Steinlohe
Steinlohe Gemeinde Tiefenbach
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Koordinaten: | 49° 27′ N, 12° 39′ O |
Höhe: | 620 m ü. NHN |
Einwohner: | 96 (7. Jan. 2013)[1] |
Eingemeindung: | 1. Juli 1972 |
Postleitzahl: | 93464 |
Vorwahl: | 09673 |
Steinlohe
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Steinlohe ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Tiefenbach im Oberpfälzer Landkreis Cham in Bayern.
Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf Steinlohe liegt nördlich vom 694 m hohen Kleeberg nahe der deutsch-tschechischen Grenze.[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1646 wurde Tiefenbach während der Gegenreformation wieder eine eigene Pfarrei, zu der neben anderen Siedlungen auch Steinlohe gehörte.[3]
Am 9. Dezember 1707 kam Steinlohe beim Grenzregulierungsvertrag zum österreichischen Kronland Böhmen.[4] 1733 wurden in Muttersdorf drei Zünfte errichtet: Die Zunft der Nahrungshandwerker, die Zunft der Kleidungshandwerker und die Zunft der Bauhandwerker, zu der auch die Fleischhauer gehörten. Da Steinlohe in dieser Zeit zur Herrschaft Muttersdorf gehörte, unterstanden seine Handwerker auch den Muttersdorfer Zünften.[5] Von 1739 bis 1765 unterstand der Ort Unterhütten dem herrschaftlichen Richter in Steinlohe.[6] Von 1742 bis 1760 war Johann Thomas Baumgartner Richter in Steinlohe und wirkte bei den Grundkäufen in Oberhütte mit.[7] In Muttersdorf existierte seit 1644 eine Brauerei. Von 1708 bis 1763 musste Steinlohe, weil es in dieser Zeit zur Herrschaft Muttersdorf gehörte, das Bier dieser Brauerei abnehmen und durfte kein anderes Bier ausschenken. Als die Steinloher in ein leerstehendes Häuschen einen eigenen Wirt einsetzten, wurde dieser verjagt, obwohl es deswegen fast eine Revolte unter den Bauern gab.[8] Im Hauptgrenzvertrag von 1765 wurde Steinlohe wieder Bayern zugesprochen.[9]
1845, nach Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit, gehörte Steinlohe zur Hofmark Tiefenbach und hatte 21 Häuser und 190 Einwohner, eine Nebenschule und eine eigene Landgemeindeverwaltung.[10]
Steinlohe war eine eigene Gemeinde, die ursprünglich zur Expositur Biberbach gehörte, dann 1810 nach Tiefenbach umgepfarrt wurde.[11]
Zum Stichtag 23. März 1913 (Osterfest) wurde (Groß-)Steinlohe als Teil der Pfarrei Tiefenbach mit 29 Häusern und 188 Einwohnern aufgeführt.[12] 1918 brach in Tiefenbach und Umgebung die Maul- und Klauenseuche aus. Viele Kühe mussten geschlachtet werden, was zu einer Milchknappheit führte. Es wurde eine Milchsammelstelle in der Schule in Tiefenbach eingerichtet, zu der auch die Bauern aus Steinlohe Milch in Eimern herantrugen.[13]
Während der Zeit des Nationalsozialismus verhielt sich die Steinloher Bevölkerung sehr kühl und abwartend gegenüber den neuen Machthabern. Es gab in Steinlohe nur fünf Mitglieder der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Diese waren lauter Holzhauer. Sie waren in der NSDAP, weil der Förster von Treffelstein Ortsgruppenleiter war.[14]
Die Ortsteile Edlmühl und Altenried gehörten zunächst zur Gemeinde Steinlohe, wurden aber aufgrund ihres Antrages 1960 nach Treffelstein umgemeindet.[15]
Im Zuge der Gebietsreform wurde Steinlohe am 1. Juli 1972 geteilt. Der südwestliche Teil kam zu Treffelstein, der nordöstliche zu Tiefenbach.[16]
Am 31. Dezember 1990 hatte Steinlohe 80 Einwohner und gehörte zur Pfarrei Tiefenbach.[17]
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor 1805 gab es in Steinlohe eine Kapelle in der ein Bild der schmerzhaften Muttergottes verehrt wurde. Ursprünglich war dieses Bild im Besitz der gräflichen Familie in Muttersdorf. Jährlich pilgerten viele Menschen aus Bayern und Böhmen zu diesem Bild nach Steinlohe. Als die Säkularisation 1802 dieser Wallfahrt ein Ende setzte, rettete ein Bauer Huber das Bild und verwahrte es in seinem Haus. 1812 erbaute er eine hölzerne Kapelle, in der das Bild verehrt wurde. Nachdem diese Kapelle baufällig geworden war, wurde das Marienbild vorübergehend in der Tiefenbacher Kirche aufbewahrt. 1845 wurde in Steinlohe wieder eine kleine Kirche erbaut und das Bild in diese zurückgebracht. Da viele Menschen zu diesem Gnadenbild pilgerten, wurde die Kirche 1911 erweitert.[18]
1942 wurde die Glocke von Steinlohe beschlagnahmt. Damit wenigstens bei Sterbefällen geläutet werden konnte, erhielt die Kirche von Steinlohe 1943 eine kleine Glocke.[19]
1968 wurde in Steinlohe die "Madonna der Versöhnung" geweiht, die von einer unbekannten Frau aus Amerika gestiftet und von einem Steinmetz in Schönau angefertigt wurde. 1969 wurde ein neuer Kreuzweg in Steinlohe eingeweiht.[20]
Jeweils am Montag vor Christi Himmelfahrt findet ein Bittgang von Treffelstein nach Steinlohe zur Marienkirche statt. Seit 1805 wird am 15. August (Mariä Himmelfahrt) eine Fußwallfahrt von Tiefenbach und Treffelstein nach Steinlohe gemacht.[21]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Richard Bierl, Gemeinde Tiefenbach/Bayern (Hrsg.): Chronik der Gemeinde Tiefenbach/Bayern. Carl Mayr, Buch- und Offsetdruckerei, Amberg 1980
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Einwohnermeldeamt Tiefenbach, Stichtag: 7. Januar 2013
- ↑ Fritsch Wanderkarte Schönseer Land, Maßstab 1 : 35000
- ↑ Heribert Batzl: Von der Hofmark bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. In: Richard Bierl, Gemeinde Tiefenbach/Bayern (Hrsg.): Chronik der Gemeinde Tiefenbach/Bayern. Carl Mayr, Buch- und Offsetdruckerei, Amberg 1980, S. 54
- ↑ Karl Klein: Paadorf. In: Franz Liebl, Heimatkreis Bischofteinitz (Hrsg.): Unser Heimatkreis Bischofteinitz. Brönner & Daentler, Eichstätt 1967, S. 263, 264.
- ↑ Johann Micko: Die Zunft in Muttersdorf. In: Franz Liebl, Heimatkreis Bischofteinitz (Hrsg.): Unser Heimatkreis Bischofteinitz. Brönner & Daentler, Eichstätt 1967, S. 602.
- ↑ Josef Bernklau nach Johann Micko: Unterhütten. In: Franz Liebl, Heimatkreis Bischofteinitz (Hrsg.): Unser Heimatkreis Bischofteinitz. Brönner & Daentler, Eichstätt 1967, S. 279.
- ↑ Friedrich Holl: Unsere alten Glashütten. In Franz Liebl, Heimatkreis Bischofteinitz (Hrsg.): Unser Heimatkreis Bischofteinitz. Brönner & Daentler, Eichstätt 1967, S. 627
- ↑ Johann Micko: Die Bierbrauerei in Muttersdorf. In: Franz Liebl, Heimatkreis Bischofteinitz (Hrsg.): Unser Heimatkreis Bischofteinitz. Brönner & Daentler, Eichstätt 1967, S. 663.
- ↑ Karl Klein: Paadorf. In: Franz Liebl, Heimatkreis Bischofteinitz (Hrsg.): Unser Heimatkreis Bischofteinitz. Brönner & Daentler KG, Eichstätt 1967, S. 263, 264.
- ↑ Heribert Batzl: Von der Hofmark bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. In: Richard Bierl, Gemeinde Tiefenbach/Bayern (Hrsg.): Chronik der Gemeinde Tiefenbach/Bayern. Carl Mayr, Buch- und Offsetdruckerei, Amberg 1980, S. 65, 66
- ↑ Antonius von Henle (Hrsg.): Matrikel der Diözese Regensburg. Verlag der Kanzlei des Bischöflichen Ordinariates Regensburg, 1916, S. 377
- ↑ Antonius von Henle (Hrsg.): Matrikel der Diözese Regensburg. Verlag der Kanzlei des Bischöflichen Ordinariates Regensburg, 1916, S. 377
- ↑ Große Not herrschte überall im Lande. In: Richard Bierl, Gemeinde Tiefenbach/Bayern (Hrsg.): Chronik der Gemeinde Tiefenbach/Bayern. Carl Mayr, Buch- und Offsetdruckerei, Amberg 1980, S. 180
- ↑ Josef Kraus: Treffelstein. Ein Heimatbuch. Treffelstein 1971, S. 310
- ↑ Josef Kraus: Treffelstein. Ein Heimatbuch. Treffelstein 1971, S. 347
- ↑ Gebietsreform. In: Richard Bierl, Gemeinde Tiefenbach/Bayern (Hrsg.): Chronik der Gemeinde Tiefenbach/Bayern. Carl Mayr, Buch- und Offsetdruckerei, Amberg 1980, S. 192
- ↑ Manfred Müller (Hrsg.): Matrikel des Bistums Regensburg. Verlag des Bischöflichen Ordinariats Regensburg, 1997, S. 725
- ↑ Heribert Batzl: Kirchliche Bauten und religiöses Leben. In: Richard Bierl, Gemeinde Tiefenbach/Bayern (Hrsg.): Chronik der Gemeinde Tiefenbach/Bayern. Carl Mayr, Buch- und Offsetdruckerei, Amberg 1980, S. 73
- ↑ Heribert Batzl: Kirchliche Bauten und religiöses Leben. In: Richard Bierl, Gemeinde Tiefenbach/Bayern (Hrsg.): Chronik der Gemeinde Tiefenbach/Bayern. Carl Mayr, Buch- und Offsetdruckerei, Amberg 1980, S. 74
- ↑ Heribert Batzl: Von der Hofmark bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. In: Richard Bierl, Gemeinde Tiefenbach/Bayern (Hrsg.): Chronik der Gemeinde Tiefenbach/Bayern. Carl Mayr, Buch- und Offsetdruckerei, Amberg 1980, S. 58
- ↑ Manfred Müller (Hrsg.): Matrikel des Bistums Regensburg. Verlag des Bischöflichen Ordinariats Regensburg, 1997, S. 725, 731