Stephen Miller (Politikberater)

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Stephen Miller (2016)

Stephen Miller (* 23. August 1985 in Santa Monica, Kalifornien) ist ein Politikberater. Er war der ersten Amtszeit des US-Präsidenten Donald Trump einer der engsten Berater des Präsidenten (Senior Advisor to the President of the United States) und dessen Redenschreiber. Miller prägte Trumps Wahlkampf zur Präsidentschaftswahl 2016 entscheidend mit. Zuvor war der als Rechtsaußenkonservativer („far-right conservative“) geltende Miller u. a. als Berater des US-Senators Jeff Sessions tätig.

Herkunft und Bildung

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Der aus einer liberal-jüdischen Familie – mit Wurzeln mütterlicherseits in Belarus[1] – stammende Stephen Miller wuchs in Santa Monica auf.[2] Miller besuchte zunächst die Santa Monica Highschool. In einem Lokalradio beschwerte er sich regelmäßig über seine liberale Highschool, in Zeitungskolumnen wetterte er gegen Political Correctness. Er kritisierte die Ausgabe von Kondomen an Minderjährige, die Zulassung eines Clubs für Homosexuelle und den aus seiner Sicht zu nachlässigen Umgang mit dem Pledge of Allegiance, dem an US-Schulen üblichen Treuegelöbnis auf Nation und Flagge. Nach seiner Schulzeit studierte Miller Politikwissenschaften an der Duke University in North Carolina und beendete sein Studium 2007 mit einem Bachelor. In einem Artikel für eine Studentenzeitung beschrieb sich Miller als „zutiefst überzeugter Konservativer, der es als seine Pflicht empfindet, der Linken die Stirn zu bieten“.[3]

Als Millers politischer Mentor gilt seit seiner Schul- und Studienzeit David Horowitz (* 1939), der ebenfalls erzkonservative Gründer der Students for Academic Freedom.[4] Während seines Studiums und der gemeinsamen Zeit in einer konservativen Studentenorganisation begann Millers bis heute anhaltende Freundschaft zu Richard B. Spencer, dem Publizisten und Gründer der rechtsnationalen Bewegung Alt-Right.[5]

Berufstätigkeit bis 2016

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Nach seinem Studium ging Miller nach Washington, D.C. Dort arbeitete er zunächst als Pressereferent für die damalige, der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung nahestehende republikanische Abgeordnete Michele Bachmann. Anschließend stellte der als Hardliner bekannte Senator Jeff Sessions Miller als Kommunikationsdirektor ein. Als Sessions’ Berater kämpfte Miller etwa gegen eine Lockerung der Einwanderungsgesetze und warnte vor den Gefahren eines radikalen Islam. Zudem beschäftigte er sich mit den von Sessions angeprangerten Defiziten der Republikanischen Partei in der Kommunikation mit den amerikanischen Arbeitern.[3][6]

Berater von Donald Trump ab 2016 und anderweitige Tätigkeiten

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Miller im Jahr 2016 auf einer Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump

Im Januar 2016 wechselte Miller zunächst als Senior Policy Advisor ins Wahlkampfteam von Donald Trump. Miller war Chief Speechwriter (Redenschreiber) während Trumps Wahlkampfkampagne im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016.[7][5][8] Laut Trump spielte Miller im Wahlkampf eine „zentrale und weitreichende Rolle“.[5] Im August 2016 ernannte Trump Miller zusätzlich zum Leiter des Wirtschaftsrates (Economic Advisory Council) seiner Wahlkampagne.[9] Im Dezember 2016, nach Trumps Wahlsieg, berief Trump Miller und seinen Schwiegersohn Jared Kushner zum Senior Advisor to the President of the United States (Chefberater des US-Präsidenten). Unter anderem schrieb Miller mit dem damaligen Trump-Berater Steve Bannon die umstrittene und dystopische Begriffe enthaltende Rede zur Amtseinführung von Donald Trump am 20. Januar 2017.[5][10][11] Miller gilt als Rechtsaußenkonservativer („far-right conservative“);[12] Kritiker haben ihn unter anderem vorgeworfen, „Trumps Flammenwerfer“,[2] „Trumps Brandbeschleuniger“[6] und „der Mann, der hinter Trumps Rhetorik steckt“[3], zu sein; er bringe „den Hass in Trumps Reden“.[13] Im November 2019 veröffentlichte das Southern Poverty Law Center eine Analyse von Millers E-Mails, die seinen Rassismus dokumentiert.[14] Daraufhin forderten Abgeordnete wie Ilhan Omar und Jackie Speier den Präsidenten auf, Miller zu entlassen.

Logo der Organisation America First Legal, die von Miller gegründet wurde.

Miller wurde am 6. Oktober 2020, einige Tage nach der Corona-Infektion Donald Trumps und dem Corona-Ausbruch im Weißen Haus, ebenfalls positiv auf SARS-CoV-2 getestet.[15]

Nach Donald Trumps Ausscheiden aus dem Amt im Januar 2021 und seinem Umzug nach Mar-a-Lago gehörte Miller weiterhin zur Umgebung des Politikers.[16] Im Jahr 2021 gründete er die Organisation America First Legal (AFL).[17] Die AFL hat den Zweck rechtlich gegen solche Verordnungen und Gesetze vorzugehen, die sie als linksradikal betrachtet.[18] Im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl 2024 nannte Russell Vought Lightizer als möglichen Chef der republikanischen Übergangsregierung zur Übernahme der Amtsgeschäfte (presidential transition team) unter Trump und engen Vertrauten zur Umsetzung des Project 2025.[19] Im November 2024, nachdem Donald Trump als künftiger 47. Präsident die Wahl gewonnen hatte, wurde gemeldet, dass sich Trump in seiner zweiter Amtszeit erneut von Miller beraten lassen will. Er soll dies als stellvertretender Stabschef des Weißen Hauses tun.[20][21]

Einzelnachweise

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  1. Rob Eshman: Stephen Miller, meet your immigrant great-grandfather. The Jewish Journal of Greater Los Angeles, 10. August 2016, abgerufen am 22. Juli 2018 (englisch).
  2. a b Daniel C. Schmidt: Redenschreiber des Präsidenten - Trumps Flammenwerfer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 19. Januar 2017, abgerufen am 10. Februar 2017.
  3. a b c Jill Colvin: Redenschreiber Stephen Miller: Der Mann, der hinter Trumps Rhetorik steckt. Associated Press / heute.de, 19. Januar 2017, archiviert vom Original am 4. Februar 2017; abgerufen am 17. Februar 2017.
  4. Julia Ioffe: The Believer. In: Politico. 27. Juni 2016, abgerufen am 17. Februar 2017 (englisch).
  5. a b c d Who Is Stephen Miller, the Jewish Adviser Behind Trump's 'American Carnage'? In: Haaretz. 23. Januar 2017, abgerufen am 17. Februar 2017 (englisch).
  6. a b Joseph Hausner: Stephen Miller - Trumps Brandbeschleuniger - Der Mann hinter Donalds Reden. In: Focus Online. 20. Januar 2017, abgerufen am 17. Februar 2017.
  7. Dan Marica: White House policy director: From campaign hype-man to Oval Office influence. In: CNN. 1. Februar 2017, abgerufen am 17. Februar 2017 (englisch).
  8. Robert Costa: Top Sessions aide joins Trump campaign. In: The Washington Post. 25. Januar 2016, abgerufen am 20. Februar 2017 (englisch).
  9. Jim Tankersley: Donald Trump’s new team of billionaire advisers could threaten his populist message. In: The Washington Post. 5. August 2016, abgerufen am 17. Februar 2017 (englisch).
  10. David A. Graham: Alternative Facts - The Needless Lies of the Trump Administration. In: The Atlantic. 22. Januar 2017, abgerufen am 17. Februar 2017 (englisch).
  11. Chloe Farand: Donald Trump did not write his inauguration speech, White House admits. In: The Independent. 22. Januar 2017, abgerufen am 17. Februar 2017 (englisch).
  12. Michael Wolff, Fire and Fury: Inside the Trump White House, S. 64–65, Henry Holt and Co., 2018, ISBN 978-1-250-15806-2
  13. Thorsten Denkler: Stephen Miller bringt den Hass in Trumps Reden. In: sueddeutsche.de. 11. Juni 2017, abgerufen am 24. November 2018.
  14. Stephen Miller’s Affinity for White Nationalism Revealed in Leaked Emails
  15. Top White House aide Stephen Miller tests positive for Covid-19. In: CNN, 6. Oktober 2020. Abgerufen am 7. Oktober 2020.
  16. Bastian Brauns: Was macht eigentlich Donald Trump den ganzen Tag? In: t-online.de, 2. Mai 2021, abgerufen am 5. Mai 2021.
  17. Stephen Miller to launch a new legal group to give Biden fits. 23. März 2021, abgerufen am 11. November 2024.
  18. America First Legal. Abgerufen am 11. November 2024 (amerikanisches Englisch).
  19. Tom Costello, Lawrence Carter: Undercover in Project 2025. 15. August 2024, abgerufen am 19. August 2024 (britisches Englisch).
  20. Regierungsbildung in den USA: Trump plant Rückkehr von Hardliner Stephen Miller ins Weiße Haus. In: Der Spiegel. 11. November 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 11. November 2024]).
  21. A. Treene: Trump expected to announce Stephen Miller as deputy chief of staff for policy. Bei CNN vom 11. Nov. 24; engl.