Stadtweier Wil

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Stadtweier Wil
Blick gegen Osten in Richtung Altstadt
Geographische Lage St. Gallen, Schweiz
Zuflüsse Krebsbach
Abfluss Krebsbach → Alpbach → Thur → Rhein → Nordsee
Orte am Ufer Wil SG
Daten
Koordinaten 721314 / 258639Koordinaten: 47° 28′ 2,4″ N, 9° 2′ 52,1″ O; CH1903: 721314 / 258639
Stadtweier Wil (Kanton St. Gallen)
Stadtweier Wil (Kanton St. Gallen)
Höhe über Meeresspiegel 579 m ü. M.[1]
Fläche 1,3 ha[2]
Länge ca. 130 mdep1
Breite ca. 90 mdep1
Volumen 14300 m³dep1 [2]
Maximale Tiefe 2,2 m
Mittlere Tiefe 1,1 m
Vorlage:Infobox See/Wartung/NACHWEIS-SEEBREITEVorlage:Infobox See/Wartung/NACHWEIS-MAX-TIEFEVorlage:Infobox See/Wartung/NACHWEIS-MED-TIEFE
Vorlage:Infobox See/Wartung/Seelänge
Vorlage:Infobox See/Wartung/Seebreite

Der Stadtweier ist ein perennierendes Stillgewässer in der Schweizer Stadt Wil im Kanton St. Gallen.

Der Weier liegt unmittelbar an der Wiler Altstadt. Er ist umgeben von einem Park mit Wiesen, Spielplatz, Ententeich und Ziegengehege.[3]

Im Umfeld des Weiers befinden sich einige Gebäude, darunter auch vereinzelt Wohnhäuser.

Im Süden des Weiers befindet sich das alte Schützenhaus, das wahrscheinlich um etwa 1540 erbaut wurde.[4] Nach 1899 wurde es von den Stadtschützen nicht mehr verwendet.[5] Bis 1944 wurde im Obergeschoss des Hauses ein Wirtschaft betrieben. 1974 wurde das Haus umfassend renoviert. Seit 2010 ist hier die Jugendanwaltschaft untergebracht, vorher fanden sich dort Büros der Kantonspolizei und des Bezirksgericht darin.[6]

Weiter nördlich befindet sich das Tambourenhaus, das ursprünglich vom wohlhabenden Tuchhändler Joseph Marin Morel als Hinterhaus zu seinem Wohnhaus, dem heutigen Rathaus, erstellt wurde, welches er auch zu geschäftlichen Zwecken nutzte. Das Haus dient heute als Proberaum für die Stadttambouren, im Untergeschoss befindet sich heute die Jugendfischerei.[7][4]

Nochmals weiter nördlich, etwas weiter weg vom Weier befindet sich die sogenannte «Obere Mühle», wo heute ein gleichnamiges Jugendzentrum untergebracht ist. Das Gebäude wurde 1315 erstmals erwähnt[8] und wurde als Zwingmühle des Fürstabtes genutzt, das heisst, die Untertanen des Herrschers mussten ihr Getreide mit entsprechenden Abgaben dort mahlen.[9] 1560 wurde es neu erbaut.[4] Die entsprechende «Untere Mühle» befindet sich heute am oberen Ende der Fussgängerzone Obere Bahnhofstrasse.[10]

Ehemaliges Kornhaus

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Etwas weiter weg befindet sich im Nordwesten an der Bergtalstrasse 3 das ehemalige Kornhaus, welches 1774 unter Abt Beda Angehrn gebaut wurde. Vorbild war hier das Kornhaus in Rorschach.[4] 1871 wurde in der Schweiz die französische Bourbaki-Armee (Armée de l’Est) in der Schweiz aufgenommen. 87'000 französische Soldaten wurden in der Schweiz entwaffnet und interniert. In Wil wurden 199 Soldaten aufgenommen und im Kornhaus untergebracht.[11]

Westlich des Weiers befindet sich ein heutiges Wohnhaus, das im Volksmund auch «Hexenhaus» («Häxähus») genannt wird, welches lange in einem schlechten Zustand war. 2017 wollte ein Kollektiv aus dem Umfeld der Juso hier ein selbstverwaltetes Jugendkulturzentrum aufbauen. Dieser Plan wurde wegen den baulichen Bedingungen aufgegeben. Das Haus ist mittlerweile renoviert worden.[12]

Das erste Bild der Stadt Wil (um 1672), zu sehen sind unter anderem die beiden Weier

Der Stadtweier wurde wahrscheinlich künstlich angelegt. Um 1370 wurde er erstmals urkundlich erwähnt.[13] Der Obere Weier wurde 1470 von Fürstabt Ulrich Rösch künstlich angelegt. Damit wollte er die Versorgung mit Fischen während der Fastenzeit sicherstellen. Die beiden Weier sind auch auf dem ersten Stadtbild Wils von etwa 1672 zu sehen.[3] Der Obere Weier wurde mittlerweile trockengelegt. Dort befindet sich heute die Reitwiese.[14] Seit dem 15. Jahrhundert sind Bestallungen (Verträge) mit Fischern überliefert. 1719 ist belegt, dass der vom Hof zu Wil angestellte Fischer Lorenz Bräcker eine Behausung «bey der Fischergrueben» gebaut wurde.[15] Seit 1997 wird der Weier auf Anregung des damaligen Bauchef Erich Galbier mit Quellwasser aus zwei Quellen, der Föhren- und der Burgstallquelle gespeist. Mit Druckleitungen wird auch der markante Springbrunnen des Weiers betrieben. Vorher wurde jahrelang für Stromkosten von bis zu 10'000 Franken jährlich Wasser in den Weier gepumpt.[16]

Seit 1999 gibt es in Wil eine Jugendfischerei, die im Weier tätig ist.[17] Seit 2001 findet jährlich das Openair Rockamweier auf der angrenzenden Wiese statt.[18]

Der Wiler Weier wird jeweils, anders als üblich, ohne «h» geschrieben. Die Künstlerin Sonja Rüegg aus Ebnat-Kappel setzte aus diesem Grund 2017 ein grosses weisses «h» aus Holz in das Gewässer.[19][20]

  • Kathrin Moeschlin: Vivaria – Fischweiher (= vvwaldo - vademecum I). 2. Auflage. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2022, ISBN 978-3-95976-362-2, S. 59–65.
Commons: Stadtweier (Wil SG) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Stadtweier Wil. In: geo.admin.ch. das Geoportal des Bundes. Abgerufen am 5. Juli 2023.
  2. a b Überwachung der Kleinseen Stadtweier Wil. (PDF; 1,6 MB) Kanton St.Gallen: Amt für Wasser und Energie, Mai 2018, abgerufen am 6. Juli 2023.
  3. a b Christof Lampart: Eine Oase mitten in der Stadt. In: Wiler Zeitung. 31. Juli 2014, abgerufen am 6. Juli 2023.
  4. a b c d Wil. Am Stadtweiher (sic!). In: Kunstführer durch die Schweiz. Band 1. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2004, ISBN 978-3-906131-95-5, S. 395.
  5. Schützenhaus am Weier. In: WilNet.ch. Abgerufen am 19. Juni 2024.
  6. Manuel Kunz: Das Haus verlangt Respekt. In: Wiler Zeitung. 8. Dezember 2011, abgerufen am 19. Juni 2024.
  7. Trommler- oder Tambourenhaus. In: WilNet.ch. Abgerufen am 19. Juni 2024.
  8. Graf Friedrich von Toggenburg verpflichtet sich gegenüber Abt Heinrich von St.Gallen, die verpfändeten Kornzinsen aus Mühlen und dem Hof in Wil lösen zu lassen. Original: StiASG, JJJ.1, Nr. 9; Druck: Chartularium Sangallense. V, Nr. 2928, S. 279 f., (Monasterium.net)
  9. Obere Mühle, Hofbergstrasse Nr. 3. In: WilNet.ch. Abgerufen am 19. Juni 2024.
  10. Obere Bahnhofstrasse nach 1855. In: WilNet.ch. Abgerufen am 19. Juli 2024.
  11. Bourbaki Soldaten in Wil, 1871-1872. In: Wilnet.ch. Abgerufen am 25. Juni 2024.
  12. Gianni Amstutz: Kollektiv soll im Zentrum stehen. In: Wiler Zeitung. 21. November 2017, abgerufen am 19. Juni 2024.
  13. Original: StiASG, HHH. 1 Nr. 6; Druck: Chartularium Sangallense. VIII, Nr. 5242, S. 430, (Monasterium).
  14. Adrian Zeller: Zweiter Wiler Weier in Planung: Das gab es schon einmal. In: hallowil.ch. 11. Dezember 2019, abgerufen am 6. Juli 2023.
  15. Kathrin Moeschlin: Vivaria – Fischweiher (= vvwaldo - vademecum I). 2. Auflage. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2022, ISBN 978-3-95976-362-2, S. 59–65.
  16. Pablo Rohner: Weil er Leitungen verlegte, musste er beim Stadtrat antraben: Wie der frühere Tiefbauchef von Wil dafür sorgte, dass heute Quellwasser in den Weier sprudelt. In: Wiler Zeitung. 11. August 2023, abgerufen am 19. Juni 2024.
  17. Sara Stojcic: Drillen statt chillen: Warum Quentin dreimal pro Woche den Köder auswirft. In: Wiler Zeitung. 21. Juli 2021, abgerufen am 6. Juli 2023.
  18. Gianni Amstutz: Wie das Militär und der Stadtarchivar zur Gründung des Rock am Weier beigetragen haben. In: Wiler Zeitung. 11. Juni 2021, abgerufen am 5. Juli 2023.
  19. Gianni Amstutz: KORREKTUR: Eine Stadt ohne Regeln. In: Wiler Zeitung. 23. Juni 2017, abgerufen am 5. Juli 2023.
  20. Bettina Brauchli: Ein «h» für den Wiler Stadtweier. In: hallowil.ch. 21. Juli 2017, abgerufen am 6. Juli 2023.