Stilus
Ein Stilus (lat. für „Griffel“; Plural Stili) ist ein spitzer Stift aus hartem Material, welcher in der Antike als Schreibgerät gebräuchlich war. Auch im Mittelalter wurde er noch verwendet. Er bestand aus Eisen, Bronze, Knochen oder Elfenbein, gelegentlich auch aus Silber. Stili sind aus zahlreichen bildlichen Darstellungen der Antike bekannt; auch originale Exemplare sind erhalten.
Verwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Stilus wurde für das Schreiben auf Wachstafeln verwendet. Die Schrift wurde mit der Spitze des Stilus in das Wachs gekratzt.
Mit dem spatelförmig abgeflachten Ende des Stilus konnten Fehler durch Glätten des Wachses „radiert“ und überschrieben werden.[1] Hierher rührt die lateinische Redewendung stilum vertere (wörtlich: „den Griffel umdrehen“) als Ausdruck für „tilgen“.
Schreibweise Stylus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit der Schreibweise Stylus bezeichnet das lateinische Fremdwort im Deutschen verschiedene Dinge, bei deren Benennung der antike Schreibgriffel Pate stand: unter anderem einen Eingabestift und den Griffel in der Botanik.[2] Die Schreibweise mit y entstand vermutlich durch Einfluss des griechischen Wortes στῦλος stylos, das „Säule“ bedeutet.[3]
Sofern das antike Schreibgerät gemeint ist, gilt im Deutschen jedoch nur die Schreibweise Stilus als korrekt,[4] entsprechend der Schreibweise stilus im Lateinischen.[5] Im Englischen hingegen wird die Schreibweise stylus sowohl für antike wie für moderne Schreibgeräte verwendet.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Irén Bilkei: Römische Schreibgeräte aus Pannonien. In: Alba Regia. Bd. 18, 1980, ISSN 1216-7983, S. 61–90.
- Horst Blanck: Das Buch in der Antike. Beck, München 1992, ISBN 3-406-36686-4, S. 64–66.
- Otto Mazal: Griechisch-römische Antike (= Geschichte der Buchkultur. Bd. 1). Akademische Druck- und Verlags-Anstalt, Graz 1999, ISBN 3-201-01716-7.
- Verena Schaltenbrand Obrecht: Wie wurden eiserne Stili in römischer Zeit hergestellt und verziert? In: Renate Ebersbach, Alex R. Furger (Hrsg.): Mille Fiori. Festschrift für Ludwig Berger zu seinem 65. Geburtstag (= Forschungen in Augst. Band 25). Römermuseum, Augst 1998, ISBN 3-7151-0025-7, S. 201–205 (Digitalisat).
- Verena Schaltenbrand Obrecht: Stilus (= Forschungen in Augst. Band 45,1–2). Augst 2012, ISBN 978-3-7151-0045-6 (Digitalisate: Band 1, Band 2).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Klaus-Peter Schäffel: Tinte und Feder. In: Stiftarchiv Sankt Gallen (Hrsg.): Lebenswelten des frühen Mittelalters in 36 Kapiteln. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2019, ISBN 978-3-95976-182-6, S. 62.
- ↑ Stylus bei duden.de, siehe die Bedeutungen.
- ↑ stylus im Online Etymology Dictionary.
- ↑ Stilus bei duden.de. Bedeutung: antiker [Schreib]griffel.
- ↑ Griffel im Latein-Wörterbuch auf albertmartin.de: Griffel = lateinisch stilus.