  • Carl Beyer (Archivar) (1882–1900/Tod)
  • Georg Oergel (1900–1901), kommissarisch
  • Alfred Overmann (1901–1932/1933)
  • Walter Dieck (1934–1935), kommissarisch
  • Werner Schnellenkamp (1935–1940/gefallen)
  • Erich Wiemann (1941–1945/entlassen)
  • Hermann Meinert (1945–1946)
  • Kurt Teubner (1946–1947/entlassen)
  • Erich Wiemann (1947–1948), ehrenamtlich
  • Hildegard Schmidt (1948–1951), kommissarisch
  • Fritz Wiegand (1951–1970)
  • Kurt Harland (1970–1973)
  • Fritz Wiegand (1973–1974), kommissarisch
  • Bodo Fischer (1974–1990)
  • Hannelore Jakob (1990)
  • Bodo Fischer (1990–1992), kommissarisch
  • Rudolf Benl (1992–2013)
  • Antje Bauer (2013–2022)
  • Sabine Jirschitzka-Löffler (2023–2024), kommissarisch
  • Dr. Nadine Hofmann (ab 1. April 2024)

Das Stadtarchiv Erfurt ist das Archiv der Stadtverwaltung Erfurt. Es verwahrt schriftliche Unterlagen (z. B. Urkunden, Amtsbücher, Akten, Karten und Pläne, Petschaften, Stempel usw.), die seit dem 13. Jahrhundert in der Verwaltung der Stadt Erfurt entstanden sind und übernimmt regelmäßig Registraturgut aus der laufenden Verwaltung, sofern es archivreif und archivwürdig ist. Des Weiteren sammelt das Stadtarchiv Dokumentationsunterlagen, die für die Gegenwart und die Geschichte der Stadt Erfurt von Bedeutung sind oder sein könnten (z. B. Druckschriften, Zeitungen, Plakate, Bilder, Flugblätter und Ähnliches). Schon in der Vergangenheit hat das Stadtarchiv Erfurt Archivgut anderer Provenienz übernommen (von Zünften, Betrieben, Genossenschaften, Vereinen, Parteien oder auch Nachlässe von Privatpersonen), sofern diese den Bestand des Archivs ergänzen oder für die Geschichte der Stadt von Bedeutung sind. Außerdem wird das Archivgut der zwischen 1911 und 1994 etwa 40 eingemeindeten Dörfer verwahrt. Im Zuge des Archivalienaustausches mit dem Staatsarchiv Magdeburg wurde für Schriftgut der Universität Erfurt das Jahr 1664 als Grenzjahr festgelegt. Demzufolge finden sich Unterlagen der Universität Erfurt (1392–1816) aus der Zeit vor 1664 im Stadtarchiv Erfurt und Schriftgut nach 1664 größtenteils im Staatsarchiv Magdeburg.

Die Bestände des Stadtarchiv Erfurts umfassen ca. 5000 lfm, die in 9 Abteilungen gegliedert sind. Das Archiv verwahrt ca. 15.000 Urkunden und ca. 450 Siegel und Stempel.

Der „Judeneid“ des Mainzer Erzbischofs Konrad von Wittelsbach (1183–1200)
  • Abteilung 0: Urkunden der Stadt Erfurt, Urkunden von Kirchen und Klöstern, Handwerks- und Innungsurkunden sowie Privaturkunden. Außerdem befinden sich in dieser Abteilung Siegelabdrücke und Siegelstempel.
  • Abteilung 1: Akten der Stadt Erfurt und der eingemeindeten Ortschaften
  • Abteilung 2: Amtsbücher, z. B. Einwohnermeldeverzeichnisse, Ratsbücher, Bücher zur Grund- und Gebäudesteuern
  • Abteilung 3: Amtliche Druckschriften; das Erfurter Stadtarchiv besitzt u. a. Erfurter Tageszeitungen ab 1815
  • Abteilung 4: Dienstbibliothek des Stadtarchivs. Sie umfasst 15.000 Titel ab dem 16. Jahrhundert, außerdem zwei Nachlässe, die Hermann- und die Benary-Bibliothek.
  • Abteilung 5: Sammlungen und Hinterlegungen, u. a. Geschenke an die Stadt, handschriftliche Chroniken, Nachlässe, Dissertationen, Plakate, Dokumente zur Familiengeschichte einiger Erfurter Familien, Schriftgut anderer Provenienzen, z. B. von Privatpersonen, Firmen und Vereinen
  • Abteilung 6: Bilder, u. a. 5000 Papierpositive, 27.000 Kleinbildnegative, 300 Diapositive, 13.700 Glasplatten, 1000 Postkarten, einige Fotoalben, Filmrollen und Videos
  • Abteilung 7: Zeichnungen, Pläne und Karten, u. a. 35 Kartographische Sammelwerke aus dem 18. und 19. Jahrhundert, ca. 20.000 Bauzeichnungen und rund 720 Karten von Erfurt und Thüringen
  • Abteilung 8: nicht belegt
  • Abteilung 9: Findhilfsmittel, wie Gliederungs-, Registratur- und Aktenpläne der Verwaltung, Findbücher und Findkarteien des Stadtarchivs, sowie Findbücher anderer Erfurter sowie auswärtiger Archive
  • Verwaltungsarchiv: Registraturgut der Stadtverwaltung etc.[1]

Fast alle Bestände des Archivs können im Rahmen der geltenden Benutzungsordnung des Stadtarchivs im Lesesaal eingesehen werden. Der Großteil der Bestände ist als Online-Findbuch erschlossen, die über das „Archivportal Thüringen“ einsehbar sind.[2] Die Bestände der Dienstbibliothek können im Online-Katalog auf Erfurt.de recherchiert werden. Zeitungen sind aus konservatorischen Gründen nur als Mikrofilm benutzbar.

Seit dem Jahr 2016 existiert der Förderverein Freunde des Stadtarchivs Erfurt e.V. , der im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit und für eine materielle Förderung des Stadtarchivs Erfurt tätig ist.

Literatur über das Archiv

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Übergreifende Nachschlagewerke

  • Archive in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz, 19. Auflage, Münster 2006, S. 61.
  • Archivführer Thüringen. Hrsg. von der Archivberatungsstelle Thüringen, Weimar 1999, S. 169–174.
  • International Directory of Archives, München 1992, S. 199.

Spezialliteratur

  • Archivalische Quellennachweise zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung im Stadtarchiv Erfurt, bearbeitet und herausgegeben vom Stadtarchiv Erfurt in Verbindung mit dem Wissenschaftlichen Kollektiv zur Erforschung der Erfurter Heimatgeschichte, (= Beiträge zur Geschichte der Stadt Erfurt, Band 9) Erfurt 1966.
  • Rudolf Benl: Die Geschichte Erfurts und die im Stadtarchiv Erfurt verwahrten genealogischen Quellen. In: Genealogie 22 (43. Jahrgang) (1994), S. 193–206.
  • Rudolf Benl: Quellen zur Frühgeschichte der Volkstedter Porzellanmanufaktur im Stadtarchiv Erfurt. In: Archive in Thüringen 2/2005, S. 15–17.
  • Jürgen Kiefer: Übersicht über das Schriftgut der ehemaligen "Akademie nützlicher (gemeinnütziger) Wissenschaften" zu Erfurt (1754–1945). In: Beiträge zur Hochschul- und Wissenschaftsgeschichte Erfurts 20 (1984–1986), S. 27–57.
  • Brigitte Weber und Rudolf Benl: Bibliothek des Stadtarchivs Erfurt. In: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Bd. 19: Thüringen A–G. Bearbeitet von Felicitas Marwinski, Hildesheim – Zürich – New York 1998, S. 218–220.
  • Fritz Wiegand: Das Schriftgut der ehemaligen Universität Erfurt in den Archiven von Magdeburg und Erfurt. In: Beiträge zur Geschichte der Universität Erfurt (1392–1816) Heft 2, 2., verbesserte Auflage, Erfurt 1962.
  • Antje Bauer: 150 Jahre wissenschaftlich betreutes Stadtarchiv Erfurt, in: Archive in Thüringen. Mitteilungsblatt (2015), S. 48–50 {http://zs.thulb.uni-jena.de/servlets/MCRFileNodeServlet/jportal_derivate_00243893/ArchiveinThnnringen_Mitteilungsblatt_2015.pdf pdf}
  • Antje Bauer: Vom Urkundenrepertorium zum Onlinefindbuch. 150 Jahre Stadtarchiv Erfurt, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt, Neue Folge Heft Nr. 24 (2016), S. 5–14.
  • Antje Bauer: Von den Briefen im Turm, von der Willkür und von anderen Stadtbüchern. Quellen des städtischen Lebens im mittelalterlichen Erfurt, in: Stadt und Geschichte. Zeitschrift für Erfurt. Heft 77, 2021, ISSN 1618-1964, S. 14–15.
  • Anne Palmowski & Kai-Uwe Schellenberg: Das Stadtarchiv Erfurt. Seit 30 Jahren im Domizil Gotthardtstraße 21, in: Stadt und Geschichte. Zeitschrift für Erfurt. Heft 85, 2024, ISSN 1618-1964, S. 30–31.

Einzelnachweise

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  1. a b Stadtarchiv, Webseite der Stadt Erfurt.
  2. Archivportal Thüringen.