Strategische Raketentruppen der Koreanischen Volksarmee

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Strategische Raketentruppen der Koreanischen Volksarmee


Vorderseite der Flagge der Raketentruppe
Aufstellung 1999
Staat Korea Nord Nordkorea
Streitkräfte Koreanische Volksarmee
Typ Teilstreitkraft
Stärke ~10.000 Soldaten[1]
Leitung
Kommandeur General Kim Jong-gil[2]
Insignien
Flagge Rückseite

Die Strategischen Raketentruppen der Koreanischen Volksarmee (koreanisch 조선인민군 전략군 englisch Korean People's Army Strategic Force) sind eine eigene Teilstreitkraft der Koreanischen Volksarmee, welche für den Betrieb von Ballistischen Raketen der Demokratischen Volksrepublik Korea zuständig sind.

1965 wurde eine Militärakademie und ein Forschungszentrum in Hamhŭng gegründet, welches neue und moderne Raketen entwickeln sollte. Schon drei Jahre später wurde die Einrichtung, aufgrund der Kaperung der USS Pueblo und die Angst auf militärische Gegenschläge, nach Kanggye verlegt. Nordkorea erhielt 1968 mit der 2K6 Luna die erste größere Rakete für den Boden-Boden-Raketeneinsatz aus der Sowjetunion. Nach Verschlechterung der Beziehungen nach Moskau wurde ein Militärabkommen mit China unterzeichnet, um die Raketentechnologie weiter auszubauen und zu modernisieren. 1975 wurde, mit Hilfe Chinas, das Raketenprogramm zur Entwicklung ballistischer Raketen ins Leben gerufen. Die DF-61 war ein Programm zur Entwicklung einer Kurzstreckenrakete. China, welches zu diesem Zeitpunkt selber noch keine Kurzstreckenraketen betrieb, entwickelte die Rakete, vermeintlich zusammen mit nordkoreanischen Ingenieuren, in zwei Versionen für den Eigenbedarf und für den Export. Das Programm wurde 1978 eingestellt.[3]

Ende der 70er Jahre räumte Nordkorea der Entwicklung neuer Raketensysteme Priorität ein. Das Problem war das fehlen geeigneter Fachkräfte für den Bau dieser Systeme. Hilfe wurde erneut aus China und aus Ägypten geholt. Ägypten schickte Ingenieure und Raketentechnik nach Nordkorea. Die erste eigene Rakete ähnelte sehr der R-17 Scud-B und wurde auf den Namen Hwasong-5 getauft. Ende der 80er Jahre kam dann die Hwasong-6 dazu, eine Version der R-17 mit erweiterter Reichweite.[3][4]

Nicht nur für das eigene Militär wurden diese Systeme entwickelt und gebaut, einige Raketen wurden auch in Länder wie Ägypten, Syrien, Pakistan, Iran, Libyen und den Vereinigten Arabischen Emiraten exportiert. Bis Ende 1999 wurden schätzungsweise 1.000 Hwasong-5 und Hwasong-6 gefertigt, 30 bis 50 Prozent davon für den Export.[3]

Mitte der 1980er Jahre wurden die ersten Stützpunkte für die neu entwickelten Raketen errichtet und 1985 die erste Einheit aufgestellt. Drei Jahre später wurden Hwasong-5 Einheiten 100 km entfernt von der DMZ, unter ein neu geschaffenes Raketenbataillon, stationiert. Das Bataillon stand unter dem Kommando des 4. Korps der Koreanischen Volksarmee. 1991 mit der Indienststellung der Hwasong-6 wurde das Bataillon zur Brigade umgestellt. 1999 stellte die Führung die Raketeneinheiten unter eigenes Kommando.[4] In heutiger Form wurde die Teilstreitkraft im Jahr 2012 gegründet.[5]

Während der Herrschaft von Kim Il-sung lag die Ausfallrate bei Raketentests bei 50 Prozent, was wohl auf die Anfänge des Programms zurückzuführen ist. Insgesamt wurden zwischen 1984 und 1994 17 Tests durchgeführt. Zwischen 1994 und 2011, unter der Führung von Kim Jong-il, wurden 44 Starts registriert, wovon 23 Prozent scheiterten. Nach der Machtübernahme von Kim Jong-un nahm die Anzahl an Raketentests schlagartig zu. Von den 214 Tests, die bis 2023 gemacht wurden, versagten nur 13 Prozent der Raketen. Ebenfalls wurden die Testanlagen und Forschungseinheiten seit 2011 stark erweitert und vorangetrieben.[6]

Im Jahr 2017 testete Nordkorea mit der Hwasong-14 die erste entwickelte Interkontinentalrakete.

Laut südkoreanischen Berichten besteht die Teilstreitkraft aus 13 Brigaden.[7]

Die nordkoreanischen Raketentruppen verfügen über folgende Raketen:[1]

Hwasong-18 Rakete beim Start
Reichweiten einiger Raketentypen
Funktion Typ Herkunft Reichweite [km] Anzahl Erster Test Anmerkungen
Interkontinentalraketen Hwasong-14 Korea Nord Nordkorea 10.000+ 6+ 4. Juli 2017 [8]
Hwasong-15 8.500–13.000 28. November 2017 [9]
Hwasong-18 15.000+ 13. April 2023 Rakete wird mit Festbrennstoff betrieben.[10][11]
Hwasong-17 15.000+ 11+ 24. März 2022 [12][13]
Mittelstreckenraketen Hwasong-16B 2. April 2024 Rakete wird mit Festbrennstoff betrieben und führt eine extra Hyperschallrakete mit.[14]
Hwasong-12 4.500 10+ 14. Mai 2017 [15]
Hwasong-7 1.200–1.500 ~10 Mai 1993 [16]
Pukguksong-2 1.200–2.000 7+ 12. Februar 2017 [17]
Scud-ER Sowjetunion Sowjetunion 1.000 1993 Nordkoreanische Bezeichnung Hwasong-9[18]
Kurzstreckenraketen Scud 450+ 6+ 28. Mai 2017 [19]
Hwasong-5 Korea Nord Nordkorea 300 30+ 1984 Nordkoreanische Variante der Scud-B[20]
Hwasong-6 500 Nordkoreanische Variante der Scud-C[21]
Hwasong-8 1+ 28. September 2021 Laut Berichten solle es sich um eine Hyperschallwaffe handeln[22]
Hwasong-11A 690 17+ 4. Mai 2019 [23]
Hwasong-11B 410 9+ 10. August 2019 [24]
Hwasong-11C 6+
Hwasong-11S
Marschflugkörper Hwasal-1 1.500 ~4 [25][26]
Hwasal-2 2.000 ~8 24. Februar 2023 [25]

Die strategischen Raketentruppen sind auf bisher 15–20 bekannten Stützpunkten stationiert. Ungefähr 50 bis 90 km entfernt von der DMZ sind die Kurzstreckenraketen, wie Hwasong-5 oder Hwasong-6 stationiert. Im zweiten Bereich ca. 90 bis 150 km von der DMZ entfernt werden Mittelstreckenraketen wie die Pukguksong-2 gelagert. Im hinteren Teil des Landes sind die Interkontinentalraketen stationiert.[27] Durch Satellitenbilder konnte beobachtet werden, wie die meisten Standorte in den letzten Jahren modernisiert wurden. Gerade an den Behausungen und an der Lebensmittelversorgung wurde, um die Lebensqualität der Soldaten zu verbessern, gearbeitet. Einige dieser bekannten Standorte sind:[28][29]

  • Sakkanmol (Welt-Icon)
  • Sangnam-ni (Welt-Icon)
  • Sino-ri (Welt-Icon)
  • Yusang-ni (Welt-Icon)
  • Hoejung-ni (Welt-Icon)
  • Kal-gol (Welt-Icon)
  • Kumchon-ni (Welt-Icon)
  • Tonghae (Testanlage für Raketenstarts) (Welt-Icon)[30]

Einzelnachweise

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  1. a b International Institute for Strategic Studies (Hrsg.): The Military Balance 2024. 124. Auflage. Taylor & Francis, 2024, ISBN 978-1-03-278004-7, S. 281–284.
  2. Little-known general promoted to head of North's key Strategic Force. In: koreajoongangdaily.joins.com. 14. Oktober 2020, abgerufen am 11. August 2024 (englisch).
  3. a b c Joseph S. Bermudez Jr.: A History of Ballistic Missile Development in the DPRK. (PDF) In: www.nonproliferation.org. Abgerufen am 24. August 2024 (englisch).
  4. a b Daniel A. Pinkston: THE NORTH KOREAN BALLISTIC MISSILE PROGRAM. (PDF) In: media.defense.gov. Februar 2008, abgerufen am 24. August 2024 (englisch).
  5. North Korea Military Power. (PDF) Defense Intelligence Agency, 2021, abgerufen am 24. August 2024 (englisch).
  6. North Korea Missile Test Activity. (PDF) Center for Arms Control and Non-Proliferation, abgerufen am 24. August 2024 (englisch).
  7. Defense White Paper 2022. (PDF) Ministry of National Defense Repuplic of Korea, abgerufen am 24. August 2024 (englisch).
  8. Hwasong-14 (KN-20). In: missilethreat.csis.org. Abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  9. Hwasong-15 (KN-22). In: missilethreat.csis.org. Abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  10. North Korea: What missiles does it have? BBC, 5. September 2023, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  11. Vann H. van Diepen: Third Successful Launch of North Korea’s Hwasong-18 Solid ICBM Probably Marks Operational Deployment. In: www.38north.org. 21. Dezember 2023, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  12. Vann H. Diepen: March 16 HS-17 ICBM Launch Highlights Deployment and Political Messages. In: www.38north.org. 20. März 2023, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  13. North Korea confirms fired ICBM, says it was Hwasong-17. Al-Jazeera, 17. März 2023, abgerufen am 13. August 2024.
  14. A. B. Abrams: North Korea’s New Hwasong-16B Hypersonic Glider Heralds a New Missile Era. The Diplomat, 13. April 2024, abgerufen am 23. August 2024 (englisch).
  15. Hwasong-12 (KN-17). In: missilethreat.csis.org. Abgerufen am 14. August 2024 (englisch).
  16. Hwasong-7 (Nodong 1). In: missilethreat.csis.org. Abgerufen am 14. August 2024 (englisch).
  17. Pukguksong-2 (KN-15). In: missilethreat.csis.org. Abgerufen am 14. August 2024 (englisch).
  18. Hwasong-9 (Scud-ER). In: missilethreat.csis.org. Abgerufen am 14. August 2024 (englisch).
  19. KN-18 (Scud MaRV). In: missilethreat.csis.org. Abgerufen am 15. August 2024 (englisch).
  20. Hwasong-5. In: missilethreat.csis.org. Abgerufen am 15. August 2024 (englisch).
  21. Hwasong-7 (Nodong 1). In: missilethreat.csis.org. Abgerufen am 15. August 2024 (englisch).
  22. Vann H. van Diepen: Another North Korean “Hypersonic” Missile? In: www.38north.org. 7. Januar 2022, abgerufen am 15. August 2024 (englisch).
  23. KN-23. In: missilethreat.csis.org. Abgerufen am 15. August 2024 (englisch).
  24. KN-24. In: missilethreat.csis.org. Abgerufen am 15. August 2024 (englisch).
  25. a b Alimat Aliyeva: North Korea announces test of Hwasal-2 strategic cruise missile. In: www.azernews.az. 31. Januar 2024, abgerufen am 23. August 2024 (englisch).
  26. Vann H. van Diepen: North Korea Launches Four “Hwasal-2” LACMs to Show Strong Deterrence and Rapid Response. In: www.38north.org. 1. März 2023, abgerufen am 23. August 2024 (englisch).
  27. Joseph S. Bermudez Jr., Victor Cha und Lisa Collins: Undeclared North Korea: Missile Operating Bases Revealed. In: beyondparallel.csis.org. 12. November 2018, abgerufen am 24. August 2024 (englisch).
  28. Jennifer Jun; Victor Cha und Joseph S. Bermudez Jr.: Changes at North Korean Missile Operating Bases: Part 1. In: beyondparallel.csis.org. 10. Juni 2024, abgerufen am 12. August 2024 (englisch).
  29. Jennifer Jun; Victor Cha und Joseph S. Bermudez Jr.: Changes at North Korean Missile Operating Bases: Part 2. In: beyondparallel.csis.org. 2. Juli 2024, abgerufen am 12. August 2024 (englisch).
  30. Joseph S. Bermudez Jr. und Victor Cha: December 2019 Update: Tonghae Satellite Launching Ground. In: beyondparallel.csis.org. 17. Dezember 2019, abgerufen am 12. August 2024 (englisch).