Stadtkirche Neubukow

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Stadtkirche Neubukow

Die Stadtkirche Neubukow ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude in Neubukow im Landkreis Rostock (Mecklenburg-Vorpommern). Die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Neubukow und Westenbrügge gehört zur Propstei Wismar im Kirchenkreis Mecklenburg der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.[1]

Geschichte und Architektur

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Das Gebäude ist eine frühgotische, dreischiffige Hallenkirche aus Backstein zu zwei Jochen. Sie wurde etwa gleichzeitig mit der Stadtgründung[2] in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit einem zweijochigen, eingezogenen rechteckigen Chor errichtet. Der Chor ist dendrochronologisch auf 1261 datiert, das Schiff auf 1286. Der Westturm wurde erst Mitte des 15. Jahrhunderts errichtet, gehört also zeitlich der Spätgotik an.[3]

Diese Kirche gehört zu den zwanzig Kirchen im Land Ilow, die Heinrich der Pilger 1266 mit einer Stiftung von Brot und Wein bedacht hat.[4]

Sie unterstand zeitweise dem Patrozinium der Heiligen Petrus und Paulus.[5] Der Neubukower Pastor August Müller (1853 bis 1898) in Neubukow schreibt in seinem Observanzbuch der Pfarre Neubuckow: Nach einer Angabe des Präpositus Christoph Mussaeus, der von 1779 bis 1798 amtierte, in dem ältesten noch vorhandenen Kirchenbuche auf dem Titelblatte führt diese Kirche den Namen Petri-Pauli-Kirche. Dieses Patrozinium ist erst seit 1736 belegt; von Historikern wird es nicht als das ursprüngliche angesehen, das vermutlich St. Maria und St. Nikolaus lautete.[6] Der Westturm steht auf einem quadratischen Grundriss, er wurde im 15. Jahrhundert angefügt. Die Wände des Chores, der Schiffe und des 52 Meter hohen Turmes stehen auf unterschiedlich hohen Feldsteinsockeln. Die Wände des Chores und des Schiffes sind durch Ecklisenen betont. Das Giebeldreieck des Chorgiebels ist mit einem liegenden Fischgrätenmuster aus wechselnden Reihen glasierter und unglasierter Mauerziegeln gestaltet. Die Wände des Langhauses sind durch dreiteilige Spitzbogenfenster mit einem Viertelstabprofil gegliedert. Die Gliederung der Chorwände erfolgt durch paarweise Spitzbogenfenster mit einer schrägen Laibung. Die Ostwand des Chors hat eine Dreiergruppe von Lanzettfenstern. Die Gewände des Portales im mittleren Joch und die der ehemaligen Priesterpforte sind unterschiedlich profiliert. Die Laibungen und nähere Umgebung der Chorfenster und die Laibung des Südportals sind jeweils abwechseln glasiert. Die Mauervorlagen sind giebelförmig abgeschlossen. Die Wände des Turmes sind durch das schlichte Portal und darüber die Fenster in zwei Geschossen gegliedert. Über den vier Blendengiebeln darüber, schließt der Turm mit einem achtseitigen, schindelgedecktem Helm. Er war in den Seekarten als Orientierungshilfe für die Seefahrer eingetragen.[7] Glasierte Terrakottafiguren der Heiligen Maria und Nikolaus stehen im nördlichen und westlichen Giebel.

Im Innenraum ruhen im Chor querrechteckige Kreuzrippengewölbe über Wandvorlagen mit Runddiensten. Die Kreuzrippengewölbe in der Halle ruhen auf Kreuzpfeilern mit eingestellten Runddiensten. In den Fenstern an der Ostseite sind Christus, Moses und Johannes Evangelist dargestellt. Sie wurden 1858 eingebaut.

In den Kirchenakten des Staatsarchives von 1666 ist ein Schriftstück mit folgender Meldung überliefert: „...daß hiesiger Kirchturm und -dach bei so langwierigen Kriegswirren baufällig geworden, daß, da selbiger Schaden nicht bald fürgebauet werden, der Kirche und dem Turm unwiederbringlich Ruin zustoßen würde“. Wahrscheinlich hat im Dreißigjährigen Krieg der Dachstuhl des Langhauses großen Schaden genommen und wurde danach flacher gestellt.[4]

Bei einer Renovierung von 1857/58 wurden die Seitenschiffe und die Turmhalle, die zum Mittelschiff hin geöffnet ist, durch neugotische Emporen aus Holz verstellt. Für 1817 ist eine Kirchenrenovierung durch eine wiedergefundene Inschrift über dem Chor belegt.[8] 1999 wurden die mittelalterlichen Ornamente in den Schildgiebeln des Turmes nach Befund nachgezeichnet.

Relieftafeln am Turm

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Die beiden Relieftafeln sind identisch glasiert, sie zeigen die Heiligen Maria und Nikolaus und wurden in einer Brennerei in Wismar hergestellt. Vermutlich war die Kirche auch diesen Heiligen geweiht. Nikolaus ist der Schutzpatron der Seefahrer und der Überlieferung nach soll die Kirche früher ein Seezeichen gewesen sein.[9] Die Tafeln sind in das Mauerwerk eingefügt. Solche Tafeln finden sich auch an der Georgenkirche und an der Nikolaikirche in Wismar.[10]

Innenansicht, Blick nach Osten

Die Ausstattung wurde zum überwiegenden Teil erneuert.

  • Der mit einem Wimperg und Fialen bekrönte neugotische Altaraufsatz ist mit Gemälden von Gaston Lenthe ausgestattet. Sie zeigen die Kreuzigung Christi sowie die Apostel Petrus und Paulus.
  • Das Taufbecken aus Granit wurde im 13. Jahrhundert geschaffen, es stand ursprünglich in der Kirche von Alt Karin. Der Fuß ist mit vier Köpfen in reliefartiger Darstellung geschmückt, die Kuppa ist mit rundbogigen Blendarkaden verziert. Der Taufstein war wohl im 19. Jahrhundert als unmodern entsorgt worden und diente seitdem im Park des Gutes in Alt Karin als Blumenkübel. Der Pastor Gloede entdeckte die Fünte und holte sie nach Neubukow zurück. Der Interimstaufstein aus billigem hellen Sandstein wurde weggeworfen. Fotos der Taufe sind in der Chronik Neubukow von Sebastian Heißel und im Schlie abgebildet.[11] Pastor August Müller schreibt in seinem Observanzbuch: Im Jahre 1859 wurde ein neuer Tauf-Apparat angeschafft: Ein gusseiserner reichbroncierter Taufstein mit Deckel wurde unter dem Arcus triumphalis (Triumphbogen) auf einen behauenen Felsstein gestellt und in demselben befestigt. 1859 wurde eine Taufschale aus Messing gekauft, die auch heute noch benutzt wird. Von dem Tauf-Apparat ist nur der Sockel aus Fels erhalten, er liegt neben dem Kirchturm. Der alte Taufstein wurde in dem Kellerfundament eines Privathauses vermauert.[12]
  • Die geschnitzte Kanzel aus Eichenholz vom Ende des 17. Jahrhunderts ist aufwändig gearbeitet. In den Nischen des Korbes, mit Pilastergliederung, stehen Relieffiguren der vier Evangelisten. Die Kanzel ist mit einem Aufgang und einem Schalldeckel ausgestattet.
  • Das Fragment einer Grabplatte von 1517 für Theoderich Runge ist erhalten, eine Ritzzeichnung zeigt den Geistlichen.
  • Das Gestühl wurde, wie auch die Emporen im 19. Jahrhundert angefertigt.
  • Die vier Glocken wurden in den Jahren 1930, 1951 und 1975 gegossen.
  • Die Kirche beherbergt einige bemerkenswerte sakrale Gegenstände, wie zwei Kelche und Patenen aus vergoldetem Silber, von 1729 und 1733. Eine Dose aus Silber ist vom 18. Jahrhundert. Der Krankenkelch und die Patene aus Zinn wurden im 17/18. Jahrhundert angefertigt. Zwei Leuchterpaare aus Zinn wurden 1733 und 1743 gegossen.
Blick auf die Orgelempore

Die Orgel wurde 1862 vom Hoforgelbauer Friedrich Friese III aufgestellt. Das Schleifladen-Instrument hat 15 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch. 2004 wurde das Instrument von der Orgelbaufirma Voigt restauriert und erhielt neue Prospektpfeifen; das Pfeifenwerk und die Technik blieben im Übrigen unverändert. Die Windversorgung erfolgt über drei Keilbälge, die in einer Kammer hinter der Orgel untergebracht sind.[13]

I Hauptwerk C–c3
1. Bordun 16’
2. Principal 08’
3. Viola di Gamba 08’
4. Gedact 08’
5. Octave 04’
6. Spitzflöte 04’
7. Quinte 0223
8. Octave 02’
II Oberwerk C–c3
09. Geigen-Principal 08’
10. Flöte 08’
11. Gemshorn 08’
12. Flöte 04’
Pedalwerk C–c1
13. Subbaß 16’
14. Violon 16’
15. Bassflöte 08’
  • Spielhilfen: Sperrventile für jedes Einzelwerk; Ablassventil; Calcant; Koppeln als eiserne Fußtritte

Denkmalgeschütztes Pfarrhaus

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Pfarrhaus Neubukow

Gegenüber der Kirche steht das zur Gemeinde gehörige denkmalgeschützte Pfarrhaus, es wurde 1885 in Backstein errichtet. Im Vorgängergebäude von 1756 wurde Heinrich Schliemann geboren, dessen Vater Stadtpastor war.[14] Es wurde 1881 abgebrochen.[15] Das Pfarrhaus wurde 2008 mit Städtebauförderungsmitteln saniert.[16]

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Mecklenburg-Vorpommern. Deutscher Kunstverlag, München/ Berlin 2000, ISBN 3-422-03081-6.
  • Ernst Bahr, Bernhart Jähning, Klaus Conrad, Antjekathrin Großmann, Ralf Köhler, Sabine Kühne-Kaiser, Roderich Schmidt u. a.: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 12: Mecklenburg/Pommern. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-520-31501-7.
  • Gerd Baier, Horst Ende, Brigitte Oltmanns, Gesamtredaktion Heinrich Trost: Die Bau- und Kunstdenkmale in der mecklenburgischen Küstenregion mit den Städten Rostock und Wismar. Henschel Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-362-00523-3.
Commons: Stadtkirche Neubukow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Zugehörigkeit der Gemeinde
  2. Seiten der Gemeinde
  3. Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Band Mecklenburg-Vorpommern. 2016, ISBN 978-3-422-03128-9, S. 396.
  4. a b Walter Haak: Neubukow, Zur Geschichte einer kleinen Mecklenburgischen Stadt. Hrsg. Stadt Neubukow. 2000, S. 34.
  5. Seiten der Kirchengemeinde
  6. Bericht über das Patrozinium
  7. Walter Haak: Neubukow, Zur Geschichte einer kleinen Mecklenburgischen Stadt. Hrsg. Stadt Neubukow. 2000, S. 33 und 35.
  8. Kirchenrenovierung von 1817
  9. Bericht über die Relieftafeln
  10. Hinweis auf die Tafeln in Wismar
  11. Abhandlung über den Taufstein
  12. Verbleib der Sandsteintaufe
  13. Informationen zur Orgel auf der Webseite des Orgelmuseums Malchow. Abgerufen am 23. Juni 2017.
  14. Pfarrhaus
  15. Altes Pfarrhaus (Memento des Originals vom 6. April 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/stadtgeschichte.neubukow.de
  16. Sanierung des Pfarrhauses (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mv-schlagzeilen.de

Koordinaten: 54° 1′ 54,8″ N, 11° 40′ 13,7″ O