Steinkiste im Rijsterbos

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Steinkiste im Rijsterbos
Hunebed F1
Rekonstruktion der Steinkiste von Rijs
Rekonstruktion der Steinkiste von Rijs
Steinkiste im Rijsterbos (Niederlande)
Steinkiste im Rijsterbos (Niederlande)
Koordinaten 52° 51′ 19,8″ N, 5° 29′ 18,5″ OKoordinaten: 52° 51′ 19,8″ N, 5° 29′ 18,5″ O
Ort De Fryske Marren, OT Rijs, Friesland, Niederlande
Entstehung 3500 bis 2800 v. Chr.
van-Giffen-Nr. F1

Die Steinkiste im Rijsterbos war ein Steinkistengrab der jungsteinzeitlichen Trichterbecherkultur bei Rijs, einem Ortsteil der Gemeinde De Fryske Marren in der niederländischen Provinz Friesland. Die Anlage wurde 1849 entdeckt und wahrscheinlich wenig später zerstört. Das Grab und seine Überreste wurden mehrfach archäologisch untersucht. Es trägt die van-Giffen-Nummer F1. Die Anlage wurde von Albert Egges van Giffen ursprünglich als Großsteingrab klassifiziert, Jan N. Lanting klassifizierte sie hingegen 1996 als Steinkiste.

Das Grab befand sich südlich von Rijs im Waldgebiet Rijsterbos und ist über einen Waldweg erreichbar.

Forschungsgeschichte

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Die Anlage wurde im März 1849 beim Ausheben von Entwässerungsgräben entdeckt. Kurz darauf führte Leonhardt Johannes Friedrich Janssen, Kurator am Rijksmuseum van Oudheden in Leiden, eine Untersuchung durch. Wenig später wurden die Steine des Grabes vollständig entfernt. Sie wurden, wie es damals üblich war, zerschlagen und für den Straßen- und Deichbau verwendet. Die Überreste der Anlage wurden 1922 von Albert Egges van Giffen erneut untersucht. 1958 rekonstruierte van Giffen das damals oberirdisch nicht mehr sichtbare Grab, indem er die Standlöcher der Wandsteine mit Beton ausgoss. 1996 erfolgte eine weitere Untersuchung durch Jan N. Lanting.

Die Anlage besaß eine annähernd ost-westlich orientierte, in den Boden eingetiefte Grabkammer, die ursprünglich wohl eine flache Hügelschüttung aufwies. Die Kammer hatte eine Länge von 4,5 m und eine Breite von 1,2 m. Janssen fand bei seiner Untersuchung noch sieben Wandsteine an den Langseiten und einen Abschlussstein an einer Schmalseite, aber keine Decksteine vor. Van Giffen konnte die Standlöcher der Steine ausmachen und dadurch feststellen, dass die Kammer ursprünglich fünf Wandsteinpaare an den Langseiten und je einen Abschlussstein an den Schmalseiten besessen hatte. Die Steine hatten einen Durchmesser von jeweils etwa 50 cm. Lanting kam nach seiner Untersuchung 1996 zu dem Ergebnis, dass die Anlage nicht als Großsteingrab, sondern als Steinkiste zu betrachten ist. Lanting begründete dies mit der relativ geringen Größe der Anlage und der verwendeten Steine, dem Fehlen von Decksteinen sowie der Lage der Grabkammer unter statt über dem Erdboden.

Bei der Grabung von Janssen wurden Scherben von Keramikgefäßen der Trichterbecherkultur gefunden. Sie gelangten ins Rijksmuseum van Oudheden nach Leiden. Van Giffen fand weitere Scherben und Feuersteinobjekte. Die Scherben ließen sich zu 15–25 Gefäßen rekonstruieren, darunter einige Töpfe mit Leiterbandmustern. Typologisch gehört die Keramik in die älteste Stufe der Trichterbecherkultur in den Niederlanden. Zu den Feuersteingeräten gehörten auch vier geschliffene Äxte, darunter eine vom Typ Lindø.

Nach Jan Albert Bakker spricht die für ein Steinkistengrab relativ hohe Anzahl an Keramikfunden und Feuersteinäxten dafür, dass die Anlage nicht für eine einmalige Bestattung, sondern, ähnlich einem Großsteingrab, über einen längeren Zeitraum als Kollektivgrab genutzt wurde.

  • Theo ten Anscher: Een inventarisatie van de documentatie betreffende de Nederlandse hunebedden (= R.A.A.P.-Rapport. Band 16). Stichting R.A.A.P., Amsterdam 1988 (Online).
  • Jan Albert Bakker: A list of the extant and formerly present hunebedden in the Netherlands. In: Palaeohistoria. Band 30, 1988, S. 63–72 (Online).
  • Jan Albert Bakker: The Dutch Hunebedden. Megalithic Tombs of the Funnel Beaker Culture. (= International Monographs in Prehistory. Archaeological Series. Band 2). International Monographs in Prehistory, Ann Arbor 1992, ISBN 1-879621-02-9.
  • Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. From ‘Giant’s Beds’ and ‘Pillars of Hercules’ to accurate investigations. Sidestone Press, Leiden 2010, ISBN 978-90-8890-034-1, S. 202 (Onlineversion).
  • Albert Egges van Giffen: De Hunebedden in Nederland, 3 Bände. Oosthoek, Utrecht 1925.
  • Evert van Ginkel: De Hunebedden. Gids En Geschiedenis Van Nederlands Oudste Monumenten. Drents Museum, Assen 1980, ISBN 978-90-70884-18-5.
  • Evert van Ginkel, Sake Jager, Wijnand van der Sanden: Hunebedden. Monumenten van een steentijdcultuur. Uniepers, Abcoude 1999, ISBN 978-90-6825-202-6, S. 193.
  • Rainer Kossian: Nichtmegalithische Grabanlagen der Trichterbecherkultur in Deutschland und in den Niederlanden (= Veröffentlichungen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte. Band 58). 2 Bände. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle (Saale) 2005, ISBN 3-910010-84-9, S. 487.
  • Jan N. Lanting: Het zogenaamde hunebed van Rijs (Fr.). In: Paleo-Aktueel. Band 8, 1997, S. 47–50 (Online).
Commons: Steinkiste von Rijs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien