Stefan Egelhaaf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Stefan Ulrich Egelhaaf (* 17. Juni 1963 in Schaffhausen, Schweiz; † 22. November 2023[1]) war ein Schweizer Physiker und Professor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.[2]

Egelhaaf studierte Physik und Pharmazie an den Universitäten Tübingen und Kiel. Nach dem Physik-Diplom 1991 promovierte er 1995 an der ETH Zürich mit einer experimentellen Arbeit über die Aggregation von Molekülen in Lösungen.[3][4] Nach einer dreijährigen Tätigkeit als Instrumentenwissenschaftler am Institut Laue-Langevin in Grenoble wechselte er 1998 an die University of Edinburgh, wo er vom Lecturer bis zum Professor aufstieg.[1][3][4] 2004 nahm er eine Professur an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf an, wo er bis zu seinem Tode Inhaber des Lehrstuhls für Physik der weichen Materie war.[3][5]

Egelhaaf war in Düsseldorf bei verschiedenen Drittmittel-finanzierten, mehrjährigen Forschungsprojekten beteiligt, unter anderem als Teilprojektleiter im Transregio-Programm TRR 6: Physik von kolloidalen Dispersionen in äußeren Feldern (2005–2013)[6] und in der DFG Forschergruppe FOR 1394: Nonlinear response to probe vitrification (2010–2016).[7]

Egelhaafs Forschungsinteresse umfasste das gesamte Gebiet der weichen Materie, insbesondere Kolloiddispersionen, Mizellen und biologische Makromoleküle. Hierbei konzentrierte er sich vor allem auf die Untersuchung des Glasübergangs, der Gelbildung und von Kristallisationsprozessen unter äußeren Einflüssen, wozu er ein breites Spektrum experimenteller Methoden wie Licht- und Neutronenstreuung oder konfokale Mikroskopie nutzte.[1][3][4] Wichtige Beispiele seiner Forschungsergebnisse sind die Entdeckung eines neuartigen Glaszustands in Kolloiden aus stark anziehenden Teilchen,[1][8] der experimentelle Nachweis der Bildung molekularer Cluster in Proteinlösungen und Kolloid-Polymer-Mischungen[1][9] und die Untersuchung der Diffusion kolloidaler Teilchen in fraktalen Strukturen.[10][11]

Veröffentlichungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zusammen mit verschiedenen Co-Autoren verfasste Egelhaaf mehr als 150 Artikel in internationalen wissenschaftlichen Fachzeitschriften und Büchern, darunter mehrere in Journalen mit hohem Impact-Faktor wie Physical Review Letters, Science und Nature Communications.[12] Eine Liste seiner Veröffentlichungen findet man unter der ORCID 0000-0002-2574-3498.[12] Seine meistzitierte Arbeit (mehr als 1000 Zitate[13]) behandelt die Clusterbildung in Proteinlösungen und Kolloiden und erschien in dem angesehenen Fachjournal Nature.[9]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e Manuel A. Escobedo-Sánchez, Marco Laurati, Hartmut Löwen, Wilson C. K. Poon, Peter N. Pusey, Peter Schurtenberger: In memoriam Stefan U. Egelhaaf (17 June 1963–22 November 2023). In: Soft Matter. Band 20, Nr. 9, 2024, S. 1964–1965, doi:10.1039/D4SM90023E.
  2. Stefan U. Egelhaaf. In: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender Online. Verlag De Gruyter, abgerufen am 30. August 2024.
  3. a b c d Georg Pretzler, Hartmut Löwen, Thomas Heinzel: Nachruf auf Stefan Egelhaaf. In: Physik Journal. Band 23, Nr. 7. Wiley-VCH, 2024, S. 61 (pro-physik.de).
  4. a b c Nachruf für Prof. Dr. Stefan Egelhaaf. Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Math.-Nat. Fakultät, 24. November 2023, abgerufen am 24. August 2024.
  5. Universität Düsseldorf: Ehemalige Arbeitsgruppe Prof. Egelhaaf. Abgerufen am 25. August 2024.
  6. DFG - GEPRIS - TRR 6: Physik von kolloidalen Dispersionen in äußeren Feldern. Abgerufen am 25. August 2024.
  7. DFG - GEPRIS - FOR 1394: Nonlinear response to probe vitrification. Abgerufen am 25. August 2024.
  8. K. N. Pham, A. M. Puertas, J. Bergenholtz, S. U. Egelhaaf, A. Moussaı̈d, P. N. Pusey, A. B. Schofield, M. E. Cates, M. Fuchs, W. C. K. Poon: Multiple Glassy States in a Simple Model System. In: Science. Band 296, Nr. 5565, 5. April 2002, S. 104–106, doi:10.1126/science.1068238.
  9. a b Anna Stradner, Helen Sedgwick, Frédéric Cardinaux, Wilson C. K. Poon, Stefan U. Egelhaaf, Peter Schurtenberger: Equilibrium cluster formation in concentrated protein solutions and colloids. In: Nature. Band 432, Nr. 7016, November 2004, S. 492–495, doi:10.1038/nature03109.
  10. Arne Claussen: Zufällige Bewegungen auf fraktalen Strukturen. In: Pressemitteilung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. 4. Februar 2022, abgerufen am 30. August 2024.
  11. Christoph Zunke, Jörg Bewerunge, Florian Platten, Stefan U. Egelhaaf, Aljaž Godec: First-passage statistics of colloids on fractals: Theory and experimental realization. In: Science Advances. Band 8, Nr. 3, 21. Januar 2022, doi:10.1126/sciadv.abk0627, PMID 35061533, PMC 8782457 (freier Volltext).
  12. a b ORCID-Seite von Stefan Egelhaaf. In: ORCID. Abgerufen am 26. August 2024 (englisch).
  13. Web of Science. Abgerufen am 26. August 2024.