Stanisław Szeptycki

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Stanisław Szeptycki, General der Waffen, Anfang der 1920er Jahre

Stanisław Maria Jan Teofil Szeptycki (* 3. November 1867 in Przyłbice, bei Jaworów, Österreich-Ungarn; † 9. Oktober 1950 in Korczyna) war Generalmajor in der österreichisch-ungarischen sowie ein hoher Offizier in der polnischen Armee und ein Politiker der Zwischenkriegszeit in Polen.

Szeptycki wurde in Galizien, damals zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehörend, geboren. Er war der Sohn des Grafen Jan Kanty Szeptycki,[1] eines Abgeordneten des österreichischen Reichsrats. Seine Mutter war Zofia, geb. Fredro, Tochter des bekannten Komödienautors Aleksander Fredro.[2] Szeptyckis Bruder war Andrej Scheptyzkyj, Metropolit der Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche.

Der junge Graf trat in die österreichisch-ungarische Armee ein und studierte an der k.u.k. Technischen Militärakademie in Wien Artilleriewesen. Nach verschiedenen Verwendungen war er von 1911 bis 1914 als Militärattaché Österreich-Ungarns in Rom tätig.[3] Hier wurde er zum Oberst im Generalstab befördert.

General Felix von Barth und Oberst Stanisław Szeptycki am 13. Januar 1917 in Zambrów

Im Jahr 1914 trat er zu den Polnischen Legionen über, in denen er die Führung der III. Brigade übernahm.[4] Ab November 1916 war er Kommandeur der Legionen, die am 19. September 1916 in das neugegründete Polnische Hilfskorps überführt worden waren. Die Stimmung in der Truppe war wegen der bevorstehenden Unterstellung unter die Oberste Heeresleitung der deutschen Armee schlecht und Szeptycki musste zur Aufrechterhaltung der Disziplin hart durchgreifen.[5] Das Korps stand zunächst noch unter Befehl des österreichisch-ungarischen Oberkommandos[6] und sollte am 9. Juli 1917 auf die umstrittene Waffenbrüderschaft mit den Armeen der Mittelmächte vereidigt werden. Auf seiner Fahrt nach Warschau zur feierlichen Vereidigung des Korps erfuhr Szeptycki von der Absage der Veranstaltung als Folge der Eidkrise.[7]

Bis Februar 1918 wurde Szeptycki dann von den Österreichern als Generalgouverneur in Lublin eingesetzt.[8] Von Juni bis Oktober 1918 führte er die 85. Landwehr Infanteriebrigade. Im November 1918 trat er der neugegründeten Polnischen Armee bei und übernahm von Tadeusz Rozwadowski den Posten als Chef des Polnischen Generalstabs, den er bis März 1919 behielt. Am 4. November ernannte der Warschauer Regentschaftsrat den Divisionsgeneral Szeptycki zum Befehlshaber aller polnischen Streitkräfte auf dem ehemaligen österreichisch-ungarischen Teilungsgebiet und dem unter polnischer Kontrolle befindlichen Teil Galiziens.[9]

Während des Polnisch-Sowjetischen Kriegs kommandierte Szeptycki die Polnische Nordfront[10] sowie die 4. Polnische Armee. Anfang August 1919 führte er den erfolgreichen Angriff auf Minsk, unter ihm waren auch Władysław Anders und Stefan Mokrzecki eingesetzt. In Folge kam es zu Meinungsverschiedenheiten mit Józef Piłsudski, woraufhin er von diesem seines Kommandos enthoben wurde.

Szeptycki schloss sich nun der Narodowa-Demokracja-Bewegung an und stellte sich offen gegen Piłsudskis Politik. Von Juni bis Dezember 1923 war er im Koalitions-Kabinett von Wincenty Witos Minister in Militärangelegenheiten (Minister spraw wojskowych); während dieser Zeit forderte er Piłsudski zu einem Duell, das von jenem aber abgelehnt wurde[11], da gemäß Ehrenkodex der Rangniedere nicht den Ranghöheren fordern könne.[12] Nach dem erfolgreichen Maiputsch Piłsudskis im Jahr 1926 wurde Szeptycki aus seinen öffentlichen Ämtern entlassen. Szeptycki zog sich nun auf seinen Besitz nach Korczyna zurück.[13]

Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete er bis 1950 das Polnische Rote Kreuz. Mit Rücksicht auf seine Leistungen im polnischen Befreiungskampf wurde Szeptycki von der sozialistischen Regierung Polens nach dem Krieg genehmigt, auf seinem Anwesen in Korczyna bis zu seinem Tode wohnen zu dürfen.[14]

Commons: Stanisław Szeptycki – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Piotr Szymon Łoś: Szkice do portretu ziemian polskich XX wieku, ISBN 978-83-7399-135-4, Oficyna Wydawniczy Rytm, 2005, S. 338
  2. Mordecai Paldiel: Saving the Jews: Men and Women who Defied the Final Solution, ISBN 978-1-58979-734-5, Lanham, Taylor Trade Publications, 2011 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Jagiellonen-Universität (Hrsg.): Studia Austro-Polonica, Państwowe Wydawnictwo Naukowe (PWN), aus der Reihe: Zeszyty naukowe Uniwersytetu Jagiellońskiego, Krakau 1989, S. 249
  4. Beata Dorota Lakeberg: Die deutsche Minderheitenpresse in Polen 1918–1939 und ihr Polen- und Judenbild (= Die Deutschen und das östliche Europa. Band 6). Peter Lang, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-631-60048-1, S. 312 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Hans Roos und Manfred Alexander: Geschichte der Polnischen Nation 1818 - 1985: Von der Staatsgründung im Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart, Urban Bücher, Band 49, Ausgabe 4, ISBN 978-3-17-007587-0, Kohlhammer, 1986
  6. Theodor von Zeynek, Peter Broucek: Ein Offizier im Generalstabskorps erinnert sich, ISBN 978-3-205-78149-3, aus: Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs, Band 101, Wien : Böhlau, Wien 2009, S. 184, Fußnote 235 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Arthur Hausner: Die Polenpolitik der Mittelmächte und die österreichisch-ungarische Militärverwaltung in Polen während des Weltkrieges, Hollinek, 1935, S. 173 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. nach anderer Quelle wurde Szeptycki bereits im Mai 1917 zum Generalgouverneur ernannt, gem. Bruno Thoß und Hans Erich Volkmann: Erster Weltkrieg. Zweiter Weltkrieg: Ein Vergleich. Krieg, Kriegserlebnis, Kriegserfahrung in Deutschland, ISBN 978-3-506-79161-0, Militärgeschichtliches Forschungsamt, Schöningh, 2002, S. 578 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Torsten Wehrhahn: Die Westukrainische Volksrepublik: zu den polnisch-ukrainischen Beziehungen und dem Problem der ukrainischen Staatlichkeit in den Jahren 1918 bis 1923 (Dissertation an der Freien Universität Berlin, 2001), Berlin Weißensee-Verlag, Berlin 2004, S. 137
  10. Adam Zamoyski: Warsaw 1920: Lenin’s failed conquest of Europe, ISBN 978-0-00-722552-1, HarperPress, London 2008, S. 41 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Zeitschrift Polityka, Ausgaben 14–26, Wydawnictwo Prasowe "Polityka", 2009, S. 76
  12. Roman Juryś und Tadeusz Szafar: Pitaval polityczny. 1918-1939, Verlag: Czytelnik, 1971, S. 148
  13. Harvard Ukrainian Studies, Harvard Ukrainian Research Institute, 1991, S. 101
  14. Longina Jakubowska: Patrons of history: nobility, capital and political transitions in Poland, Ashgate Publishing, Farnham/Surrey 2012: More than a suitcase