Strauch-Melde
Strauch-Melde | ||||||||||||
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Strauch-Melde (Atriplex halimus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Atriplex halimus | ||||||||||||
L. |
Die Strauch-Melde (Atriplex halimus) ist eine Pflanzenart in der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Das natürliche Verbreitungsgebiet dieser halophytischen Art liegt im gesamten Mittelmeerraum und an der Atlantikküste Südwesteuropas, sowie auf den Kanarischen Inseln.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erscheinungsbild und Blatt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Strauch-Melde ist ein aufrechter, stark verzweigter Strauch mit einer Wuchshöhe von 0,5 bis 2, selten bis zu 3 Metern. Die jungen Zweige sind stumpf kantig, ältere Zweige weisen eine grau-weiße, sich abschälende Borke auf.
Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist mit einer Länge von 0,3 bis 1 Zentimetern relativ kurz. Die einfache, silbrig-weiße, fast ledrige Blattspreite ist bei einer Länge von 1 bis 4, selten bis zu 6 Zentimetern sowie einer Breite von 0,5 bis 3, selten bis zu 5 Zentimetern länglich-eiförmig bis eiförmig-rhombisch, ganzrandig oder seicht gelappt, mit keilförmiger, gestutzter oder fast spießförmiger Spreitenbasis. Ihre Blattspitze ist stumpf, zuweilen mit einem kleinen Spitzchen oder ausgerandet. Die oberen Blätter sind lanzettlich.
Blütenstand und Blüte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blütezeit reicht von Juni bis Oktober. Die Strauch-Melde ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die endständigen, langen, nahezu blattlosen, scheinrispigen Gesamtblütenstände enthalten vielblütige, knäuelige Teilblütenstände und bilden etwas gedrängte seitliche und endständige scheinährige Teilblütenstände.
Die männlichen Blüten, die oft in geringerer Zahl vorhanden sind, besitzen fünf sehr kleine, häutige Blütenhüllblätter (Tepalen). Weibliche Blüten, die nur den Fruchtknoten enthalten, werden umhüllt von zwei Vorblättern.
Frucht und Samen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die zahlreichen, von ihren Vorblättern umhüllten Früchte stehen gedrängt und oft waagerecht abgespreizt an der Blütenstandsachse. Die nur an der Basis verbundenen, verdickten und derb werdenden Vorblätter sind bei einer Länge von 3,5 bis 4 Millimetern sowie einer Breite von 5 bis 6 Millimetern nierenförmig, breit-eiförmig bis fast rundlich, ganzrandig bis schwach gezähnt. Anhängsel auf der Rückseite sind nicht vorhanden.
Der dunkelbraune Samen besitzt einen Durchmesser von etwa 1,5 Millimetern.
Chromosomenzahl
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18, bei einer Untersuchung wird auch 2n = 36 angegeben.[1]
Photosyntheseweg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Strauch-Melde ist eine C4-Pflanze mit Kranzanatomie.[2]
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Strauch-Melde dient als Nahrungspflanze für die Schmetterlingsraupen der Miniersackträger Coleophora crassicornella, Coleophora parthenica, Coleophora plurifoliella und Coleophora serinipennella sowie der Palpenmotten Apatetris halimilignella, Chrysoesthia gaditella, Chrysoesthia halymella und Scrobipalpa halymella. Auch die Federmotte Agdistis heydenii, die Zünsler Christophia semirosella und Hypotia leonalis und die Scythrididae Eretmocera nomadica und Scythris orbidella fressen an dieser Pflanzenart.[3] In der Flora Iranica (Hedge 1997) werden Pflanzengallen auf Atriplex halimus erwähnt.
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Strauch-Melde hat ihr natürliches Verbreitungsgebiet im gesamten Mittelmeerraum und an der Atlantikküste Südwesteuropas, sowie auf den Kanarischen Inseln. Eingebürgert ist sie auch auf Madeira und auf den Kanalinseln zu finden, als eingeführte Art auch in Großbritannien.[4] Kultiviert als Futterpflanze kommt sie in vielen trockenen Regionen vor, beispielsweise im Iran.
Als Standort werden Sand- und Felsküsten sowie Binnensalzstellen bevorzugt (Halophyt).
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Strauch-Melde (Atriplex halimus) zählt als C4-Pflanze innerhalb der Gattung Atriplex zur C4-Atriplex-Clade.[2]
Die Erstveröffentlichung von Atriplex halimus erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus 2, S. 1052.[5][6] Synonyme für Atriplex halimus L. sind: Atriplex halimoides Tineo, Atriplex kataf Ehrenb. ex Boiss., Atriplex parvifolia Pau (nom. illeg.), Atriplex serrulata Pau, Chenopodium halimus (L.) Thunb., Schizotheca halimus (L.) Fourr.[4]
Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nahrungspflanze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blätter der Strauch-Melde können roh in Salaten oder als Gemüse gekocht wie Spinat zubereitet werden. Wenn sie nur leicht gedünstet werden, behalten sie ihre knackige Struktur. Sie sollen angenehm salzig schmecken, selbst wenn die Pflanzen auf nicht salzigen Böden im Inland wachsen.
Auch die Samen können gekocht verzehrt werden. Gemahlen können sie zum Andicken von Speisen oder als Mehlzusatz beim Brotbacken verwendet werden. Die Ernte der kleinen Samen ist allerdings mühsam. Außerdem soll der Pflanzensaft ein essbares „Manna“ liefern.[7]
Futterpflanze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In vielen trockenen Regionen wird die Strauch-Melde als Futterpflanze zur Beweidung kultiviert.
Heilpflanze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Strauch-Melde wird medizinisch als Karminativum gegen Blähungen angewendet.[8] Die Asche der Sprosse liefert ein Pulver zur Neutralisierung der Magensäure (Antazidum).[7]
Weitere Nutzungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Asche der verbrannten Strauch-Melde wird als Alkali zu Seifenherstellung verwendet.[7]
Als Hecke gepflanzt bietet die Strauch-Melde einen guten Windschutz, besonders an den Küsten. Solche Hecken können ungeschnitten wachsen, die Pflanzen vertragen aber ebenso gut einen Rückschnitt, sogar bis ins alte Holz.[7]
Da die Pflanzen das Salz aus dem Boden aufnehmen, wird diese Art auch zur Regenerierung (Phytosanierung) versalzter Böden eingesetzt.[7]
Die Strauch-Melde findet als Zierpflanze Verwendung.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ingrid Schönfelder, Peter Schönfelder: Kosmos Atlas Mittelmeer- und Kanarenflora. Über 1600 Pflanzenarten. 2. Auflage. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2002, ISBN 3-440-09361-1.
- Ian C. Hedge: Atriplex halimus. In: Karl Heinz Rechinger et al. (Hrsg.): Flora Iranica, Band 172 – Chenopodiaceae. Graz, Akad. Druck, 1997, S. 84–85. (Abschnitte Beschreibung, Vorkommen, Futterpflanze)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Atriplex halimus bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
- ↑ a b Gudrun Kadereit, Evgeny V. Mavrodiev, Elizabeth H. Zacharias, Alexander P. Sukhorukov: Molecular phylogeny of Atripliceae (Chenopodioideae, Chenopodiaceae): Implications for systematics, biogeography, flower and fruit evolution, and the origin of C4 Photosynthesis. In: American Journal of Botany. Band 97, Nr. 10, 2010, S. 1664–1687 (englisch).
- ↑ Gaden S. Robinson, Phillip R. Ackery, Ian J. Kitching, George W. Beccaloni and Luis M. Hernánde: Search Results: Hostplant Family: Chenopodiaceae, Hostplant Genus: Atriplex, Hostplant Species: halimus. In: HOSTS - The Hostplants and Caterpillars Database. Natural History Museum, London, abgerufen am 27. März 2018 (englisch).
- ↑ a b Pertti Uotila: Chenopodiaceae (pro parte majore). Atriplex halimus Datenblatt in Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. 2011.
- ↑ Carl von Linné, Lars Salvius: Caroli Linnaei ... Species plantarum :exhibentes plantas rite cognitas, ad genera relatas, cum differentiis specificis, nominibus trivialibus, synonymis selectis, locis natalibus, secundum systema sexuale digestas... Band 2, 1753, S. 1052 (Latein, biodiversitylibrary.org [abgerufen am 27. März 2018]).
- ↑ Atriplex halimus bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 27. Januar 2021.
- ↑ a b c d e Atriplex halimus bei Plants For A Future
- ↑ Eintrag bei Liber Herbarum
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Atriplex halimus bei Tropicos.org. In: Flora of Pakistan. Missouri Botanical Garden, St. Louis
- Verbreitungskarte für Europa.
- Fotos bei Encyclopedia of Life.
- Thomas Meyer, Michael Hassler: Mittelmeer- und Alpenflora. Datenblatt mit Fotos.