Steinpappe
Steinpappe ist eine Art Pappmaché bzw. Papiermaché, einer Masse aus aufgeweichtem und zerkleinertem Papier, vermischt mit Leim und Wasser und versetzt mit Ton, Sand, Kreide, manchmal auch mit Leinöl. Die Besonderheit besteht im sehr hohen Anteil von Schlämmkreide, der eine höhere Festigkeit des Materials bewirkt.
Geschichte, Anwendung, Herstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unterschieden werden zwei Arten dieses Materials:
- Steinpapier, eine von Martin Gropius in Berlin erfundene Masse aus Sand und Papier (und Wasser), das wegen seiner guten Formbarkeit und Stabilität zur Modellierung von Figuren und Ornamenten sowie zur Dekoration von Decken und Wänden eingesetzt wurde. Mit einem farbigen Anstrich einschließlich einem metallischen Aussehen konnten auch Dinge versehen werden, die von echten Metallteilen oder Steinen kaum zu unterscheiden waren bzw. sind.[1]
- Dachpappe, die von dem Schweden Arvid Gustaf Faxe 1785 als Dachdeckmaterial angewendet wurde.[2] Es bestand aus Pappe oder Filz (Dachfilz) und einem Lehm- und Asbestbrei für leichte und feuer- bzw. witterungsbeständige Hausdächer. Später kamen dann geteerte und mit einem Anstrich von Teer und Kalk oder Sand versehene Pappen (Teerpappe, Asphaltpappe, Asbestpappe) in Gebrauch.
Die Herstellung der Steinpappen als Dachmaterial erfolgte in Fabriken, wo Lumpenpappen (Pappdeckel) in Steinkohlenteer kurze Zeit gekocht wurden. Die abgetropften Pappenbahnen wurden getrocknet und dann in Flächenstücken oder Rollenform gebracht. Der Anwender konnte diese Steinpappe dann auf dem Haus als Deckschicht auf Schalbrettern aufnageln. – Aus den so aufbereiteten Pappen wurden gelegentlich auch Gas- und Wasserleitungsröhren hergestellt.[1]
Die Steinpappe diente außerdem zur Formung von Puppenköpfen, als Schreibtafel.[3]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Paperclay, Papierton, bei dem das Papier die Eigenschaften des Tons verändert
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mittheilungen über die wasserdichten Baumaterialien der Fabrik von Büsscher & Hoffmann, 6. Aufl., Halle a/S., 1877, S. 9–59.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das große Kunstlexikon von P.W. Hartmann
- Steinpappe. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 15, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 277.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Steinpappe, in: Pierers Universallexikon, 18653 (online; gemeinfrei).
- ↑ Riksarkivet Arvid Gustaf Faxe, abgerufen am 14. Dezember 2020.
- ↑ Heinrich Bosse: Die Schüler müssen selbst schreiben lernen oder Die Einrichtung der Schiefertafel. In: Sandro Zanetti (Hrsg.): Schreiben als Kulturtechnik. Grundlagentexte. Berlin: Suhrkamp, 2012, S. 101.