Steinbruch Hülloch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Steinbruch Hülloch bzw. Naturdenkmal Steinbruch bei Kierspe-Buschheide mit der Schanhollen-Höhle, auch Hülloch II oder Kiersper Hülloch genannt, befindet sich am südlichen Innenstadtrand von Kierspe am 465 Meter hohen Berg Arney. Es handelt sich um einen ehemaligen Kalksteinbruch. Der Steinbruch wurde 2003 vom Kreistag des Märkischen Kreises mit dem Landschaftsplan Nr. 7 Kierspe als Naturdenkmal mit Namen Steinbruch bei Kierspe-Buschheide und einer Flächengröße von 0,25 ha ausgewiesen.[1] Der Steinbruch wird als Klettergebiet genutzt. Für den Deutschen Alpenverein hat die Sektion Lüdenscheid die Gebietspatenschaft übernommen.[2] In der Nachbarstadt Halver liegt das Naturschutzgebiet Höhle Halver Hülloch mit dem gleichnamigen Hülloch und mit mehreren Gängen mit einer Länge von 655 Metern.

Der Steinbruch ist aus erdgeschichtlichen und wissenschaftlichen Gründen als Naturdenkmal ausgewiesen worden. Der Landschaftsplan Nr. 7 Kierspe führt 2003 (GeoschOb-Kataster Nr. 4811-011) zum Naturdenkmal aus:

„Die Steinbruchwand zeigt einen Profilausschnitt aus den Ems-Eifel-Grenzschichten (früher „Schichten der cultrijugatus-Zone“). Die Schichtenfolge beginnt im unteren (z. T. verschütteten) Steinbruchteil mit biodetritischen, fossilführenden Kalksteinbänken. Sie gehen nach oben in dunkle Mergelsteine mit Crinoiden, Korallen und Brachiopoden und dann in feinsandige, graue Tonsteine über.“[1]

Die Einsicht in das Biotopkatasters Nordrhein-Westfalen am 8. September 2024 ergab, dass in der Ortslage des Naturdenkmals bislang kein Biotop eingetragen ist. Im Geotopkataster Nordrhein-Westfalen ist der Steinbruch dokumentiert.

Im Dreißigjährigen Krieg nutzten Kiersper die Schanhollen-Höhle als Zufluchtsstätte. Von der Höhle gibt es alte Skizzen aus dem Jahr 1840, auf denen eine große Höhle, auch Hülloch II genannt, zu sehen ist. Ein früherer Zugang von der Heerstraße aus stürzte wegen Steinbruch-Arbeiten 1863/64 ein.[3]

Die Speläo-Gruppe-Sauerland e. V. begann im Oktober 2009 mit Freilegungsarbeiten der Höhle Hülloch II. Diese Arbeiten förderten bis 2013 Fördergelder der Europäischen Union und des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Arbeiten dauerten mindestens bis 2016. Man legte rund 100 Meter der Höhle Hülloch II frei.[4]

Im Hülloch liegt im gesamten Jahr die Temperatur zwischen acht und zehn Grad Celsius, bei einer Luftfeuchtigkeit von rund 90 Prozent.[5]

Im Bereich Hülloch II fand man seit 2009 seltene Amphibien-, Krebs- und Wurmarten.[4]

Über die Schanhollen-Höhle gibt es eine alte Sage. Der Sage nach lebten in der Schanhollen-Höhle die Schanhollen, kleine elfenartige Wesen, die nachts zum Vorschein kamen.[3] Die Sage nach Alfred Brenne in Sagen und Geschichten aus dem märkischen Sauerland lautet: „Im Volmetal gab es einst einen Bauern, der sich nebenher als Schleifer ein Zubrot verdiente. Nachts besuchte ihn regelmäßig ein Erdmännlein, das schliff geschickt den Haufen Sensen fertig, der noch in der Ecke lag, wenn der Bauer vor Müdigkeit eingeschlafen war. Am Morgen war der Zwerg wieder verschwunden. Der Schleifer wunderte sich und war sehr neugierig. Deshalb legte er sich eines Abends auf den kleinen Speicher neben dem Schleifstein und schaute durch einen Spalt zu, wie fix dem Zwerg die Arbeit von der Hand ging. Aus Dank kaufte der Bauer einen kleinen Anzug für den Zwerg und legte ihn zusammen mit Essen und Trinken raus. Als das kleine Männlein kam und die Bescherung sah, griff es zu den Butterbroten, zog den schönen Anzug an und besah sich im Spiegel. Es war so entzückt, dass es die Arbeit ganz vergaß. Es tanzte freudig umher und sang: ‚Ich bin ein feines Junkerlein, ich will nicht länger Schleifer sein.‘ Dann tanzte das Männlein zur Tür hinaus und ward nie mehr gesehen.“[6]

2016 erschien das Buch Aus dem Hülloch zur Weihnachtszeit : 24 Geschichten aus Kierspe, ein literarischer Adventskalender zum Lesen und Vorlesen neuer Geschichten über Kiersper Schanhollen.

Klettergebiet Hülloch

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Steinbruch Hülloch liegt auf dem Grundstück von Peter Feltens, der das Gelände 2008 kaufte.[2] 2018 begann die Planung zur Herrichtung des Steinbruchs zum Klettergebiet. Zunächst stellte man eine Anfrage an den Geologischen Dienst Nordrhein-Westfalen, da der Steinbruch als Naturdenkmal ausgewiesen ist. Es wurde ein öffentlich-rechtlicher Vertrag von der Sektion Lüdenscheid des Alpenvereins mit dem Eigentümer sowie der Speläo-Gruppe-Sauerland e. V. geschlossen. Die Speläo-Gruppe-Sauerland e. V. musste als Betreuer der Schanhollen-Höhle einbezogen werden.[7] Man führte eine einfache Artenschutzprüfung durch.[8] Die Untere Naturschutzbehörde des Märkischen Kreises erteilte am 31. Oktober 2019 die Genehmigung des Klettergebietes Hülloch. Zunächst wurden im Bruch Büsche und Bäume vor der Felswand entfernt.[7] Bis zu 14 freiwillige Helfer waren im Einsatz.[9] Die örtliche Freiwillige Feuerwehr spritzte die Felswand mit einigen C-Rohren ab, um loses Gestein und Bewuchs zu entfernen. Anschließend wurde weiteres loses Gestein per Hand von Kletterern entfernt.[10] Danach wurden die 13 Kletterrouten mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden angelegt. Die Schwierigkeitsgrade gehen von 3 bis 8. Die maximale Felswandhöhe beträgt 13 Meter. Die Anlage des Klettergebietes förderte der Europäische Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des ländlichen Raums mit 8000 Euro.[7][2]

Der Steinbruch Hülloch wurde am 27. April 2024 als Klettergebiet geöffnet. Wer das Klettergebiet zum Klettern nutzen möchte, muss sich online bei der Sektion Lüdenscheid des Alpenvereins anmelden. Nach Anmeldung erhält man einen Code, mit dem das Zugangstor geöffnet werden kann.[2] Die Kletterrouten, welche den Eingang der Schanhollen-Höhle tangieren, dürfen wegen der Möglichkeit der Höhlennutzung durch Fledermäuse als Winterquartier vom 1. Oktober bis 31. März nicht beklettert werden.[3]

Schanhollenfest

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Vorplatz der Schanhollenhöhle und in der „Naturarena Hülloch“ fanden mehrmals Schanhollenfeste statt.[11]

  • Märkischer Kreis – Untere Landschaftsbehörde (Hrsg.): Märkischer Kreis: Landschaftsplan Nr. 7 Kierspe, Lüdenscheid 2003, S. 118/119.
  • Ingo Jung, Thomas Block: Aus dem Hülloch zur Weihnachtszeit : 24 Geschichten aus Kierspe. Verlag Norderstedt : Books on Demand, Nordersted 2016, ISBN 978-3-7431-1939-0.
  • Peter Felten, Speläo-Gruppe Sauerland: Das Kiersper Hülloch: 1. Arbeitsbericht 2009-2012. Mönning Verlag, Iserlohn 2012.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Märkischer Kreis: Landschaftsplan Nr. 7 Kierspe S. 118
  2. a b c d Traum erfüllt: Rentner mit eigenem Kletterpark im Sauerland Westfalenpost vom 5. September 2024
  3. a b c Kletterfelsen Hülloch Homepage Sektion Lüdenscheid des Alpenvereins
  4. a b Hülloch: Durchbruch in große Halle erst 2016 come-on.de am 5. August 2015
  5. Der großen Halle im Hülloch 80 Eimer näher come-on.de am 31. August 2015
  6. Volmeschatz Sagen und Mythen: Auf den Spuren der Schanhollen Homepage GPS-Wanderatlas
  7. a b c Projekt Freiklettern im Hülloch Homepage Sektion Lüdenscheid des Alpenvereins
  8. Der Artenschutz entscheidet über die Kletterwand come-on.de am 21. September 2018
  9. Klettern in Kierspe: Smaugs Einöde und Germanys next Toproute come-on.de am 5. März 2024
  10. Klettern über der Schanhollenhöhle come-on.de am 14. September 2019
  11. Schanhollenfest in der Natur-Arena come-on.de am 11. September 2015. Abgerufen am 9. September 2024.

Koordinaten: 51° 7′ 15,3″ N, 7° 36′ 21,9″ O