Sadebaum

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Sadebaum

Sadebaum (Juniperus sabina), Illustration

Systematik
Ordnung: Koniferen (Coniferales)
Familie: Zypressengewächse (Cupressaceae)
Unterfamilie: Cupressoideae
Gattung: Wacholder (Juniperus)
Sektion: Sabina
Art: Sadebaum
Wissenschaftlicher Name
Juniperus sabina
L.

Der Sadebaum (Juniperus sabina), auch Stink-Wacholder, Gift-Wacholder, Sevibaum, Sevenbaum, Säbenbaum, Sefistrauch oder Sebenstrauch genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Wacholder (Juniperus). Er spielte früher eine wichtige Rolle in der Volksmedizin.

Der Sadebaum ist ein Strauch, der meist Wuchshöhen von nur 1 bis 2, selten 5 Meter erreicht. Er wächst selten ganz aufrecht und meist mehr oder weniger kriechend. Die Borke an älteren Pflanzen ist rötlich-braun. Die Äste weisen einen runden oder leicht kantigen Querschnitt auf.

Es gibt zwei unterschiedliche Blattformen. In der Jugend bildet er wirtelig angeordnete 4 bis 5 Millimeter lange, nadelförmige, spitze Blätter aus, die oben bläulich sind. Im Alter treten zusätzlich kreuz-gegenständig angeordnete schuppenförmige Blätter auf, die eiförmig und 1 bis 4 mm lang sind. Sie riechen beim Zerreiben unangenehm und haben eine Lebensdauer von 2 bis 3 Jahren.

Es treten sowohl einhäusige (monözische) als auch zweihäusig (diözische) getrenntgeschlechtige Individuen auf. Die Blütezeit liegt von März bis Mai. Die beerenförmigen Zapfen sind ei- bis kugelförmig, 5 bis 7 Millimeter groß. Sie reifen im Herbst im gleichen Jahr der Befruchtung oder im nächsten Frühling und sind dann schwarzblau bereift. In jedem Zapfen sitzen ein bis drei eiförmige und gefurchte Samen.

Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 22.[1]

Der Stink-Wacholder ist einer der Hauptwirte für den Birnengitterrost (Gymnosporangium sabinae), der Schäden an Birnbäumen hervorruft. Er wurde deswegen früher gebietsweise flächig beseitigt.[2]

Der Sadebaum kommt mit vier Varietäten in Europa in einer Vielzahl von Staaten beginnend mit Spaniens Sierra Nevada über die Pyrenäen, die Alpen, die Gebirge der Balkanhalbinsel und weitere Mittelgebirge bis zur Halbinsel Krim vor. Einen weiteren Verbreitungsschwerpunkt kennt man im Kaukasus. Ein kleines Vorkommen gibt es im algerischen Djurdjura-Gebirge.[3] Das östliche Verbreitungsareal findet man in Zentralasien vor. Im Einzelnen sind dies südliche Regionen Sibiriens in Russland, weiters Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, das westliche China und die nördliche Mongolei.

In den Alpen befinden sich Vorkommen in Südtirol, in den österreichischen Bundesländern Kärnten und Tirol, in den Schweizer Kantonen Wallis und Graubünden mit dem Unterengadin sowie in Bayern in den Berchtesgadener Alpen und den Ammergauer Alpen. Durch seine Verwendung in der Volksmedizin wurde sein Vorkommen weit über sein natürliches Verbreitungsgebiet erweitert.

Der Sadebaum ist lichtbedürftig und besiedelt flachgründige, felsige, oft basenreiche Böden. Er kommt in Felsritzen, Felshängen, Trocken- und Steppenrasen und in lichten Kiefern- und Lärchenwäldern bis in Höhenlagen zwischen 1400 und 2300 Metern[4] vor. In den Allgäuer Alpen steigt er an der Schneck-Ostwand in Bayern bis zu 2100 m Meereshöhe auf.[5] Er kommt vor in Gesellschaften der Klasse Pulsatillo-Pinetea.[1]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 1+ (trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 5 (kontinental).[6]

Gefährdung und Schutzmaßnahmen

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Der Sadebaum wird von der Weltnaturschutzunion IUCN zwar in der Roten Liste gefährdeter Arten geführt, jedoch als nicht gefährdet („Least Concern“) bezeichnet. Diese Entscheidung wurde damit begründet, dass es sich um eine der am weitesten verbreiteten Koniferen-Arten der Welt handelt und dass sie in nicht ernsthaft gefährdeten Habitaten vorkomme. Der Bestand sei stabil und die Art in vielen Schutzgebieten vertreten.[7]

In der Roten Liste der Schweiz[8] wird der Sadebaum (Juniperus sabina) als nicht gefährdet („LC“) beurteilt. Die deutschen Vorkommen werden als gefährdet („3“) beurteilt.[9]

Mit der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie Nr. 92/43/EWG in der aktualisierten Fassung vom 1. Januar 2007 (FFH-RL)[10] Anhang 1 der Europäischen Union werden Schutzgebietausweisungen für folgende Lebensraumtypen, in denen Wacholder vorkommen – also auch für den Sadebaum – gefordert:

  • Mediterrane Küstendünen mit Wacholderarten Juniperus spp. – die Inschutzstellung dieser Lebensräume wird als prioritär durchzuführen gefordert.
  • Baumförmige Hartlaubgebüsche (Matorrals) mit Wacholderarten Juniperus spp.
  • Endemische Wälder mit Wacholderarten Juniperus spp. – die Inschutzstellung dieser Lebensräume wird als prioritäre Angelegenheit angesehen.
Sadebaum (Juniperus sabina) in der Sierra Nevada in Spanien
Sadebaum (Juniperus sabina) im Parc national von Queyras (Frankreich)

Der Sadebaum wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum erstveröffentlicht.[11]

Es werden fünf Varietäten unterschieden:

Sabinol
(1R,5R)-(+)-Sabinen

Der Sadebaum ist in allen Teilen giftig. Verantwortlicher Hauptwirkstoff ist das ätherische Sadebaumöl. Im Vergleich zum Öl des Gemeinen Wacholders (Juniperus communis) enthält es weit mehr Ester, hat einen höheren Acetylgehalt und ist rechtsdrehend. Das resultiert daraus, dass das Öl des Gemeinen Wacholders hauptsächlich α-Pinen, Camphen, Cadinene, Junipene, Borneole und Isoborneol, Terpineol, Juniperol und Junipercampher enthält, das Sadebaumöl hingegen zwar vor allem ebenfalls aus α-Pinen und Cadinen, aber auch bis zu 50 Prozent aus Sabinen, 35 % Sabinylacetat sowie unverestertem Sabinol (bzw. Thujol) und Diacetyl besteht.[17]

Es greift beim Menschen die Magenschleimhaut an, verursacht Blutandrang in den Nieren und damit Hämaturie. Auch andere innere Organe werden angegriffen. Bei Frauen kann das Öl Menorrhagie auslösen und zu Fehlgeburten führen. Daher wurden die Früchte auch gezielt zur Abtreibung genutzt.[18][19] Auch als Mittel gegen Würmer fand der Sadebaum Anwendung.[20] Schon wenige Tropfen des ätherischen Öls sind für den Menschen tödlich, bereits durch Einreiben sind Vergiftungen möglich.

In der Vergangenheit sind immer wieder Wacholderbeeren, die mit Sadebaumbeeren verunreinigt waren, zum Aromatisieren von Gin verwendet worden. Zumindest in Spanien werden Wacholderbeeren deswegen staatlich untersucht.[17]

In der Antike und im Mittelalter fand der Sadebaum (unter anderem lateinisch Sabina genannt) als Heilpflanze Anwendung bei Gelbsucht, Kopfschmerzen, Karbunkeln und Vergiftungen durch Mutterkorn.[21] Adam Lonitzer empfahl in seinem Kräuterbuch Sevenbaumwasser als Mittel gegen den „Wurm der Finger“ (Panaritium).[22]

  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
  • Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: Giftpflanzen – Pflanzengifte. Vorkommen, Wirkung, Therapie, allergische und phototoxische Reaktionen. Mit Sonderteil über Gifttiere. 6., überarbeitete Auflage, Sonderausgabe. Nikol, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86820-009-6.
  • Robert P. Adams, Andrea E. Schwarzbach, Sanko Nguyen, Julie A. Morris, J-Q. Liu: Geographic Variation in Juniperus sabina L., J. sabina var. arenaria (E. H. Wilson) Farjon, J. sabina var. davurica (Pall.) Farjon and J. sabina var. mongolensis R. P. Adams. In: Phytologia. Band 89, Nr. 2, 2007, S. 153–166 (juniperus.org [PDF; 300 kB]).
  • Juniperus sabina – Systematik und Beschreibung. In: The Gymnosperm Database. Abgerufen am 31. Dezember 2010 (englisch).
  • Juniperus sabina im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 13. Juni 2010.
Commons: Sadebaum – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Sadebaum – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001, S. 97. ISBN 3-8001-3131-5
  2. K. J. Lang: Gymnosporangium sabinae. TU München, 7. November 2006, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 20. November 2008.@1@2Vorlage:Toter Link/www.forst.wzw.tum.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  3. P. Quézel, S. Santa: Nouvelle flore de l'Algérie et des régions désertiques méridionales. Tome I, Centre National de la Recherches Scientifique, Paris 1962, S. 36–38 (PDF-Datei (Memento vom 19. Februar 2015 im Internet Archive)).
  4. Juniperus sabina. In: The Gymnosperm Database. Abgerufen am 31. Dezember 2010 (englisch).
  5. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 113.
  6. Juniperus sabina L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 23. März 2021.
  7. Juniperus sabina in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013. Eingestellt von: A. Farjon, 2011. Abgerufen am 17. Juli 2020.
  8. C. Bornand, S. Eggenberg, A. Gygax, P. Juillerat, M. Jutzi, A. Möhl, S. Rometsch, L. Sager, H. Santiago: Rote Liste Gefässpflanzen. Gefährdete Arten der Schweiz (= Umwelt-Vollzug. Nr. 1621). Bundesamt für Umwelt, Info Flora, 2016 (admin.ch).
  9. Sadebaum. auf FloraWeb.de, abgerufen am 31. August 2014.
  10. Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen in der konsolidierten Fassung vom 1. Januar 2007, abgerufen am 27. Mai 2011. S. 17, 19, 23.
  11. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 1039 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D2%26issue%3D%26spage%3D1039%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  12. Juniperus sabina var. sabina im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 13. Juni 2010.
  13. Juniperus sabina var. arenaria im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 13. Juni 2010.
  14. a b Juniperus. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 29. März 2019.
  15. Juniperus sabina var. davurica im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 13. Juni 2010.
  16. Robert P. Adams, Andrea E. Schwarzbach: A New Variety of Juniperus sabina from Mongolia: J. sabina var. mongolensis. In: Phytologia. Band 88, Nr. 2, 2006, S. 179–185 (englisch, juniperus.org [PDF; 8 kB]).
  17. a b R. Casares: Eurotox Symposium Hazards (Eurotox) held in Brussels on 3–6 June 1964, The chronic toxicity of naturally-occurring substances. In: Food and Cosmetics Toxicology. Band 2, 1964, Juniperus sabina, S. 680, doi:10.1016/S0015-6264(64)80419-3 (englisch).
  18. André Patoir u. a.: Étude expérimentale compartive de quelques abortifs (Apiol, Rue, Sabine, Armoise). In: Gynéc. et Obstétr. Band 39, 1939, S. 201–209.
  19. Vagn Jørgensen Brøndegaard: Der Sadebaum als Abortivum. In: Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. Band 48, Nr. 4, 1964, S. 331–351, JSTOR:20775123; auch in: V. J. Brøndegaard: Ethnobotanik. Pflanzen im Brauchtum, in der Geschichte und Volksmedizin. Berlin 1985, S. 190–216.
  20. Gundolf Keil: Randnotizen zum „Stockholmer Arzneibuch“. In: Studia neophilologica. Band 44, Nr. 2, 1972, S. 238–262, hier: S. 242.
  21. Hans Zotter: Antike Medizin. Die medizinische Sammelhandschrift Cod. Vindobonensis 93 in lateinischer und deutscher Sprache. Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, Graz 1980 (= Interpretationes ad codices. Band 2); 2., verbesserte Auflage ebenda 1986, ISBN 3-201-01310-2, S. 152–155.
  22. Gundolf Keil: Randnotizen zum „Stockholmer Arzneibuch“. In: Studia neophilologica. A Journal of Germanic and Romance Philology. Band 44, Nr. 2, 1972, S. 238–262, hier: S. 242.