Stempelfehler
Stempelfehler ist ein numismatischer Fachbegriff für Fehler, die ihre Ursache in der Herstellung oder Beschaffenheit des Münzstempels haben. Das sind Fehler in der Gravur des Münz- oder Medaillenstempels sowie Fehler, die durch Beschädigung des Stempels im Prägebetrieb aufgetreten sind.[1][2]
Fehler bei der Gravur des Münzstempels
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sie entstehen bei der Gravur durch den Stempelschneider. Es sind sachliche, orthografische und grammatische Fehler. Sachliche Unrichtigkeiten sind zum Beispiel Ausfall, Zuführung, Umstellung oder Rückläufigkeit einzelner Buchstaben. Auf Münzen des Mittelalters sind Stempelfehler bei der Gravur des Stempels wegen des Analphabetismus der Stempelschneider häufig. Auf Münzen der Neuzeit kommen sie aber auch vor, so zum Beispiel:
Weitere Fehler in der Gravur sind beispielsweise:
- in der Umschrift des Schmalkaldischen Bundestalers auf der hessischen Seite: Abkürzung E statt N (N = Nidda) und
- in der Umschrift des Triumphtalers von 1545 auf der Rückseite: BRVNSVIGENSIS statt BRVNSVICENSIS.
Teilweise wurden falsche Jahreszahlen absichtlich angebracht um schlechtere Münzen als bessere ausgeben zu können, wie das bei den Ephraimiten der Fall war.[5] Auch Rückdatierung zur Vortäuschung eines besseren Münzfußes sind bekannt.[6]
Fehler durch Stempelbeschädigung während der Prägung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das ist meist ein Stempelriss oder Stempelsprung, auch Stempelbruch genannt. Er ist auf dem Gepräge durch eine Wulst im Münzbild sichtbar. Carakteristische Stempelrisse waren früher besonders gesuchte Münzen wie beispielsweise
- Einhorngulden
- Nasenblutengulden
- Cromwelltaler.[7][8]
Weitere Beispiele sind:
- Schmalkaldische Bundestaler mit einem Stempelriss durch das Kurschwert. Der dadurch entstandene Prägefehler des letzten Jahrgangs wurde als ein Zeichen für die noch im gleichen Jahr erfolgte Gefangennahme des Kurfürsten und des Landgrafen nach der Schlacht bei Mühlberg gedeutet.
- Interimstaler, mit Stempelriss im Münzbild an der Tiara des Papstes beginnend und an der speienden Fratze endend.
Ausplatzer von Teilen des Stempels führt zum Beispiel zum Ausfall von Buchstabenteilen. So bei
- WILHEIM statt WILHELM.
Verstopfungen einzelner Stempelpartien durch winzige Metallteilchen bewirken den Ausfall eines Buchstabens oder Zahl im Prägebetrieb. Dieser Stempelfehler kommt in der modernen Prägetechnik am häufigsten vor und ist zum Beispiel beim
- 50-Pfennig-Stück der Bank deutscher Länder des Jahrgang 1949 aufgetreten.[9][10]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heinz Fengler, Gerd Gierow, Willy Unger: transpress Lexikon Numismatik. Berlin 1976.
- Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z. Regenstauf 2005.
- Friedrich von Schrötter, N. Bauer, K. Regling, A. Suhle, R. Vasmer, J. Wilcke: Wörterbuch der Münzkunde, Berlin 1970 (Nachdruck der Originalausgabe von 1930).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z. (2005), S. 436
- ↑ Heinz Fengler: transpress Lexikon Numismatik. (1976), S. 375
- ↑ Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z. (2005), S. 436: Fehler in der Gravur
- ↑ Heinz Fengler: transpress Lexikon Numismatik. (1976), S. 375: Fehler in der Gravur
- ↑ Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z. (2005), S. 436: Fehler und Beispiele
- ↑ Friedrich von Schrötter: Wörterbuch der Münzkunde. (1970, Nachdruck 1930), S. 659/660
- ↑ Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z. (2005), S. 436: Fehler durch Stempelschäden
- ↑ Heinz Fengler: transpress Lexikon Numismatik. (1976), S. 375: Fehler durch Stempelschäden
- ↑ Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z. (2005), S. 436: Fehler in der modernen Technik
- ↑ Heinz Fengler: transpress Lexikon Numismatik. (1976), S. 375: Fehler in der modernen Technik